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Meine Präsentation befasst sich mit dem [KLICK] Jugendstil und ich werde anhand meiner Ausarbeitungen bewerten, ob es sich bei dieser Kunstepoche [KLICK] um ein
Gesamtkunstwerk handelt.
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[KLICK] Hierzu möchte ich Ihnen zu allererst Informationen über den Ablauf meiner Präsentation geben.
[KLICK] Zu allererst werde ich auf die Begriffserläuterung, die zeitgeschichtliche Einordnung und die Entstehung eingehen.
[KLICK] Danach werde ich die typischen Stilmerkmale erläutern.
[KLICK] An dritter Stelle zeige ich den kunsthistorischen Stellenwert des Jugendstils auf um letztendlich [KLICK] auf die Bewertung zu kommen, ob es sich bei dieser Kunstepoche um ein Gesamtkunstwerk handelt.
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[KLICK] Nun kommen wir zu Punkt 1: [KLICK] Was versteht man eigentlich unter dem Begriff Jugendstil?
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[KLICK] Jugendstil ist folgendermaßen zu definieren:
In Frankreich und Belgien Art Nouveau, in England Modern Style, in Italien Stile Florale, in Österreich Wiener Sezessionstil und in Spanien Modernismo (Catalán) genannt, bezeichnet es eine Kunstepoche der Jahre 1890 bis 1910. Es handelt sich um einen etablierten Stil des Dekorativen, Konstruktiven und biomorphen, also von den Kräften des natürlichen Lebens geprägten Stil.
In Deutschland wurde der Begriff von der 1886 gegründeten Münchener Wochenschrift für Kunst und Leben namens "Jugend" abgeleitet, für die viele Künstler die Deckblätter entwarfen.
Jugendstil beschreibt weiterhin die damals neuen Formen, die alle Bereiche der Kunst und des Lebens durchdringen sollten und war ein reformerischer Versuch, sich vom Historismus abzuwenden.
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[KLICK] Zur zeitgeschichtlichen Einordnung ist zu sagen, dass die Jahre um 1900 Jahre der Mechanisierung und Industrialisierung waren. Das traditionelle Handwerk verlor an Bedeutung und billige Massenware ergriff Besitz von den Märkten.
Immer mehr Arbeiter zogen vom Land in die Stadt, da sie dort eine bessere Lebensqualität erwarteten. Unumgänglich war damit aber auch die Abwendung von der Natur.
Der Positivismus - eine Strömung, die alles mit den exakten Naturwissenschaften zu erklären versuchte, die nur die mit den menschlichen Sinnen erfassbare Wirklichkeit anerkannte und auf Sachlichkeit, Nützlichkeit und Zweckdenken drängte - bestimmte das Denken vieler Menschen in dieser Zeit und provozierte geradezu eine Gegenströmung.
Gerade, weil es zu dieser Zeit dem Positivismus widersprüchliche Erkenntnisse gab: [KLICK]
Dass die Umgebung die Seele eines Menschen beeinflussen kann, wurde auch durch den Psychoanalytiker Freud untermauert, der schon vor 100 Jahren mit Traumdeuterei oder seinem Seelenmodell auf viel Zustimmung stieß. Um 1900 gewannen auch Seancen, Wahrsagertum, Mystizismus und Sekten an Zuspruch, die die harte Mauer des Rationalismus durchstoßen wollten.
Besonders wichtig für den Jugendstil war die Auswertung der Graphologie durch Crépieux Jamin, der erkannte, dass sich in einer Handschrift nicht nur Charakterzüge und Veranlagung widerspiegeln, sondern auch vorübergehende seelische Stimmungen in ihr zu erkennen sind. Somit wurde auch der für den Jugendstil so bedeutenden Linienführung eingeräumt, Gefühle ausdrücken zu können. Auf die Bedeutung der Linie komme ich noch einmal bei den spezifischen Stilmerkmalen zurück.
