Goldschmiedeforum
Sie befinden sich im Benutzerbereich unseres Forums.

Aktion: Fragen an Herrn Brepohl

 
Guestuser
 
Avatar
 

Guestuser

 ·  #16
Hallo Herr Brepohl,

erstens, entschulding für das falsch schreiben ihres Namens.
zweitens, danke für die ausführliche Antwort meiner Frage.

Marita
Guestuser
 
Avatar
 

Guestuser

 ·  #17
Hallo Herr Brepohl, es freut mich,Sie hier wieder zu treffen. Es schickt Ihnen herzlichste Grüsse eine ehemalige FAK' se(zur Erklärung:Fachschule für angewandte Kunst Heiligendamm)Darf ich fragen,ob Sie jetzt in Wismar lehren ?
L.G. Susa
Ulrich Wehpke
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 8090
Dabei seit: 08 / 2006

Ulrich Wehpke

 ·  #18
Sehr geehrter Herr Prof. Brepohl, liebe Forumsteilnehmer,

ich möchte hier und jetzt keine Frage stellen, sondern einfach nur meinen Gedanken Ausdruck verleihen. Angesprochen wurde das Thema bereits von Ihnen, Herr Prof. Brepohl: Die Abschaffung der Notwendigkeit des Großen Befähigungsnachweises in unserem Handwerk, zum Zwecke der selbständigen Ausübung des Gewerks Goldschmied.

Ich möchte hier weder ein Lamento für, noch gegen diesen Sachverhalt beginnen, dazu habe ich ohnehin meine eigene Meinung. Mir geht es um die Auswirkungen. Bereits jetzt zeichnen sich verschiedene Entwicklungen ab, die in mir den Eindruck geweckt haben, dass sich die Zukunft unseres geliebten Berufen wohl mehr und mehr fernab von den klassischen Ausbildungsformen gestalten wird. Da es rechtlich nicht mehr nötig ist zur Ausübung dieses Berufes eine Lehre durchlaufen zu haben, eine Gesellen-oder Meisterprüfung abgelegt zu haben, dürfte der Anteil an „Selfmade-Goldschmieden“ stetig steigen. Da diese wiederum keine Erlaubnis besitzen Lehrlinge auszubilden, wird es zweifellos zu einer Spaltung des Handwerks kommen. Hier die „Ordentlichen“, dort die „Selbstgestrickten“. Das dies ohne Folgen für unseren zukünftigen beruflichen Nachwuchs bleibt, halte ich für ausgeschlossen.

Wir haben oder hatten(?) einmal eines der vielversprechendsten beruflichen Ausbildungssysteme, das Duale. Dies wird mit Sicherheit weiter empfindlich geschwächt werden, da der berufliche Nachwuchs aus dem Bereich der „Selbstgestrickten“ allenfalls die Möglichkeit hat, die berufliche Schule für Hilfsarbeiter zu besuchen, aber auch keine Prüfung abzulegen braucht und nicht darf. Andererseits beobachten wir, beispielsweise in den USA, ein recht hochstehendes Goldschmiedeniveau. Und das, obwohl es dort weder Berufsschulen noch Lehrverträge, oder gar Handwerkskammern gibt. Die Wege der Weitergabe beruflichen Wissens haben sich verlagert, aber sie sind nicht etwa verschwunden. In manchen Bereichen, etwa dem der Ziseleure, oder auch der Flachstichgraveure, sind die Amerikaner uns deutschen Verbandshandwerkern sogar fachlich überlegen. So empfinde ich es jedenfalls.

Aus diesen Erwägungen bin ich daher der Ansicht, dass sich zukünftig ein großer, wenn nicht sogar maßgeblicher Bereich unserer beruflichen Ausbildung im rein privaten Bereich abspielen wird. Einen guten Anfang dazu sehe ich in den verschiedenen Internet-Foren, besonders in diesem. Ich beobachte seit geraumer Zeit die Entwicklung, vor allem im Bereich der jungen Mitglieder. Hier gibt es eine breite Hobby-Gemeinde neben Fachleuten, die in einem erstaunlich koopreativen Verhältnis zueinander stehen. Der Eine fragt, der Andere antwortet. Und es „kommt was rüber“, wie man so sagt. Außerdem meine ich bemerkt zu haben, dass bei vielen „Hobbyleuten“ ein Feuer in der Brust brennt, was ich bei den „Ordentlichen“ schon seit längerem und immer stärker vermisse. So gesehen, könnte es also sein, dass die Zukunft des Goldschmiedehandwerks in Deutschland, gar nicht mehr sooo sehr von den alleinseligmachenden und eingestaubten Institutionen bestimmt wird.

