Zitat geschrieben von Heinrich Butschal
Ach ja? Und wie findet dann Preisfindung und Wertbestimmung statt? Nach Idee oder nach Marktlage?
Hallo,
dieses Stichwort bringt mich auf den Gedanken, den ich immer wieder habe, wenn eine Situation wie vorliegend hier entsteht.
Klassische Kalkulation (nennt man bestimmt anders) funktioniert(e) ja so, dass man Rohstoff + Arbeit + Gemeinkosten + Gewinnspanne schlicht addierte und so zu einem Endpres kam. So kalkulieren heute nur noch wenige - seriöse - Produzenten.
"Moderner" ist es, die Marktlage zu erforschen, rauszukriegen was die Konsumenten bereit sind, zu zahlen, und dann nachzurechnen, mit wieviel Einsatz man einen möglichst großen Gewinn erzielen kann. Spielchen mit Dumpingpreisen, Mogelpackungen, reißerischen Produktbeschreibungen usw. sind mit dieser Methode auch sehr einfach.
Wenn ich jetzt als Privatmensch den Schmuck von Oma verkaufen will, hab ich ein Problem, wenn ich kein schlechtes Geschäft machen möchte. Ich kann nur nach der Marktlage fragen, denn der handwerkliche und materielle Wert ist ja nicht von mir erbracht und von daher keine Grundlage.
Ich glaube, die meisten Anfragen von Laien nach einer Bewertung meinen genau das: Ist mein Stück derzeit "modisch" interessant (bei manchen Teilen ist da ja so, z.B. bei einigen Uhrenmarken)? Wie groß ist die Chance, einen Käufer zu finden, der nicht nur den Materialwert bezahlen will?
Die Fachleute hier können sicher in dem einen oder anderen Fall diese Fragen konkret beantworten. Aber die meisten "weniger hochwertigen oder nicht speziellen" Stücke gehören offenbar zu dem großen Topf, bei dem es mehr oder weniger Zufall ist, ob sich ein Interessent findet oder nicht. - Das ist bei vielen anderen Antiquitäten und Designstücken auch so. - Da man dafür ne Kristallkugel befragen müsste, haben die Profis hier eher der Materialansatz im Auge, schätzen also eher den Material- und Arbeitswert eines Schmuckstücks. Es sei denn, es handelt sich um etwas, das häufig gebraucht angeboten wird und es dafür Erfahrungswerte gibt (z.B. Grandln). Dabei ist aber der Kaufpreis oder andere Schätzpreise ein Indiz für die Qualität der Verarbeitung oder der Materialien, v.a. weil es hier ja über Fotos laufen muss.
Die Frager verstehen das aber anders: Sie denken, ich hab hier ein Schmuckstück, das muss doch einen bestimmten Marktwert haben, und wenn ich den in Erfahrung gebracht habe, kann ich sagen, ob ich zuviel bezahlt oder günstig gekauft habe. Wenn der Profi zuerst wissen will, was ich bezahlt habe, dann sagt er mir nicht mehr den "echten" Marktwert sondern orientiert sich daran... (Darum geht ja meistens der Hickhack *gg*)
Das ist natürlich nur meine laienhafte Beobachtung hier im Forum. Aber ich glaube, dass auf diese Weise diese Missverständnisse entstehen. Oder?
LG Turi