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"Indianerschmuck" - das Aus in D für traditionelle

 
Xia
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Xia

 ·  #1
Hallo,

solange ich "Dekorationsbewusstsein" habe, trage ich "Indianerschmuck", keinen nachgemachten industriell gefertigten, sondern echten, der auch noch sehr teuer ist (bzw. beim Kauf war). Nun stand ich schon zweimal vor dem Phänomen, das ich ein Steinchen verlor, kann vorkommen, aber mir ein Goldschmied ob des geringen Wertes des Schmuckstückes (so sagte er es mir) keine Reparatur gewähren wollte. Also schickte ich das Schmuckstück wieder zurück zum Laden, in dem ich es kaufte (Ich habe diesen Schmuck fast ausnahmslos in den USA beim Künstler bzw. der herstellenden Familie direkt gekauft) und habe es den Künstler reparieren lassen. Naja, das waren zweimal ein Armreif, meine teuersten Stücke in der Vitrine und einer der beiden Armreife hat schon wieder ein Steinchen verloren, leider erfuhr ich beim Telefonat, das der Künstler, der diesen Armreif fertigte, verstorben ist und seine Kinder das Geschäft aufgegeben haben.

Nun hege ich schon den Verdacht das europäische Goldschmiede die Technik der Steinverarbeitung der Navajos fremd ist, sie nicht beherrschen und sie deshalb eine Reparatur ablehnen. Oder warum rümpft man die Nase, wenn ich mit Silber-Türkis-Schmuck den Laden eines Juweliers betrete?

Und wenn wir schon dabei sind, wieso verschwinden die Läden, die noch echten Indianerschmuck in Deutschland vertreiben, wisst ihr das? Ich stelle es nur immer wieder mit Bedauern fest.

Liebe Grüsse, Xia
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #2
Die Türkise sind oft nur sehr ungenau in der Form nach der Fassung zugeschliffen und werden dann mit irgenwelchen Klebern, die die Lücken füllen eingesetzt. Darüber rümpfen schon einige Goldschmiede die Nase.

Macht man es genau, könnte es sein, das ein Kunde, der die Preise von in Mexiko hergestelltem Serienschmuck kennt, erschrocken davonläuft.

Einen Stein einzuschleifen und sauber einzufassen, kann schon allein zwischen 120 und 200 Euro kosten.

Das ist dann aber keine Indianertechnik und die Gefahr das der Stein rausfällt ist auch deutlich geringer.
Mario Sarto
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Mario Sarto

 ·  #3
Zitat geschrieben von Xia
solange ich "Dekorationsbewusstsein" habe, ...

Hallo Xia!
Was ist das - Dekorationsbewusstsein?

Zitat geschrieben von Xia
... trage ich "Indianerschmuck",...

Ich weiß nicht genau warum, aber mit diesen umgangssprachlichen allgemeinen Begriffen habe ich so meine Probleme. Wie ja sicher alle wissen, leitet sich Indianer von Indio (span.) ab und beruht auf Kolumbus´ Irrglaube, in Indien gelandet zu sein. Dieser aus der Kolonialzeit stammende Begriff ist also schlicht und ergreifend falsch. Warum reite ich nun darauf rum? Weil Du weiter unten ganz verallgemeinernd erklärst, Juweliere (also alle oder viele) rümpften bei Deinen Reparaturwünschen die Nase. Bist Du bei allen vorstellig geworden? Nein, sicher nicht. Darüber hinaus könntest Du es ja mal bei einem Goldschmied versuchen...
Um wieder zu den amerikanischen Ureinwohnern zurück zu kommen, so gibt es hier sicher große regionale Unterschiede. Sowohl in deren Kultur als auch in der Art und Weise, Schmuck herzustellen. Und hier hast Du Recht! In den Stundenplänen der europäischen Goldschmiede findet sich kein Fach, was sich „Indianerschmuck reparieren“ nennt. Unglaublich, aber war!
Heißt das nun, dass sie es nicht können? Nein, können können sie sehr wohl – aber sie wollen nicht. Warum nicht? Weil sie alle die eine, immer wieder kehrende Erfahrung machen mußten:

Zitat geschrieben von Xia
..., sondern echten, der auch noch sehr teuer ist (bzw. beim Kauf war). ...Nun stand ich schon zweimal vor dem Phänomen, das ich ein Steinchen verlor, kann vorkommen, aber mir ein Goldschmied ob des geringen Wertes des Schmuckstückes (so sagte er es mir) keine Reparatur gewähren wollte.

