Schmuck bewerten & schätzen
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Ring - extremer Unterschied zwischen Bewertung und Markpreis

 
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pappdonna
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pappdonna

 ·  #1
Wertes Forum,

ich habe u.a. diesen Ring

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAP…0072174846

geerbt, den ich nicht tragen und deshalb verkaufen möchte.

Ein seriöser Juwelier hat den Wert auf bis zu 1.200 EUR taxiert. Ein Schmuckankauf hat viel weniger geboten und erzählt, dass der Ring schon einen Wert von 1.200 EUR haben könne, ich diesen jedoch nie erlösen werde.

Daraufhin habe ich den Ring bei eBay eingestellt und auch dort bei weitem nicht die 1.200 EUR an Geboten erhalten.

Habe ich bei der Auktion etwas falsch gemacht? Kaufen die Leute derzeit einfach keinen Schmuck oder wie erklärt sich sonst die extreme Differenz zwischen dem taxierten Wert und dem am Markt zu erzielenden Preis?

Wenn hier jemand den Ring selbst kaufen möchte oder eine Idee hat, wo ich es versuchen sollte: Ich bin für alle Antworten dankbar.

1.000 Dank vorab,

Pappdonna
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #2
Ein Juwelier kauft neuen Schmuck der dem Zeitgeschmack enstpricht und präsentiert Ihn in einem teuren Ladengeschäft hochwertig durch geschultes Fachpersonal. (Idealfall)

Pappdonna bietet einen Ring an der in der Art in den 70ern modern war und heute kaum mehr nachgefragt wird. Die Beschreibung gründet auf Hörensagen ist ohne Gewähr und der Ring ist lange getragen worden und hat entsprechend Kratzer und Macken.

Trotzdem erziehlt sie ein Viertel des theoretischen Neuwertes beim Juwelier.

Warum ist sie dann unzufrieden?

Warum kostet ein PKW mit Tageszulassung weniger obwohl er fast wie neu ist? Warum kostet ein 30 Jahre alter PKW nur noch Entsorgungsgebühren?

Da schneidet doch der Brillantring wesentlich besser ab, oder? Insbesondere wenn man berücksichtigt das der Ring vor 30 Jahren keine 1.200,- Euro sondern nur ca. 700,- DM gekostet hat.
pappdonna
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pappdonna

 ·  #3
@Butschal: Danke für die Antwort.

Ich bin absoluter Laie und dachte bislang, dass bei Schmuck nur ein Bruchteil des Preises auf die Verarbeitung und der größte Teil auf den Wert der Steine und des Goldes entfällt und Schmuck deshalb auch nicht das Schicksal von Gebrauchsgegenständen teilt, was die Wertentwicklung angeht.

Die Bewertung durch den Juwelier gründet nicht auf Hörensagen, sondern der Ring lag ihm selbst vor. Ich habe nur kein schriftliches Gutachten.

Die Taxierung durch den Juwelier bedeutet also, dass die Anfertigung eines derartigen Ringes heute bis zu 1.200 EUR kosten würde?

Wäre es dann denn evtl. besser, das Gold einschmelzen zu lassen und Gold und Steine isoliert zu verkaufen oder entfällt der Großteil des Wertes auf die handwerkliche Arbeit bei der Erstellung des Ringes?

Wie gesagt: Ich habe schlicht keinerlei Ahnung und wollte auch nicht undankbar über den erzielten Preis erscheinen, sondern war schlicht verblüfft und bislang dankbar, ein Mindestgebot gesetzt zu haben.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #4
Zitat geschrieben von pappdonna
@Butschal: Danke für die Antwort.

Ich bin absoluter Laie und dachte bislang, dass bei Schmuck nur ein Bruchteil des Preises auf die Verarbeitung und der größte Teil auf den Wert der Steine und des Goldes entfällt und Schmuck deshalb auch nicht das Schicksal von Gebrauchsgegenständen teilt, was die Wertentwicklung angeht.

