Edelsteine & Perlen
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Frage zu Rubin

 
Schneeflocke
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Schneeflocke

 ·  #46
Wirklich interessant, wie sich das Gespräch hier so entwickelt *grins*.

Zu der Theorie, dass die Diamanten nachträglich eingearbeitet wurden, daran glaube ich nicht, das würde so gar nicht zu der Vorbesitzerin passen.
Sie mochte zwar ganz gerne Schmuck und hat mir auch voller Freude und Stolz neue Schmuckstücke gezeigt, aber vor allem, weil sie wusste, dass ich sehr schmuckinteressiert bin und mich mit ihr mitfreue.
Ansonsten gehörte sie eher zu der Kategorie, die sich nicht darum kümmerte, dass sich beim tragen von Ringen Schmutz unter den Steinen sammelt (was nun nicht heißt, dass sie irgendwie sonst unhygienisch herumlief - bitte nicht missverstehen).

Dass der Anhänger irgendwo aus dem Ausland stammt, kann ich mir wiederum sehr gut vorstellen, da die Beiden (die Schmuckträgerin und ihr Gatte) mehr oder weniger die ganze Welt bereist haben.
tatze-1
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tatze-1

 ·  #47
Zitat geschrieben von Mario Sarto

Ungeachtet Deiner sonstigen Vermutungen über die mögliche Geschichte des Teils ist das etwas, was mich wirklich interessiert. Kannst Du hier bitte konkret die Dinge benennen? Welche Techniken im Schmuckbereich sind es, die wir uns heute mühevoll aneignen müssen, weil das Wissen darum nicht mehr vorhanden ist? Du hast Dich ja nun ausgiebig mit diesen Themen befasst, so dass Du mir hier sicher Auskunft geben kannst.

Ich weiß nicht, ob ich zu deiner Zufriedenheit Auskunft geben kann. Wird mir vermutlich nicht gelingen, das sehe ich jetzt schon ;) Ich befürchte, ich schreibe mal wieder am Thema vorbei *seufz*

"heute mühevoll aneignen müssen" ist vielleicht ein leichter overkill, weil die Generationen vor uns schon wieder einiges an (fast) verlorengegangenem Wissen wiederhergestellt haben durch intensives Studium z. B. vom Wolters (der hat auch noch anderes geschrieben als sein Technologiebuch) oder der Theophilus Presbyter-Schriften und entsprechendes ausprobieren und wieder verwerfen - auch was die Werkzeugherstellung betrifft. Es sind die nicht mehr oder nur zufällig gelehrten Techniken, die, wenn sie nicht weitergegeben werden, weil sie - auch wegen Modetrendänderungen - kaum mehr einer nutzt bzw. der Nachfolgegeneration weitergibt, wieder in der Versenkung verschwinden werden (da gibts doch so ne nette Reihe vom Bayerischen Rundfunk "Der letzte seines Standes"). Da wäre die Granulation beispielsweise zu erwähnen - granulieren nicht nur mit Kontaktlot, sondern wirklich geschweißt. Filigran. Oder das Tauschieren - nicht nur in die Tiefe, sondern auch auf der Oberfläche. Niello (ich kann mir nicht vorstellen, daß tauschieren und Niello nur noch in der Waffenschmiede Anwendung finden sollte). Perldrahtherstellung (haben wir hier ja auch schon intensiver beplaudert). Emaille - Maleremaille, Emaillemalerei, Grisaille, Ajouremaille. Feuervergoldung. Anreibevergoldung. Klebstoffherstellung. Herstellung antiker Fassungen - nicht nur die Perldrahtchatons mit den dreiendigen Krappen. Ziselieren. Meißeln. Montagearbeiten riesiger Gegenstände ohne die heutigen technischen Möglichkeiten wie beispielsweise PUK und Laser als Heftmöglichkeiten vor dem Löten (Kelche, Kannen, Monstranzen, Kreuze etc.). Es ist schwer, hier was konkret zu benennen.

Manche werden sagen, daß moderne Hilfsmittel heutzutage diese alten Techniken alle ersetzen können und man sich nicht der modernen Technik verschließen soll. Klar gibt es Colorit, Lacke, Resinkügelchen, die Granalien ersetzen sollen, fertigen Perl- und Kordeldraht zu kaufen, Laser- und Punktschweißtechnik, CAD, CNC-Fräsmaschinen, 3D-Drucker- und Scanner, Gewindeschneider für metrische Gewinde, Siebdruckfolien zum aufbrennen etc. Hat alles seine Berechtigung. Keine Frage. Man wäre ja blöd, solche Möglichkeiten, sollte man sie zur Verfügung haben, nicht zu nutzen. Das sieht auch die Restaurierung so.

Ich weiß noch aus den Erzählungen der Obermeisterin von Schwäbisch Gmünd, die den Auftrag hatte, die Reichskleinodien für Schwäbisch Gmünd herzustellen, daß sie trotz intensiver Forschung im Theophilus und sonstigen Quellen viel experimentieren mußte, um beispielsweise das Zellenemaille der Reichskrone nachzubilden, ohne daß 1/10mm "dicke" Zellwände umkippen, einsinken oder einschmelzen. Oder eben die Fassungsherstellung, die heutzutage nicht mehr üblich ist.

