Dann versuch es einmal anders zu betrachten. Wir leben heute in einer hochindustriellen Überflussgesellschaft in der zumindest in der ersten Welt der durchschnittliche Bürger über so viel Geld verfügt das er und seine Konsumgewohnheiten die große Masse der Produktion und des Handels bestimmt.
Dann gehe mal gedanklich in das 17 und 18 Jahrhundert zurück. Fürsten, Raubritter und der Kaiser bestimmen über Wohl und Wehe. Bauern und Handwerker sind in der Regel so arm das es nur zum knappen Essen und schlafen reicht. Der Besitz von Gold und Silber ist allein dem Adel vorbehalten.
Schon der Besitz von Zinn gilt bei wenigen reichen Bauern als Hoffart und bekommt daher den Namen Bauernsilber.
Wer soll in einer solchen Umwelt das Risiko eingehen einen Ring aus Silber mit einem Diamanten in der Mitte, der allein den Wert mindestens eines Pferdes hat, bei einem Goldschmied zu bestellen?
Es kommt nur ein Auftraggeber in Frage, der über Geldüberschüsse verfügt und sie Kraft seines Standes und seiner Macht auch behalten kann. Solch ein Ring ist dann auch kein Tand sondern hat eine besondere Aufgabe oder ist ein Talisman. Da wird dann auch gestalterischer Hirnschmalz und handwerkliche Feinarbeit reingesteckt, von denen beides hier nicht erkennbar ist.
Dann gehe gedanklich zweihundert Jahre weiter in der Entwicklung zum Ende des 19 Jahrhunderts.
Europa ist durch Napoleon und die Ideen der französischen Revolution neu geordnet und durchgeschüttelt worden, die industrielle Revolution hat neuen Reichtum auch bei nichtadeligen geschaffen, zusätzlich ist eine deutlich breitere Gesellschaftsschicht als je zuvor, der Armut entkommen. Die alleinige Macht des Adels ist erstmalig, wenn auch schleichend, auf dem Rückzug.
Hier ist eine Nachfrage nach Möbeln, Einrichtung, Kleidern und Dekoration aus zusätzlichen, völlig neuen Schichten, entstanden und natürlich wollen sie modern sein, orientieren sich aber auch nach alten Vorbildern. Handwerker, aber auch neu entstandene Fabriken, sogar mit Versandkatalogen versuchen zu moderaten Preisen den Bedarf zu stillen.
Hier passt dann die Herstellung eines solchen Ringes wesentlich besser hin.