„Teuer“ - was ist (für Dich) teuer? Nehmen wir mal an, Du hast umgerechnet 150 Euro bezahlt für Dein Schmuckstück. Wenn Dich die Reparatur 15 Euro kosten würde, wäre dies teuer? Wahrscheinlich nicht. Wie Heinrich schon schrieb, sind die Kosten für das Einschleifen aber weitaus höher. Dazu kommen die Vorarbeiten, das Finish und eventuell Portokosten. Wenn die Reparatur dann mal eben 280 Euro kosten würde, währe dies dann teuer?
Wenn die Reparatur höher ist, als der Neuwert eines Schmuckstückes, winkt der wirtschaftlich denkende und von der „Geiz-ist-geil-Mentalität“ geprägte Mitteleuropäer dankend ab. Möglicherweise zeigt er dem Goldschmied sogar einen Vogel und beschimpft ihn als habgierigen Halsabschneider. Dieser bleibt in der Regel traurig zurück – allein mit den Kosten des Kostenvoranschlages...

Wenn für Dich die fiktiven 280 Euro aber nicht zu viel sind, dann solltest Du das dem Goldschmied von vorn herein mitteilen: „Lieber Goldschmied, ich bin bereit, bis zu 300 Euro für die Reparatur auszugeben. Das ist mir mein Schmuckstück wert!“

Zitat geschrieben von Xia
...Schmuck fast ausnahmslos in den USA beim Künstler bzw. der herstellenden Familie direkt gekauft) und habe es den Künstler reparieren lassen. Naja, das waren zweimal ein Armreif, meine teuersten Stücke in der Vitrine und einer der beiden Armreife hat schon wieder ein Steinchen verloren, leider erfuhr ich beim Telefonat, das der Künstler, der diesen Armreif fertigte, verstorben ist und seine Kinder das Geschäft aufgegeben haben.

Hier könnte man jetzt gemein sein und sagen, dass die vielen Reklamationen... , aber ich bin nicht gemein. Viel bemerkenswerter finde ich, dass Du den Hersteller als Künstler bezeichnest. Diese Erfahrung habe ich schon oft bei den Amerikanern machen können. Der (Schmuck-)Handwerker ist dort ein Künstler. Hier ist man nur ein Handwerker – das finde ich jetzt doch gemein ;-)

Zitat geschrieben von Xia
Und wenn wir schon dabei sind, wieso verschwinden die Läden, die noch echten Indianerschmuck in Deutschland vertreiben, wisst ihr das?

Wissen – nein. Vermuten – ja.
- keine Käufer (hier und da)
- Qualität nicht ausreichend (Reklamationen!)
- fehlender „Echtheitsbeweis“ (stammt das Stück tatsächlich aus dem Muskogee-Reservat)
- es wird weniger Schmuck produziert (soziale Armut in den Reservaten - Abwanderung)
- es wird zu viel nachgemachter Schmuck günstig produziert und angeboten, die Preise der Orignale gehen in den Keller, die Hersteller pleite
Xia
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Xia

 ·  #4
Hallo ihr beiden,

danke für eure Antwort :)

Zitat
Was ist das - Dekorationsbewusstsein?


Blöder Ausdruck, mir fehlte irgendwie das Wort um zu umschreiben, wann ich meinen eigenen Stil entwickelte.

Zitat
Ich weiß nicht genau warum, aber mit diesen umgangssprachlichen allgemeinen Begriffen habe ich so meine Probleme


Ich auch, ist eine blöde Angewohnheit. Jedoch schmeise ich jemanden den Begriff "American Native Jewelery" an den Kopf, zieht der die Oberlippe hoch und es kommt nur ein "häh?"

Zitat
Weil Du weiter unten ganz verallgemeinernd erklärst, Juweliere (also alle oder viele) rümpften bei Deinen Reparaturwünschen die Nase. Bist Du bei allen vorstellig geworden? Nein, sicher nicht. Darüber hinaus könntest Du es ja mal bei einem Goldschmied versuchen...


Naja, drum frage ich euch ja, das ihr mich ggf. korrigiert, wenn ich Mist verzapft habe ;) Den einzigsten Händler den ich hier fand, der mir auch wieder einen Türkis einsetzte, war ein türkischer Goldschmied, der aber leider auch nicht mehr existiert.

Zitat
„Teuer“ - was ist (für Dich) teuer? Nehmen wir mal an, Du hast umgerechnet 150 Euro bezahlt für Dein Schmuckstück. Wenn Dich die Reparatur 15 Euro kosten würde, wäre dies teuer? ... Das ist mir mein Schmuckstück wert!“


Meine Armreifen bewegen sich im Preis um die 500 Dollar, als mir damals der türkische Goldschmied den Türkis einsetzte zahlte ich 180 Euro, mir ist klar, das so eine Reparatur nicht billig ist. Und das auch Türkis (kein rekonstruierter) mittlerweile kein Massenstein mehr ist.

Zitat
Viel bemerkenswerter finde ich, dass Du den Hersteller als Künstler bezeichnest. ... Der (Schmuck-)Handwerker ist dort ein Künstler. Hier ist man nur ein Handwerker – das finde ich jetzt doch gemein


Nö, das hab ich niemals behauptet ;) Ich finde es egal, ob der Künstler nun mit Silber, Gold oder Platin arbeitet und genauso ist mir egal, ob er Koralle verarbeitet oder einen Brillant. Solange jemand kleine Kunstwerke erschafft, erachte ich diesen Menschen als Künstler.

