Gut ist halt nicht gut genug!
Zitat geschrieben von Schneeflocke
Aber ich stelle immer mal wieder fest, dass manchen Menschen (Frauen meist *grins*) Diamanten tragen, die total auffallen und brillieren, andere eher weniger.
Und genau das ist es doch!
Aus Sicht eines Laien (bitte nicht falsch verstehen), der Diamantenschmuck "nur" trägt und sich sonst noch nicht so mit der ganzen Thematik befasst hat und/oder noch nicht soviele Diamanten gesehen hat, mag sein Diamant durchaus "schön" aussehen und entsprechend "funkeln" usw. eben das, was man sich als Laie unter einem Diamanten halt so vorstellt.
Aber was wirklich toll aussieht, was an Brillanz und Feuer möglich ist, sieht man - wenn überhaupt - erst, wenn man mal die Möglichkeit hat, sich einen top geschliffenen Diamanten beim Diamantenhändler anzuschauen oder wenn z.B. die Freundin oder Kollegin oder im schlimmeren Fall gar eine Konkurrentin
einem solch ein Feuerwerk unter die Nase hält.
Zitat
Immerhin waren seine Ausführungen die ich hier im Forum las ausschlaggebend, für meinen "Must-have" Katalog - und ich freue mich auf weitere Erläuterungen.
Das freut mich!
Hier kommt jetzt gleich noch mehr.
wobei ich aber versuche, nicht zu sehr ins fachlich-theoretische einzusteigen.
Den Schliff zugunsten eines größeren Steines oder niedrigeren Preises zu vernachlässigen, ist eines der größten Fehler, den man beim Diamantenkauf machen kann, vorausgesetzt, man interessiert sich für einen "schönen" Stein, also einen solchen mit toller Brillanz und Feuer.
Der Schliff teilt sich heutzutage auf drei Bereiche auf (Proportionen, Politur und Symmetrie) , wovon der erste Teil, der für das "Funkeln" und die "Schönheit" wichtigste ist. In Fachkreisen spricht man oft auch nur vom "Cut", wenn man die Proportionen meint
Das durch das GIA eingeführte und bei allen drei international anerkannten Instituten (GIA, IGI, HRD) angewendete Bewertungssystem für den Cut, unterscheidet sich nur ganz gering und geht von Exzellent (Ideal) über Very Good, Good, Fair bis hin zu Poor. Wobei es sich hierbei um eine
Zusammenfassung aller relevanten Messergebnisse handelt und nicht um einen einzelnen Wert!
Konkret bedeutet es, dass hier mindestens
neun Werte gemessen/errechnet werden und dann eine Gesamtbewertung vorgenommen wird.
Nur woran orientiert man sich denn nun überhaupt und was ist - und warum - das Beste?
Im großen und ganzen kann man sagen, dass sich an der Schliffbewertung seit fast einhundert Jahren nicht viel geändert hat!
Die beiden Wissenschaftler - Tolkowsky im Jahre 1919 und Eppler im Jahre 1938 - haben mit ihren wissenschaftlichen Arbeiten die auch heute noch fast unverändert geltenden Regeln für die Proportionen gesetzt.
Dies bedeutet, dass man sich bei der Bewertung des Cuts daran orientiert, wie nahe der Diamant dem von Tolkowsky (mehr Theorie) und Eppler (mehr Praxis) als Ideal errmittelnden Werten kommt. Erstaunlich ist hierbei, dass beide, obwohl sie ganz unterschiedliche wissenschaftliche Wege gegangen sind, zu fast identischen Ergebnissen kamen.
Die heute als Optimum geltende Bewertung "Exzellent/Ideal" basiert also auf wissenschaftlichen Arbeit von vor fast 100 Jahren, als noch kein Mensch an die heute üblichen laserbasierten Diamantenscanner dachte. Ein Fachmann kann auch mit normalen optischen und mechanischen Messinstrumenten, dem nötigen Wissen und Erfahrung feststellen, ob der Stein ein "Exzellent" oder nur ein "Very Good" verdient. Dafür braucht es keinen Laser. Nur damit geht es halt deutlich schneller und in manchen Fällen auch noch etwas genauer. Was sich in den letzten Jahren (es sind mehr als 10 Jahre schon) geändert hat, sind die Anzahl der Bewertungsstufen und der Abstand dieser.
Nun stellt man sich dieses Ideal einfach als Mittelwert mit mind. neun einzelnen Bereichen vor und geht dann in kleinen Schritten je nach Note jeweils immer weiter nach links und rechts.
Ich nehme jetzt mal den Grad "gut", von dem ich ausdrücklich abraten würde, wenn man sich selbst nicht sehr gut auskennt oder das Glück hat fachlich top und objektiv beraten zu werden und zeige an zwei Punkten was "gut" bedeuten kann.
Ein als "gut" geschliffener Diamant kann eine ganz niedrige Oberteilhöhe von nur 8,5% oder er kann ein enormes Oberteil von 19% besitzen. Der Idealbereich liegt zwischen 13% bis 16,5%. Nun wird sich bei diesen Abweichungen auch jeder Laie vorstellen können, dass dies zu deutlichen optischen Beeinträchtigungen, also zu einer deutlich reduzierten Brillanz, führt!
Ein anderes Beipiele wäre der Oberteilwinkel, der bei "gut" bis hinunter zu sehr flachen 26 Grad und auf der anderen Seite hinauf bis zu steilen 40 Grad geht! Auch hier wäre der ideale Bereich von 33-36 Grad zu nennen.
Ich hoffe, dass anhand dieser zwei konkreten Beispiele klar wird, welche doch sehr großen Abweichungen bei der Note "gut" vom Ideal möglich sind.
Und was bedeutet denn nun "Ideal" in der Praxis, der Realität?
Ein enormes Feuer und Brillanz!
Zwischen einem "gut" geschliffenen Diamanten und einem "ideal/exzellent" geschliffenen Stein kann jeder Laie einen deutlichen Unterschied sehen!
Daher hier nochmals mein Rat, der auf x-tausenden Diamanten basiert, die im Laufe der vergangenen 30 Jahren durch meine Hände gegangen sind: Bezogen auf die Brillanz und das Feuer eines Diamanten beim Cut möglichst mindestens "Very Good" zu wählen! Im Idealfall habt ihr einen Fachmann der euch optimal berät und sich die Verhältnisse der einzelnen Schliffeigenschaften genau anschaut, der bewerten kann, warum dieser Stein jetzt "nur" ein "sehr gut" bekommen hat.
Denn auch hier muss man unterscheiden, ob es nur eine größere Tafel (was noch eher akzeptierbar wäre) ist oder ob es bspw. ein Unterteilwinkel war, der ein "Exzellent" verhinderte.