Hallo zusammen. ich meine, dass man durchaus an der einen oder anderen Stelle gezielt feilen könnte.
Da sich, wie bereits weiter oben angesprochen, die Kaufhausgewohnheiten zu einem Teill unseres Lebens entwickelt haben und das Gegenteil eher unangenehm als angenehm auffällt (Stürzen sich auf mich, belauern mich), schlage ich vor einmal darüber nachzudenken, ob es nicht angebracht wäre, die Kunden dahingehend zu informieren, dass sich ihnen eben KEIN Verkäufer in den Weg schmeißt, kaum dass sie den Laden betreten haben. Man gönnt halt den Kunden so viel Ruhe und Muße wie er möchte. Wünscht der Kunde persönlichen Kontakt, kann per Knopfdruck ein Verkäufer aktiviert werden. Klingt zwar etwas introvertiért, könnte jedoch absolut funktionieren. Wenn der melodische Gong ertönt, erwacht der Verkäuferaus dem Dornröschenschlaf.
So sollte doch eigentlich allen geholfen sein- Für die Analphabeten könnte man zwischen der Musik-u. Duftberieselung eine Tonbanddurchsage laufen lassen, gesprochen abwechselnd von einer Frau und einem Mann wegen der Quoten und der Diskriminierung).
Aber das Grundproblem des Einzelhandels, der langweilige Einkauf, ist damit keineswegs beseitigt. Dem Nervenkitzel den eine "Vonobenrunter-Versteigerung" im TV-Shop erzeugt, hat das Fachgeschäft noch nichts entgegen zu setzen. Und auch gegen "Eins zwei drei - MEINS!" ist kein Kraut gewachsen. Noch nicht, sage ich mal hoffnungsfroh.
Der leicht angestaubte Juwelierladen mit dem rückenkrummen Uhrmacher im weißen Kittel und der Lupe im Auge wirkt zwar irgendwie sehr fachkompetent, und auch das ängstlich-devote Verhalten der meisten Geschäftsinhaber mag dem Einen oder Anderen wie Öl den Hals runter gehn, um einen Einzelhandel mit Schmuck und Uhren zukunftsfähig und attraktiv zu machen, reicht es jedoch mit Sicherheit nicht aus.
Was unseren Geschäften fehlt, ist das "Elektrische", das "Kribbeln-im-Bauch-Erzeugende", das "Habenwollen, nein, MÜSSEN(!) Erzeugende"! Dafür sind jedoch langweilige, den Augen weh tuende Rabattversprechen nicht das angesagte Mittel. Egal wie marktschreierisch sie die Fensterfront verunzieren!
Warum machen die Juweliere verkaufspolitisch so viel falsch? Ich glaube, es liegt daran, dass diese ganze Branche unter der Angst leidet, nicht als seriös anerkannt zu werden. Werbung - ja, allerdings niemals eine klare Objektwerbung, sondern immer diffuse (und unwirksame) Imagewerbung. Und damit sind wir bei des Pudels Kern: NICHTS IST DEM JUWELIER SO WICHTIG WIE EIN GUTES UND SERIÖSES IMMAGE! Die Geschäfte machen derweil Andere! :mrgreen:
Hier noch mal ein konkreter Vorschlag: Jeder hat irgend welche Ladenhüter, die zwar absolut OK sind, aber trotz gutem Namen, guter Qualität und attraktivem Preis aus unerfindlichen Gründen nicht verkauft werden können. An zentraler Stelle im Schaufenster könnte man eine Art Versteigerung starten: Das Teil, nehmen wir ruhig mal etwas richtig Gutes, eine Zenith El Primero, also ein Chrono der Oberklasse. Den stellen wir nun in geeigneter Aufmachung in unser Fenster und versehen die ganze Sache mit einem Werbetext aus dem hervorgeht, dass diese Uhr jeden Tag um 50 EUR billiger wird. Nigelnagelneu und selbstverständlich mit voller Garantie. Und jeden Tag wird die Preisanzeige um 50 EUR zurück gedreht, auf den jeweils aktuellen Tages-Preis. Dass irgendwann jemand die Nerven verliert und das Ding kauft, ist sonnenklar. Dass man darüber sprechen wird auch. Die Frage ist nur: WARUM TUT ES KEINER? Antwort: DIE LEUTE KÖNNTEN JA GLAUBEN, MAN HÄTTE ES NÖTIG! (Wenn die Leute wüssten wie nötig es mancheiner aus unserer, ach so biederen Branche hat!) Und ist nicht jedes Teil am Warenlager was über ein Jahr alt ist, nicht ein belastender Fehlkauf? Ein Warenlager muss sich drehen, wenn es für die Kunden attraktiv sein soll, es muss topaktuell sein! Aber was machen die Juweliere? Sie stellen bei den Internetversteigerern ihre Ware für nen Appel und ein Ei ein und sorgen somit dafür, dass die schlimmste Geißel des Einzelhandels für die Schnäppchenjäger (aber auch für Andere) noch attraktiver wird, als sie es ohnehin schon ist! Anstatt so etwas im eigenen Geschäft zu machen und von den Synergien zu profitieren. ABER SIE SCHÄMEN SICH!
Fazit: Ich glaube, dass man jemand der nicht verkaufen will, weil er sich sozusagen duschen möchte ohne sich nass zu machen, das Verkaufen auch nicht beibringen kann. Die Geschäfte werden immer die Branchenfremden, die Quereinsteiger und solche Leute machen. Weil sie nicht so verkrampft sind, weil sie die branchenüblichen Scheuklappen nicht haben, weil sie Geschäft machen mehr mit Erträgen und kleinkarierter Sparsamkeit und solchen Dingen verbinden, als mit Würde, "zu den Honoratioren gehören", Vornehmheit und Standesdünkel.
Klingt wie Schelte, ist aber gar nicht so gemeint