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Risse beim Biegen von Silber

 
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Algis
 
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Algis

 ·  #1
Hallo alle zusammen,

ich mache nun seit knapp anderthalb Jahren hobbymässig Ringe und anderen Schmuck aus Silber, wobei ich die Ringrohlinge selber mittels Sandguss herstelle.

Das klappt soweit auch alles ganz gut, nur muss ich feststellen, dass manche der Ringschienen beim Rundbiegen (trotz Weichglühens) unschöne Risse bekommen bzw. in Extremfällen sogar brechen.

Spricht das dafür, dass die Silberschmelze porös/verunreinigt ist?

Ich schmelze 900er Silber in einem elektrischen Schmelzofen (bei 1150 Grad) in einem Graphittiegel, den ich auch ausschließlich zum Schmelzen von Silber (bzw. manchmal Kupfer) verwende.

Ich habe oft gelesen, dass der Zusatz von Borax wichtig ist, während in anderen Internetforen behauptet wird, dass man Borax bei Graphittiegeln (insbesondere bei elektrischen Schmelzöfen) nicht verwenden soll (ich selbst habe einmal mit Borax gearbeitet, was mir den Tiegel jedoch etwas eingesaut hat, weshalb ich seitdem kein Borax mehr verwende).

Was stimmt denn nun?

Und kann es sein, dass die Rissbildung evtl. dadurch zu erklären ist, dass ich beim Weichglühen etwas falschmache (bzw. wie oft/wann sollte generell geglüht werden)?

(Zum Glühen habe ich den Schmelzofen zweckentfremdet (ich glühe das Silber bei 615 Grad für ca 2 Minuten)).

So, das waren jetzt viele Fragen, ich würde mich sehr über Feedback freuen (bitte verzeiht mir, falls ich irgendwas übersehen hab oder so, bin wie gesagt Anfänger); vielen Dank schonmal im Voraus! :)
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Risse beim Biegen von Silber
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #2
Tilo
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Tilo

 ·  #3
das Rißinnere sieht ja übel schwarz aus. der Riß war also schon vorm Biegen vorhanden!
die Oberfläche des gezeigten Stücks ist ja auch gruselig rauh und oxidiert
was wurde denn vorher mit dem gezeigten Material gemacht?

Glühen mach ich seit 35 Jahren nach Gefühl mit der Flamme: sowie das Silber glüht (und dabei vermutlich mehr als 615 Grad hat), wird abgelöscht
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #4
Wenn man Silber glüht entsteht eine schwarze Schicht an Kupfer2-Oxyden an der Oberfläche und eine rote Schicht Kupfer1-Oxyden unter der Oberfläche des Silbers. Wenn man die anschmirgelt wirkt sie grau und lässt sich nicht gut polieren. Man nennt das chemisch Kupferoxydul und der Goldschmied nennt das Blausilber, wegen der Farbe, die beim Polieren blaugrau wirkt.

Diese Schicht lässt sich nur mechanisch entfernen, wenn das Silber eingeschmolzen wird mit dieser Schicht, bleibt sie in der Schmelze und sorgt nach dem Guss für Brüche im Stück.

Ich habe früher ein Produkt zum entfernen solcher chemisch schwer zu reduziernder Verbindungen (auch anderer Verbindungen die für Sprödigkeit sorgen) für die Industrie geliefert. Das war im wesentlichen Hexachloräthan (was heute noch in großen Tabletten in der Stahlindustrie zum klären von Roheisen verwendet wird) und metallisches Calzium. Die Anwendung ist eher komplex und Hexachloräthan darf nicht mehr so ohne weiteres verkauft werden weil es als Gift in Getränken nicht zu schmecken ist.

Vor einiger Zeit hat mich Ulrich Wehpke (Friede seiner Asche) auf die Idee gebracht dass Phosphorkupfer in der Schmelze ähnliche Abhilfe gegen Blausilber schaffen könnte. Es gibt zwar Phosphorkupfer, als Kupferlot billig zu kaufen, das enthält aber nur bis zu 3% Phosphor und könnte wenig wirksam sein. Bei 8% Phosphor wirkt es als Zusatz hervorragend und man benötigt meist nur 0,2% Zusatz zur Schmelze und ein paar Minuten Schmelzzeit, dann ist Silber und Gold wieder so geschmeidig wie es sein soll.

