Goldschmiedeforum
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Flussmittel für Gold

 
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sommerboy
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sommerboy

 ·  #1
Hallo liebes Forum.

mein Dad ist Uhrmacher und hat sich mal eine Goldschmiedewerkstatt mit im Keller eingerichtet. Er macht damit nichts mehr, aber ich will hobbymäßig jetzt bisschen was in der Richtung machen.

Da ich das Handwerk nicht gelernt habe, versuche ich mir das ein oder andere selbst bei zu bringen. Das Dumme ist nur, wenn man keine Ahnung hat weiß man oft nicht worauf es ankommt. :(
Im Moment versuche ich mich am Kettchen-Löten.
Dazu benutze ich:
- ein Hydrozon-Lötgerät
- als Flußmittel: BrazeTec h
- Schmucklot: 333 L3m. Cd , 585 L3m. Cd, 750 L3m. Cd und 600 Ag L 3
eben all das was irgendwie hier rumlag.
Meiner Meinung nach ist das Flußmittel irgendwie nicht so optimal. Eine Paste, die ziemlich das Blubbern anfängt und wenn ich jetzt eine Öse an eine Kette z.B. anlöten möchte verrutscht immer alles.
Wenn Ihr mir dazu hilfreiche Tipps geben könntet wäre ich sehr dankbar. Vielleicht weiß hier auch wer, ob es besser wäre ein anderes Flußmittel zu nehmen oder ein anderes Lot? Ich wüsste auch gern mal, was die genaue Bezeichnung bei den Lotarten heißt ;)
Im Vorraus schon mal lieben Dank für eure Hilfe
Mfg Andi
tatze-1
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tatze-1

 ·  #2
Zitat geschrieben von sommerboy

Dazu benutze ich:
- ein Hydrozon-Lötgerät
- als Flußmittel: BrazeTec h
- Schmucklot: 333 L3m. Cd , 585 L3m. Cd, 750 L3m. Cd und 600 Ag L 3
eben all das was irgendwie hier rumlag.
Meiner Meinung nach ist das Flußmittel irgendwie nicht so optimal. Eine Paste, die ziemlich das Blubbern anfängt und wenn ich jetzt eine Öse an eine Kette z.B. anlöten möchte verrutscht immer alles.


Hallo Andi,

dein Flußmittel verwende ich auch auf meiner Arbeit zum Meißel- und Wendeschneidplatten- und Fräserlöten im Hartmetall- und HSS-Bereich. Im Grunde ist das nichts anderes als Borax in Pastenform. Das hat immer die Eigenart so aufzuschäumen. Genauso verhält es sich bei anderen Flußmitteln wie z.B. Fluoron. Seitdem ich das Granulieren gelernt habe und 585er Gold mit Flußmittel als Kleber (ab 750er langt Spucke, nur mal hier unwichtigerweise so nebenbei erwähnt) granuliere, verwende ich die Flußmittel stark verdünnt mit Wasser. Das schäumt nicht auf und tut trotzdem seinen Zweck, weil im Grunde genommen überwiegend Wasser verdampft. Alternative wäre Flußmittel d. Das wird am Objekt abgeflammt und ist meiner Meinung nach für Kettchenlöten untauglich.

Die Bezeichnungen der Lotarten:
333, 585 und 750 ist die Goldlegierung
600 Ag ist die Silberlegierung
L3 ist leichtfließendes Lot (die Abstufung ist L1, L2, L3: strengfließend -> leichtfließend). Mit L3 wird normalerweise die letzte Lötung oder die Reparaturlötung gemacht.
m. Cd heißt Cadmiumhaltig

Ich hoffe, ein kleines bißchen geholfen zu haben.
Mario Sarto
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Mario Sarto

 ·  #3
Zitat geschrieben von tatze-1
...Mit L3 wird normalerweise die letzte Lötung oder die Reparaturlötung gemacht.


Anmerkung dazu: Wenn ein Stück neu angefertigt wird, verwendet man ein Lot. Hart oder mittel, sicher nicht leicht - auch bei 5, 10 oder mehr Lötungen nicht! Die Reihenfolge hart - mittel - leicht vermittelt dem Laien ein falsches Bild - denn was macht er, wenn nach drei Lötungen noch zwei oder mehr auszuführen sind?

Nur bei Stücken, die unbekannt sind und sich eine fremde Lotnaht in unmittelbarer Nähe befindet, dort wird man auf ein leichtes Lot zurückgreifen.
tatze-1
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tatze-1

 ·  #4
Zitat geschrieben von MaSa
Zitat geschrieben von tatze-1
...Mit L3 wird normalerweise die letzte Lötung oder die Reparaturlötung gemacht.


Anmerkung dazu: Wenn ein Stück neu angefertigt wird, verwendet man ein Lot. Hart oder mittel, sicher nicht leicht - auch bei 5, 10 oder mehr Lötungen nicht!


Im Idealfall. Hatte aber auch schon Anfertigungen, wo das leider nicht so ganz geklappt hat wie erträumt.

