Schmuck-Themen allgemein
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Wiedererkennbarkeit, Unikate

 
sigun
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sigun

 ·  #1
Liebe Leute,

ich habe gerade wieder in Heinrichs Schmuckbörse geblättert; das mach ich seit vielen Jahren hin und wieder.

In der Börse kenn ich inzwischen die Stücke, die lange nicht verkauft werden sind. Das sind, habe ich den Eindruck, gerne Stücke, sehr teuer sind oder einer Nische entspringen. Oder, und um die geht mir jetzt: Stücke, die ein bissl schräg sind oder nicht mehr dem Zeitgeist entsprechen: Der Mohrenkopf oder die Hand mit Stulpe zb. Also auch sofort wiedererkennbare Stücke.

Schmuck mit wenig Wiedererkennungswert ist doch immer gut verkäuflich: einfache unaufällige Kettengleiter, einfache Solitäranhänger, Blümchen- und Sternformen; gern auch wertvoll, aber nicht auffällig. Dezent, gefällig, aber ohne große thematische Eigenaussage. Der "Verkehrswert", sozusagen, ist hoch. Wie die Kette im Startbild des Forums.

Ich erinnere an Marios Goldkleckse: dezent, immer tragbar, aber durch die Verdrehung der Sehgewohnheiten immer ein Hingucker. (Finde den Link grad nicht)

Ingos Stücke sind definitiv Unikate einer einzelnen Person. Höchstpersönliche Entwürfe, im Alltag getragen.

Von Ballkleidern hieß es immer, man "könne" sie nur drei Saisonen tragen, weil sich jeder dran erinnert. Dann "muss" was Neues her.

Meine Gedanken dazu:
Wer kauft heutzutage Stücke mit hoher thematischer Aussage?
Wie gut verkaufen sich wirklich auffällige Unikate? Mohrenkopf oder Stulpenhand - wie oft könnte man die tragen? Wieviel Mut benötigen Unikate im Alltag?

Und von eurer Seite her: Welche Stücke baut ihr gerne?
Technisch Herausforderndes, wie Tatze und ihr Ring?
Künstlerisch Entfesseltes? Kreatives? Wirtschaftlich Lohnendes, also Sachen, die sicher verkauft werden können? Einzelaufträge?

Liebe Grüße,

sigun
Tilo
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Tilo

 ·  #2
tatze-1
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tatze-1

 ·  #3
oder da:
schmuck-foren/fpost93811.html#real93811

Stefan war auch schon lang nicht mehr hier btw.

Zitat
Wer kauft heutzutage Stücke mit hoher thematischer Aussage?

Das sind Leute, die auch im restlichen Leben "etwas aus dem Rahmen fallen" und nicht im mainstream mitschwimmen. Dann sind das Leute aus der - ich sag jetzt einfach mal - gebildeteren akademischen und kunstinteressierten Mittel- und Oberschicht, die auch häufiger mal fein ausgehen, in Ausstellungen, Konzerte, Theater, ins Ballett, auf Bälle gehen, die daher zum Abend/Ballkleid den entsprechenden Statementschmuck tragen (wobei ich jetzt den Mohren und die Hand nicht auf derartigen Veranstaltungen sehen würde)

Zitat
Wie gut verkaufen sich wirklich auffällige Unikate?

nicht so häufig wie man denkt, außer es kommt grade ein Kunde vorbei, der genau das Unikat möchte, weil er mit dem mainstream-Schmuck nichts anfangen kann.

Zitat
Mohrenkopf oder Stulpenhand - wie oft könnte man die tragen?

die kann man täglich tragen. Allerdings der Mohrenkopf (ich schätze mal, wenn das kein ausländischer Nachbau ist, daß er aus Augsburg kommt) dürfte heutzutage ein icebreaker sein und Grund für eine Rassismusdiskussion.

Zitat
Wieviel Mut benötigen Unikate im Alltag?

Mut nicht viel, würd ich sagen, Selbstbewußtsein eher.

Zitat
Und von eurer Seite her: Welche Stücke baut ihr gerne?

die mein Gehirn und meine Fähigkeiten fordern und fördern

Zitat
Technisch Herausforderndes, wie Tatze und ihr Ring?

zum Beispiel

Zitat
Künstlerisch Entfesseltes? Kreatives? Wirtschaftlich Lohnendes, also Sachen, die sicher verkauft werden können? Einzelaufträge?