Es tut sich also etwas. Nicht im Scheinwerferlicht, nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit, sondern fast subversiv, ganz unten an der Basis. Und es ist spannend, die Entwicklung zu beobachten. Eine besondere Freude für mich, ja eine Überraschung ist es, dass Sie, Herr Prof. Brepohl, sich an dieser zukunftsträchtigen Entwicklung beteiligen. Eine Entwicklung, die sicherlich Sprengstoff beinhaltet, da sie, in die richtigen Kanäle geleitet, sicherlich Erfolge und weitere Entwicklungen erwarten lässt.

Das Weitergeben von Wissen über unsere modernen Medien, birgt gewaltige Chancen. Und es hilft einen verkrusteten und selbstorientierten Beamtenapparat aufzubrechen. Es hilft unseren Jugendlichen Chancen zu eröffnen, es hilft aber auch unserem Handwerk! Man muss heute ganz einfach über viele Themen ganz neu nachdenken.

Viele Grüße
Ulrich Wehpke
XSilbermondX
PostRank 2 / 11
Avatar
Beiträge: 20
Dabei seit: 07 / 2006

XSilbermondX

 ·  #19
Hallo, lieber Herr Dr. Bepohl,

herzallerliebsten Dank, daß Sie Ihre Zeit für all unsere Fragen opfern!!!

Ich habe ein kleines Problem mit dem Ätzen. Das getrocknete Vernice Noir auf Silber platzt beim Einritzen auch an ungewollten Stellen ab, wodurch die Ätzung natürlich unschön wird. Was gibt es da für Möglichkeiten? Darf ich es vielleicht nicht zu trocken werden lassen? Oder gibt es einen Mischzusatz, daß die Oberfläche nicht so spröde ist?
Zum Ätzen benutze ich 12 %ige Salpetersäure. Sollte ich evtl. höher dosieren?
Vielen Dank für Ihre Antwort.

Liebe Grüße

Silbermond
Erhard Brepohl
PostRank 3 / 11
Avatar
Beiträge: 28
Dabei seit: 04 / 2007

Erhard Brepohl

 ·  #20
Lieber Kollege Wehpke,

Sie haben meine Kurzinformation zur Gewerbefreiheit aufgegriffen, mit Ihrer Grundhaltung bezüglich Profi- und Hobbygoldschmieden bin ich ausdrücklich einverstanden, mit der Lehrausbildung stimmt das so nicht. Kurzum: Ich möchte die Gelegenheit nutzen, dieses leidige Thema hier und jetzt grundsätzlich zu behandeln, und dazu begrüsse ich ausdrücklich diejenigen, die es direkt betrifft:

Liebe Hobby- und Profi-Schmuckmacherinnen und -macher!

Bei der Vorbereitung der 16. Auflage meines Goldschmiedelehrbuchs "Theorie und Praxis des Goldschmieds" ging es mir u.a. um die ganz einfache Frage:

"Kann man einen Goldschmiedebetrieb auch ohne Meisterprüfung eröffnen? JA oder NEIN!"

Ich befragte befreundete erfahrene Kollegen, Innungsobermeister: Lauter Widersprüchlichkeiten!

Ich blätterte in den umfangreichen Goldschmiedezeitungen: Nichts! Kein Thema!

Also machte ich das was sich nach meiner Erfahrung in solchen Fällen immer bewährt hat, ich wandt mich an die oberste Instanz, in dem Fall an den Zentralverband des Deutschen Handwerks, und von Justiziar Klaus Schmitz bekam ich am 25.7.06 eine leicht verständliche konkrete Ant-wort:

"Die in ihrem Brief aufgeworfenen Fragen zur selbständigen Ausübung des Goldschmiedehandwerks lassen sich relativ leicht beantworten:
Mit der Novellierung der Handwerksordnung zum 1. Januar 2004 wurde das Goldschmiedehandwerk aus dem Bereich der zulassungspflichtigen Handwerke der Anlage A zur HwO herausgenommen und dem Bereich der zulassungsfreien Handwerke (Anlage B1 zur HwO) zugeordnet.
Dies bedeutet, dass jedermann das Goldschmiedehandwerk als stehendes Gewerbe selbständig ausüben darf, unabhängig von der beruflichen Qualifikation. Damit ist selbst eine Gesellenprüfung als Voraussetzung einer selbständigen Betätigung im Goldschmiedehandwerk entbehrlich."

