Jo!
Allgemeines:
Es handelt sich hier nach meiner Ansicht, um eine Uhr aus der Zeit bis etwa 1915, denn sie hat zwar einen Kronenaufzug, jedoch erfolgt die Zeigerstellung noch nach altem System, also über einen separaten Drücker. Es handelt sich um eines der früher üblichen Brückenwerke. Da in alter Zeit die Uhren vielfach von den Uhrmachern vor Ort fertiggestellt wurden, war es eine große Erleichterung, dass sich die Räder einzeln entnehmen ließen, ohne gleich das ganze Werl zerlegen zu müssen. Die Einzelteile einer solchen Uhr, wurden nämlich im Rohzustand und unmontiert angeliefert. Die Anpass-u. Polierarbeiten an Zapfen, Eingriffen etc., wurden von den Uhrmachern selbst vorgenommen. Da musste man dann oft mehrfach ran.
Das Gangsystem:
In diesem Fall handelt es sich um eine so gen. Zylinderhemmung, die früher sehr preiswert und in riesigen Mengen hergestellt wurden. Bei diesem System greifen die schrägen Flächen der Zähne, eines sogen. Gangrades, in die hohle Welle der Unruh ein (Zylinder) Der Zylinder hat ein Fenster (Passage), durch welches die Zähne in das Innere der Welle eingreifen können. Die Zähne des Gangrades werden zunächst an der Außenwandung der Welle gestoppt. Da sich die Welle mit der Unruhe dreht, schleifen die nadelspitzen Zähne, die jeder als Dreieck geschliffen und rechtwinklig abknickt sind, zunächst an der Wand des Zylinders, der sich bis zu seinem Umkerpunkt dreht. An diesem angelangt, wird er durch den Kräftespeicher der so gen. Spirale, die eine Feder ist welche das Rad erst zu einem Drehpendel macht, in die andere Richtung gedreht. Wenn der Zahn in die Passage eingreift, überträgt sich die Reibungskraft der Schrägfläche auf die Welle, was dem Ganzen den Antieb nach links gibt. Rutscht der Zahn vollends in die Passage, wird er mit der Spitze nun an der Innenseite des Zylinders gestoppt. Diese dreht sich bis zum Scheitelpunkt weiter und schwingt durch die gespeicherte Kraft der Spirale zurück. Da der Zylinderdurchbruch, die Passage, eine treppenförmige Geometrie hat, gelangt die äußere, schräg zur Drehrichtung der Unruh angeordnete Zahnflanke des Gangrades an den rechten Rand der Passage und rutscht an ihr in der Drehrichtung des Gangrades, welches sich nach der Umkehr nun in Rechtsdrehung befindet, entlang. Hierbei überträgt sich die Kraft des Rades auf die Kante der Passage, welche die Kraft auf die Unruh überträgt. Im gleichen Augenblick wo der Zahn vollends aus dem Fenster austritt, wird die Kraftübertragung unterbrochen und das Gangrad dreht frei und ungehemmt durch, bis der nachfolgende Zahn des sich drehenden Rades, an der Außenseite der hohlen Unruhwelle gestoppt wird und der nächste Zyklus beginnt. Zylinderunruhen haben keine Regulierschrauben. An der Außenseite des Reifens ist ein Begrenzungsstift angebtacht, der ein Überschwingen verhindert.
Es wird sofort klar, dass bei der Zylinderhemmung eine ganze Menge an Reibungsverlust im Spiel ist. Entsprechend ungenau sind auch die meisten Gangergebnisse. Zudem kommt ein, durch die Reibung und die damit verbundene Wartungsanfälligkeit bedingter, hoher Verschleiß hinzu, der noch einmal für eine weitere Verschlechterung der Genauigkeit einer derartigen Uhr verantwortlich ist. Allerdings wurden tragbare Uhren, früher mehrfach am Tag nachgestellt. Durch die überall hörbaren Glocken der Kirchturmuhren, war dies praktisch auch immer möglich.
Anschließend noch eine Funktionszeichnung, die ich bei Grosch-Dietzschold- Hüttig/Stern gefunden habe. Das Buch ist 1907 erschienen und als Reprint neu verlegt worden, bei "Historische Uhrenbücher 2005" Verlag Florian Stern. ISBN 3-9809557-2-9
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Zylinderhemmung.png |