Zitat geschrieben von Flensi47
Es tritt aber immer wieder das Problem auf, dass das Lot vom Blähen des Fluoron (fertig gemischt) weggetrieben wird bzw. im Extremfall das gesamte Werkstück (wie gerade die Violinenzarge) auseinanderläuft.
Also grundsätzlich ist Löten natürlich etwas, was geübt werden muss. Es ist mir noch nicht untergekommen, dass jemand auf Anhieb löten konnte. Was hilft, ist sich mit der Theorie zu befassen, einfach um das, was da auf der Kohle passiert, zu verstehen. Wenn man es verstanden hat und es dazu in der Praxis anwendet, dann geht es einfach leichter (gilt natürlich auch für alles andere). Es gibt eine Reihe von kleineren und größeren Fehlern, die zunächst ausgeschlossen werden müssen. Löten ist keine Hexerei und es gibt auch keine Tricks (ich mag dieses Wort nicht). Es basiert auf in sich logischen Grundprinzipien:
- passende Fugen/Flächen
- metallisch blanke Fugen/Flächen
- metallisch blankes Lot
- das richtige Flussmittel
- die richtige Temperatur
- die richtige Vorgehensweise
Die ersten drei Punkte dürften klar sein, kein Schmutz, kein Fett, kein Oxid. Mit passenden Fugen meine ich, dass das Lot noch Platz haben muss, um hinein/dazwischen fließen zu können (Kapillarwirkung!).
Das Flussmittel muss auf den Arbeitsbereich (Temperaturbereich) des Lotes abgestimmt sein. Ist es das nicht, kommt es zu schlechten Ergebnissen, bzw., das Lot fließt nicht oder verdampft.
Wenn alle der genannten Punkte erfüllt sind, dann bedarf es nur noch der richtigen Temperatur. Zu gering - das Lot fließt nicht oder nur mangelhaft. Zu hoch - das Lot "kugelt" (sich vor Lachen), es verdampft und/oder es "frisst" sich in die Oberfläche aufgrund seiner Legierungskomponenten. Sehr unschön!
Die richtige Vorgehensweise hängt ab von den Umständen. Ich bleibe bei der Violine, da es hier jeder nachvollziehen kann: die Lötkohle ist sauber abgezogen, die Einzelteile werden kalt mit Flussmittel "t" eingestrichen und dann langsam erwärmt. Wie im Video (ab 8:35) zu erkennen, bildet sich eine weiße Schicht, Du würdest sagen, das Flussmittel bläht
Wie Du aber erkennen kannst, "drückt" es die Werkstücke nicht auseinander - augenscheinlich. In Wirklichkeit werden sie natürlich ein Stück weit auseinander geschoben - um sich im nächsten Moment, bei steigender Temperatur, einander wieder näher zu kommen. Dabei wird das Wasser heraus getrieben, es verdampft. Zurück bleibt ein Film von Flussmittel, der die Werkstücke aneinander "klebt". Sie gleiten auf der Kohle vor und zurück. Wie heftig das passiert, hängt vom verwendeten Flussmittel und Deinem Gefühl ab.
Ist die Hitze zu schnell da, verdampft das Wasser explosionsartig - nicht gut. Geschieht dies langsamer, können sich die Werkstücke wieder aneinander legen, da sie nicht durch den Wasserdampf zu weit aus einander getrieben werden.
So weit vorbereitet ist es dann natürlich ein leichtes, die Lotstücke anzulegen, da die Werkstücke regelrecht mit einander verklebt sind und nicht mehr durch den Druck des Pinsels verschoben werden.
Eigentlich ganz einfach, nur man muss es sich merken und üben.
Neben dieser gezeigten Art und Weise kann man Werkstücke auch "binden" - durch Kupfer- oder Eisendraht oder auch "feststecken", entweder direkt in die Kohle oder mit Stecknadeln. Hier muss aber eines bedacht werden: erwärmte Werkstücke dehnen sich aus - immer! Binde ich zu fest, z. B. mit Eisendraht, dann verformt sich das Werkstück - zwangsläufig - unter Hitze. Das kann soweit gehen, dass ich nach dem Abkühlen tatsächlich Macken in der Oberfläche habe oder das sich das Stück dauerhaft verzogen hat. Wann immer es also möglich ist, montiere (löte/schweiße) ich Teile "frei" miteinander. So kann sich alles ausdehnen und auch alles wieder zusammen ziehen - kein Verzug!
Zum Schluss: ganz wichtig! Auch wenn ich an einem Stück 10 oder mehr Lötungen hintereinander habe, ich verwende ein Lot, ich lasse alle Lotfugen unter Flussmittel. Nie kleistere ich sie mit Antiflussmittel oder Lehm ein. Nur so bleiben die Lotnähte glänzend und frisch. Ich brauche keine Angst zu haben, dass mir etwas wieder auseinander fällt, weil das Lot mit jeder weiteren Erwärmung weiter in den Grundwerkstoff ein diffundiert und in diesem Bereich eine neue Legierung bildet, deren Schmelzbereich stets höher ist, als der des neu hinzu kommenden Lotes.
Üben!