Tagein tagaus bekommt man Reparaturtüten auf den Tisch mit Kettchen löten, Ringweitenänderungen,
Ohrringe nachstellen, Steine neu fassen etc.. Nicht, daß das nur langweilig wäre, nein, es kommt ja doch auch hier hin und wieder vor, daß man was sieht, was man auch mit fast 30 Jahren Berufserfahrung noch nie gesehen hat. Aber darum geht's hier nicht.
Selten flattert einem eine Anfertigung auf den Tisch, die das Wort "Schmied" in unserer Berufsbezeichnung benötigt. Vor kurzem so geschehen. In der Tüte lag ein Modeschmuckarmreif, den der Kunde gerne in Silber gemacht haben wollte - und auch noch etwas größer als das Modell. Du denkst dir "scheiße, sowas hab ich noch nie gemacht - sieht aber eigentlich nicht so schwer aus - hmmmm - wie machn ich das jetzt am dümmsten? Mist! Ich glaub, ich mach erst mal ein Modell in Fingerringform, um zu sehen, wie ich vorgehen muß." Vierkantdraht über Eck gebogen, geschmiedet und in Form gebracht - ging besser als erwartet und das Ergebnis vielversprechend. Super! Nur, wieviel kleiner den Endreif machen, um das größere Zielmodell rauszubekommen? Hab doch keine Erfahrung mit Silberschmiedeformaten. Also doch wieder trial and error - hmpf! Hab mir dann gedacht, machste mal den Reif im Durchmesser 15mm kleiner als das gewünschte Endmaß. Hat effektiv fast hingehauen, ich denke12 oder 10mm kleiner hätt's auch getan. Aber nach knapp 1 1/2 Stunden Kollegen mit Schmiedekrach nerven war der Reif bereit zum versäubern. Noch ein Stündchen versäubern und polieren. Hat mal wieder echt Spaß gemacht und ich bin voll stolz auf meine Arbeit.