Künstlerisch Entfesseltes: eher nicht mein Ding am Werktisch, manchmal dann doch mehr mit dem Pinsel in der Hand
Kreatives: auf jeden Fall
Wirtschaftlich lohnend: wenn's das mal immer so wäre, aber Klassiker ziehen, wie du schon sagst, immer. Von irgendwas muß man ja leben
Einzelaufträge: auf jeden Fall - vor allem, wenn sie Spaß machen
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #4
Den Zusammenhang zwischen Phänotyp des Kunden und dem Schmuck sehe ich regelmäßig.
Manchmal, wenn es passt, versuche ich dem Kunden Mut zu machen, lieber zu einem passenden als zu einem vorsichtig angepassten Modell zu greifen.
Viele trauen sich nicht oder sehen sich selbst anders als die Umgebung sie sieht. Dann habe ich das Gefühl das ein Verkaufsgespräch mehr Lebensberatung als ein Verkaufsgespräch ist.
Das macht aber den Job interessant und abwechslungsreich.
Silberfrau als Gast
 
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Silberfrau als Gast

 ·  #5
Ist bei mir fast schon zweigeteilt. Geschäftlich / für meine Kurse suche ich eingängige breitenwirksame Themen mit einem oder zwei I-Tüpfelchen Individualismus. D.h. eine allgemein gängige "Gattung" mit individueller Ausgestaltung.
Selbst habe ich keine Hemmungen und trage alle Arten von was mir selbst gefällt, diese Stücke entstehen normalerweise aus Schaffensdrang, Neugier und Experimentierfreude. Einzelstücke, von denen ich keine Verkäuflichkeit erwarte, die vom Arbeitsaufwand, zumindest als Erststücke auch für einen Verkauf viel zu teuer wären.
Nicht selten entwickelt sich aus diesen, in abgewandelter und kastrierter Form, auch wieder ein breitentaugliches Thema. Daher ist es auch wichtig, solche Stücke zu erarbeiten.
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #6
Zurück aus dem Kurzurlaub und Thread noch mal gelesen. War, glaube ich, das einzige Thema in der Woche, das mich wirklich interessiert hat. Jetzt auch Bilder angeschaut.
Die Hand mit Stulpe erinnert mich stark an Carrera y Carrera, und war somit vor einigen Jahren noch topaktuell, und ich bewundere diese Firma auch heute noch. Aber hier zeigt sich auch, je mehr top in der einen Saison um so weniger interessiert man sich in der nächsten dafür. Andererseits kommen Trends auch manchmal schnell zurück, weiß man's? Mich wundert es schon, dass sie ein Ladenhüter sein soll. Aber ich beobachte die Schmuckbörse auch nicht so.
Beim Mohrenkopf stimme ich Tatze zu, den wird keiner tragen wollen, es wirkt im Kontext anstößig. Was auch wieder witzig ist, da PoC zusehends sichtbarer werden, ob als Models, TV Moderator/innen, in der Werbung etc.. Aber das Schmuckthema degradiert zum Objekt.
Ich bin (aufgrund meines Alters?) immer noch ein TV Addict und achte auf das, was getragen wird. Ausländische (w) Talkgäste (US-?) tragen in der Regel interessanteren Schmuck als einheimische, aber hin und wieder gibt es auch hier Ausnahmen, nicht immer geschmackvoll ausgewählt, hier müssen die Deutschen noch viel lernen. Für den deutschen Markt heißt also 0-8-15 anbieten.
Mein übliches Lamento zum Schluss: Der Deutsche interessiert sich mehr dafür, was seine Punze bedeutet, als dafür, ob es ein schöner Teil ist.
tatze-1
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tatze-1

 ·  #7
Zitat geschrieben von Silberfrau

Mein übliches Lamento zum Schluss: Der Deutsche interessiert sich mehr dafür, was seine Punze bedeutet, als dafür, ob es ein schöner Teil ist.

amen to that *seufz*
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #8
Als ich die Schmuckbörse aufgebaut hatte, hatte ich noch wenig Schmuck von Kunden zu verkaufen. Um jedoch ein gewisses Grundvolumen zu schaffen, habe ich alle Schmuckstück, die aus dem Erbe meines Vaters noch vorhanden waren, meine eigene Sammlung an Krawattenadeln und Manschettenknöpfen und den Schmuck meiner Frau rein gestellt. Nicht unbedingt um Letzteres zu verkaufen, sondern um die Schmuckbörse für den Besucher attraktiv zu machen. Die Hand ist noch aus der Werkstatt meines Vaters und der Mohr ist auch aus dieser Zeit.
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #9
Wow, dann ist der beste Moment zum Verkauf der Hand an dieser vorbei gegangen.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #10
Macht nix, kommt alles wieder. Man kann es gar nicht glauben wie oft Kundinnen anrufen und erzählen, sie hätten ein Leiblingsschmuckstück verloren oder es sei gestohlen worden und jetzt hätten sie genau so eines wieder auf der Schmuckbörse gefunden und möchten es haben.

Da spielt dann der Zeitgeschmack gar keine Rolle.
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #11
Genau. Oder Nachbau nach Foto, sehen wir hier ja gelegentlich.
pontikaki2310
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pontikaki2310

 ·  #12
Zitat geschrieben von Silberfrau

Wow, dann ist der beste Moment zum Verkauf der Hand an dieser vorbei gegangen.


Ooch, es gibt ganz moderne Kollegen die das "Hand-Thema"
verarbeiten und wird sogar in Museen ausgestellt:
http://www.jakob-bengel.de/201…nd-nehmen/
Sogar "Ohren" gehen:
https://www.entdecke-schmuck.e…-t146.html
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #13
Ja klar, das ist halt Kunst und NOCH spezieller.
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