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Weißgoldring mit tiefem Kratzer!

 
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Guestuser

 ·  #1
Hallo zusammen,

auch wenn es dieses Anliegen vermutlich schon unzählige Male hier gegeben hat, muss ich es mir doch von der Seele schreiben.

Mein Ehering, kaum zwei Monate alt, ist aus 585er Weißgold, rhodiniert, seidenmatt. Klassische Form, nichts besonderes.

Dass die Mattierung nicht lange so aussieht wie ungetragen, war mir sehr klar. Aber dass ich vor einer Woche nach einer kurzen Autofahrt nach hause komme und auf einmal einen kleinen, aber tiefen Kratzer in meinem Ring habe, den man sehr gut fühlt und bei dem man den Wunsch hat, ihn mit Schmirgelpapier wieder glatt zu machen (würd ich natürlich nie tun), ist mir unbegreiflich. Ich habe nichts bewusst gemacht, was so eine tiefe Schramme hätte hervorrufen können. Wie kann das sein? Stimmt etwas mit dem Material nicht?

Der Ehering meines Vaters sieht nach 35 Jahren Dauertragen besser aus als meiner, der keine zwei Monate getragen wird. Ich bin total frustriert und verzweifelt, ich finde den Ring eigentlich sehr schön und bin traurig dass er so schnell ne Macke hat. Und das ist nicht die Einzge, er hat noch ein paar Kerben, die nicht ganz so schlimm sind, aber trotzdem ärgerlich. Ich trage den Ring ständig, aber ich habe eigentlich gedacht, sowas müsste er aushalten können.

Ich danke Euch für die Geduld beim Lesen und hoffe auf erhellende Antworten.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #2
Hallo Shushiyi,

überlege doch mal anders herum. Irgend etwas muss doch den tiefen Kratzer hervorgerufen haben, oder nicht?
Von alleine wird er ja nicht plötzlich wie ein Erdloch aufgegangen sein.
Es gibt immer wieder Kunden, insbesondere solche die vorher an dem Finger nie Schmuck getragen haben, die überrascht sind welche Kräfte doch auf den Schmuck einwirken können bei Tätigkeiten die ihnen nicht bewusst sind.

Zitat
Ich habe nichts bewusst gemacht, was so eine tiefe Schramme hätte hervorrufen können.


Du kannst Dich nicht erinnern was die Schramme bewirkt haben kann, das glaube ich Dir, das Lenkrad war es sicher nicht beim Autofahren, irgend etwas anderes wird es schon gewesen sein.

Zitat
...aber ich habe eigentlich gedacht, so was müsste er aushalten können.


Nur diese Schlussfolgerung ist etwas unlogisch. Wenn Du dich nicht erinnern kannst was die Kerbe bewirkt hat kannst Du nicht fordern das der Ring das ...(woran Du dich nicht erinnern kannst)... auch aushält.

Sehe es positiv, wenn der Ring einen so starken Schlag mit einer scharfen Kante abgefangen hat das er eine Kerbe bekommen hat, hättest Du ohne Ring bestimmt eine Schnittverletzung oder einen kräftigen blauen Fleck am Finger ohne diesen Ring gehabt. Er hat Deinen Finger geschützt und Du hast es nicht einmal gemerkt. :-)

Zur Beseitigung der Kerbe würde ich nicht einfach schmirgeln sondern das Gold vom Rand der Kerbe mit einem Nietrad erst einmal zusammen treiben, und nur zum Schluss leicht drüber schmirgeln. So ist der Materialverlust geringer.
Juwelfix
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Juwelfix

 ·  #3
Die Edelmetalle sind eben im Vergleich zu vielen anderen Gegenständen des täglichen Gebrauchs relativ weich.
In Verbindung mit Auto fällt mir da gleich mal der Türgriff ein.
Eine Kundin hatte auch schon nach wenigen Tagen Zahlreiche Schrammen in ihrem Ring und konnte sich das nicht erklären. Sie ist Paketbotin. Die Schrammen wurden in erster Linie von dem anschlagen an den Türgriff der Autotür verursacht.

Oder der Massive Herrenring mit fast 2mm starker Schiene. Wurde nach wenigen Wochen total verbogen reklamiert. Ich hatte sogar Probleme ihn wieder rund zu schmieden. Der Kunde hatte damit Skat gespielt und dabei immer kräftig auf einen wehrlosen Tisch eingedroschen.
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 ·  #4
Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure Antworten.

Klar, irgendwas muss es schon gewesen sein, was mir diese Schramme beschert hat. Ich hätte nur nicht mit so einer starken Schramme gerechnet.

Könnt ihr euch denn erklären, wie es sein kann, dass andere 585er Ringe widerstandsfähiger sind? Siehe Ring meines Vaters (Gelbgold). Und der macht damit wirklich ALLES. Holz hacken, Reifen wechseln. Der Ring sieht aus wie neu, nach 35 Jahren.

Das mit der Postbotin leuchtet mir ein, aber ich bin Zur Zeit in Elternzeit und mache ausser Haushalt nicht viel (und das meistens mit Handschuhen). Sonst arbeite ich im Büro, und "Extremsportarten" wie Skat übe ich auch nicht aus.

Gibt es denn ein starkes Qualitätsgefälle bei 585er Weissgoldringen? Wir haben sie bei einem kleinen Juwelier gekauft, der sie haber nicht selbst hergestellt hat. Er hat einen Auftragnehmer, und die Ringe dauerten eine Woche.
Juwelfix
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Juwelfix

 ·  #5
Zitat
Könnt ihr euch denn erklären, wie es sein kann, dass andere 585er Ringe widerstandsfähiger sind? Siehe Ring meines Vaters (Gelbgold). Und der macht damit wirklich ALLES. Holz hacken, Reifen wechseln. Der Ring sieht aus wie neu, nach 35 Jahren.


