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Überraschung in 375.....

 
Sparkle
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Sparkle

 ·  #1
Diesmal brauche ich Rat. Kundin gab mir ein Armband zur Reparatur. Zu dem Zeitpunkt konnte ich es nicht genauer untersuchen. In der Werkstatt dann die Überraschung:
Das Teil ist 375/- GG, höchstwahrscheinlich noch nachvergoldet bei der gelben Farbe. Was ja noch "normal" ist.

Ich fand es ja verdächtig leicht als sie es brachte. Der Grund stellte sich später unterm PUK Mikroskop heraus. Die ohnehin fizzeligen Kettenglieder sind tatsächlich hohl! Alle. Sogar die Erbskettenglieder. Wahnsinn. Die Erbskettenglieder haben noch einen Durchmesser von 1,07 mm mit Drähtchenbreite 0,42 mm. In die andere Richtung kann ich nicht messen. Die Drähte der Kordelteile sind auch nur 0,46 mm "stark". Allesamt hohl!!! Inwiefern das auf die Ösenverbindungen zutrifft, ist unklar, sind ja (noch) zu - würde mich aber nicht mehr wundern.

Ich hoffe, die Fotos sind aussagekräftig genug. Das Endteil muß mit der dünnen Öse wieder ins offene Kordelglied angelötet werden.

Dran löten wage ich nicht, das Ding ist sofort ne Kugel nehme ich an. Hab so eine Konstruktion in soooo dünn noch nicht aufm Tisch gehabt.
Erfahrung mit den üblichen Hohlketten und Armbändern habe ich zwar schon. DAS hier aber, sowas Dünnes schon hohl gemacht wird, ist schon.... ohne Worte.

Hab keinen Laser, nur den PUK 3s. Der hat mir allerdings auch schon dünnste aber massive Kettenglieder im Mikromodus zerschossen. 333/- Lot hab ich auch nur als Hartlot da. Tssss.....

Bevor ich aufgebe und das Teil als unreparabel zurückgebe, frag ich Euch mal, ob und wie Ihr da rangehen würdet.
Ehrlich gesagt, denke ich, das ist sinnlos weil das bald wieder woanders reisst. Meiner Ansicht nach eine katastrophale Fehlkonstruktion.
Würdet Ihr Euch trauen, das zusammenzufügen? Wenn ja, wie?
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Tilo
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Tilo

 ·  #2
herzlichen Glückwunsch, dass du so lange von diesen Niederungen der Schmuckindustrie verschint geblieben bist

ich seh grad das problem nicht
was für eine Lötflamme hast du?
mit meinem Erdgasmundlötrohr und Lot 333 mittel wäre das kein Problem, so vorsichtig zu erhitzen, dass der Kram nicht zusammenschmilzt
trotzdem würde natürlich wegen eher vorsichtigem längeren Erhitzen die vergoldung im unmittelbaren bereich leiden, also verbrennen/eindiffundieren und es wäre gut, nachvergolden zu können

ansonsten wäre noch die Mikrobrennerflamme (alternativ Hydrozon) für feineres Löten, aber das extra anzustellen wäre mir die Sache nicht wert
und die neueren PUKs könnten das
mein PUK 2 lässt sich nicht genug runterrregeln für so feinen Kram. da müsste die Öse wenigstens etwas dicker sein. ich kann bis -,35er Ösen damit zupuken, aber es wird ein gewisser Knubbel! mit löten gehts etwas unauffälliger um den preis der Erwärmung der Umgebung

mein Reparaturvorschlag für dich wäre: die Öse durch eine etwas dickere ersetzen (evtl. 585! wiegt doch eh fast nix) und dann löten oder puken
Tilo
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Tilo

 ·  #3
ich nutze das PUK nahezu nur für Ösen
2 Tips dazu: mir scheint flussmittel in der Fuge zu helfen
und ich habe in meine PUK-Zange kurz vor der Spitze je eine querrille gefräst/gefeilt, um damit Ösen zu greifen und während dem Schweißvorgang die Fuge zuzudrücken, ohne dass die Öse verkanten/wegflutschen kann
natürlich nur saaaanft zudrücken, sonst gibts zu großen Knubbel


und klar: es ist ne komplett sinnlose Aktion
das hättest du aber schon merken können, als du das hohle Ding erstmals in der Hand hattest noch vor Lupe oder gar Mikroskop;-)


peeesss:
das kaputte Kordelendglied muss raus!
nicht daran rumlöten versuchen!

du solltest nur die seperate Öse schließen!
Sparkle
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Sparkle

 ·  #4
Danke Tilo. Normal nutze ich PUK auch nur für Montagefixierung oder Ösen zuschweißen. Testweise habe ich mal versucht, ne gerissene 750er Veneziakette mit 1 mm Stärke zu puken. Erfolglos. Also habe ich sie normal zusammengelötet und sogar beweglich und unsichtbar. Die war aber massiv!

