Zitat geschrieben von Elly
Hallo, ich habe mich eben hier angemeldet. Vielleicht kann mir ja wer weiter helfen?
Wir haben vor 4 Wochen geheiratet und uns für klassische bombierte glänzende
Eheringe aus 585 gelbgold einer großen Herstellerfirma aus Österreich entschieden.
Vorab hatten wir uns informiert wie die ringe hergestellt werden. Uns war es wichtig, dass der Hersteller mittels "moderner Verfahren" den
Ring härtet (durch walzen, schmieden, ausstanzen) und nicht gießt oder vom Rohr schneidet.
Auf der Homepage ist per Diashow geschildert, dass alle ringe gehärtet und gestanzt werden.
Der Härteunterschied zwischen Guss(=weichgeglüht) und verformt(=leicht gehärtet) bei 585 Geldgold ist nicht so groß wie Ihr erhofft. In der Praxis macht sich das nur gering bemerkbar. Bis an die Dehnungsgrenzen zu härten ist ebenfalls unklug weil die Ringe bei wiederholten Elastizitätsbelastungen dann eher zum Bruch neigen. Ich härte zum Beispiel Siegelringe auch häufig nach dem Guss aber mit dem Nietrad oder Fasserhammer nur oberflächlich. Härten durch tempern hätte den Nachteil dass die Ringe später bei Ringweitenänderungen brechen könnten.
Zitat geschrieben von Elly
Als wir die ringe abholen wollten, hatte der Ring meines Mannes rundum einen schwarzen Riss. Wir haben die ringe natürlich nicht angenommen. Sie wurden reklamiert und wir haben neue bekommen. Wie kann das passieren wenn die ringe doch so gut kontrolliert werden?!
Das zweite mal waren die ringe in Ordnung. Aber bereits wenige Tage nach der Hochzeit bekamen die Ringe tiefe Dellen und kratzer.
Die bekamen sie nach nicht von allein, sondern durch Schläge und Stöße die sie eingesteckt haben und die deshalb nicht auf dem Finger angekommen sind.
Zitat geschrieben von Elly
Ich war schon mal verheiratet und meine alter goldring sah nach 5 Jahren nicht SO aus wie diese Ringe nach einer Woche! Sogar meine silberringe haben nicht solche kratzer.
Das ist merkwürdig, denn Silber ist, egal ob gehärtet oder nicht, deutlich weicher als 585 Gold gehärtet oder nicht. Dann kann es nicht am Ring liegen. Es muss einen anderen Grund geben für die Kratzer.
Zitat geschrieben von Elly
Leichte Spuren sind ja normal.... aber DAS geht gar nicht.
Uns kam der Verdacht dass die ringe sehr billig hergestellt wurden und nicht wie beworben mittels dieser tollen Härte- Verfahren.
Wie oben schon geschrieben, der mögliche Zugewinn ist gering und hat zudem den Nachteil dass der Materialabrieb im Laufe der Jahrzehnte tendenziell etwas höher ist als bei einer weicheren Legierung. Hartes Gold schilfert bei Kratzern eher ab und weiches Gold verschiebt eher zu Seite. Beim nächsten Schlag geht es wieder zurück bei weichem Gold.
Zitat geschrieben von Elly
Der Juwelier hat für uns beim Hersteller angerufen und dort wurde erklärt, dass alle ringe vom Rohr geschnitten werden und gar nicht von gewalzten Blechen gestanzt.
Für mich fällt das unter Betrug!
Das Rohr könnte ja auch gezogen oder anders gehärtet sein. Ein gehärtetes Rohr lässt sich sogar leichter spanend bearbeiten, also die Ringform daraus drehen. Ich kenne deren Prozessweg natürlich nicht, aber aus der Aussage allein lässt sich ncihts endgültiges schließen.
Zitat geschrieben von Elly
Wir sollen nun die ringe einschicken damit geschaut wird ob tatsächlich ein Mangel vorliegt.
Ich glaube aber nicht dass zugegeben wird dass die ringe Schrott sind. Man wird sie uns polieren und dann sehen sie wieder so aus!!!
Die ringe sind einfach zu weich!
Ich glaube nicht (das ist technisch kaum möglich) dass sie weicher als Dein Silberring sind.
Zitat geschrieben von Elly
Was könnt ihr denn raten? Auf Geldrückgabe bestehen? Beide ringe haben zusammen 1700€ gekostet.
Kann man ringe nachträglich härten? Indem man sie mehrmals staucht und dehnt? Würde das was bringen?
Siehe oben: Ja das geht auch nachträglich ist aber nur beschränkt sinnvoll, die Ursache muss woanders liegen und nicht in den Ringen.
PS: Hallo Elly, ich kenne weder Euren Lieferanten noch habe ich ihn gegoogelt, noch will ich Ihn in Schutz nehmen. Ich habe über 20 Jahre eine Lohngiesserei in Deutschland geführt und hunderte Kilo Gold selbst legiert, getestet, thermisch und durch Verformung gehärtet und wieder weich gemacht. Auch Serien mit besonders harten Goldlegierungen für federnde Elemente habe ich selbst legiert. Mein Kollege Ulrich Wehpke hat heute sogar eine 18 Karat Legierung in Weissgold entwickelt die härter und federnder ist als meine eigenen Entwicklungen damals in 14 Karat Weissgold. Aber keiner würde damit einen
Ehering anfertigen wollen. Ich schreibe Dir das aus meinen gesammelten Erfahrungen.
Oft ist es so dass eine Werbung die Erwartungen erhöht und den Umgang verändert und so zu Enttäuschungen führt.
z.B.
Meine Frau hat absichtlich auf dem Werbeflyer Ihres Hotels nicht die schönsten Suiten abgebildet sondern die Guten. Der Hotelgast würde sonst in jedem Zimmer das Ambiente und den Platz der größten Suiten erwarten und wäre enttäuscht obwohl er eigentlich ein wunderbares Hotelzimmer hat.