Oh, ein
Anhänger der österreichischen Schule... Der Cantillon-Effekt gehört in die Kategorie "Warten auf Godot". Vor 8/9 Jahren oder so gab es hitzige Diskussionen um ihn. Er ist bis heute nicht aufgetreten, obwohl Zentralbanken direkt und indirekt massiv Geld zur Verfügung stell(t)en. In Japan geht das seit 30 Jahren so... Warum also hier und jetzt?
Es gibt keinen (garantierten, automatischen) Transmissionsmechanismus zw. Geldwirtschaft/Assetmärkten und Realwirtschaft/Gütermärkten. Die ein oder andere Zentralbank hätte gerne was in der Art, um die Inflation (endlich) in Richtung zu ihrer Zielinflationsrate zu kriegen, aber es klappt (bisher) nicht. Und es treibt sie um und mittlerweile gibt es auch etliche (unterschiedliche) Erklärungsansätze.
Der einzige Fall, in dem die Zentralbank direkt Einfluss hätte, wäre wenn sie direkt auf dem (gesamten) Gütermarkt agiert, sprich Auto, Schuhe, Fernseher, Babyflaschen,... einfach alles was im Korb ist direkt kauft und das in solchen Mengen, dass die Produktionskapazitäten erreicht werden und die Anbieter/Hersteller die Preise erhöhen können. Das sehe ich nicht. Was soll sie auch mit dem ganzen Zeugs? Vielleicht kommen wir irgendwann dahin, aber wenn es soweit ist, dann ist eh alles egal.
Abgesehen davon, dass mir der Transmissionsmechanismus nicht klar ist (werden Assets verkauft um mehr Lebensmittel zu kaufen, wenn ja, wer isst das alles und wann?), sind die Preise von Lebensmitteln nach Energiepreisen die volatilste Komponente des Preisindex, das geht mal hoch, mal runter... beide zusammen machten in der Vergangenheit immer so ca. 30% am Index aus, haben also nur bedingt Einfluss auf den Gesamtindex.
Ich habe übrigens seit Ende 2009 eine (seitdem jährlich neuverlängerte) Wette mit einem ehemaligen Kunden (mittlerweile Freund) laufen: liegt die Inflationsrate der EUR-Zone oberhalb von 4% kriegt er eine Flasche einer bestimmten Champagnermarke von mir, sonst kriege ich eine von ihm. Machen wir es kurz, ich liege 10 Flaschen vorne... Wir treffen uns immer im Frühjahr, um die Flasche für das vergangene Jahr dann gemeinsam niederzumachen. Die für 2019 liegt noch bei ihm, so es die Umstände zulassen, werden wir sie Mitte August leeren. Und für diese Jahr bin ich auch zuversichtlich, dass ich sie nicht bezahlen muss. Allerdings sind wir derzeit noch am verhandeln, wie wir mit der Mehrwertsteuersenkung in Deutschland umgehen und tendieren zu einer 2-jährigen Phase mit 2 Flaschen in 2022... und damit wir uns nächstes Jahr auch wiedersehen, zahlt in 2021 jeder die Hälfte der Flasche.
Anekdote am Rande: die Preissteigerung für den Champagner liegt oberhalb der Inflationsrate