Ich war bei Abgabe misstrauisch aber meine Augen sind nicht mehr die Allerbesten. In einem Pop Up Laden habe ich eine Ecke eingerichtet und verkaufe dort meine Kreationen. Keinerlei Werkstattutensilien vor Ort zur Verfügung und keine Lupe zur Hand. Ohne die erkenne ich kaum noch die Stempel wenn sie etwas undeutlicher oder zu klein sind.

Ich werde sie anrufen und fragen, ob sie die sinnlose Aktion überhaupt machen lassen will bei Gefahr der Verschlimmbesserung.... Kann man ja alles erklären und begründen. Dann probiere ich Deinen Tipp aus wenn sie doch darauf besteht und das Risiko übernimmt.

Die normal üblichen Hohlglieder löte ich ansonsten mit eingeschobenem dünnen Blech von beiden Seiten zu, verfeile die Form und gut iss. In den winzigen Dimensionen ist das aber was anderes.

Das sowas überhaupt verkauft wird.... naja. Da sag ich mal nix ;-)
Sparkle
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Sparkle

 ·  #5
Zum Peeess, danke, das ist logisch. Offenes Glied raus, Gegenöse aufmachen, einfädeln und wieder zulöten oder puken. Ok. Danke!!!!
Tilo
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Tilo

 ·  #6
oder kaputtes Glied raus und als verbindung zur noch geschlossenen dünnen massiven eine neue mit Draht -,40 machen
oder oval aus draht -,45 mit Fuge an Seite, die wohl selbst ungelötet nicht nachgiebiger ist als das hohle Ding
auf die Art repariere ich solch dünne Kordelketten mittendrin, wenns sein muss: 2 ovale Ösen rein mit oder ohne löten
ist optisch ziemlich gut und voll beweglich,

ist halt abartig, solch Kram nicht nur als Kettchen, sondern sogar als stärker belastetes Armband herzustellen und zu verkaufen
Sparkle
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Sparkle

 ·  #7
Zitat geschrieben von Tilo

oder kaputtes Glied raus und als verbindung zur noch geschlossenen dünnen massiven eine neue mit Draht -,40 machen
oder oval aus draht -,45 mit Fuge an Seite, die wohl selbst ungelötet nicht nachgiebiger ist als das hohle Ding
auf die Art repariere ich solch dünne Kordelketten mittendrin, wenns sein muss: 2 ovale Ösen rein mit oder ohne löten
ist optisch ziemlich gut und voll beweglich,


Das klingt sogar noch besser, ne zusätzliche Öse. Beim Kordelstück sind alle Glieder offen. Mit ner Fuge von mind. 1 mm. Wenn die sich verdrehen, die Fuge ungünstig hinschiebt, fällt es auseinander.

Zitat geschrieben von Tilo
ist halt abartig, solch Kram nicht nur als Kettchen, sondern sogar als stärker belastetes Armband herzustellen und zu verkaufen


Da sagste was... dachte ich auch.

Mal gucken, was Kundin sagt. Das ist schon aufwendiger als veranschlagt.
Merci!
Sparkle
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Sparkle

 ·  #8
Tilo: Oh sorry, hatte Deine Frage(n) im ersten Beitrag übersehen.
Jau, mit den teils verrückt-sinnlosen Ideen der Schmuckindustrie hab ich zum Glück nur selten zu tun.

Ich hab ein übliches Goldschmiede-Standard-Mundlötrohr mit Propangas. Und kann auch damit recht fein löten.
Hydrozon hab ich auch nicht. Hätte ich dafür aber auch als zu heiß und scharf gedacht. Dann lieber Mundlötrohr wo ich gut dosieren kann. Zur Not noch den Rest in Heilerde einpacken, Abdeckmittel D und Antiflussmittel ist auch vorhanden.
Galvanik hab ich auch nicht.
Tilo
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Tilo

 ·  #9
mir scheint, als ob du das Prinzip Kordelkette noch nie gründlich angesehen hast
das sind immer 2 ovale offene Ösen gegenläufig parallel an den längsseiten verlötet
da kann sich nichts zu einer offenen Fuge verdrehen
auf die Art kann die Kette so dicht sein

es gibt nboch eine andere Methode bei massiven Kordelketten, wo jede Öse frei beweglich ist und am Ende abgeflacht , bis sie nahezu kein "Fleisch" mehr an der Stelle hat. ebenfalls, um mind. Ankerketten ineinanderzuhängen und eine starke Kordelung zu bekommen
das ist n atürlich auch Mist, obwohl die kette an sich massiv ist

beim Propanmikrobrenner kann man Saurtstoff frei regeln und somit reduzieren und eine relativ weiche Flamme erzeugen
tatze-1
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tatze-1