Ich vermute, dass sein Sohn den Vertrieb macht, denn er hat seines Vaters Werkstatt übernommen.
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #5
Rohlinge müssen nach dem Guss durchgeschmiedet werden?
Und weichgeglüht wird erst hinterher, weil es nach dem Guss direkt nix bringt.
Algis
 
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Algis

 ·  #6
Zitat geschrieben von Heinrich Butschal

Wenn man Silber glüht entsteht eine schwarze Schicht an Kupfer2-Oxyden an der Oberfläche und eine rote Schicht Kupfer1-Oxyden unter der Oberfläche des Silbers. Wenn man die anschmirgelt wirkt sie grau und lässt sich nicht gut polieren. Man nennt das chemisch Kupferoxydul und der Goldschmied nennt das Blausilber, wegen der Farbe, die beim Polieren blaugrau wirkt.

Diese Schicht lässt sich nur mechanisch entfernen, wenn das Silber eingeschmolzen wird mit dieser Schicht, bleibt sie in der Schmelze und sorgt nach dem Guss für Brüche im Stück.

Ich habe früher ein Produkt zum entfernen solcher chemisch schwer zu reduziernder Verbindungen (auch anderer Verbindungen die für Sprödigkeit sorgen) für die Industrie geliefert. Das war im wesentlichen Hexachloräthan (was heute noch in großen Tabletten in der Stahlindustrie zum klären von Roheisen verwendet wird) und metallisches Calzium. Die Anwendung ist eher komplex und Hexachloräthan darf nicht mehr so ohne weiteres verkauft werden weil es als Gift in Getränken nicht zu schmecken ist.

Vor einiger Zeit hat mich Ulrich Wehpke (Friede seiner Asche) auf die Idee gebracht dass Phosphorkupfer in der Schmelze ähnliche Abhilfe gegen Blausilber schaffen könnte. Es gibt zwar Phosphorkupfer, als Kupferlot billig zu kaufen, das enthält aber nur bis zu 3% Phosphor und könnte wenig wirksam sein. Bei 8% Phosphor wirkt es als Zusatz hervorragend und man benötigt meist nur 0,2% Zusatz zur Schmelze und ein paar Minuten Schmelzzeit, dann ist Silber und Gold wieder so geschmeidig wie es sein soll.

Ich vermute, dass sein Sohn den Vertrieb macht, denn er hat seines Vaters Werkstatt übernommen.


Vielen Dank für die schnelle Antwort, ich bin jetzt nach kurzer Recherche insbesondere auf Kupferhartlot mit der Beschreibung „CuP6“, also mit 6% Phosphorgehalt gestoßen; ist dies ebenfalls ausreichend?

Bezüglich der Anwendung: ich schmelze meist nur geringe Mengen Silber auf einmal (nicht mehr als 100g), wäre es problematisch, etwas mehr als die genannten 0.2% Kupferlot hinzuzugeben (ich benutze für den Hobbygebrauch eine Briefwaage, die nur auf das halbe Gramm genau misst)?
LG
Algis
 
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Algis

 ·  #7
Zitat geschrieben von Tilo

das Rißinnere sieht ja übel schwarz aus. der Riß war also schon vorm Biegen vorhanden!
die Oberfläche des gezeigten Stücks ist ja auch gruselig rauh und oxidiert
was wurde denn vorher mit dem gezeigten Material gemacht?

Glühen mach ich seit 35 Jahren nach Gefühl mit der Flamme: sowie das Silber glüht (und dabei vermutlich mehr als 615 Grad hat), wird abgelöscht


Alles klar, vielen Dank, die 615 Grad hatte ich aus einem anderen Forum, ich ziehe den Ofen dem Propangasbrenner (den ich für das Löten benutze) vor, da letzterer lediglich eine sehr blaue rauschende Flamme produziert (die ja glaube ich schlecht für das Material ist bzw. zu vermehrter Oxidation führt? Oder irre ich mich da und das ist doch unproblematisch?)
LG
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #8
Algis
 
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Algis

 ·  #9
Zitat geschrieben von Silberfrau

Rohlinge müssen nach dem Guss durchgeschmiedet werden?
Und weichgeglüht wird erst hinterher, weil es nach dem Guss direkt nix bringt.