Zur Information muss man wissen, dass mit dem 1.1.04 in der Anlage A der Handwerksordnung nur einige Berufe aufgelistet sind, in denen der Betriebsleiter ein Handwerksmeister sein muss, um die Qualitätsstandards zu sichern, wie Optiker, Elektriker.

Um es ganz klar zu sagen: Jeder, der Schmuck macht und dies zu seinem Beruf machen will, bekommt von der Handwerkskammer eine diesbezügliche Gewerbegenehmigung zur Eröffnung eines Goldschmiede-Handwerksbetriebs ohne jeglichen Nachweis der beruflichen Qualifikation.

"Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung", hiess es am Ende des Schreiben. Also rief ich an und fragte, wie es mit der Ausbildung von Lehrlingen sei und erfuhr:

"Jeder, der einen Goldschmiede-Handwerksbetrieb führt, ist berechtigt, Lehrlinge auszubilden!"

Lieber Kollege Wehpke, offensichtlich sind die Lehrlinge aus Meisterbetrieben und aus den freien Betrieben gleichberechtigt, müssen also beispielsweise die gleiche Berufsschule besuchen
Da, wie gesagt, in offiziellen Fachkreisen über dieses Thema nicht gesprochen wird, weiss ich nicht, ob die Gleichbehandlung beider Lehrlingsarten so funktioniert, so sehr viele Beispiele dafür gibt es wohl gegenwärtig noch nicht. Wir werden sehen.

Das als sind die Fakten! Aber Jammern hilft nicht!
Die Gewerbefreiheit der EU hat das gute alte System der Goldschmiedeausbildung besiegt!

Hier endet die sachliche Information!
_______________________________________________________

Für mich ganz persönlich ist diese Situation schockierend! Ich habe lebenslänglich junge Goldschmiede auf dem Weg der Berufsausbildung sowohl als Lehrer als auch als Buchautor begleitet.

Im Vorwort zur 16. Auflage von "Theorie und Praxis des Goldschmieds" habe ich meine persönliche Meinung zu dieser neuen Situation so ausgedrückt:

Ich bin stolz auf meinen "Goldenen Meisterbrief", und ich empfehle aus meiner 40jährigen Erfahrung als Goldschmiedelehrer die solide Ausbildung unter Anleitung erfahrener Meister und Fachlehrer mit Gesellen- und Meisterprüfung, aber wir sollten auch die jungen Leute ernst nehmen, die voller Begeisterung für die Goldschmiedekunst ihren eigenen Zugang zu unserem Beruf suchen. Sie gehören nun auch ganz offiziell dazu, denn das traditionelle Reinheitsgebot der deutschen Goldschmiede

- Erst die Meisterprüfung, dann die Geschäftseröffnung -

gilt seit 2004 nicht mehr, und wir müssen uns auf die neue Situation einstellen, daß nämlich jeder, der es sich zutraut, bei der Handwerkskammer ganz unkompliziert einen Goldschmiede-Gewerbebetrieb anmelden kann. Keine Gesellenprüfung, keinen teuren Meisterlehrgang mit Meisterbrief, keinen Nachweis praktischer Tätigkeit - die Freiheit ist grenzenlos!

Aber, wie jedes Schnäppchen, hat auch dieses hübsche Sonderangebot einen Haken, denn es gibt eine Prüfungskommission, an der man sich nicht vorbeimogeln kann, die den Jungunternehmer gnadenlos überprüft und keine Schwäche, keinen Fehler durchgehen läßt: Seine Kundschaft!

Ob mit oder ohne Prüfung, die Kunden verlangen meisterliche Qualität! Die Schmuckstücke im Schaufenster des "Freien Goldschmieds" sollten nicht schlechter, sondern möglichst deutlich besser und etwas billiger sein als beim Goldschmiedemeister auf der anderen Straßenseite: "Kon-kurrenz belebt das Geschäft". Scharlatane, unsolide Hobby-Künstler, Pfuscher, durchgefallene Meisterprüflinge haben keine Chance. Wer aber Talent hat, die "Goldschmiedekunst" als Lebensinhalt empfindet, fleißig und zielstrebig am Werkbrett arbeitet, Fehler und Mißerfolge zur Erkenntnisgewinnung nutzt, kann es schaffen.

