Zum Altgold zählen alte, ungeliebte oder beschädigte Schmuckstücke (sogenanntes Bruchgold), Reste aus industrieller Fertigung, Zahngold oder Goldmünzen. Altgold ist eine oft ungenutzte finanzielle Ressource, die sich in vielen Haushalten findet.
Was muss man beachten, wenn man Altgold in bares Geld umsetzen möchte?
1. Geschäft ist Geschäft
Der Handel mit Altgold ist ein Geschäft wie jedes andere auch, trotz aller Emotionen, die mit der uralten Faszination für das Edelmetall Gold oder den Familienschmuck, der eventuell von Generation zu Generation weitergegeben wurde, zusammenhängen. Im Altgoldhandel interessiert das eher nicht.
2. Nicht zu viel erwarten!
Mit dem Altgoldverkauf lässt sich kaum Gewinn erwirtschaften. Der Erlös kann eine nette Summe ergeben, das hängt auch davon ab, wie viel Altgold der Interessent mitbringt. Beim Verkauf den ursprünglichen Einkaufpreis erzielen zu wollen, das ist meist utopisch. Sicherlich kann es passieren, dass das zu verkaufende Schmuckstück mehr einbringt als den reinen Goldwert zum aktuellen Kurs minus die Abschläge des Händlers oder der Scheideanstalt. Die Regel ist das nicht.
Die Erwartungen der Kunden beim Schmuckverkauf weichen oft vom tatsächlich zu erzielenden Betrag ab. Viele Kunden erwarten mehr Geld, als sie bekommen können, es gibt aber auch Kunden, die sich des Wertes ihrer alten Schmuckstücke überhaupt nicht bewusst sind.
Schmuck ist keine Wertanlage
Generell kann man sagen, dass sich Schmuck abgesehen von Sammlerstücken nicht als Geldanlage eignet. Der Vergleich mit einem neu gekauften Auto macht den Wertverlust vielleicht deutlich. Sobald man mit dem neuen Auto den Hof des Händlers verlässt, sinkt der Wagen im Wert. Er wird dadurch nicht wertlos, aber der Neupreis ist bei einem Wiederverkauf in den meisten Fällen nicht mehr erreichbar. So ist es auch beim Schmuck. All die Faktoren, die seinerzeit zum hohen Ankaufspreis beitrugen, wie etwa die geleisteten Arbeitsstunden, die Mehrwertsteuer oder die Gewinnspanne des Händlers, sind nun irrelevant. Auch Schmuckstücke bekannter Marken sind davor nicht geschützt.
Einige wenige Schmuckstücke gelten als "besonders" und erzielen gute Preise bei einem Wiederverkauf, bei allen anderen wiegt der emotionale Wert höher als der mögliche Verkaufspreis. Die Abschläge und Kosten des Aufkäufers mindern den zu erzielenden Preis zusätzlich. Bei einem Verkauf an Zwischenhändler erzielt man möglicherweise weniger als bei einem Direktverkauf zum Beispiel an einen privaten Kontakt. Der Notverkauf, der nicht in aller Ruhe vorbereitet werden kann und bei dem nicht alle möglichen Verkaufsoptionen geprüft werden können, ist finanziell oft ungünstig. Sofern es nicht sein muss, ist von einem Verkauf unter Zeitdruck abzuraten.
Unterscheidungen beim Verkaufspreis
Beim Festlegen eines realistischen Verkaufspreises unterscheidet man in Bezug auf die möglichen Käufergruppen und bei der Art des Schmuckes.
Der Materialwert: vor allem bei Altgold interessant
Bei beschädigten Schmuckstücken, deren Reparatur sich nicht mehr lohnt, bei unmodernem Schmuck oder Massenware zählt oft nur noch der Materialwert. Trauringe fallen meist in diese Kategorie, obwohl es gelegentlich Ausnahmen gibt. Mit Brillanten besetzte Trauringe zum Beispiel können nach einer Umarbeitung durchaus höhere Preise erzielen. Beschädigte oder unbeliebte Armbänder und Halsketten bringen im Falle eines Verkaufs an einen Altgoldhändler aufgrund ihres manchmal hohen Gewichtes durchaus noch etwas ein. Ringe sind nicht so "gewichtig" und dementsprechend bei einem Verkauf nicht sehr lukrativ. Umarbeiten, behalten oder verschenken kann bei Ringen manchmal die bessere Wahl sein. Auch Zahngold fällt, obwohl kein Schmuckstück, in die Kategorie der Stücke, die zum Materialpreis verkauft werden.
