An den Vorgängen in der Scheideanstalt ist absolut nicht Mysteriöses, dennoch weiß unter den Altgoldverkaufswilligen kaum jemand darüber Bescheid. Manchmal bieten Scheideanstalten die Möglichkeit, sich die Prozesse vor Ort anzusehen. Wen es interessiert, kann einmal bei einer Scheideanstalt in der Nähe nachfragen. Vielleicht lässt sich etwas machen. Nachfolgend einer kleiner Einblick in die Materie.
Aus Altgold wird Scheidgut
Gold ist sehr gefragt, aber knapp, da lohnt es sich durchaus, Recycling zu betreiben. Natürlich wird darauf geachtet, dass die entstehenden Schadstoffe schön unter Kontrolle bleiben. Für die Scheideanstalt ist es zunächst nicht von Belang, ob die angelieferte Ware aus dem Edelmetall- oder Altgold-Ankauf, aus Zahngold, Schmuck, Bruchgold, Nuggets oder industriellen Abfällen besteht. Was zählt, ist der Gehalt an Edelmetallen sowie der Gehalt an ab sofort überflüssigen Substanzen. Daraus ergibt sich der Weg, der in der Scheideanstalt eingeschlagen werden muss.
Schmuck wird eingeschmolzen
Scheidgut in Form von Schmuck wird zunächst bei über 1000 Grad Celsius eingeschmolzen. Danach wird ein rechteckiger Barren, auch Plantsche genannt, gegossen und anschließend gesäubert. Mithilfe verschiedener Methoden wird eine quantitative Analyse in Bezug auf die vorhandenen Edelmetalle durchgeführt. Danach kann man den Barren scheiden.
Gekrätz braucht einen Zwischenschritt
Bei Gekrätz, wie zum Beispiel Einbettmassen, Strahlsand, Rückständen aus diversen Filtern oder Tiegeln gibt es viele Verunreinigungen. Bevor geschmolzen werden kann, müssen die Verunreinigungen raus. Bei Galvanischen Bädern, die in der Industrie zum Einsatz kommen und Oberflächen veredeln, muss zunächst eine Homogenisierung vorgenommen werden. Damit die relevanten Bestandteile sich gleichmäßig verteilen können, bevor weitergearbeitet werden kann. Die nichtmetallischen Bestandteile im Gekrätz verbrennen in einem ersten Schritt bei ca. 720 Grad Celsius zur Gekrätzasche.
Der Schmelzverlust
Scheidgut wie zum Beispiel Schmuck ist nicht so stark verunreinigt, muss also nicht erst großartig von überflüssigen Substanzen befreit werden. Der Schmelzverlust, der durch das Abbrennen nichtmetallischer Inhaltsstoffe und durch die Verschlackung von Unedlem entsteht, fällt daher nicht ganz so hoch aus. Die Gewichtsdifferenz zwischen dem, was angeliefert wurde, und dem, was übrig bleibt, hält sich daher in Grenzen.
Der eigentliche Scheideprozess
Die Scheideanstalt legt Wert darauf, wirtschaftlich zu arbeiten, daher wird ab jetzt in größeren Mengen gearbeitet. Das Scheidgut muss sich nun der nasschemischen Scheidung unterziehen. Dabei lassen sich die Edelmetalle durch die chemischen Prozesse und Fällungsreaktionen schön separieren. Sobald diese Vorgänge abgeschlossen sind, liegt das enthaltende Edelmetall als Kristall oder Schwamm vor. Falls das Metall für medizinische Anwendungen gedacht ist, können noch weitere Reinigungsprozesse anstehen. Dann wird geschmolzen, um einen Barren herzustellen. Je höher die Temperatur klettert, desto schwächer wird die Farbe des Goldes. Kurz vor dem Erreichen des Schmelzpunktes glüht es hellgelb. Im geschmolzenen Zustand ist es zitronengelb, mit einem leichten Grünstich. Erst nach dem vollständigen Abkühlen kehrt die typische Goldfarbe zurück.
Beim Gekrätz muss noch eine Hüttentechnische Scheidung erfolgen. Die Gekrätzasche wird dazu mit Koks, Bleioxiden und weiteren Substanzen vermischt und dann zum Zwecke der Reduzierung geschmolzen. Das Blei sammelt das Edelmetall auf, ignoriert aber die unedlen Bestandteile. Diese werden zum größten Teil verschlackt. Die Mischung aus Blei und Edelmetall muss dann noch einmal geschmolzen werden, dieses Mal aber oxidierend (mit Sauerstoffbeimischung) und nicht reduzierend. Dann wird dann noch einmal aufgearbeitet und schließlich geschmolzen und gegossen.
Was passiert mit dem Gold aus der Scheideanstalt?
Sobald alle Prozesse in der Scheideanstalt erfolgreich abgeschlossen sind, verkauft die Scheideanstalt das recycelte Gold in Form von Barren oder als Halbzeug, das den Abnehmern die weitere Verarbeitung erleichtert, zum Beispiel an die Dental- oder Schmuckindustrie. Zahntechniker fertigen dann daraus neue Kronen, Brücken oder sonstige Hilfsmittel für das Gebiss. Nach der Entfernung gibts eventuell einen weiteren Boxen-Stopp in der Scheideanstalt.
Die Schmuckindustrie formt ihrerseits aus dem wiedergewonnenen Gold neue Schmuckstücke, die an die Kunden verkauft werden. Sollten diese beschädigt oder in Ungnade gefallen sein, geht es ebenfalls zurück in die Scheideanstalt, sofern sich keine anderen Verkaufsmöglichkeiten finden. Das ist der Kreislauf des Goldes.