Goldschmiedeforum
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Existenzgründung

 
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derneue
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derneue

 ·  #1
Guten morgen liebe Leser,

wie schon das Thema anschneidet bin ich erpicht darauf in den nächsten Jahren eine Firma aufzubauen. Ich bin gerade in der Ausbildung im 2. Lehrjahr und bin mit mir und meiner Leistung eigentlich sehr zufrieden.
Ausbildung: Design für Schmuck und Gerät

Meine Planung:

Ich werde zunächst einen Halbtagsjob annehmen um meine finanzielle Situation abzusichern. Mit der übrigen Zeit werde ich versuchen eine solide Basis an Vorzeigeobjekten herzustellen. Und ein kleines Geschäft zu mieten. Eine kleine Werkstatt hab ich mir durch andere jobs schon erarbeit. Also das nötigste habe ich schon.

Jetzt meine Frage:

Ist diese Planung mal realistisch gesehen so durchführbar? Wie habt ihr das gemacht?

Bitte nur ernst gemeinte postings mir ist das sehr wichtig ;-)
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #2
Wenn ich das richtig verstehe hast Du eine Grundausbildung im Handwerk und keine Kentnisse in Marketing, Recht und Betriebswirtschaft?

Oder irre ich mich?

Meine Empfehlung: Zuerst neben dem Handwerkt weitere Kenntnisse und Erfahrungen sammeln und dann erst Unternehmer werden.
tatze-1
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tatze-1

 ·  #3
Hallihallo,

zunächst einmal: Prinzipiell ist alles machbar, was Du möchtest. Daß Du dabei an Dich glaubst, ist ganz wichtig.

Zitat geschrieben von derneue

Meine Planung:

Ich werde zunächst einen Halbtagsjob annehmen um meine finanzielle Situation abzusichern. Mit der übrigen Zeit werde ich versuchen eine solide Basis an Vorzeigeobjekten herzustellen. Und ein kleines Geschäft zu mieten. Eine kleine Werkstatt hab ich mir durch andere jobs schon erarbeit. Also das nötigste habe ich schon.

Jetzt meine Frage:

Ist diese Planung mal realistisch gesehen so durchführbar? Wie habt ihr das gemacht?


Erst mal würde ich Dir raten, mach zuerst Deine Ausbildung fertig und arbeite ne Weile als Geselle, um Deine Fertigkeiten etwas zu vertiefen und noch dazu zu lernen. Man kann nämlich immer noch bei seinen Arbeitsstellen was dazulernen und neue Tricks und Kniffe sich erwerben, auch wenn man meint, man kann bereits alles. Außerdem kommt es Dir und Deinem kaufmännischen Verständnis zu gute, wenn Du bei Deinem Arbeitgeber im Verkauf und am Besten noch im Einkauf mitarbeiten darfst. In dieser Zeit kannst Du Dir in Ruhe nebenher eine Kollektion fertigen. Soweit dazu.

Außerdem empfehle ich Dir ein Existenzgründerseminar. Die sind eigentlich ganz gut. Vor allem kriegst Du, da Du ja momentan offensichtlich nicht mit dem Gedanken spielst, einen Meisterkurs zu besuchen, dort grob alles Wissenswerte über Steuern, Versicherungen und Buchhaltung mitgeteilt. Ich habe so ein Teil auch mal mitgemacht (zwangsläufig über einen Gutschein durchs Arbeitsamt). Dort haben wir beispielsweise auch mal einen Finanzplan aufgestellt, wieviel Zeit ich aufwenden und was ich verdienen muß, um von dem Job leben zu können. Und die Leute, die dort waren, wurden schnell von ihrer Existenzgründereuphorie auf den Boden der Realität heruntergeholt. Du darfst nicht vergessen: Selbständig ist SELBST und vor allem STÄNDIG.

Halbtagsjob halte ich für unsinnig, da diese heutzutage ja üblicherweise nur die 400 €-Jobs sind. Das langt als Lebensgrundlage bei einer Selbständigkeit NIEMALS!!! Das ist ein besseres Taschengeld. (Ich hatte mal mit meiner Rentenversicherung gesprochen: Als Goldschmiedin (Handwerker) müßte ich monatlich den Maximalbeitrag von was um die 480€ monatlich berappen nur für die Rente, wenn ich mich voll selbständig machen würde. Dazu kommen noch Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Betriebshaftpflicht, Diebstahlversicherung...)

Was immer wieder als Faustregel gesagt wird, wenn man einen Laden neu mietet: Man braucht als Kapital in der Rücklage wenigstens die Jahresmiete, damit man zumindest in dieser Hinsicht einigermaßen ruhig leben kann.