Vielen Dank, gut zu wissen!

Ab welchem Zeitpunkt sollte man das erste Mal glühen bzw. wie oft maximal?
Ich denke, dass das letztendlich Erfahrungssache ist; gibt es aber vielleicht dennoch ein paar Anhaltspunkte für mich als (mehr oder weniger) blutigen Anfänger? :D
LG
Algis
 
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Algis

 ·  #10
Zitat geschrieben von Heinrich Butschal

Der Silbergehalt der Legierung muss halt stimmen. Wenn man mehr Phosphorkupfer zugibt muss man dann auch Feinsilber zugeben.


Okay, also bezogen sich die 0.2% auf Feinsilber?
Sprich wenn ich 900er Silber verwende (was fast ausschließlich der Fall ist), müsste ich dementsprechend 0.18% Phosphorkupfer hinzufügen (ich hoffe ich habe jetzt keinen Logikfehler drin)?
Das klingt so wenig irgendwie, bei 50g 900er-Silberschmelze wären das ja gerade einmal 0.1g Phosphorkupfer (wenn ich jetzt richtig gerechnet habe) ...
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #11
Wenn du löten willst solltes du nicht im Ofen glühen. Wenn du den Ring einmal kräftig durchgeschmiedet hast, wobe er größer wird, kannst du schon irgendwann glühen. Drähte und Bleche werden ausgeglüht wenn sie doppelt so lang sind. Und zu lange Glühen macht Sterlingsilber spröde.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #12
Zitat geschrieben von Guestuser

Zitat geschrieben von Heinrich Butschal

Der Silbergehalt der Legierung muss halt stimmen. Wenn man mehr Phosphorkupfer zugibt muss man dann auch Feinsilber zugeben.


Okay, also bezogen sich die 0.2% auf Feinsilber?
Sprich wenn ich 900er Silber verwende (was fast ausschließlich der Fall ist), müsste ich dementsprechend 0.18% Phosphorkupfer hinzufügen (ich hoffe ich habe jetzt keinen Logikfehler drin)?
Das klingt so wenig irgendwie, bei 50g 900er-Silberschmelze wären das ja gerade einmal 0.1g Phosphorkupfer (wenn ich jetzt richtig gerechnet habe) ...

Ich bezog mich auf das Gesamtgewicht der Legierung. Passt schon so
Tilo
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Tilo

 ·  #13
scharfe Flamme: viel Sauerstoff, viel Oxidation

rauschende weiche Flamme: weniger Sauerstoff, Sauerstoff wird besser vom Brenngas verbrannt statt mit dem Silber zu reagieren, oxidation nur beim wegnehmen der Flamme in der Zeit bis zum Abschrecken in Wasser

trotzdem ist es durchaus sinnvoll, Silber vor dem Glühen mit Borsäure/Borax ect. vollflächig abzudecken
verhindert/verringert oberflächliche und Tiefenoxidation
tatze-1
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tatze-1

 ·  #14
Zitat geschrieben von Guestuser

Ab welchem Zeitpunkt sollte man das erste Mal glühen bzw. wie oft maximal?

Faustregel ist eigentlich, daß nach ca. 70 % Umformungsgrad rekristallisiert wird.

Was deine Rauscheflamme betrifft. Rekristallisiert wird nicht unter einer scharfen Flamme, sondern eher unter einer weichen Flamme. Dann kannst du auch die Glühfarben gut sehen bzw. siehst, wenn das Material zu heiß wird.

Btw. warum verwendest du eigentlich 900er Silber und nicht wie üblich 935er?
Tilo
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Tilo

 ·  #15
bei Silber glühe ich nie vor 100% Umformung, es sei denn, ich bin am Ende der Walz/ziehvorgänge und will nun mehr oder weniger eng biegen (ösen, Ringschiene) und danach löten
denn beim Löten wirds ja doch weich und versucht beim Erwärmen zur Form vorm Biegen zurückzukehren......
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