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Silberanhänger mit Kamee

 
Atalaya
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Atalaya

 ·  #1
Hallo, dieses schöne Forum hat mir als unangemeldeter Mitleser schon viele vergnügliche und lehrreiche Stunden bereitet. Ein herzliches Dankeschön dafür in die Runde! Bisher hatte ich auch nichts beizutragen, aber heute möchte ich einen hübschen kleinen Silberanhänger (835) vorstellen.

Er stammt von einem Antikmarkt, wo meine Frau ihn für kleines Geld erstehen konnte. Der Anhänger ist tropfenförmig und eingefasst ist darin eine kleine Muschelkamee. Dargestellt ist ein nach links blickendes Frauenportrait mit klassischem Profil. Es trägt eine Frisur, die uns an die 20er-Jahre erinnert: Vorn scheint eine Stirnlocke zu liegen, auf dem Kopf liegt das Haar in glatten Strängen und hinten ist es in drei Registern gelockt, während über dem Ohr eine weitere Locke liegt.

Die Oberfläche des Silbers ist krakelliert, die Kanten abgewetzt und die Aufhängeöffnungen weisen deutiche Kerben von der Kette auf. Von hinten ist der Anhänger offen, allerdings ist die Kamee auf der Rückseite mit einer Platte bedeckt.Diese trägt den Feinheits-Stempel.

Auf den von uns besuchten Floh- und Antikmärkten sieht man meist nur die üblichen Kameen der 50er- und 60er-Jahre mit den gewöhnlichen, dem Zeitgeschmack angepassten, weiblichen Figuren, so dass uns dieser ungewöhnliche Anhänger in die Augen fiel. Wie ist wohl seine Zeitstellung? Ich bin auf Eure / Ihre fachkundige Meinungen und Kommentare gespannt. Soll man die Oberfläche des Silbers wieder polieren lassen oder lieber die Patina erhalten?

Ach, und wie ist er wohl am besten zu reinigen? Die Rückseite ist arg verdreckt und auch die Kamee selbst könnte Aufmerksamkeit vertragen.

Leider ist meine Handykamera mehr Software als Linse, ich habe mich aber redlich bemüht, aussagekräftige Bilder anzufertigen. Der Anhänger steht nicht zum Verkauf.

Maße: ca. 2x1,2 cm, Kamee 1x0,7 cm. 2,4 gr.

Viele Grüße,
Atalaya
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Granat
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Granat

 ·  #2
Ach, und wie ist er wohl am besten zu reinigen? Die Rückseite ist arg verdreckt und auch die Kamee selbst könnte Aufmerksamkeit vertragen.
------------------------------------------------------------------
Ich habe verschmutzte Kameen immer am besten
mit weißer Zahnpasta und einer weichen Zahnbürste
mit lauwarmen Wasser saubergebürstet.
Tilo
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Tilo

 ·  #3
die Oberfläche des Silbers scheint mir nicht DIY zu retten
ich vermute, daß das gerissene Vernickelung ist (ja, Nickelüberzug!)
ein nicht allzuschwacher magnet kann das bestätigen (Magnet aus festplatte oder geöffnete Magnetschließe)
da hilft nur massives Abschleifen und Polieren
dazu am besten die Kamee rausmachen (erwärmen, damit der Kleber weich wird)
der Anhänger scheint mir im Bereich der 1970er hergestellt und die kamee was künstliches
vielleicht aus Perlmutt und Onyx zusammengestezt oder komplett Glas
tatze-1
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tatze-1

 ·  #4
Wenn man die Kamee rausmacht, dann kann der Goldschmied gleich mal die Anhänger"schlaufe" mit Lot auffüllen.
Atalaya
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Atalaya

 ·  #5
Also der Tenor scheint zu sein hübsch, aber nichts besonderes. Ein Nickelüberzug könnte das Aussehen der Oberfläche erklären. Vielen Dank für die Ratschläge und Kommentare. Der Stil der Kamee kommt mir immer noch ungewöhnlich vor. Gibt es Vergleiche aus den 70ern? Habe leider im Moment keinen Magneten da.

Viele Grüße,
Atalaya
Tilo
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Tilo

 ·  #6
zur Optik hat sich hier niemand geäußert!
pontikaki2310
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pontikaki2310

 ·  #7
Ich würde nur reinigen, da ich die Patina sehr
schön finde.
Bei der Kamee scheint es sich um Überfangglas
zu handeln. Eine Kamee mit ähnliche, Perlmutt-
Effekt hänge ich an.
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Atalaya
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Atalaya

 ·  #8
Zitat geschrieben von Tilo

zur Optik hat sich hier niemand geäußert!


Das stimmt allerdings, meine Fehlinterpretation.

Habe das gute Stück jetzt mal vorsichtig mit Wasser und Q-Tips gereinigt. Die Details kommen nun viel besser raus und ich konnte mit einer stärkeren Lupe deutliche Bearbeitungs-/Schnittspuren entdecken.

Zitat geschrieben von pontikaki2310

Ich würde nur reinigen, da ich die Patina sehr
schön finde.
Bei der Kamee scheint es sich um Überfangglas
zu handeln. Eine Kamee mit ähnliche, Perlmutt-
Effekt hänge ich an.


Also, ich halte es für eine natürliche Muschel, die handbearbeitet wurde. Unter der Lupe erscheint das Material lagenartig aufgebaut und der Übergang von der transluzenten zur dunklen Schicht wirkt auf mich organisch. Leider ist bei uns seit Tagen schlechtes Wetter. Sobald die Sonne mal rauskommt, mache ich Fotos mit einer besseren Kamera.