Neben dem Werkbrett sollte aber unbedingt das teure "etwas öde und angestaubte" Fachbuch stehen, in dem "der Autor nur so mit Fachbegriffen um sich wirft", und von dem es in einer US-amerikanischen Rezension heißt:

"Wenn Du nur zwei Bücher in Deiner Werkstatt hast, muß eines davon 'Der Brepohl' sein!' "

Seit 50 Jahren wurde mir immer wieder versichert, dass der Goldschmied von der Schmuckindustrie und das gedruckte Buch von Fernsehen, Video, CD etc. verdrängt werden würden. Weil ich mich davon nicht beirren liess - und weil Qualität sich doch irgendwie durchsetzt - habe ich mich mit meinen Büchern durchsetzen können.
Ich hoffe, dieses schwierige Problem etwas aufgehellt zu haben!

Und wie geht es weiter?

Nur ein Beispiel: Zahnschmerzen!

Gleich um die Ecke die Praxis von Dipl.med. Heidemarie Müller,
zwei Strassen weiter: Dr. med. dent. Friederike Hoffmann.
Na, wohin werden Sie gehen?

Ähnlich wird es sich bei den Goldschmieden entwickeln: Der Meisterlehrgang ist ja nicht nur teuer, zeitaufwändig, stressig, sondern auch interessant, lehrreich, nützlich für eine solide berufliche Zukunft.

Ich bin sicher, dass die Gewerbefreiheit dafür sorgen wird, dass die Kunden, vielleicht erst nach "Geiz-Geil-Erfahrungen"und ihrem Anspruch entsprechend, den Laden an dessen Eingangstür "Goldschmiedemeister" steht oder das Studio eines Schmuckdesigners suchen werden!

Qualität wird sich auch zukünftig durchsetzen, und für den Goldschmied bedeutet dies von alters her eine solide Grundausbildung - ob unter Anleitung eines erfahrenen Meisters oder im Selbststudium - das mag jeder für sich entscheiden.

Das Ende des Goldschmiedehandwerks ist nocht nicht in Sicht und manchmal kann man sogar die Goldschmiedekunst erkennen!

Erhard Brepohl [/i]
Ulrich Wehpke
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 8090
Dabei seit: 08 / 2006

Ulrich Wehpke

 ·  #21
Sehr geehrter Herr Professor Brepohl,

eine interessante Aussage vom Bundesverband. Sie steht in puncto Lehrlingsausbildung, in krassem Gegensatz zu allem was ich bisher zu diesem Thema gehört habe.

Wenn tatsächlich jeder der einen „eingetragenen Handwerksbetrieb“ leitet ausbilden darf, dann können wir das Thema Lehrlingsausbildung getrost vergessen.

Nach der Ihnen durch den Bundesverband erteilten Auskunft, darf heutzutage jeder Berufsfremde, der sich in die Rolle eintragen lässt und seine Beiträge zahlt, einen Fachbetrieb führen und wohl auch unseren beruflichen Nachwuchs ausbilden.

Unter diesen Vorzeichen halte ich funktionierende Fachforen, für noch wichtiger als bisher. Wenigstens brauchen wir uns keine Sorgen um das Wohlergehen der Handwerkskammern und der Berufsschulen zu machen, denn sie sind die Nutznießer dieser Tragödie. Ob die Berufsschulen allerdings mit der Qualität der künftigen Schüler zufrieden sein können, wage ich zu bezweifeln. Bei diesen Konstellationen, ist die Katastrophe nach meinem Dafürhalten ohnehin vorprogrammiert.

Es passt in die Zeit, es passt zu einer langen Reihe von Fehlern, die von niemand verantwortet werden. Die Verbände führen ein eigenes, nicht mehr durchschaubares, geschweige denn kontrollierbares Leben. Viele der getroffenen Entscheidungen sind nicht mehr nachvollziehbar und werden anscheinend fernab vom beruflichen Alltag, in völliger Isolation getroffen. Dazu gehören z. B. auch die beruflichen Inhalte und das ganze Prüfungswesen bei den Goldschmieden. Die Praxis zeigt, dass Gesellenprüfungen einfach nicht mehr kontrollierbar sind, weil zwischen zugekauften, vorher produzierten und prüfungsrelevanten Teilen nicht mehr unterschieden werden kann, weil der Schummelei durch die neuesten Änderungen Tür und Tor geöffnet wurde. Selbst mir als verantwortlichem Ausbilder, ist ein Nachvollziehen der Angaben und Deklarierungen nicht mehr in allen Fällen möglich! Und das, obwohl ich sozusagen dabei stehe!

