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Unterschied cadmiumfreies-cadmiumhaltiges Lot?

 
Flensi47
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Flensi47

 ·  #1
Hallo an alle,
in einem anderen Beitrag habe ich gelesen, dass Anfänger am besten mit cadmiumhaltigen Silberlot arbeiten sollten, da dieses leichter zu verarbeiten sei. Kann mir vielleicht jemand erklären, inwiefern dies zutrifft?

Des Weiteren habe ich festgestellt, dass cadmiumhaltiges Lot kaum noch zu bekommen ist, wohl aus gesundheitlichen Gründen. Lediglich bei Fischer bin ich noch darauf gestoßen, selbst bei der Allgemeinen gehört dies nicht zum Standardprogramm. Kennt jemand weitere Quellen?

Jetzt die letzte Frage: Worauf ist beim Arbeiten mit cadmiumfreien Lot zu achten? Da ich vorher nichts davon wusste, habe ich mir nämlich bereits solches besorgt :oops: . Gibt es einen Tipp, um die Arbeit zu erleichtern?

Danke,
Karin
Mario Sarto
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Mario Sarto

 ·  #2
Hallo Karin, der Unterschied liegt - natürlich - in der Zusammensetzung ;-)
Ich kenne nun nicht den Kontext, dem Du den Tipp entnommen hast. Darum kann ich nichts dazu sagen.
Die Cadmium freien Lote haben in der Regel einen höheren Schmelzbereich. In der Praxis bedeutet das, sie fließen 30, 40, 50 Grad später, als ihre Cadmium haltigen Kollegen. Im Fließ- und Diffussionsverhalten konnte ich keine gravierenden Unterschiede feststellen.
Statt des Temperatur senkenden Cadmiumzusatzes wird mehr Zink, z. T. auch Zinn, Indium und Gallium hinzulegiert.

Wichtig ist stets das passende, auf den Werkstoff und das Lot abgestimmte Flußmittel und die richtige Temperatur. Wenn sich also das Lot zur Kugel zusammen zieht, bevor es in die Fuge fließt, kann man davon ausgehen, dass man etwas falsch macht. Im ersten Video zum Violinen-Projekt kannst Du sehen, wie schön es sich mit dem Lot arbeiten lässt. Es fließt kontrolliert in die Fugen, weil das Werkstück die richtige Temperatur hat. Das "halten" der Temperatur ermöglicht es, dass sich Lot und Grundwerkstoff durchmischen können, also eine neue Legierung bilden und es so zu einer dauerhaften Verbindung kommt. Wer also die Flamme "nur" auf das Lot richtet. wird nur Kugeln schmoren. Und das völlig unabhängig davon, ob nun Lot mit oder ohne Cadmiumzusatz verwendet wird. Dabei verdampft das Lot und es wird immer schwieriger, eine vernünftige Lötung zu erhalten.
Flensi47
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Flensi47

 ·  #3
Hallo Mario,
erst einmal Danke! Die Aussage fiel bei einem Beitrag zum Thema "Flussmittel für Gold". Ich arbeite mit 935er Silber, Fluoron und cadmiumfreien Lot L1. Es tritt aber immer wieder das Problem auf, dass das Lot vom Blähen des Fluoron (fertig gemischt) weggetrieben wird bzw. im Extremfall das gesamte Werkstück (wie gerade die Violinenzarge) auseinanderläuft.
Mein Goldschmiedelehrer hat mir beigebracht, das Flussmittel und das Lot direkt auf das kalte Werkstück aufzutragen und dann das Ganze langsam zu erwärmen, wobei die Hitze zur Lotstelle hingetrieben werden soll.
Ist das so richtig oder macht es mehr Sinn, erst das Werkstück zu erhitzen und dann Flussmittel wie Lot anzulegen?
In einem anderen Beitrag habe ich gelesen, dass jemand beim Goldlöten Fluoron mit Wasser mischt, um die Blähwirkung zu reduzieren. Gilt das auch für Silber? Oder wäre ein anderes Flussmittel angebracht?