Atalaya
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #9
Wie äh, echt, es gibt transluzente Muscheln?
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #10
...
 
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...

 ·  #11
Zitat geschrieben von Heinrich Butschal

Zitat geschrieben von Silberfrau

Wie äh, echt, es gibt transluzente Muscheln?
Weis ich nicht, kenne ich zumindest bisher nicht.


Durchscheinend halt. Kommt auf die Muschel drauf an und die Lichtquelle.
Atalaya
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Atalaya

 ·  #12
Hier nun ein paar neue Bilder.

Ich hatte mich auf Muschel festgelegt, weil diese kleine Kamee auf mich den Eindruck macht, irgendwie geschnitzt oder geschnitten zu sein und nach meiner laienhaften Kenntnis der Materie dachte ich daher zuerst an Muschel. Was es letztendlich für ein Material ist, weiß ich nicht. Es wirkt für mich eben nicht wie Glas.

Man sieht bei dem Beispiel der Glaskamee oben ja deutliche Unterschiede: Diese wirkt wie aus der Form gepresst (wurde das so gemacht?) und der Reliefgrund, oder wie immer man das bei Kameen nennt, ist glatt und glänzend. Beim Anhänger ist dieser Bereich uneben und auf seiner Oberfläche liegen Reste der helleren Schicht, die auch das Licht einfangen. Die Kontur des Mundes wirkt wie gestichelt oder geschnitten, dort ist der Untergrund auch eingetieft.
Gibt es denn komplett geschliffene Glaskameen?

Das andere Rätsel ist mir das Motiv und sein Stil. Eigentlich sind mir nur entweder mehr oder weniger gut ausgeführte klassizistische Darstellungen oder eben diese süßlichen und verspielten Frauen geläufig. Der Anhänger passt meiner Meinung nach in keine dieser beiden Gruppen.

Atalaya
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Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #13
Wenn man die Konturen betrachtet sieht das aus wie Glas.
Tilo
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Tilo

 ·  #14
ich habe mir mal die Vergrößerung angeschaut: für mich eindeutig perlmuttschichten erkennbar
anders kann ich mir diese "Höhenlinien" auf dem oberen Bild des aktuellen Beitrags im gesamten rechten Kopfbereich nicht erklären

aber der Zustand ist halt nicht mehr gut, denn die Hautchemie, die sogar dem Nickel so zugesetzt hat, und die mechanische Abnutzung durch darüberliegende Kleidung, die an den kanten des Anhängers die harte Nickelschicht sogar abgewetzt hat, haben natürlich erst recht das organische Perlmutt angegriffen und Details verrundet
Atalaya
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Atalaya

 ·  #15
Diese "Höhenlinien" hatte ich zuerst am Schulterstück entdeckt. Aber von der Materialfrage abgesehen (Gibt es eigentlich auch Steine, die so lagig aufgebaut sind? Oder was ist mit der erwähnten Materialmischung, Tilo?), auf mich wirkt die Ausführung und Darstellung stimmig und gekonnt. Es gibt natürlich auch Objekte, die durch Alterungsprozesse ein ästhetischeres Aussehen erlangen, als sie ursprünglich hatten, aber wenn man den Anhänger in der Hand hat, ergibt sich bei 40 bis 50 cm Abstand eine runde und harmonische Ansicht.


Man muss eben bedenken, dass es sich hier um ein wirklich kleines Stück handelt (1x0,7 cm). In der Makroaufnahme mit extremem Streiflicht hat die Dame zugegebenermaßen ein Profil wie Bastian Schweinsteiger, aber für diese Ansicht war das Schmuckstück ja auch nicht berechnet. Den besten Eindruck macht die Dame mit einer Beleuchtung schräg von vorn und oben auf den Hinterkopf, ungefähr wie auf dem allerersten Bild. Dann schimmern Gesichts- und Halslinie betont und die feineren Details erhalten gerade genug Licht, um erkennbar zu sein. Und so wären die Lichtverhältnisse ja auch, wenn der Anhänger getragen würde.

Vielleicht geht da gerade meine kunsthistorische Vorbildung mit mir durch, aber je mehr man sich in dieses Kleinobjekt einschaut und drüber nachdenkt, desto stimmiger wird die Komposition. Im Unterschied zu der nicht wesentlich größeren Glaskamee oben sind hier ja nur sehr wenige Details ausgearbeitet. Für die Darstellung der Frisur genügen z. B. ein paar Vertiefungen und Aufwölbungen um vollständig zu wirken. Auch der gesenkte Blick und der ausgeprägt betonte Wangenbogen in Verbindung mit der scharfen Wendung ins Profil wirken ziemlich bewegt und expressiv. Dabei scheint das verkürzte Schulterstück den Effekt noch zu unterstützen. Ohne dass ich damit jetzt eine Datierung verbinden möchte, sind das für mich Gestaltungsmerkmale die in dieser Kombinatiion ganz gut ins erste Viertel des 20. Jahrhunderts passen würden.

Ich mag mich auch total irren, und es handelt sich hier lediglich um eine schön verrödelte Massenware (was meiner Wertschätzung keinen Abbruch täte), aber könnte es sich hier vielleicht eher um ein Objekt der Kunst als des Kunsthandwerks handeln? Mir ist mindestens ein Medailleur, allerdings wahrscheinlich aus einem anderen Jahrhundert, bekannt, der auch Steinschneider war. Deshalb nochmal meine Bitte, sind hier in Stil und Ausführung vergleichbare Stücke bekannt?

Anbei noch ein paar frische Bilder von weiter weg und mit diffuser "Regentags-"Beleuchtung von schräg oben.

Einen guten Start in die Woche,
Atalaya
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