Oder ein anderes Beispiel: Früher gab es den Edelstein- oder Juwelenfasser. Dieser Beruf wurde zugunsten der Berufsbezeichnung „Gold-u. Silberschmied, Fachrichtung Edelsteinfassen“ gekippt. Prüflinge müssen seither, genau wie jeder andere Goldschmied, ein goldschmiedisches Prüfungsstück anfertigen, welches sie anschließend auch ausfassen müssen.

Da althergebrachte Juwelenfasser-Meister als reine Detailspezialisten über die erforderlichen Kenntnisse und Möglichkeiten zur goldschmiedischen Vollausbildung nicht verfügen, werden folgerichtig auch keine Lehrlinge mehr ausgebildet und dieser ganze Bereich driftet aus den Betrieben in schulische Bereiche ab, wo gelernte Goldschmiede in Kursen ihre Fasser-Kenntnisse aufgepfopft bekommen. Darüber gibt es dann ein einruckschinden sollendes Diplom. Die Kenntnisse werden oft von lupenreinen Theoretikern vermittelt, deren praktische Fertigkeiten allenfalls ausreichen, ihren Anspruch auf die eigene Kritikfähigkeit zu untermauern.

Ob diese Maßnahmen allerdings eine Lehre bei einem Juwelenfassermeister ersetzen können, bezweifle ich sehr. Ähnlich verläuft es bei den Silberschmieden. Mir scheint, dass praxisfremde, realitätsferne Beschlüsse und Anordnungen seitens des Bundesverbandes, in der jüngeren Vergangenheit zugenommen haben, und ich befürchte, dass die dadurch bereits entstandenen und noch entstehenden Schäden, nicht wieder gut zu machen sind. Einer der nicht wieder gut zu machenden Schäden, ist die Opferung des Meistertitels auf dem Altar der europäischen Neuordnung. Warum nur, muss sich immer das Schlechtere durchsetzen?

Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Wehpke
Goldie
Administrator
Avatar
Beiträge: 4380
Dabei seit: 01 / 2005

Goldie

 ·  #22
@ prof. dr. brepohl:

ich finde ihre ausführungen zur situation des berufsstandes treffend und richtig.

@ all:

es ist ein 2-schneidiges schwert und ich verstehe die goldschmiedemeister denen die haare zu berge stehen aber auch die die sich freuen sich selbst verwirklichen zu können, und das ohne grössere "hürden".

da sich letztere selber aber zu diesem thema so gut wie nie äussern ist es schwer eine ordentliche diskussion darüber zu führen.

um so mehr würde es mich freuen, wenn es doch noch zu einer solchen ausgewogenen diskussionen kommen würde. schon vor längerer zeit habe ich dafür eigens einen thread nur für dieses thema eröffnet und lade nun alle ein dieses spannende thema dort intensiv zu diskutieren: schmuck-foren/ftopic2645.html

um diesen thread "aktion - fragen an herrn brepohl" übersichtlich zu halten bitte bei verweisen auf detail-threads ausschliesslich dort weiter disktutieren!

übrigens ging wegen diesem wichtigen thema auch eine frage von XsilbermondX unter.
@ prof. dr. brepohl: es würde mich freuen, wenn sie sich der fragen unserer mitglieds silbermond noch widmen.


herzllichen dank und lg
martin
chrisi
PostRank 4 / 11
Avatar
Beiträge: 71
Dabei seit: 07 / 2006

chrisi

 ·  #23
Hallo,
selbst ich als absoluter Laie habe den " Brepohl" in der Wekstatt liegen und lese darin immer mal nach. Bin absolut hoch erfreut H. Prof. Dr. Erhard Brepohl im Forum kennen zu lernen. Ich habe schon manche Stunden in der Werkstatt verbracht und war echt traurig, Zornig, darüber nicht in Jungen Jahren den Goldschmied erlernt zu haben, leider gehöre ich zu denen die sich mühsam alles selbst bei bringen, da ich bei den Goldschmieden in meiner Umgebung bei Fragen nur müde belächelt wurde, ausser in Strasbourg da gibt es einen Goldschmied dem ich es verdanke das ich nun überhaupt Silber und Damastzenerstahl verbinden kann. Ich bin ich sehr froh darüber das es das Forum gibt.
Weiter so.
Christine
www.damastschmuck.de
Erhard Brepohl
PostRank 3 / 11
Avatar
Beiträge: 28
Dabei seit: 04 / 2007

Erhard Brepohl

 ·  #24
Ich habe ein kleines Problem mit dem Ätzen. Das getrocknete Vernice Noir auf Silber platzt beim Einritzen auch an ungewollten Stellen ab, wodurch die Ätzung natürlich unschön wird. Was gibt es da für Möglichkeiten? Darf ich es vielleicht nicht zu trocken werden lassen? Oder gibt es einen Mischzusatz, daß die Oberfläche nicht so spröde ist?
Zum Ätzen benutze ich 12 %ige Salpetersäure. Sollte ich evtl. höher dosieren?