Liebe Grüße
Karin
Tilo
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Tilo

 ·  #4
ich verwende das verdünnte fluoron oft auch für silber
besser fließt es aber mit brazetech/flußmittelH, das mich aber mit seiner noch größeren blähwirkung nervt
Flensi47
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Flensi47

 ·  #5
Danke für die Antwort, Tilo.
Da ich jedoch mit der Blähwirkung von Fluoron schon genug zu kämpfen habe, bleibe ich dann lieber dabei und frage mal meinen Lehrer am nächsten Wochenende, welches er benutzt. Das bläht nämlich nur sehr geringfügig.

LG
Karin
Mario Sarto
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Mario Sarto

 ·  #6
Zitat geschrieben von Flensi47
Es tritt aber immer wieder das Problem auf, dass das Lot vom Blähen des Fluoron (fertig gemischt) weggetrieben wird bzw. im Extremfall das gesamte Werkstück (wie gerade die Violinenzarge) auseinanderläuft.

Also grundsätzlich ist Löten natürlich etwas, was geübt werden muss. Es ist mir noch nicht untergekommen, dass jemand auf Anhieb löten konnte. Was hilft, ist sich mit der Theorie zu befassen, einfach um das, was da auf der Kohle passiert, zu verstehen. Wenn man es verstanden hat und es dazu in der Praxis anwendet, dann geht es einfach leichter (gilt natürlich auch für alles andere). Es gibt eine Reihe von kleineren und größeren Fehlern, die zunächst ausgeschlossen werden müssen. Löten ist keine Hexerei und es gibt auch keine Tricks (ich mag dieses Wort nicht). Es basiert auf in sich logischen Grundprinzipien:
- passende Fugen/Flächen
- metallisch blanke Fugen/Flächen
- metallisch blankes Lot
- das richtige Flussmittel
- die richtige Temperatur
- die richtige Vorgehensweise

Die ersten drei Punkte dürften klar sein, kein Schmutz, kein Fett, kein Oxid. Mit passenden Fugen meine ich, dass das Lot noch Platz haben muss, um hinein/dazwischen fließen zu können (Kapillarwirkung!).
Das Flussmittel muss auf den Arbeitsbereich (Temperaturbereich) des Lotes abgestimmt sein. Ist es das nicht, kommt es zu schlechten Ergebnissen, bzw., das Lot fließt nicht oder verdampft.
Wenn alle der genannten Punkte erfüllt sind, dann bedarf es nur noch der richtigen Temperatur. Zu gering - das Lot fließt nicht oder nur mangelhaft. Zu hoch - das Lot "kugelt" (sich vor Lachen), es verdampft und/oder es "frisst" sich in die Oberfläche aufgrund seiner Legierungskomponenten. Sehr unschön!
Die richtige Vorgehensweise hängt ab von den Umständen. Ich bleibe bei der Violine, da es hier jeder nachvollziehen kann: die Lötkohle ist sauber abgezogen, die Einzelteile werden kalt mit Flussmittel "t" eingestrichen und dann langsam erwärmt. Wie im Video (ab 8:35) zu erkennen, bildet sich eine weiße Schicht, Du würdest sagen, das Flussmittel bläht ;-)
Wie Du aber erkennen kannst, "drückt" es die Werkstücke nicht auseinander - augenscheinlich. In Wirklichkeit werden sie natürlich ein Stück weit auseinander geschoben - um sich im nächsten Moment, bei steigender Temperatur, einander wieder näher zu kommen. Dabei wird das Wasser heraus getrieben, es verdampft. Zurück bleibt ein Film von Flussmittel, der die Werkstücke aneinander "klebt". Sie gleiten auf der Kohle vor und zurück. Wie heftig das passiert, hängt vom verwendeten Flussmittel und Deinem Gefühl ab.
Ist die Hitze zu schnell da, verdampft das Wasser explosionsartig - nicht gut. Geschieht dies langsamer, können sich die Werkstücke wieder aneinander legen, da sie nicht durch den Wasserdampf zu weit aus einander getrieben werden.
So weit vorbereitet ist es dann natürlich ein leichtes, die Lotstücke anzulegen, da die Werkstücke regelrecht mit einander verklebt sind und nicht mehr durch den Druck des Pinsels verschoben werden.

Eigentlich ganz einfach, nur man muss es sich merken und üben.