Gegen Kratzer ist kein Ring resistent !
Wohl ist es aber möglich, sogar wahrscheinlich, dass die 585er Gelbgoldlegierung bei dem Ring deines Vaters um einiges "härter" ist als deine Weißgoldlegierung. Außerdem vermute ich mal, dass der Ring deines Vaters auch ein sehr schlichtes Modell ( ohne Mattierung und solchen Schnickschnack) ist. Da fallen Kratzer nicht so schnell auf.
Und eine Gleichmäßige Abnutzung tut ihr übriges dazu, dass der Ring dann "wie Neu" aussieht.

Ich bin mir aber auch Sicher, dass der Gelbgoldring auch eine tieferen Kratzer abbekommen hätte, wenn ihm genau das selbe wie deinem Weißgoldring passiert wäre.

Im allgemeinen sind Weißgoldlegierungen in der Oberflächenhärte niedriger angesiedelt, als Gelbgoldlegierungen. Eine Ausnahme bilden da eigentlich nur die Legierungen mit Nickel (werden aber in Deutschland nicht mehr verwendet) und die Cobalt-Mangan Legierungen.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #6
Juwelfix
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Juwelfix

 ·  #7
Zitat
Prinzipiell ist sogar Weissgold härter als Gelbgold.


Aber nur im gehärteten Zustand.
Wenn ein Ring von der Trauringmanufaktur kommt, sollte das auch so sein.
Bei handgefertigten Ringen oder wenn noch eine Weitenänderung vorgenommen wurde, kann das Material "weicher" sein.

Aber bei 585Wg dürfte die Vickershärte, ausgehärtet,nicht über 400HV liegen.
Ein Messer aus gehärtetem Stahl oder einfaches Fensterglas sind da schon doppelt so Hart.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #8
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 ·  #9
Ich danke euch für eure vielen Antworten! Ihr habt mir sehr geholfen. Nun muss ich nicht das Gefühl haben, etwas von minderwertiger Qualität am Finger zu tragen und böse auf den Juwelier sein. Ich muss halt ein bisschen mehr aufpassen.

Vielen Dank!
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #10
Wir haben mal einen Solitär-Ring angefertigt, mit einem guten Karäter.Die Kundin hat es tatsächlich geschafft, diesen Ring im Theater beim ersten mal vollkommen zu zerstören. Die Ursache hierfür war begeistertes Applaudieren. Leider hatte sie an der anderen Hand auch einen Ring...!

Natürlich hat sie mir zuerst nicht geglaubt, dass so etwas durch einfaches Applaudieren passieren kann. Ihr anderer Ring, den sie schon viele Jahre trägt und der bereits viele Theaterbesuche "überlebt" hat, sei noch vollkommen unbeschädigt und auf keinen Fall so zerhauen, wie der von uns angefertigte. Das hätte sie ganz genau gesehen, als sie den neuen Ring zum ersten Mal angezogen hätte, weil er auch noch aufgearbeitet werden sollte. Ob sie diesen Ring denn auch im Theater getragen hätte? Diese Frage bejahte sie nicht nur, sondern zog sich einen Ring vom Finger und überreichte ihn mir, zur Bekräftigung ihrer Darstellung. Was sich mir zeigte, war ein, weit über die Grenzen der Belastungsfähigkeit hinaus zerschundener Ring, in dem bereits mehrere Steine fehlten.

Die Dame fiel aus allen Wolken und konnte sich partout nicht erinnern, etwas derart unbotmäßiges getan zu haben, was ihren Ring derart in Mitleidenschaft gezogen haben könnte. Sie hätte doch nur ganz normal geklatscht.

Ich erklärte ihr, dass bei jedem Klatschen eben genau diese Kräfte frei werden, die ihren beiden Ringen so übel mitgespielt haben. Es ist tatsächlich so, dass ein Ring weniger belastet wird, wenn man ihn mit Karacho auf eine Ofenplatte haut, als wenn zwei Ringe "einfach" zusammen geklatscht werden. Hat man bei der Ofenplatte noch Angst vor dem Schmerz, ist diese beim Applaudieren nicht vorhanden, da man diesen Vorgang ja kennt und beherrscht. Im Gegenteil, man schlägt die Handflächen so fest zusammen, wie es geht, der Applaus soll ja auch ankommen.

Jedenfalls haben wir für die Dame einen der Ringe neu gemacht und den Anderen aufwändig restaurieren müssen, wobei sich heraus stellte, dass einige Steine mitsamt der Fassungen ersetzt werden mussten. Seither steckt die Dame ihre Ringe der rechten Hand zu denen auf der Linken und klatscht begeistert und völlig schadenfrei.
Juwelfix
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Juwelfix

 ·  #11
Das mit dem applaudieren kenne ich auch. Bei mir war es ein Set aus drei Bandringen. In einem hat sie den Smaragd zerhauen, in den beiden anderen waren sogar der Rubin und der Saphir beschädigt. Und noch drei Brillanten dazu rausgehauen. Die ehemals Hochglanz polierte Oberfläche war danach rundum Hammerschlag !
Der Mann der Kundin brachte dann den Vergleich, wenn er ein neues Auto kauft, würde der Hersteller schließlich auch bei einem Motorschaden Garantie leisten müssen.
Darauf konnte ich dann nur sagen, dass das der Autohersteller aber sicher nicht für einen rundum verbeulten Wagen mit eingeschlagenen Scheiben macht.
Ich habe der Kundin jedenfalls geraten, in Zukunft Damenhaft Beifall zu spenden, wenn sie Ringe trägt.

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