Hallo Hewbie,
um zunächst zu Deiner eigentlichen Frage zu kommen. Grundsätzlich unterscheidet sich die heutigen Emailtechnik nicht von der Technik vor rund 3500 Jahren. (Gräberfund aus Mykene, älteste bekannte Emailarbeit). Immer noch wird eine in der Regel pulverisierte Glasmasse bei Temperaturen über 600 Grad Celsius auf einen Metallträger aufgeschmolzen. Trotzdem sind die Unterschiede gravierend.
Der Reihe nach. Vermutlich wurde das Email zunächst zur farbigen Gestaltung, bzw. als Steinersatz im Schmuck eingesetzt. Das ging jedoch auch nur schrittweise. Manchmal liest man selbst in der Fachliteratur von frühen ägyptischen Emailarbeiten. Meist handelt es sich aber nicht um echte Emailarbeiten, sondern es handelt sich um Inkrustationen. Dabei wird Glas- oder Steinpulver mit Harzen vermischt meist auf Metall ein- oder aufgeschmolzen. Die Temperaturen dürften dabei kaum über rund 100 Grad C gelegen haben. D. h. das Harz schmolz, aber das Glas- bzw. Steinpulver blieb unverändert. Wann man entdeckte, dass man Glaspulver auch direkt auf das Metall aufschmelzen konnte ist nicht bekannt. Ich sage immer scherzhaft: möglicherweise hat ein griechischer oder ägyptischer Goldschmiedelehrling eine solche Harz-Glasmischung im Holzkohlefeuer vergessen, weil ihm die Brotzeit wichtiger war. Dabei wurde das Werkstück so heiß, dass Glas und Metall sich zur ersten echten Emailarbeit verbanden. Und wahrscheinlich hat der Lehrling von seinem Meister erst mal eine kräftige Ohrfeige eingesteckt ehe der Meister erkannte, dass hier etwas Neues entstanden war.
Aber Spaß beiseite und etwas über die Unterschiede zwischen früher und heute.
Bis weit ins 18./19. Jh. musste der Goldschmied sich seine Emails selbst herstellen. Fertige Emailmassen gab es nicht. Zunächst konnte man nur opake, also undurchsichtige Emails in rot und blau herstellen. (Frühe byzantinische und keltische Emailarbeiten) Der Brand der Emailarbeiten erfolgte in Tongefäßen, die im Holzkohlenfeuer erhitzt wurden. Wenn man bedenkt wie empfindlich glühende Emailoberflächen auf Flugasche oder Keramikabplatzungen reagieren, bekommt man noch mehr Hochachtung vor den Leistungen unsere Vorfahren.
Nach einer Phase mit Gasöfen arbeitet der heutige Emailleur mit temperaturgesteuerten Elektroöfen und mit konfektionierten Emails. Die Emails sind heute high-tec Produkte. D. h. der Emailleur kennt die genaue Schmelztemperatur der E’s, ihre Ausdehnungskoeffizienten, ihre Verträglichkeit mit den verschiedenen Metallen usw. Das alles erleichtert die Arbeit natürlich ungemein. Außerdem gibt es heute für fast jeden Anwendungsbereich Spezialemails. Für die Industrie z. B. säurefeste, schlagfeste, selbstleuchtende E’s, Emails von denen sich selbst mit Ölfarben gesprayte Graffiti einfach mit Wasser abwaschen lassen, Emails für Aluminium usw. usw. Der Künstler kann heute wählen zwischen bleihaltigen und bleifreien Emails, transparenten, opaken und opalen, hoch und niedrig schmelzenden und Spezialemails mit denen sich früher unemaillierbare Metalle wie Platin, Messing oder Aluminium problemlos emaillieren lassen. Darüber hinaus gibt es weitere Emailspezialitäten wie Emailmalkreiden, Acrylemails, Flüssigemails, Email-Abziehbilder, Fadenemail, mit Wasser vermalbare Emails, Chemikalien zur nachträglichen Veränderung der Emailoberflächen usw. alles Dinge die zum Teil bis in die 60iger Jahre des 20 Jh. unbekannt waren.
Wenn Du noch mehr über Email erfahren willst, dann klick mal meine HP:
http://www.emailkunst.de an. Fast alle Techniken (auch etwas exotische) sind dort mit Wort und Bild erklärt. Auch darfst Du mir gerne weitere Fragen zum Thema Email stellen
Edmund