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[KLICK] Die zeitgeschichtliche Problematik führte zur Entstehung des Jugendstils, denn er übernahm die Funktion einer Fluchtbewegung der bürgerlichen Schicht vor den Formen der modernen Stadt. Die symbolische Darstellung gewann gegenüber der Wirklichkeitsdarstellung stark an Gewicht - in Bildern des Jugendstils sind oft Visionen, Erscheinungen, Gesichter und Einblicke in Verborgenes geschildert.
Der Jugendstil wollte jedoch die Entwicklung der Mechanisierung nicht stoppen sondern nutzen und mit ihren Möglichkeiten den Folgen entgegenwirken. So wurde durch die maschinelle Fertigung von Kunstzeitschriften der überregionale Austausch möglich, der sich gegen die Abfertigung des Endabnehmers mit billigen Massenprodukten wendete und ihn als Menschen mehr in den Mittelpunkt rücken wollte.
Diese Bewegung gewann mit der Zeit immer mehr an Dynamik.
Nicht zu vergessen ist die japanische Kunst, die die Entstehung des Jugendstils mit antrieb. Nach der Öffnung Japans Mitte des 19. Jahrhunderts beeinflussten außergewöhnliche Holzschnitte die Künstler Europas. [KLICK]
Der Jugendstil beschränkt sich keinesfalls auf Plakat- und Buchkunst, vielmehr ist er später auch in den Kunstgattungen Architektur, Raumausstattung (vor allem Möbel), Malerei, Graphik und Plastik, Glaskunst und Schmuck zu finden. [KLICK]
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Nun [KLICK] werde ich die typischen Stilmerkmale des Jugendstils exemplarisch für die übrigen erwähnten Kunstgattungen, auf die ich am Ende meines Vortrags noch einmal zurückkomme, an Beispielen der Bildkunst und Architektur erläutern.
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[KLICK] Zu erwähnen ist unbedingt, dass die komplexe Gestalt des Jugendstilbildes sich aus dem Kontrast und Zusammenspiel der Linien und Farbflächen zueinander, der Farben untereinander und der Linien und Farbflächen untereinander zusammensetzt.
Das Jugendstilbild ist meist beherrscht von einem dezentralen Bildaufbau und somit absichtlich unabhängig vom perspektivisch-konstruierbaren Raum, was ein gewisses Maß an Zeitlosigkeit vermittelt.
Durch den meist hoch gelagerten Horizont sind die Dinge in die Fläche des Schauplatzes eingebunden, selten hingegen wird ein Hintereinander von Gegenständen durch Verkleinerung nach oben oder schräg laufende Linien oder Reihungen sichtbar gemacht, da in den meisten Fällen das reine und gleichwertige Nebeneinander aller Formen herrscht.
Figuren werden oft vom Rand überschnitten, aber nicht um wie im Impressionismus Bewegung ins Bild zu bringen, sondern um nur den Teil des Motivs, der nach Meinung des Künstlers wichtig für das Betrachten ist, einzufangen.
Durch den weitgehenden Verzicht auf Modellierung, Tiefe und Schatten müssen Gegenstände durch Umriss und Farbe kenntlich gemacht werden, dabei wird die Naturrichtigkeit oftmals außer Acht gelassen und der Gegenstand deformiert.
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[KLICK] Zu den bevorzugten Farben des Jugendstils gehören das Blau des Wassers, des Himmels, des Sonnenunterganges, der mit Träumereien, Erinnerungen und Wünschen in Verbindung gebracht wird. In allen möglichen Abstufungen und Reflexen symbolisiert das Blau den Zug zur Ferne, Düsterkeit, Introversion und Melancholie und war Stimmungssymbol dieser Zeit.
Ebenso spielt das Grün der Gräser und Blätter eine wichtige Rolle wie Abweichungen von Rot zu Mauve oder Lila, reines Schwarz oder Weiß und auch Gold und Silber.
