Hallo Peter,
zunächst muss gesagt werden, dass sich auch schon vor 150 Jahren, der Schwerpunkt der Uhrenproduktion in der Schweiz befand. Von dort wurden die Erzeugnisse in alle Welt geliefert und sehr oft auch in national "eingefärbter" Ausführung. Wer kennt nicht die wunderbaren, schwülstigen Schlüsseluhren eines Serkisoff aus Konstantinopel, versehen mit schweizerischen Billodes-Werken (später Zenith)? Auch diese Uhren wurden komplett in der Schweiz gerfertigt. Mit Signierung und Aufdruck Konstantinople, samt orientalischem Zifferblatt.
Warum ich darauf komme? Die Schweizer Fabrikanten mussten ihre Erzeugnisse nach Landesrecht stempeln. Das erklärt das Fehlen so mancher Feingehaltsangabe auf scheinbar deutschen Uhren. Es war halt auch damals nicht immer drin, was außen drauf stand.
Hier der Link zur Originalfassung des Gesetzes:
http://de.wikisource.org/wiki/…lberwaaren
Und so habt Ihr beide Recht, der Mario, als ein ausgewiesener Stempelrechts-Spezialist und auch Du, der Du vielleicht hunderte von ungestempelten Golduhren in der Hand hattest. Und so lange neben der Reichskrone und der Sonne nicht auch noch der Mond mit reingekloppt wurde, sollte dieser kleine Punzierungsschwindel, begangen wohl in Zuwendung an die stempelgeile Käuferschaft, auch nicht weiter stören -. Und außerdem wurde ja vor 88 so was ganz legitim gestempelt und mit Stolz zur Kenntnis genommen.
Übigens: Zitat " selbst Firmen wie IWC" - dazu ist zu sagen, dass IWC eine Gründung eines geschäftstüchtigen Amerikaners war, der wegen der hohen Kosten in Amerika sein Land verließ und in Schaffhausen wegen der dort im Überfluss vorhandenen Energie (Rheinfall v. Schaffhausen) und vielleicht auch wegen der reichlich vorhandenen Fachleute eine Fabrikation von Billiguhren für den amerikanischen Markt aufmachte. Da es in der Norsostschweiz damals keine Uhrenindustrie gab, dürfte der Standortvorteil "Energiekosten" wohl den Ausschlag gegeben haben. Das Vorhaben gestaltete sich schwierig und trotz der niedrigeren Kosten kam man nicht aus den roten Zahlen heraus. Erst mit der Übernahme der gesamten Firma durch den Industriellen Johannes Rauschenbach-Vogel, der auch das Qualitätskonzept radikal änderte, kam die Firma in Schwung. An die Produkte der Anfangszeit der Firma, also etwa von 1860 bis 1880, durfte man also keinen all zu hohen Qualitätsmaßstab anlegen. Das nur so nebenbei.
Hab noch ein Bischen weiter gelesen, Ihr wart ja richtig fleißig
Das mit dem Stempeln ergibt sich aus dem §8. Da heißt es:
Auf Gold- und Silberwaaren, welche mit anderen metallischen Stoffen ausgefüllt sind, darf der Feingehalt nicht angegeben werden.
Dasselbe gilt von Gold- und Silberwaaren, mit welchen aus anderen Metallen bestehende Verstärkungsvorrichtungen metallisch verbunden sind.
Aus dem Text geht auch hervor, dass zuwiderhandlungen mit 1000 Reichsmark bedroht werden
Weiter hieß es damals:
Mit Geldstrafe bis zu eintausend Mark oder mit Gefängniß bis zu sechs Monaten wird bestraft:
1. wer Gold- oder Silberwaaren, welche nach diesem Gesetze mit einer Angabe des Feingehalts nicht versehen sein dürfen, mit einer solchen Angabe versieht;
2. wer Gold- oder Silberwaaren, welche nach diesem Gesetze mit einer Angabe des Feingehalts versehen sein dürfen, mit einer anderen, als der nach diesem Gesetze zulässigen Feingehaltsangabe versieht;
3. wer gold- oder silberähnliche Waaren mit einem durch dieses Gesetz vorgesehenen Stempelzeichen oder mit einem Stempelzeichen versieht, welches nach diesem Gesetze als Feingehaltsbezeichnung für Gold- und Silberwaaren nicht zulässig ist;
4. wer Waaren feilhält, welche mit einer gegen die Bestimmungen dieses Gesetzes verstoßenden Bezeichnung versehen sind. [122]
Mit der Verurtheilung ist zugleich auf Vernichtung der gesetzwidrigen Bezeichnung oder, wenn diese in anderer Weise nicht möglich ist, auf Zerstörung der Waaren zu erkennen.
Quellenangabe: Das habe ich bei Wikisource gefunden.