Die Auftragsbeschreibung ist schon witzig. Jede Woche kommen Menschen, die den Wert ihres Schmucks wissen wollen - oft passiert das mit den Worten "Da können Sie doch mal eben drauf schauen." Meistens ist die Intention dahinter die, dass diese Menschen für die Dienstleistung (Wertermittlung) kein oder nicht viel Geld ausgeben wollen. Wie sinnfrei das Ganze ist, ist jenen in der Regel nicht bewusst. Ebenso wenig wissen sie (die Schmuck-Eigentümer) und leider auch viele, die da "mal eben drauf schauen" nichts von den verschiedenen Wertarten (Wiederbeschaffungswert, Verkehrswert, Materialwert und Zeitwert), ganz zu schweigen von deren Definitionen. Schon die Nachfrage danach ruft Stirnrunzeln hervor. Fragt man anders herum, zu welchem Zweck der Wert ermittelt werden soll (z. B. Altgoldverkauf, Privatverkauf, Erbaufteilung oder "für die Versicherung"), dann wird es für einige einleuchtender.
Warum man etwas für die Wertermittlung bezahlen soll, erschließt sich dann für viele noch immer nicht. In diesem Fall (Bilder der Ringe) geht schon etwas an Zeit drauf, bis man alle benötigten Daten zusammen hat. Um an die Daten zu kommen, benötigt man neben dem zeitlichen Aufwand auch zahlreiche Gerätschaften. Diese mussten irgendwann mal für Geld angeschafft werden - logisch, dass man deren Verwendung bezahlen muss, oder? Im Sinn haben wir also den Zeitaufwand für die Generierung der Daten und die Benutzung der Gerätschaften. Was fehlt, ist die Ausbildung, die man benötigt, um die Daten überhaupt generieren zu können. Die ist bei Edelstein- bzw. Diamantgutachtern nicht unerheblich und kostet richtig viel Geld (Fortbildungen on top). Hat der, der prüft, keine entsprechende Ausbildung, ist die Wertermittlung eh für die Katz.
Sind dies dann alle Kosten? Nein, denn die Daten allein nutzen wenig. Es folgt der Aufwand der Recherche - was würden vergleichbare Steine heute kosten bzw. was haben sie vor 25 Jahren gekostet. Was würde die Arbeit für die Herstellung heute bzw. vor 25 Jahren kosten. Je nach dem, welche Wertart bestimmt werden soll, ist der Aufwand der Recherche kleiner oder größer. Abschließend kommen noch die Kosten für die eigentliche Erstellung des Gutachtens dazu. Hier werden die Daten aufbereitet und für den Laien verständlich formuliert.
All diese Dinge kann ich auf dem Zettel nicht wieder finden - weder den Zweck der Wertermittlung (Wertarten), die (vollständigen) Qualität(en) der Steine, die Geräte, die zur Prüfung verwendet wurden oder das Datum, welches für die Wertermittlung des Materials (Goldkurs) maßgebend war. Ebenfalls fehlt der wichtige Hinweis, dass die tatsächliche Qualität der Steine im gefassten Zustand nicht ermittelt werden kann und es sich darum um eine Schätzung handelt.
Welchen Nutzen ein solches Papier nun hat, muss ein jeder für sich abwägen...