Mal Hand auf's Herz. Wer der hier Mitlesenden und Mitschreibenden kann noch granulieren, tauschieren, ziselieren, emaillieren, Ajouren sägen etc., hat das in der Lehre - nicht über eine Weiterbildung - gelernt, wendet das noch an und gibt es seinen Lehrlingen weiter? Bzw. hat diese Techniken in Form von Schmuck in seiner Auslage liegen? Ich habe emaillieren (bis zum Restauratorenkurs nur noch einmal gemacht seit der Lehre), ziselieren (zuletzt in der Meisterschule gemacht, danach 2-3x benötigt), silberschmieden (zuletzt in der Meisterschule gemacht, danach nie mehr gemacht), Ajouren (nie mehr gemacht) und Edelsteine fassen (regelmäßig gemacht) in der Lehre an der Goldschmiedeschule gelernt. Mein Lehrmeister im Betrieb hatte keine weiteren Techniken "auf Lager", die er mir hätte beibringen können.
Mario Sarto
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Mario Sarto

 ·  #48
Zitat geschrieben von tatze-1

Ich weiß nicht, ob ich zu deiner Zufriedenheit Auskunft geben kann. Wird mir vermutlich nicht gelingen, das sehe ich jetzt schon ;)

Na ja, nicht wirklich ;-)
Zitat geschrieben von tatze-1

Ich befürchte, ich schreibe mal wieder am Thema vorbei *seufz*

Nö, dass passt schon.
Zitat geschrieben von tatze-1
...
Mal Hand auf's Herz. Wer der hier Mitlesenden und Mitschreibenden kann noch granulieren, tauschieren, ziselieren, emaillieren, Ajouren sägen etc....

Ich kann und tue es. Ich habe es von Grund auf gelernt. Das ist hier (hoffentlich) nicht der Punkt. Um Dir meine nachfolgende Antwort verständlicher zu machen, möchte ich zunächst von mir selbst (meiner Website) zitieren:
Zitat geschrieben von Mario Sarto
Goldschmiede vereinen auf wunderbare Weise die Bereiche der Naturwissenschaften mit den kulturellen Aspekten der jeweiligen Zeit. Es entstanden und entstehen Schmuckstücke sowie Objekte, welche den Zeitgeist und die technischen Errungenschaften der jeweiligen Kulturen wiedergeben.

Ich bilde seit der Novellierung bewusst nicht mehr aus - von mir kann also niemand mehr etwas lernen. Sei also beruhigt ;-)
Wenn der Zeitgeist (hier Schmuck, der in einem gewissen Zeitraum gefragt ist) es nicht hergibt, dass die von Dir beschrieben Techniken angewandt bzw. gelehrt werden, dann kann man von niemandem verlangen, dass er den wirtschaftlichen Zusammenbruch seines Unternehmens heraufbeschwört, indem er aufwendig gestalteten tauschierten, emaillierten usw. Schmuck in sein Fenster legt. Bei den heutigen Lohn- und Lebenshaltungskosten kann das schnell das Ende bedeuten.
Ein Unternehmen kann auf Dauer nicht am Markt vorbei produzieren.
Ich denke, bis hier her kann das jeder nachvollziehen.

Eigentlich könnte ich hier enden - aber da ist noch eine Sache, Anke, Deine Signatur in diesem Forum. "Feuer" ist etwas sehr lebendiges. Leben heißt, dass sich die Dinge ändern - und zwar ständig und andauernd! Mal schneller, mal etwas langsamer. Du willst doch nicht die Asche (hier die Techniken, die kein Mensch mehr [bezahlen] will) anbeten, oder doch?
Während sich die Obermeisterin mit dem ollen Presbyter rumschlagen musste, werden heute die Techniken in Fachbüchern (digital und einigen Videos) festgehalten. In recht verständlicher Weise, wie ich meine. Heißt, zukünftige Generationen werden es wesentlich leichter haben, "die alten Techniken" für sich neu zu entdecken. Was meinst Du?
Imari
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Imari

 ·  #49
@Tatze

Du scheinst mich missverstanden zu haben. Ich schrieb von erstklassiger Handwerkskunst, die mich erfreut, und genau die trifft meinen Anspruch an Perfektion. Was nicht bedeutet, dass ich ganz oder teilweise industriell gefertigten Schmuck grundsätzlich ablehne, er läßt mich halt nur meistens kalt. Was wiederum daran liegt, dass meine persönlichen Vorlieben in vergangenen Stil-Epochen liegen, in denen exzellentes Kunst-Handwerk - im wahrsten Sinne des Wortes - gerade im Umgang mit kostbaren Materialien eher selbstverständlich als vernachlässigbar war.

Dass dem traditionellen Know How im alltäglichen Goldschmiede-Betrieb heute kaum noch Bedeutung zukommt, liegt m.E. nicht daran, dass es vergessen wurde, sondern wegen des enormen Zeitaufwands für normale Kunden einfach nicht mehr bezahlbar ist. Schaut man sich dagegen auf den Seiten der Luxus-Juweliere um, dann sieht man, dass die Tradition nicht nur durchaus lebendig ist, sondern mit modernsten Techniken geradezu auf die Spitze getrieben wird. Wunderwerke aus einem Parallel-Universum. für Normalsterbliche unerreichbar.

Insofern kommt auch der industriellen Massenware eine andere Bedeutung zu. Nicht nur, dass sie Arbeitsplätze schafft, sie dient auch der Demokratisierung von Schmuck. Waren Perlen und Edelsteine in nicht mal allzu ferner Vergangenheit nur dem Adel und dem Klerus erlaubt, darf sich heute jeder damit schmücken und ein chicer Brilli funkelt an der Hand einer Kassiererin nicht weniger schön als an der Hand einer Millionärsgattin. Noch immer sind es die Armen und Ärmsten, die die Steine für die Reichen aus der Erde buddeln. Dort wäre der Ansatzpunkt für eine neue Wertschätzung, aber das weiter auszuführen sprengt hier wirklich das Thema.
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