Zur Frage restaurieren vs. reparieren wie sie hier aufkam, kann ich als Theoretikerin aus einer diesem Thema verwandten Ecke vielleicht endlich auch mal was Gehaltvolles beisteuern:
Prinzipiell geht es in beiden Fällen darum, einen durch Beschädigung beeinträchtigten Gesamteindruck wiederherzustellen, nur eben mit unterschiedlichen Hintergedanken:
Ziel der Objekterhaltung im musealen Bereich (oder eben privat bei historisch besonders wertvollen Objekten) ist, den Originalzustand, soweit noch vorhanden, bestmöglich zu sichern, sodass keine weiteren Verschlechterungen eintreten und das Objekt unter Beachtung bestimmter Parameter bedenkenlos gelagert bzw. ausgestellt werden kann. Vor allem wenn ein Objekt ausgestellt werden soll, kommt im nächsten Schritt die Überlegung ins Spiel, den Erhaltungszustand durch das Hinzufügen von Verlorengegangenem zu ergänzen, um so den vom Künstler/Handwerker intendierten Eindruck des Objekts zu Lehr- und Anschauungszwecken wiederherzustellen.
Dabei wird heutzutage anders als früher beachtet, dass Restaurierungen reversibel sein sollen, um zukünftige Restaurierungsarbeiten zu erleichtern und den Erhaltungszustand des Objekts zu schonen (anders wie z.B. bei schlechten Gemälderestaurierungen im 19./frühen 20. Jh., bei denen manchmal einfach großflächig mit Ölfarbe übermalt wurde). Das, was noch original ist, soll auch immer erkennbar von der Restaurierung unterscheidbar sein. Inwiefern man nun versucht so zu restaurieren, dass es nur einer Person vom Fach auffällt, oder so, dass es auch der Laie am Sonntagnachmittag im Museum erkennt, obliegt dem Wunsch und den Intentionen der Auftraggebenden.
Die verwendeten Materialien und Methoden müssen dabei nicht zwingend 'historisch korrekt' sein; Handwerk und Materialien entwickeln sich ja weiter, und u. U. gibt es eben in späterer Zeit neue Methoden oder Materialien, die sich bestens zur Erhaltung und Restaurierung eines bestimmten Objekts eignen.
Eine Reparatur soll an sich nur die Funktionalität bzw. den Gesamteindruck wiederherstellen, und das recht pragmatisch. Dabei fällt eher weniger ins Gewicht, das, was original ist, genau so, wie es ist zu erhalten, sondern eine Beeinträchtigung oder Beschädigung soll möglichst effektiv und dauerhaft behoben werden. Reversibilität spielt oftmals keine Rolle.
Eine antike Granatbrosche (wenn ihr Wert nicht über das für Zeit, Material und Menge der erhaltenen vergleichbaren Objekte durch eine besondere Provenienz [z. B. hat nachweislich Elisabeth von Österreich gehört] gesteigert wird), fällt realistisch betrachtet eher in den Bereich einer Reparatur.
Die Teile sind nicht teuer (ich habe allerdings schon Antik
schmuck(!)händler gesehen, die an die 300-400 Euro für kleine Tombakbroschen von um 1900 haben wollen...), es gibt sie auch noch recht häufig. Gerade heraus gesagt sind diese Art von Schmuckstücken aus dem 19. Jh. ja auch besserer Modeschmuck, wenn auch alt, und keinesfalls (noch- in 200-400 Jahren vielleicht...) museumswürdige Kunstobjekte von besonderer Importanz für das historische Verständnis materieller Kultur im 19./frühen 20. Jh.
Als Liebhaberin ist das aber natürlich nicht mein primärer Gedanke; mir gefällt diese Sorte Schmuck einfach sehr gut, besser als moderne Schmuckdesigns, und etwas Altes, was an sich noch 'gut' ist zu erhalten und zu nutzen anstatt es zu ersetzen freut prinzipiell auch die Umwelt.
Die Reparatur sollte so wie ich mir sie bestenfalls wünsche allerdings den Stein nicht nur irgendwie wieder an seiner angestammten Stelle fixieren, sondern auch dem historischen Gesamteindruck der Brosche gerecht werden, indem sie so ausgeführt ist, dass man (sprich: Laien) nicht sofort erkennt, dass die Brosche mal repariert wurde und das Gesamtbild in sich stimmig ist; der pragmatische Hintergrund ist ja für mich, dass ich die Brosche tragen möchte, und dabei soll sie eben platt ausgedrückt 'ganz' sein und gut aussehen.
Ihre gesammelten Hinweise und Ratschläge zur Reparatur selbst machen mir aber schon einmal Mut, dass es möglich und wohl auch nicht besonders schwierig ist, den Stein wieder einzusetzen. Einen ganz lieben Dank dafür!