Lieber Silbermond,

in meinem Buch "Theorie und Praxis des Goldschmieds" finden Sie einige Informationen zum Thema Ätzen. Erlauben sie mir aus meiner Erfahrung eine Anmerkung: Wenn man es ernsthaft betreiben will, ist Ätzen genauso schwierig wie beispielsweise das Granulieren - und wenn man es geschafft hat, ist das Erfolgserlebnis genauso gross.

Nur mal so auf die Schnell ein bisschen ätzen - das wird nichts!

Die Konzentration der Salptersäure im Ätzmittel ist abhängig von der konkreten Situation: Strich- oder Flächenätzung, Ätztiefe usw.

Langsam mit verdünnter Lösung zu ätzen ist immer anzuraten. Geduld ist besser als aufschäumende Ätzlösung!

Wichtig ist das Abstreifen der Gasbläschen mit der Gänsefeder (deren Beschaffung allerdings in unsere Tiefkühl-Gesellschaft gar schwierig ist).

Zu empfehlen ist immer die Arbeitsprobe, die genauso präpariert ist wie das Werkstück und an der man jederzeit den Fortschrit der Ätzung kontrollieren kann, ohne das Werkstück anzufassen.

"Das getrocknete Vernice Noir auf Silber platzt beim Einritzen auch an ungewollten Stellen ab." Ihre Vorliebe für französische Fachbegriffe veranlasst mich zu einer spontanen Übersetzung "Schwarzer Firnis", aber das bringt mich auch nicht weiter, denn dieses Abdeckmittel kenne ich nicht.

Ich kenne aber den Ärger mit der spröden, bröcklichen schwarzen Überzug, der wohl damit identisch ist - aber diese Erfahrungen liegen etwa 25 Jahre zurück! Seitdem beschäftige ich mich mit anderen Dingen.

Ich habe aber eine, wie ich meine empfehlungswerte Empfehlung:

Werkzeughandlung Karl Fischer Pforzeim
info@fischer-pforzheim.de

bietet in ihrem Katalog an:

Decklack, rot, Best. Nr. G-7485/ 100 ccm Euro 7.60

Decklackverdünnung Best. Nr. G-7486 250 ccm Euro 5.30

Als Gefahrgutsendung kommen noch Euro 24 dazu - eventuell sollte man die Fläschchen in Pforzheim abholen!

Lassen Sie nun den silbernen Mond aufsteigen und informieren Sie uns gelegentlich über Ihre Erfahrungen und Ergebnisse

Mit besten Grüssen
XSilbermondX
PostRank 2 / 11
Avatar
Beiträge: 20
Dabei seit: 07 / 2006

XSilbermondX

 ·  #25
Hallo, Goldie,
danke Dir, daß Du so schön aufpasst ;-)

Lieber Herr Dr. Brepohl,

vielen Dank für die ausführliche Antwort! Werde Ihren Vorschlag, den Abdecklack von Fischer zu beziehen beherzigen und Bericht erstatten!

Wünsche Ihnen und allen im Forum eine schöne Zeit!

Liebe Grüße
Silbermond
Gainsbourg
PostRank 3 / 11
Avatar
Beiträge: 31
Dabei seit: 06 / 2007