Oft wurden milchige, durchsichtige Töne, sehr selten hingegen leuchtende Farben verwendet.
[KLICK] Die Linie, ein - wie vorhin schon angedeutet - wichtiges Element der Jugendstilmalerei, besonders seit der Graphologie, ist ein dynamisch bewegtes Ausdrucksmittel. Schwingenhaft an Pflanzenranken und Schaumkronen erinnernd, ist sie die persönliche Handschrift des Malers und ist fähig, Agression, Selbstsicherheit, Arroganz oder Zögerlichkeit zu vermitteln.
Hierzu möchte ich Ihnen ein Beispiel von Peter Behrens zeigen: Der Kuss
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[KLICK] Der 1898 entstandene Sechsfarben-Holzschnitt, der etwa 27 mal 22 cm groß ist… Hier größer zu sehen [KLICK]
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... zeigt den feierlichen Ausdruck zweier Küssenden, deren Gesichter von langen, sich ornamental schlängelnden, ineinander verflochtenen Haaren umrahmt sind.
Die Linie ist hier Ausdrucksmittel großer Gefühle. Weich und geschwungen die Gesichtszüge, drückt sie Ruhe und Vertrauen aus. Die Verworrenheit der Haare zeigt die Innigkeit, das Vergessensein im Glück und das Gefühl des Verbundenseins.
Der Kuss wurde zu einem der beliebtesten Motive für Reproduktionen in Büchern und Aufsätzen über den Jugendstil, weil es mehrere typische Stilmerkmale aufweist, die ich zuvor schon erläutert habe.
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[KLICK] Zu den meist verwendeten Thematiken des Jugendstils gehören unter anderem Frühling, Liebe, Kindheit, Brautzeit, Mutterglück, Spiel, Mummenschanz, Sport, Schönheit, Poesie und Musik. Auch "Wahrheit", "Gerechtigkeit", "Unmäßigkeit", "Wahnsinn", "Sünde" und engelsgleiche Wesen werden durch Frauenfiguren - das meist verwendete Motiv - dargestellt. Hierbei haben die Frauen langes wallendes Haar, wie wir es bereits bei Peter Behrens "Der Kuss" gesehen haben.
Die Natur spielt bei den Motiven eine sehr große Rolle. Pflanzen, vor allem Ranken und Blüten umgarnen die Frauenfiguren. Dass die Frau zu den beliebtesten Motiven der Jugendstilmalerei gehört, liegt wohl nicht zuletzt daran, dass die Künstler dieser Epoche überwiegend Männer waren. Ein passendes Beispiel ist das Plakat von Alfons Mucha für Sarah Bernhardt als "La Dame aux Camelias" für das Théâtre de la Renaissance:
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[KLICK] Diese Farblithographie entstand im Jahre 1886 und ist im Original etwa 32 mal 11 cm groß. Vergrößert [KLICK] …
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… betrachtet, lassen sich schnell die von mir soeben beschriebenen spezifischen Stilmerkmale erkennen: Als Hauptmotiv die Frau, umgeben von mehreren biomorphen Ornamenten, wie der Blütenpflanze zu ihrer Rechten, der Blume im Haar und den herab fallenden blütenähnlichen Ornamenten im Hintergrund. Der Bogen und das Geländer unter dem, bzw. an welchem sie sich befindet, ist von einer weichen runden Linie bestimmt. Beherrscht ist das gesamte Bild von milchigen Rot- und Grüntönen.
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[KLICK] Um von der Malerei auch zur Architektur zu kommen, möchte ich Ihnen zwei Gebäude von Gaudí vorstellen, die den Eindruck lebender Organismen erwecken. Sie sind losgelöst von ihrer steinernen Hülle, wirken assymetrisch und sind nicht durch eine achsiale Aufteilung bestimmt.