Zitat geschrieben von MaSa
Die Reihenfolge hart - mittel - leicht vermittelt dem Laien ein falsches Bild - denn was macht er, wenn nach drei Lötungen noch zwei oder mehr auszuführen sind?


das ist schon richtig, aber für einen blutigen Anfänger erst mal eine gute Leitlinie. So hatte ich das während meiner Lehre am Anfang auch gelernt mit den Silberloten. Email - L1 - L2 - L3. Inzwischen ist man ja fortgeschrittener und arrangiert sich besser, sprich, ich löte Silber fast nur noch mit Emaillot und im Goldbereich die erste Lötung in der höheren Legierung (z.B. 1. Lötung bei 585/- mit 750 L1). Komme ich mit dem Stempeln nicht in den Konflikt und farblich fällts auch nicht auf und spart Nerven bei komplexeren Lötungen.

Zitat geschrieben von MaSa
Nur bei Stücken, die unbekannt sind und sich eine fremde Lotnaht in unmittelbarer Nähe befindet, dort wird man auf ein leichtes Lot zurückgreifen.


Muß ich zustimmen, auch wenn ich da ebenfalls so manche üble Überraschung erleben durfte *grummel*
Mario Sarto
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Mario Sarto

 ·  #5
Zitat geschrieben von tatze-1
...und im Goldbereich die erste Lötung in der höheren Legierung (z.B. 1. Lötung bei 585/- mit 750 L1). Komme ich mit dem Stempeln nicht in den Konflikt und ...

Den Punkt verstehe ich nicht - es sei denn, Du verwendest keine Kontroll-Lote.
tatze-1
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tatze-1

 ·  #6
Goldlot ist immer Kontrolllot, deswegen hat es ja den selben Feingehalt des zu lötenden Werkstoffs. Wenn ich aber - als Beispiel - 585er Material habe und eine 333er Lötung setze und zufälligerweise genau hier geprüft wird, dann bin ich schnell unter Toleranz und hab den Hammer auf meinem Stück. Du weißt doch, unterstempeln ist erlaubt, überstempeln strafbar. Sicher ist sicher, schon außerdem, wie bereits erwähnt, gelegentlich meine Nerven (wie beim Verschluß meines Meisterstücks in 585/-, wo 5 Lötungen an einer Stelle zu machen waren. Da war ich um meine 750er Erstlötung an 2 Elementen äußerst dankbar)
Mario Sarto
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Mario Sarto

 ·  #7
Ziselierhammer
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Ziselierhammer

 ·  #8
Also, ich löte 585/ grundsätzlich mit 585/Lot, 750/ nur mit 750/Lot. Ich löte weder höher, noch niedriger. Ich wüßte auch nicht, in wie weit sich das Lot auf den Feingehalt des Werkstückes auswirken soll?
An einer Anfertigung hat L3 nix zu suchen, das ist ein reines "Reparaturlot", normalerweise bekommt man auch mehrere Lötungen hintereinander mit L1 hin.

@ Andi:
schau doch mal hier :
http://www.allgemeine-gold.de/…_lote/lote
hier findest Du ganz gute Angaben zu den Arbeitstemperaturen der verschiedenen Lote.
Vielleicht versuchst Du auch mal die Cd-freien Lote, die fließen etwas später, sind auf Dauer aber doch gesünder.
Wichtig ist, dass die Arbeitstemperatur des Flußmittels mit der des Lotes übereinstimmt.
Dein Braze tec liegt mit 550 - 800 Grad ja ganz gut.
Probier einfach mal aus, womit Du am besten klar kommst, Fluoron, Borax....da hat jeder so seine eigenen Favoriten.
sommerboy
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sommerboy

 ·  #9
;) wow...
also Ihr macht mich sprachlos. Ich bin hier ja über das Forum nur zufällig gestolpert. Und jetzt gleich soviele Antworten hehe schön :) Vielen Dank euch allen!

Ich hab mir jetzt übrigens mal Fluoron und Flussmittel t bestellt. Mal sehen was besser funktioniert. Dass ich nur "Reparatur-Lot" mit Cadmium habe, ist natürlich unschön und wird sich bestimmt auch noch ändern..

Ich hätte da noch ein zwei Fragen, soll ich da lieber nen neuen Beitrag öffnen? Hm ach frag ich einfach mal ;)

Und zwar:
Nach dem Löten verfärbt sich wohl 333er mal ganz leicht. Eigentlich sollte ich z.b. die Kette was ich so weiß nach dem Löten absäuern, aber ich kenn mich mit absäuern nicht wirklich aus und hab hier nur so eine verdreckte eckliche Absäuerungsmaschine, deshalb schmeiß ich die Sachen immer nur in die Ultraschall und wenn dann noch was dunkler oder rötlicher ist versuch ich es mit einer Messingbürste am Poliermotor. Oder ich schmeiß alles noch mal ins Goldtauchbad. Aber irgendwie stellt mich das nicht so zufrieden. Ist es normal, dass sich da ein Farbunterschied einstellt? Und ist das nur bei 333er so? Oder mach ich was total falsch..? Ich hab auch schon überlegt mit dem Galvanikgriffel bisschen zu experimentieren (Rhodinette 2), naja kommt wohl noch, wenn ich bisschen mehr Zeit habe.