Ich habe mich letztes Jahr neben meinem Vollzeitjob in der Werkzeugindustrie als Goldschmiedin selbständig gemacht. Der Goldschmiedejob läuft zwar, wirft aber noch nicht so viel ab, daß ich sagen kann, ich miete mir jetzt einen Laden und mach meinen Nebenjob zum Hauptverdienst. Das ist, denke ich, noch eine ganze Weile ein Traum, den ich träume. Dazu muß ich noch ein bißchen mehr arbeiten, um das nötige Kleingeld zu haben.

Hoffe, Dir ein wenig weitergeholfen zu haben.
derneue
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derneue

 ·  #4
ja schonmal vielen dank.

also finanziell gesehen bin ich durch meine eltern weiterhin abgesichert... also ich bekomm um so durchzukommen (wohne allein) in allem so um die 1000 euro.


Aber wenn du sagst schon allein die rentenversicherung kostet schon 480 euro muss ich mich sicherlich mal sehr weit in die materie einarbeiten!^^

vielen dank!
tatze-1
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tatze-1

 ·  #5
hi,

ohne Wissen einfach selbständig machen hat schon vielen das Genick gebrochen. Deswegen erwähnte ich auch die Meisterschule, weil man da das Betriebswirtschaftliche definitiv nähergebracht bekommt (Buchhaltung, Kalkulation, Controlling, Recht...).

Ansonsten einfach mal Versicherungen anrufen, sich informieren. Kostet einen Anruf und gute Nerven, weil sich die Fixkosten für Versicherungen & Co. im Laufe der Telefonate Richtung ca. 1000€ bewegen werden.

Was viele nicht wissen, als Existenzgründer kann man sich (Voraussetzung ist, man macht sich voll selbständig und nicht nebenher) Arbeitslosenversichern für einen monatlichen Betrag von was um die 21 Euronen.

Überleg Dir mal auf einem Blatt Papier, was für Kosten auf Dich zukommen werden. Ich fange einfach mal für Dich an:

Steuern (USt., Vorsteuer, Gewerbesteuer), Krankenversicherung, Betriebshaftpflicht, Unfallversicherung, Handwerkskammerbeitrag, Miete, Material, Strom, Werbung, Telefon, Rentenversicherung, Betriebsausfallversicherung...

Nur mal so als kleinen Anstoß. Die Werte sind überall zu erfahren. Summenstrich drunter, Beruhigungstropfen genommen und Lottoschein ausgefüllt ;-)
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #6
Edelstein
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Edelstein

 ·  #7
Wenn es so einfach wäre... leider ist es das nicht. Habe mir auch schon überlegt, mit meinen Steinen einen Laden zu eröffnen. Doch soviel kann ich gar nicht schleifen, wie ich dann verkaufen müsste. Also Billigware aus Fernost dazu und Esosteinchen und Kruscht...
Das hat mich dann dazu bewogen, lieber meinem Hauptjob nachzugehen und die Steine nach wie vor absolut als individuelle Einzelstücke zu schleifen und verkaufen. Willkommenes Zubrot, aber davon leben könnte ich mir nicht vorstellen. Und so bin ich unabhängig, kann auch mal ein paar Tage was anderes tun und mir meine Kunden aussuchen.

Es sind insbesondere die Fixkosten, die einen schnell auf denBodender Tatsachen zurückholen. Und die Klientel, die das alles zu zahlen bereit ist, wird auch nicht gerade größer.

Schaffe dir einen Namen durch schöne Kollektionen nebenher und überlege das in ein paar Jahren nochmal.
Recke
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Recke

 ·  #8
Grüße Euch!

Soweit ich weiß, ist die Handwerkerrentenpflichtversicherung abgeschafft - was einen aber natürlich nicht davon abhalten sollte, an diese wichtige Versicherung zu denken.

Grüße,

Recke
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #9
Zitat geschrieben von Edelstein
...
Es sind insbesondere die Fixkosten, die einen schnell auf denBodender Tatsachen zurückholen. ....


Das ist ein wesentliches Element, das man gerne zu klein kalkuliert. Einmal top down betrachtet, habe ich mich gewundert das ein Großkonzern alles was weniger als eine Million/per annum bringt, auslagert teileweise lieber mit Maschinen und Auftragsgarantie an Mitarbeiter verschenkt als es selbt im Betrieb zu halten.
Gut, da ist da auch der Verwaltungsüberbau deutlich größer als in einem Kleinbetrieb.
Trotzdem kommt man mit 1000 Euro mtl. in Deutschland als Unternehmer nicht weit, das ist ein Tropfen auf den heissen Stein.

Bei Freiberuflern, die ja kaum Geräte, Ladengeschäft oder Warenlager benötigen, rechnet man mit homeoffice mit einem Mindestumsatz von 6000 Euro mtl. um anfangs halbwegs über die Runden zu kommen.