Gainsbourg

 ·  #26
Sehr geehrter Herr Professor Brepohl,

wie schön, dass ich mich nun auf diesem Wege nach 25 Jahren nachträglich bei Ihnen persönlich bedanken kann!
Als ich zu der Zeit meine Meisterprüfung vorbereitete, gab es keinen Fachkurs, da wir nur zu dritt waren. Lohne nicht und wir hätten warten sollen, bis mehr Aspiranten zusammenkämen.
Oder sonst zusehen, wie wir uns das erforderliche theoretische Wissen aneignen könnten.
Wenn ich mir aber einmal was in den Kopf setze, ziehe ich das auch durch. Zur Verfügung standen uns damals ein paar Bücher über Gemmologie - und eben ihr Werk (6. Auflage ).
Dazu kamen noch diverse dienstliche Reisen und der Prüfungstermin im Nacken.
Ich gestehe, dass ich manchmal nach stundenlanger Lektüre ziemlich geflucht habe!
Meine Mitkandidaten haben es ebenso gehalten. In der letzten Woche haben wir noch gemeinsam gepaukt und das erworbene Wissen abgefragt. Unsere “Brepohls“ waren schon arg zerfleddert.
Kurz: wir haben alle drei bestanden. Und zwar so gut, dass die mündliche Prüfung zwar stattfand, aber eigentlich als ein gemütliches Plauderstündchen , weil die Prüfer nun mal extra für uns drei „Exoten“ angereist waren.
Heute gibt es einiges mehr an Fachliteratur; vielleicht besser aufgemacht und mit hervorragenden Photos.
Aber meinem alten Brepohl halte ich die Treue und er ist so etwas wie mein Talisman. Schöner ist er mit den Jahren wahrlich nicht geworden, aber darauf kommt es nicht an.
Technisch gibt es heute einige Fortschritte, sicher, aber doch nicht soviel wie in anderen Berufen - und nicht alles unentbehrlich.
Dafür gibt es das Internet. Und dieses Forum, was mir die Gelegenheit gibt, mich aus der Ferne
direkt an sie wenden zu dürfen. In unserer Branche muss man oft improvisieren. Damals noch mehr ; selbst bei der Prüfung. Und dabei hatten Sie massgeblichen Anteil.
Ich wünsche mir, noch viele Beiträge hier von Ihnen zu lesen; sie sind immer informativ und individuell.
Mit freundlichen Grüssen,
Petra v. Gablenz
PS: ich weiss, das ist keine "Frage", aber das musste ich loswerden.
Goldie
Administrator
Avatar
Beiträge: 4380
Dabei seit: 01 / 2005

Goldie

 ·  #27
sehr geehrter herr prof. dr. brepohl,

nun möchte ich einmal stellvertretend für viele gäste hier im forum - aber auch für mich selber - eine frage an sie richten. galvanische veredelungen, rhodinieren etc. sind immer wieder bestand fragen vieler gäste.

welche einstellung im bezug auf galvanische veredelungen haben sie? muss jedes weissgold in ihren augen schneeweiss sein? muss silberschmuck immer rhodiniert sein - verliert er dadurch nicht vielleicht seinen charme? rhodium ist teuer und stellte schon so manchen goldschmied vor probleme.

es ist schwer für mich eine klare fragestellung zu formulieren aber ich denke sie wissen worauf ich hinaus möchte und freue mich auf ihre meinung und antwort.

NACHTRAG: hat natürlich jetzt mit galvanischer veredelung nichts zu tun aber eine zwischenfrage aus diesem thread schmuck-foren/ftopic2889.html möchte ich hier ebenfalls gerne aufgreifen, warum silberschmuck nach dem reinigen im silberbad manchmal gelb wird. bisher konnte niemand unserem user jackson eine antwort darauf geben und da dieses phänomen sicherlich viele betrifft wäre aber gerade hier aufklärung klasse. ich selbst gestehe habe in dieser sache auch null idee und konnte daher leider nicht helfen.

im voraus herzlichen dank und lg
martin wagner
Erhard Brepohl
PostRank 3 / 11
Avatar
Beiträge: 28
Dabei seit: 04 / 2007

Erhard Brepohl

 ·  #28
Lieber Kollege Wagner, liebe Schmuckmacherinnen und Schmuckmacher,

beginnen wir mit dem Rhodinieren. In meinem Goldschmiedebuch Seite 50-51 behandle ich "Anlaufen der Ag-Cu-Legierungen", und dort sage ich auch etwas zum Thema "Rhodinieren".

Kurzum: Ich habe diesen Überzug nie gemocht und lehne das Rhodinieren generell ab.

Das Anlaufen des Silbers ist eine ärgerliche Sache, während meiner 50jährigen Goldschmiedezeit hat die Luftverschmutzung besonders in Großstädten und Indutriegebieten dramatisch zugenommen. Sulfide und Oxide werden heute sehr viel schneller und intensiver gebildet als in meiner Lehrzeit. Auf die Probleme der Reinigungsbäder kommen wir noch.

