Zitat geschrieben von Heinrich Butschal
Ich habe schon in Museumsvitrinen Galvanokopien als Originale liegen gesehen und die Leitung hat es nicht gewusst, dass die Originale schon vor mehr als 100 Jahren ausgetauscht wurden. Auf einem Buchtitel über antiken Schmuck prangt eine Gusskopie von mir. Ich konnte sie an einem winzigen Schnittfehler in meiner Gummiform eindeutig identifizieren. Es gibt so viele Fälschungen die jeweils die bequemsten aktuellen Produktionsverfahren verwendet haben, dass man gar nicht weis wo man anfangen muss. Aber es schult das Auge, wenn man vieles Echte sieht und dann erst die Kopien.
Dürfte man den Titel des Buches erfahren, gerne per PN?
Ein großes Problem ist, dass es teilweise mehr Fälschungen als Originale gibt, und es auch schwierig ist die Originale mal in die Hand zu bekommen, sie anzuschauen und zu studieren. In Museen ist gar nicht möglich, nur im Handel bzw. bei Auktionen. Ich habe mir angewöhnt immer auf die Rückseiten zu schauen, da sieht man eher Unterschiede.
Für einen Laien (d.h. kein gelernter Gold-/Silberschmied), selbst wenn er etwas informiert ist, ist es schwierig bestimmte Dinge zu erkennen und die Spuren der Herstellungstechniken aufzuspüren. Wenn man die Technicken beherrscht und erlernt hat, kennt man die Probleme und weiß wie man damit umgeht.
Wie Hr. Butschal angemerkt hat, ist selbst (ältere) Literatur manchmal mit Vorsicht zu behandeln. Für russische Punzen z.B. gibt es ein Werk aus den 1970ern von einem slawischen Institut aus München, das meiner Meinung nach Fehler enthält. Es wird jedoch bisweilen genutzt, um Fabergé Objekte zu zuordnen/zuschreiben. Warum? Weil es relativ günstig zu haben ist und weil es auf deutsch ist. Die Erkenntnisse der letzten 40-50 Jahre fehlen natürlich in diesem Buch.
Die meisten neueren Werke für russische Punzen sind rein auf russisch, manchmal noch auf englisch, und kosten vierstellig... das gibt auch selten ein Händler oder Auktionshaus aus.
Jetzt ist Fabergé weit jenseits meiner Preisklasse, aber es gibt hier viel und recht gute neuere Literatur, die auch Fälschungen zeigt, so dass man das Auge schulen kann und ein Gefühl bekommt. Wie sehen typische Stücke einer Zeit/eines Herstellers aus, wie wurden sie verabeitet, welche Materialien/Steine, wie wurden sie getragen (Kleidung war damals anders und daher auch der Schmuck), wie wurde normalerweise gepunzt, etc... alles sind Indikationen, die bei der Echtheit helfen. Das hilft dann auch bei Stücken in der eigenen Preisklasse.
Ausnahmen gab/gibt es immer, aber es ein guter Start schon mal mit 90/95% "richtig" zu liegen.