Ja, jetzt werde ich ja förmlich gezwungen bei dem sich eröffnenden Reigen der Angebote mit zu machen:
Ringbreite 6,0 mm
Ringstärke 2,5 mm
Schienenquerschnitt oval
Ringgröße 52 (angenommenes Maß)
Oberfläche fein poliert , anschließend kann eine hochklassige Mattierung aufgebracht werden. Verfügbar sind alle gängigen Mattierungen
Das Gewicht des Ringes errechnet sich aus seinem Volumen, sowie dem speziellen Gewicht des Materials. Bei Platin ist die sehr hoch, 21,45 Gramm wiegt ein Kubikzentimeter.
Im einzelnen:
Der Ring soll einen ovalen, also beiderseitig gewölbten Schienenquerschnitt erhalten. 6+2,5/2 ergibt den mittleren Durchmesser, in unserem Fall sind es 4,25 mm Um das Volumen zu errechnen, muss zunächst die Fläche des Querschnittes bestimmt werden. Wir rechnen: r²*Pi, also 2,125*2,125*3,14 und erhalten die Größe der Fläche, 14,17 mm². Nun brauchen wir ja das gesamte Volumen des Ringes und müssen nun noch die Länge ermitteln.
Da die angenommene Ringgröße 52 beträgt (in Deutschland entspricht eine Nummer exakt einem Millimeter Innenumfang des Ringes), rechnen wir zunächst den Innendurchmesser des Ringes aus. Das ist einfach, wir nehmen die Ringgröße 52 und teilen sie durch Pi, also durch 3,14. Das ergibt dann einen Innendurchmesser von 16,56mm. Da dieses Maß den Innenumfang den inneren Durchmesser des Ringes wieder gibt, müssen wir es um eine Materialstärke ergänzen, denn wir brauchen zur korrekten Bestimmung der Länge der abgewickelten Ringschiene, die mittlere Faser. Wir rechnen also: 16,56 plus 2,5 mm und erhalten 19,06 mm, die wir mit der Zahl Pi multiplizieren. Es ergibt sich mithin eine tatsächliche Länge der Ringschiene, von 59,84 mm, die wir noch mit der Fläche multiplizieren müssen, um auf das Gesamtvolumen zu kommen. Es ergeben sich: 59,84*14,17= 847,93mm³, die wir durch 1000 teilen, um auf den Rauminhalt in ccm zu kommen, also auf 0,84796cm³ (was auch exakt seiner Wasserverdrängung entspricht).
Platin hat ein spezifisches Gewicht von 21,45. Mithin wiegen 0,84796 ccm also 18,188742 g gerundet also 18,19 Gramm, die mit dem Tagespreis zu multiziplieren sind.
Der UMICORE Tageskurs liegt heute, am 15.08.2010 bei 40.450,00 Euro für das Kilo Platin (netto), macht 753,03 Euro rechnerischen Materialwert, zzgl. Aufschlag für die Legierungskosten, Arbeitslohn für den Ring, Verarbeitungsverlust, Aufschlag für allgem. Kosten und Gewinn, sowie für die ges. vorgeschriebene Mehrwertsteuer, die allein schon 19% des gesamten Kaufpreises einnimmt.
Zusammen ergibt das nach meiner Rechnung für das oben genannte Beispiel, einen Gesamtbetrag von 2.448,37 Euro. Darin enthalten sind sämtliche Ausgaben, wie Material, Lohnkosten, produktbezogene Kosten, wie Porti, Steuern u.dgl.
Wer einen derartigen Ring billiger anbietet, spart entweder beim Material, begeht Steuerhinterziehung, oder er legt Geld aus der eigenen Tasche drauf. Im günstigsten Fall arbeitet er umsonst.
Ich habe das vorliegende Beispiel einmal in aller Ausführlichkeit und für Jedermann nachvollziehbar gebracht, um Interessenten von gutem Schmuck etwas Aufklärung über die Hintergrundzwänge zu geben, die zur Preisgestaltung eines derartigen Produktes führen.
Allgemein gilt:
Je mechanisierter ein Betrieb ist, um so günstiger fallen seine Produktionskosten, bezogen auf das einzelne Stück aus.
Je kleiner die herzstellende Stückzahl ist, um so weniger Synergien fallen an, um so höher ist der Anteil der reinen Lohnkosten.
Aber es gilt auch:
je mehr "Mensch" an der Fertigung beteiligt ist, um so genauer kann auf die Wünsche des Auftraggebers eingegangen werden. Da sich derartige Anforderungen nicht in der Großserie umsetzen, geschweige denn verkaufen lassen, kann Industrieware immer nur (und bestenfalls) einen Querschnitt durch die allgemeinen Anforderungen an das jeweilige Produkt realisieren. Das hat i.d.R. einen Kostenvorteil zur Folge.
Oft genug allerdings, wird dieser durch die vielerorts immensen Kosten des Einzelhandels wieder vernichtet, denn "irgendwie muss die Knete ja rein kommen!"