Der Materialwert berechnet sich aufgrund der enthaltenen Mengen an Gold, Silber, Platin oder anderen Edelmetallen und liegt meist unter dem Zeitwert und dem ehemaligen Kaufpreis. Bei Edelmetallen ist das Gewicht in Gramm oder Unze, der Feingehalt/die Legierung - für beides gilt: je mehr desto besser- sowie der Tageskurs relevant. Für Edelsteine oder Perlen wird bei der Preisberechnung der jeweils aktuelle Marktwert herangezogen. Vor allem bei kleinen Steinen und Perlen ist hier eher mit geringen Preisen zu rechnen. Das Herausbrechen lohnt oft überhaupt nicht mehr. Beim Ausfassen werden sie womöglich noch beschädigt. Steine, die der Händler nicht ankaufen möchte, gibt er dem Kunden in vielen Fällen wieder mit, damit er diese eventuell woanders verkauft oder sie als Erinnerung behält.
Sofern das Altgold nicht in die oben beschriebenen Kategorien "beschädigt", "unmodern" oder "Massenanfertigung" fällt, gibt es beim zu erzielenden Preis womöglich etwas mehr Spielraum.
Der Zeitwert
Der Zeitwert bemisst sich anhand der durchschnittlichen Marktpreise für vergleichbare Schmuckstücke, ist aber nicht mit dem Neupreis identisch. Interessierte Kunden können sich diesbezüglich an einen Gutachter, Goldschmied oder Juwelier ihres Vertrauens wenden oder, sofern sie selbst ein wenig Ahnung von Schmuck haben, besteht die Möglichkeit, sich in verschiedenen Schmuckbörsen nach vergleichbaren Stücken umsehen. Der Zeitwert wird auch herangezogen, falls ein Schmuckstück zur Pfandleihe gebracht wird oder bei einer Auktion versteigert werden soll.
Der Liebhaberpreis
Im privaten Bereich oder bei einem Kommissionsverkauf lassen sich im besten Fall sehr viel höhere Beträge erzielen als bei einem Verkauf zum Materialwert. Voraussetzung ist ein begeisterter und solventer Käufer. Der Preis hängt davon ab, wie sehr der Interessent am betreffenden Schmuckstück interessiert ist, ob es sich um ein Einzelstück handelt oder ob möglicherweise bei Auktionen von ganz besonders exquisiten Schmuckstücken mehrere Interessenten den Preis hochtreiben. Pauschale Angaben in diesem eher emotionalen Bereich lassen sich hier also kaum treffen.
Wiederbeschaffungswert
Für Altgoldverkaufswillige ist der Wiederbeschaffungswert meist eher uninteressant, denn er weicht vom möglichen Verkaufspreis oft sehr ab. Zur Erklärung des Unterschiedes wird hier trotzdem darauf eingegangen.
Der Wiederbeschaffungswert, auch Verkehrswert, Schätzpreis, Händlerverkaufspreis, Einzelhandelsverkaufspreis, Versicherungs-Taxation, Neuwert oder aktueller Wert genannt, und der möglicherweise zu erzielende Verkaufspreis eines Schmuckstückes können zum Teil erheblich differieren. Die Höhe des Wiederbeschaffungswertes bezieht sich auf den Preis, der zu bezahlen ist, wenn ein Schmuckstück, an dem der Eigentümer sehr hängt, verloren geht oder gestohlen wird. Ein ähnliches Schmuckstück zu finden, kann im Falle von Einzelanfertigungen schwierig und/oder teuer werden.
Schmuckstücke versichern lassen
Dieser Wert ist auch dann interessant, wenn anhand der Wertschätzung zum Beispiel eine Versicherung für das Schmuckstück abgeschlossen werden soll. Bei teuren Stücken ist es immer sinnvoll, ein oder mehrere qualitativ hochwertige Fotos und das Schmuckgutachten sowie die Versicherungspolice an einem sicheren Ort zu hinterlegen. Bei den Versicherungen geht man oft von einer Wertsteigerung des betreffenden Schmuckstückes aus, sodass der Versicherungswert meist über dem Wiederbeschaffungswert liegt. Das hat zur Folge, dass die Beiträge teurer werden.