In den 1920er Jahren wurde das Rhodinieren als elegante Lösung des leidigen Problems hoch gelobt: Das Silber lief nicht mehr an, der Überzug war ziemlich kratzfest, also über einige Zeit beständig, und dann kam das "Aber": Das "silberweise", glänzende Metall verschwand unter dem blauweißen Überzug, Silberbesteck sah aus wie billige verchromte Teile. Ziselierungen, Silberschiedearbeiten - undenkbar. So kam man rasch wieder von dieser Errungenschaft ab.

Ein Anwendungsgebiet blieb: billiger Immitationsschmuck, mit dem man besetzt mit Similisteinen, Wachsperlen und Markasiten Juwelenschmuck nachmachen wollte.

Weil ich generell für materialgerechte Gestaltung einstehe, meine ich, daß Weißgold so aussehen soll wie Weißgold!

Nun zu der Vergilbung nach dem Reinigungsbad: Ich kenne diese Erscheinung, und hier kommen wir an einen Punkt, wo ich sagen muß:

Ich weiß nicht warum!

Ich kann es deshalb nicht wissen, weil die Hersteller dieser Reinigungsbäder keinerlei Auskunft über die enthaltenen Chemikalien geben, so daß die "Nebenwirkungen" nicht zu erklären sind.

Beim Thema Reinigungsbäder beginne ich mich aufzuregen! Alle die teuren Reinigungsbäder schonen die Umwelt, sichern den Herstellern ein angenehmes Auskommen und sorgen schließlich dafür, daß man nach 10 min den Silberlöffel gut erhalten mit seiner braun-schwarzen Oberfläche wieder herausnehmen kann.

In der DDR war das Problem gelöst: Für wenig Geld gab es in jeder Drogerie "Blanka-Blink", ein Reinigungsbad, das seinen Namen verdiente. Eintauchen, 5 Sekunden, maximal 10, herausholen abspülen, der schwarz-braune Silberlöffel weiß wie frisch aus dem Laden - vergilben danach, so etwas gab es nicht. Eine Gemeinsamkeit mit dem jetzigen Zustand gab es: Auch damals wurde nicht gesagt, was drin war - es roch giftig!
Erhard Brepohl
PostRank 3 / 11
Avatar
Beiträge: 28
Dabei seit: 04 / 2007

Erhard Brepohl

 ·  #29
Liebe Kollegen,
der verfügbare Raum für meine Argumentation war zuende, da ich aber noch mehr weiß, setze ich hier meinen Text fort.
Ich lobte das giftige, aber wirksame Silberreinigungsmittel "Blanka-Blink", das verständlicherweise aus dem Handel genommen worden ist.

Von einem Versandhandel berkam ich eine gelochte Metallplatte (Zusammensetzung der Legierung unbekannt), ein schweizer Produkt. Man legt die Platte in ein flaches Behältnis, füllt eine Kochsalzlösung auf und legt die schwarz-braunen Silbergegenstände auf diese Platte. Der Ioinenaustausch funktioniert, in Abhängigkeit von der Schichtdicke gibt es einen überzeugenden Reinigungseffekt.

Silbergegenstände, in Alu-folie eingewickelt in warmer Kochsalzlösung behandelt, war ja immer schon ein bewährtes Verfahren der Reinigung.

Schließlich ein ganz sicherer Tip zur Verhinderung der Verfärbung silberner Gegenstände:

Bestecke, Silberbecher, Silbergerät täglich benutzen!

Silberschmuck so oft wie möglich anlegen!

Der gebrauchsbedingte Abrieb hält den Silbergegenstand lebendig, und wenn in verdeckten, geschützten Bereichen eine dunkle Patina entsteht, erhöht sie den Reiz des "echten" Silbers!
Goldie
Administrator
Avatar
Beiträge: 4380
Dabei seit: 01 / 2005

Goldie

 ·  #30
herzlichen dank für ihre ausführungen!

ich war auch schon immer fan von naturbelassenem weissgold. auch der charme von unbehandeltem silber hat was. ich freue mich, dass ich mit meiner meinung nicht alleine da stehe.

die fachlichen ausführungen - neben persönlicher meinung und geschmack - liessen zumindest bei mir wieder einmal keine fragen offen.

die anmerkung silber täglich "zu benutzen", bzw. schmuck anzulegen finde ich mehr als trefflich, denn schmuck will getragen werden, ein auto gefahen werden usw.

kaputt liegen bzw. kaputt stehen ist nicht im sinne des erfinders - wobei sammler das bestimmt anders sehen.

liebe grüsse
martin wagner
Aus unserem Shop


Empfohlen von Kathrin
Schmuck
Uhren
Gewählte Zitate für Mehrfachzitierung:   0