Neben dieser gezeigten Art und Weise kann man Werkstücke auch "binden" - durch Kupfer- oder Eisendraht oder auch "feststecken", entweder direkt in die Kohle oder mit Stecknadeln. Hier muss aber eines bedacht werden: erwärmte Werkstücke dehnen sich aus - immer! Binde ich zu fest, z. B. mit Eisendraht, dann verformt sich das Werkstück - zwangsläufig - unter Hitze. Das kann soweit gehen, dass ich nach dem Abkühlen tatsächlich Macken in der Oberfläche habe oder das sich das Stück dauerhaft verzogen hat. Wann immer es also möglich ist, montiere (löte/schweiße) ich Teile "frei" miteinander. So kann sich alles ausdehnen und auch alles wieder zusammen ziehen - kein Verzug!

Zum Schluss: ganz wichtig! Auch wenn ich an einem Stück 10 oder mehr Lötungen hintereinander habe, ich verwende ein Lot, ich lasse alle Lotfugen unter Flussmittel. Nie kleistere ich sie mit Antiflussmittel oder Lehm ein. Nur so bleiben die Lotnähte glänzend und frisch. Ich brauche keine Angst zu haben, dass mir etwas wieder auseinander fällt, weil das Lot mit jeder weiteren Erwärmung weiter in den Grundwerkstoff ein diffundiert und in diesem Bereich eine neue Legierung bildet, deren Schmelzbereich stets höher ist, als der des neu hinzu kommenden Lotes.

Üben!
tatze-1
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tatze-1

 ·  #7
Zitat geschrieben von Flensi47
Danke für die Antwort, Tilo.
Da ich jedoch mit der Blähwirkung von Fluoron schon genug zu kämpfen habe, bleibe ich dann lieber dabei und frage mal meinen Lehrer am nächsten Wochenende, welches er benutzt. Das bläht nämlich nur sehr geringfügig.

LG
Karin

Diese Bläherei von den Flußmitteln nervte mich schon in der Lehre. Seit ich eine Fortbildung für Granulation mitgemacht habe, verwende ich stark verdünntes Fluoron (auch zum Granulieren als "Kleber") und zwar etwa im Augenmaß-Verhältnis 1:5 (1 Teil Fluoron auf 5 Teile Wasser - mein Dozent meinte 1:10, aber das erschien selbst mir ein bißchen zuuu verdünnt). Kann variieren, aber so bläht das Fluoron definitiv kaum mehr, taugt aber trotzdem gut als Flußmittel.
Flensi47
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Flensi47

 ·  #8
an Mario:
An der Theorie wirds bei mir weniger mangeln, eher an der Geduld zum langsamen Erwärmen :oops: . Nach deiner hilfreichen Beschreibung liegt der Fehler anscheinend dort. Geduld war leider noch nie meine Stärke :roll: , aber es kann ja nur besser werden. Zarge, Ohrringe und Kettenanhänger sind trotzdem fertig geworden. Dabei meine ich festgestellt zu haben, dass es besser funktioniert, wenn man das Lot ganz dünn auswalzt. Jetzt muss ich nur noch eine Digitalkamera auftreiben. Das Hobby wird langsam ganz schön teuer.

an Tatze-1:
Werde - sobald die Kinder im Bett sind - Marios Rat beherzigen und noch weiter üben. Diesmal aber mit verdünntem Fluoron. So kann ich dann gleich für die Digitalkamera sparen 😉 .

Vielen Dank an euch für die tollen Tipps (nicht Tricks!),
Karin
tatze-1
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tatze-1

 ·  #9
Zitat geschrieben von Flensi47
Jetzt muss ich nur noch eine Digitalkamera auftreiben. Das Hobby wird langsam ganz schön teuer.

So ne Digicam ist ja glücklicherweise nicht nur für's Hobby gemacht ;-) Ich hab mir anläßlich unserer Fidelei eine Cam geleistet. Schließlich soll sich Mario doch an hübschen Bildern erfreuen können und nicht vor gruseligen erschrecken. Ordentliche Kameras gibts schon ab etwa 80€, habe ich feststellen dürfen. Meine hat 99€ gekostet und macht eigentlich ganz hübsche Fotos :-) Kommt halt immer drauf an, welchen Anspruch man an die Kamera stellt.

Viel Spaß bei der Löterei :-)
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