Na dann wart ich mal ganz gespannt auf eine Antwort :)
Andi
Ziselierhammer
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Ziselierhammer

 ·  #10
Goldlegierungen, vor allem 333/- oxidieren beim Erhitzen. Das wird teilweise durch ein Flußmittel verhindert, aber eben nur teilweise. Diese dunklen Oxyde löst man durch "Absäuern". Die kriegst Du im Ultraschall oder nur mit Messingbürste etc. nicht ab.
Auch hier gibt es - wie beim Flußmittel - kein Patentrezept, manche schwören auf verdünnte Schwefelsäure, manche auf Vitrex.......
Die meisten ziehen besser und schneller, wenn sie warm sind.
333/- Kettchen sind fast immer übervergoldet, um die Farbe zu verbessern und als Anlaufschutz. Diese Vergoldung verbrennt an der Lötstelle. Untendrunter ist es dann dunkler, rötlicher. Das ist dann die "Originalfarbe". Da hilft hinterher nur wieder neu Vergolden.
sommerboy
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sommerboy

 ·  #11
Noch mal ne kurze Rückmeldung vom Hobbybastler ;)

Also Fluron und Flussmittel t hab ich erfolgreich getestet und gestern mit Fluron sogar nen hohles Armband gelötet. Ich bin begeistert ;)

Abschließend sag ich noch mal ein Großes Danke für die vielen Tips. Auch die kleine Diskussion über die verschiedenen Lote war interessant :) echt klasse so ein Profi-Forum :bounce:
Bis denn Andi
esefania
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esefania

 ·  #12
Also wenn Du noch am üben bist dann lasse die Finger von cadmiumfreien Lot damit kannst Du Dir ganz schnell das gesamte Stück runinieren vor allem bei 333 das fließt nämlich so gut wie überhaupt nicht wenn da nicht ganz viel Übung dahinter steckt.
Wegen den Giften kann man ja einen Abzug installieren und mal ehrlich Goldschmiede werden oft sehr alt auch mit herkömmlichen Loten.
tatze-1
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tatze-1

 ·  #13
hallo sommerboy, du hast eine pn (klick oben auf "private nachrichten")
Mario Sarto
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Mario Sarto

 ·  #14
Hallo Andi, ich hoffe inständig, dass Du mit Mustern übst und nicht mit Kundenware! Bis Du löten kannst, braucht es viel Übung.
Steif gelötete Panzer- und Venizianerkettchen usw. sind ein Grund zur Reklamation. Ebenso das Jucken am Arm der Kunden bei hohlen Armbändern, aus denen die Beize nicht vollständig entfernt wurde...
tatze-1
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tatze-1

 ·  #15
@ mario:
Ups, nicht überlesen, nur vergessen zu beantworten. Sorry. Wollte mir letzthin etwas Zeit zum beantworten nehmen und habe es total vergessen. soll nicht wieder vorkommen.

Auf ein Neues.

Zum Thema Kontrolllot: Ich hätte vielleicht besser schreiben sollen, daß idealerweise immer Kontrolllot verwendet wird eben wegen der Stempelei.

Zitat geschrieben von MaSa

tatze-1 hat Folgendes geschrieben:
Wenn ich aber - als Beispiel - 585er Material habe und eine 333er Lötung setze...

Es tut mir leid - ich will mich ja nicht blöd anstellen, aber ab hier verstehe ich das nicht mehr. Du willst 14er mit 8er Lot löten? Ja warum denn nur?
Das ist mir zu hoch.


Ich hatte ja auch nur ein Beispiel bringen wollen zum Kontrolle-Thema. Aber wenn Du so willst, ja ich habe auch schon 14er mit 8er gelötet, wenn es die Situation erfordert hat - sprich, wenn mir das Stück mit einer 14er Lötung endgültig weggeschmort wäre (z.B. irgendwelche hauchdünne Hohlware, die nur noch der Dreck zusammenhält und die schon ein scharfer Blick einschmilzt etc.)

Vielleicht war es keine so taugliche Idee, den Hinweis auf die Kontrolllote und das Stempelgesetz im Goldbereich hier reinzuschreiben. Da es heikler im Silberbereich ist, die Toleranz zu verletzen als im Goldbereich, ist es da dann wohl sinnvoller. Jedoch sollte man auch die Toleranzen im Goldbereich nicht außer acht lassen. Von daher kann ich natürlich 14er mit 8er löten, muß aber zusehen, daß ich nicht so viel Lot verwende, daß am End der Gesamtfeingehalt unter Toleranz wandert. Daß dies keiner exzessiv tut, ist schon klar. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß ich die einzige Goldschmiedin auf diesem Planeten bin, der solche Reparaturen auf den Werktisch kommen.

Klar, im Zeitalter von PUK und Laser sind derartige Probleme leichter lösbar, aber nicht jeder hat die Kohle, sich derartige Hilfsmittel anzuschaffen.

Sorry, aber gelegentlich habe ich scheinbar Probleme, mich schriftlich verständlich auszudrücken.
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