Hallo silverart,
nein, es gibt keinen einfachen Silberfeingehaltstest!
Mein Erkenntnisstand stammt zwar aus der Zeit vor der Erfindung der wundersamen Ebay-Teststäben, die ich nicht kenne, von denen ich aber auch keine revolutionierenden Neuerungen erwarte.
Es wurde in den vorliegenden Beiträgen bereits auf die Möglichkeit einer galvanischen Silberbeschichtung hingewiesen, deshalb muss an einer möglichst unauffälligen Stelle freigeschabt werden.
Dann die erste Frage: "Handelt es sich überhaupt um eine silberhaltige Legierung?"
Diese qualitative Probe ist ganz einfach: Ein Tropfen Silberprobiersäure auf die freigeschabte Stelle, das darin enthaltene Kaliumdichromat reagiert mit Silber unter Bildung von blutrotem Silberdichromat; wenn kein Silber vorhanden ist, wie etwa beim Neusilber (Cu,Ni,Zn), bleibt der Tropfen gelbrot.
Ihre Frage bezieht sich auf die anschliessende quantitative Probe, und dabei sind wir immer noch auf dem Stand des Mittelalters. Silber wird üblicherweise mit Cu legiert, mit steigendem Kupfergehalt wird das weisse Silber gelblich und immer gelblicher. Der Goldschmied hält einige Probestäbchen der wichtigsten Silberlegierungen bereit, etwa Ag 925; 900; 835; 800; 720, reibt davon etwas auf den schwarzen Probierstein, so dass ein etwa 3 mm breiter Streifen entsteht und streicht daneben einen ebensolchen Strich der unbekannten Legierung. Er vergleicht die Farbnuanchen der Striche und versucht so, die fragliche Legierung einer der Kontrolllegierungen zuzuordnen.
Das ist natürlich ein sehr ungenaues Verfahren und ergibt lediglich einen groben Anhalt der Feingehaltsbestimmung. Es ist also ganz unmöglich, beispielsweise die Qualität von importiertem Schmuck beweiskräftig zu ermitteln. Noch ungenauer ist die erwähnte Betrachtung der Rotfärbung der Probiersäure.
Es ist jedoch ein genaues Verfahrung zur Feingehaltsbestimmung auch schon seit dem Mittelalter üblich - aber das ist kein einfaches, sondern ein recht kompliziertes Testverfahren, nämlich die Feuerprobe, auch Kupellenprobe genannt.
Der von der Innung bestimmte "Beschaumeister" machte eine "Stichprobe" (daher kommt der Begriff!), indem er vom Werkstück des Meisters einige Späne mit dem Stichel abnahm, sammelte und nach festgelegter Zeit zusamenschmolz. Dieses Metall wurde dann in der "testa"(und daher kommt unser allgemein üblicher Begriff "Test"), einer kleinen Schmelzschale, die später "Kupelle" hiess, zusammen mit Blei erschmolzen, das Blei oxidierte das Kupfer, das reine Silber blieb übrig. Aus der Differenz der ursprünglichen Legierungsmasse und der verbliebenen Masse des Feinsilbers ergab sich der Feingehalt mit hinreichender Genauigkeit.
Ich hoffe, damit etwas zur Klärung dieser Frage beigetragen zu haben.