Schon mit einer Goldschmiedewerkstatt dürfte der Satz höher sein und bei einem Juweliergeschäft ist eigentlich alles was unter 200.000 Jahresumsatz läuft, dem Siechtum gewidmet.

Also sollte vorher schon entsprechend auch ein höherer Umsatz zu planen sein. Zu klein ist hier nicht beautiful.
Ziselierhammer
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Ziselierhammer

 ·  #10
Zitat geschrieben von Recke


Soweit ich weiß, ist die Handwerkerrentenpflichtversicherung abgeschafft - was einen aber natürlich nicht davon abhalten sollte, an diese wichtige Versicherung zu denken.





Die Pflichtversicherung für selbständige Handwerker endet nach 216 Monatsbeiträgen in diesen "Verein", wobei Studien-, Aus- und Weiterbildungszeiten teilweise anerkannt werden. Das sind immerhin 18 Jahre.
Nach dieser Zeit kann man sich natürlich freiwillig weiterversichern. Die Beitragshöhe ist relativ flexibel.
Man muß sich halt nach den 18 Jahren gut informieren.
Recke
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Recke

 ·  #11
Entschuldigung, vielleicht habe ich etwas falsch verstanden und werde mich bei erneuter anderslautender Argumentation bei der HWK erkundigen. Mein Stand ist, dass sich seit ca. 2 Jahren neue Selbständige, gemeldet bei der HWK, nicht mehr pflichtversichern müssen. Ich fand diese Behandlung schon immer etwas seltsam und vielleicht auch ungerecht, da es doch auch Berufsstände gibt, die das noch nie mußten. Da wäre dann das Gleichheitsprinzip verletzt. Oder sehe ich da etwas falsch?
Tilo
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Tilo

 ·  #12
mein Wissenstand ist genau der von Ziselierhammer, habe vor 4 Wochen diesbezüglich recherchiert, bin über die Mindestzeit, im Moment noch freiwillig dabei
Ziselierhammer
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Ziselierhammer

 ·  #13
Ich bin mir ziemlich sicher, daß diese 216-Monate-Regelung noch gilt. Habe gerade ziemlichen Ärger mit dem Verein, weil ich meine Kindererziehungszeiten nicht anerkannt bekomme. Bei den ganzen Anträgen die man da so ausfüllt, habe ich mich in die Materie recht gut eingelesen....
Aber wenn Dich das betrifft, erkundige Dich doch bei der Rentenversicherung, das ist immerhin ein sehr wichtiges Thema.
Ich bin kein "neuer" Selbständiger und seit ca. 5 Jahren weder pflicht- noch freiwillig versichert.
Ich konnte damals da raus, weil ich halt die besagten 216 Monate pflichtversichert war.
Tja, die brauchen halt das Geld, von alleine finanziert sich dieses System nicht. Und die Rentner werden ja immer mehr und immer älter.
Wenn die ganze Sache freiwillig wäre, würde wohl kaum einer mehr was einzahlen.
silverart
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silverart

 ·  #14
Zum Ausgangsbeitrag: Der größte Klotz ist das Ladengeschäft. Hier ist schnell viel Geld weg für Renovierung, Licht, Deko - Geld das du nicht wieder siehst wenn sich nach 6 Monaten rausstellt das es nicht funktioniert, das die Lage nicht gut genug ist. Ich konnte in vielen Jahren Großhandel leider häufig beobachten das Läden in schlechten Lagen nicht funktionieren, auch wenn die Miete günstig ist. Ein Laden hat feste Kosten und feste Öffnungszeiten!
Mein Tipp: entweder mit soliden Kenntnissen, pessimister Kalkulation, viel Kapital und in 1A-Lage ein Ladengeschäft machen - oder lieber die laufenden Kosten gering halten und sich Alternativen suchen. Z.B. Kunsthandwerkermärkte, Vitrinen in Hotels, Schmuckpartys, ...
Recke
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Recke

 ·  #15
Ja, das sehe ich auch so. Ich habe eine weitere Variante gewählt:
Günstige Räumlichkeiten in der Parallelstraße zur Fußgängerzone (ziemlich versteckt). Dann allmählich aufgebaut. Die Kunden schätzen auch den Werdegang und das Erlebnis, wie ein Geschäft wächst. Sozusagen bodenständiges Handwerk - von der Pike auf...
Desweiteren kann man frei werdenden Kapital besser für Aktionen verwenden. Meine bisherige Erfahrung ist, dass es besser ist, eine Ausstellung zu machen, als das Geld in Zeitungswerbung zu setzen....
Bezüglich der Miete kann man auch Stufenmodelle entwickeln.

Hat jemand Erfahrung mit "Vitrine in Hotels"? Ich bin da bisher nicht so begeistert...
es liegt meist an der stiefmütterliche Einstellung der Hotelangestellten zu der Vitrine/Schmuck...
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