 ·  #10
Nat, wie Tilo sagt, mit 333 L3 und vorsichtig mundlöten. Zur Not freihändig ansetzen. PUK und Laser taugen für sowas gar nicht.
Tilo
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Tilo

 ·  #11
sie hat kein L3, sondern nur L1
also wäre 585er L3 vielleicht sogar geeigneter als 333L1

letztlich gehts ja nur darum, eine frei bewegliche öse zuzumachen
das ist zu schaffen
auch mit PUK 3, denn das sollte schon besser sein als mein PUK 2 und selbst mit meinem würde es notfalls gehn.
Sparkle
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Sparkle

 ·  #12
Sodele. Ich habe die Dame angerufen und informiert, daß die Reparatur zwar machbar ist. Aber angesichts der hohen Wahrscheinlichkeit erneuten Reißens an anderer Stelle, ihr davon abgeraten. Sieht sie auch so und das Teil geht unerledigt zurück.

Die kaputte Kordel-endöse hatte ich zwar schon rausgefriemelt und nen 585er Draht rausgesucht, der dünnergezogen ne neue Öse ergeben hätte. Die hätte ich problemlos eingefädelt und mit 585 Mittel-Lot zugelötet. Kein Thema.
Weichlot habe ich auch in 585 grad nicht da. Hab das noch nie gebraucht.
Ich bin ja so drauf, daß ich wenns geht, alles mit Hartlot löte. Das Mittellot dann als Ausweichslot da habe weil gerade 585 Hartlot oft grenzwertig bei der Arbeitstemperatur ist, wie ich schon festgestellt habe. Die Sache mit Cadmiumfrei und so.
Kundin bedankte sich für meine Info. Da braucht man in Fehlkauf kein weiteres Geld reinstecken.
Es ärgert mich halt, wie sowas unter ahnungslose Leute gebracht wird.

Danke für Eure Hilfe und Tipps, ich habe dabei auch wieder was gelernt.
pontikaki2310
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pontikaki2310

 ·  #13
Zitat geschrieben von Sparkle

... ich habe dabei auch wieder was gelernt.


Und ich/wir auch. Und egal wie mies einem manchmal das Gewerbe -
unter solchen Bedingungen - erscheint - für mich immernoch der schönste
Beruf der Welt... :-/ naja, abgesehen von dem der Millionärin ;-)
Tilo
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Tilo

 ·  #14
lustig auch, wie dünn man hohle Ringe machen kann (die Erfahrung in der Herstellung von Creolen lässt grüßen)
verbeulen dann natürlich im gebrauch. ist iorgendwo vorgeschrieben, dass Ringe das Tragen von Taschen und Benutzen von Türklinken aushalten müssen, nee, da gibts keine DIN-Norm oder?

in der facebookgruppe hat mal jemand mit lasergraviergerät solch Ring außen gravieren wollen (und dusseligerweise nicht gefühlt, dass der Ring zu leicht ist für massiv)
haha, das Ergebnis müsst ihr euch so vorstellen wie Plätzchen ausstechen ;-)
Sparkle
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Sparkle

 ·  #15
:lol:
Musste schon lachen bei der Beschreibung. Plätzchen ausstechen.... (steht auch noch auf meinem Zettel, nur wann???)
Back to topic: Aber wie fies ist das denn?!!? Klar, das fehlende Gewicht hat mich ja schon stutzig gemacht, so, daß ich mir vorsichtigerweise erstmal genaues Anschauen, Prüfung und entsprechende Rückmeldung vorbehalten hatte.
Hohle Ringe... klar, gibts (hatte ich zum Glück noch nie), hohle Ketten sowieso. Manchmal macht das ja auch Sinn. Bei Riesengliedern alleine das Gewicht wäre schwer ertragbar von voluminösem Halsschmuck zum Beispiel.

Nur die Steigerung, solche Miniminimini-Erbskettenösen auch hohl zu bauen war mir neu. Muss ich nicht nochmal sehen.

Ich hoffe, daß das hier den Lesern auf Käufer,- und Schmuckträgerseite hilfreich sei bei künftigen Kaufentscheidungen.
Zumindest nachfragen, als Laie sieht man die Tücken ja nicht. Hab ich ja selbst auch nicht gleich. Allzu filigran ist eben nicht unbedingt praktikabel, geschweige denn wirtschaftlich.
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