Zitat
Wissen – nein. Vermuten – ja.
- keine Käufer (hier und da)
- Qualität nicht ausreichend (Reklamationen!)
- fehlender „Echtheitsbeweis“ (stammt das Stück tatsächlich aus dem Muskogee-Reservat)
- es wird weniger Schmuck produziert (soziale Armut in den Reservaten - Abwanderung)
- es wird zu viel nachgemachter Schmuck günstig produziert und angeboten, die Preise der Orignale gehen in den Keller, die Hersteller pleite


Danke für Deine Einschätzung :)

Liebe Grüsse, Xia
Mario Sarto
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Mario Sarto

 ·  #5
Zitat geschrieben von Xia
... zu umschreiben, wann ich meinen eigenen Stil entwickelte.

Du meinst, Du machst Dir den Stil (uns fremder Kulturen) anderer zu eigen, vermischt ihn mit europäischen Komponenten (Kleidung usw.) und daraus entsteht "Dekorationsbewußtsein"? An sich nicht ungewöhnlich - mach doch mal ein Bild (oder mehr) und stelle es hier ein. Vielleicht kannst Du ja auch etwas zum Stil der Navajos schreiben, wäre bestimmt interessant.

Zitat geschrieben von Xia
Nö, das hab ich niemals behauptet ;) Ich finde es egal, ob der Künstler ...

Das war nicht auf Deine Person bezogen. Der Stellenwert der Schmuckschaffenden ist in den verschiedenen Ländern recht unterschiedlich.

Einer aktuellen forsa. -Umfrage konnte man jüngst die unter den Bürgern bekanntesten Handwerksberufe entnehmen - an erster Stelle der Schreiner gefolgt vom Maurer - der Goldschmied wird nicht aufgeführt. Wie Ulli Wehpke einst schrieb, so würde sich dass wohl nur dann ändern, wenn in den abendlichen Soaps der süße Philip oder die verliebte Franzi Goldschmiede wären...
Xia
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Xia

 ·  #6
Hallo,

sobald ich mein Silberputztuch wieder habe, mach ich gern Fotos :)

Zitat MaSa:
Vielleicht kannst Du ja auch etwas zum Stil der Navajos schreiben, wäre bestimmt interessant.

Die Arbeit und der Stil der Navajos ist ganz eng verflochten mit dem Stil der anderen Stämme, die zuerst von den Navajos lernten und dann selber Techniken entwickelten, von denen widerrum die Navajos lernten. Mit dem Bau der Eisenbahnlinien Ende des 19. Jahrhunderts und der Erschliessung neuer Flächen Mitte des 20. Jhdts. änderten sich die Stile wieder erheblich, so das sich die neuen Schmuckstücke wesentlich von denen der ersten unterschieden. Ende des 19. Jhtds. brachte die Eisenbahn bessere Wekzeuge, die Zunis konnten Steine schleifen und liefern, die die Navajos dank der neuen Technik des Lötens dann in ihre Schmuckstücke einarbeiten konnten. Und nach Ende des zweiten Weltkrieges, als neue Flächen erschlossen wurden setzte dann der Tourismusstom ein, der nach individuellen, vor neuen Ideen strotzenden, filigraneren Schmuckstücke verlangte. Dieser Stil hat sich bis heute geprägt. So werden filigrane Blüten und Federn, Draht und Silberblech verarbeitet, Symbolik und Fetisch werden von den Hopis, die die Overlay-Technik entwickelt haben und den Zunis, die noch immer Fetische in Edelsteine schnitzen und einigen anderen Silberschmieden, die ihre uralten Symbole in Schmuck umwandeln noch immer konsequent weiter geführt.

Neurdings verlangt der Touristenstrom nach Signaturen und ursrpünglich wurden die Schmuckstücke auch nicht mit ihrer Legierung gestempelt, jedoch schreiben native, traditionelle Stempel das Wort "Sterling" aus.

Leider gibt es aber mehr gefälschte Stücke als originale Stücke. Indizien für ein gefälschtes Schmuckstück können (müssen nicht!) sein der Legierungsstempel, zu künstlerisch gestaltete Fotos, so das Mängel oder andere Indizien verborgen werden können, speziell bei Ebay hilft es, den Haftungsausschluss nach Hinweisen zu durchsuchen, Kontakt mit dem Käufer zu suchen und ihn auszufragen, die Bezeichnung Alpaka Silver, German Silver und Mexico Silver die alles andere als echtes Silber ist, Fragezeichen in der Artikelbezeichnung und eine freizügige Benutzung der " Old oder Dead Pawn" Bezeichnung.

Man könnte Aufsätze über die einzelnen Stämme und ihren traditionellen Schmuck schreiben, das war auch nur ganz grob zusammen gefasst und wird kaum dem Thema gerecht.

Lg, Xia
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