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[KLICK] Die Casa Milá oder auch La Pedrera genannt, wurde zwischen 1906 und 1910 erbaut und steht wie die…
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[KLICK] … Casa Batlló von Gaudí und Cornet, die zwischen 1904 und 1906 erbaut wurde, in Barcelona und ist durch ihre besondere Fassade gekennzeichnet. Fast dem Gerippe eines Lebewesens ähnlich, wurden bei der Casa Battlo Farben und Formen der Meereswelt nachgeahmt. Gaudí wollte, dass die Gestalt eines Gebäudes abhängig von seiner Funktion ist. So hat er unter anderem die Größe der Fenster des für einen Adligen bestimmten Wohnhauses je nach Entfernung vom Dach variiert. Auf diese Weise kann jeder Raum des Hauses die gleiche Menge an Tageslicht erlangen. [KLICK]
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An dieser Stelle [KLICK] möchte ich Ihnen den kunsthistorischen Stellenwert des Jugendstils verdeutlichen.
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[KLICK] Der Jugendstil war und ist auch heute noch von großer Bedeutung für die Kunstgeschichte. Seit dieser Stilepoche wird von vielen Künstlern großer Wert auf die stoff- und zweckgerichtete Formgebung gelegt. Man spricht seitdem von Stilwollen, also einer bewussten Auseinandersetzung mit dem Material, einer bewussten Unterwerfung des Materials, einer bewussten Veränderung der Umwelt und einem Bewusstwerden der Seele in einer Zeit der Rationalisierung und Vermassung.
Auch ist die Arbeit im Atelier anhand von Gedächtnisskizzen seit dem Jugendstil nicht mehr so verpönt, denn man erkannte, dass diese Arbeitsweise sehr wirksam war um wirklich nur das in einem Bild zu verewigen, was besonders die Aufmerksamkeit des Malers auf sich gezogen hatte.
Auch wenn der Jugendstil die Jahrzehnte um 1900 nicht gerade beherrscht hat, so ist er doch als Übergang vom Historismus zur Moderne zu verstehen und für die Entstehung des Internationalen Stils von großer Bedeutung.
Zudem erweckte der Jugendstil in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts eine große Sammelleidenschaft und ist somit immer noch populär und in mehreren Wohnungen zu finden. [KLICK]
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Und nun komme ich auf meine Ausgangsfrage zurück: [KLICK] Ist der Jugendstil als Gesamtkunstwerk zu bezeichnen?
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Recorder anmachen!!! [KLICK] Im Laufe meiner Präsentation habe ich dargelegt, dass der Jugendstil besonders in der Bild- und Buchkunst, aber auch in der Architektur Einzug gehalten hat. Nach und nach gab es auch verwandte Strömungen in Graphik und Plastik, Glaskunst und Schmuck. Auch Dichtung, Musik, Theater- und Tanzkunst wurden vom Jugendstil beeinflusst. Die spezifischen Stilmerkmale, die ich Ihnen nannte, sind nämlich ebenso auf andere Kunstgattungen angewendet worden, wie Sie an den folgenden Bildern sehen können.
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[KLICK] Sowohl die Brosche links im Bild als auch das Service rechts weisen die typischen Merkmale auf, nämlich beim Service die bevorzugten Farben blau und grün, weiche geschwungene Linien, sowie bei der Brosche Anlehnungen an Formen aus der Natur, wie Tropfen, Blätter…
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[KLICK] … Pflanzenranken, Blüten und Stengel wie bei dem hier gezeigten Sekretär und der einer Glockenblume nachempfunden Lampe.
Ebenso hat der Jugendstil Einzug in die Musik gehalten, dazu ein Beispiel von Maurice Ravel, welcher von 1875 - 1937 lebte: Prélude à l'après-midi d'un faune, das Sie seit Beginn der vorletzten Folie im Hintergrund hören.
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[KLICK] Anhand dieser Erkenntnisse denke ich, man kann das Fragezeichen mit gutem Gewissen durch einen Punkt ersetzen. [KLICK]
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!