Die Bewertung durch den Juwelier gründet nicht auf Hörensagen, sondern der Ring lag ihm selbst vor. Ich habe nur kein schriftliches Gutachten.
Für den Käufer ist es Hörensagen weil er beim Juwelier nicht dabei war.
Zitat geschrieben von pappdonna

Die Taxierung durch den Juwelier bedeutet also, dass die Anfertigung eines derartigen Ringes heute bis zu 1.200 EUR kosten würde?
Vielleicht nicht ganz so viel, aber ich habe ja nur ein Bild gesehen.
Zitat geschrieben von pappdonna

Wäre es dann denn evtl. besser, das Gold einschmelzen zu lassen und Gold und Steine isoliert zu verkaufen oder entfällt der Großteil des Wertes auf die handwerkliche Arbeit bei der Erstellung des Ringes?
Ja und die Handelsspannen. Wenn man ihn zerlegt kommt noch weniger raus.
Zitat geschrieben von pappdonna

Wie gesagt: Ich habe schlicht keinerlei Ahnung und wollte auch nicht undankbar über den erzielten Preis erscheinen, sondern war schlicht verblüfft und bislang dankbar, ein Mindestgebot gesetzt zu haben.

Damit ist ein eigentlich guter Verkauf geplatzt.
pappdonna
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pappdonna

 ·  #5
@Butschal: Besten Dank!

Das Fazit lautet also wie folgt: Ich besitze einen Ring, der zwar bei Neuanfertigung bis zu 1.200 EUR teuer wäre, für dessen Verkauf aber nicht wesentlich mehr als 250 EUR zu erwarten sind, weil der Zeitgeist über das Design hinweg gegangen ist und der Materialwert weit geringer als der Wert der Juwelierarbeit ist?

Und ich dachte immer: Diamonds are forever...! :shock: :shock: :shock: :D :D :D
Goldie
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Goldie

 ·  #6
wilkommen pappdonna :)

in die kurze "zusammenfassunge von ssusi" solltest du noch ergänzen:

...ausserdem habe ich gelernt, dass ein händler den ring nie zum eigentlichen wert ankaufen wird, weil er ja auch etwas daran verdienen muss - denn er kann ihne ja nicht über wert verkaufen.


siehe nochmals die antworten von heinrich butschal, in dem das wörtchen "handelsspanne" gefallen ist 😉

lg
martin
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #7
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #8
Ein derartiges Staunen

erstaunt mich nicht, weil in heutiger Zeit die Milch aus der Flasche, der Strom aus der Steckdose und Schmuckringe halt aus dem Laden kommen. Statt beim Ergebnis einer Verkaufsverhandlung erstaunt, und bei der Frage nach dem Preis der Neuanfertigung besagten Ringes geradezu entsetzt die Augen aufzureißen, sollten moderne Leute (gerade solche von Heute!) sich mal mit der Entstehung all dieser Dinge befassen und damit auch Einblick in die preislichen Zusammenhänge erhalten. Dann würde recht schnell klar, dass eben die Milch nicht aus der Flasche kommt und der Strom nicht aus der Steckdose. Und die Ringe die im Laden liegen, werden von irgend jemand, in meist mühsamer Fummelei und stundenlanger Arbeit, zusammen gezaubert. In ihen steckt also wirklich Leistung, ihr Wert setzt sich aus verschiedenen, nachprüfbaren Einzelposten zusammen und der Preis ist eben keine, vom Händler ausgewürfelte Wunschzahl.

Aber wer sich noch nicht einmal dieses Bisschen an Information reinzieht, der staunt halt Bauklötzer wenn er erfährt, dass es Menschen gibt die für ihre Arbeit bezahlt werden wollen, dass ein Händler Kosten hat und auch deshalb Geld verdienen muss, dass ein Ring nicht nur aus Diamonds for ever und unvergänglichen Werten besteht, sondern auch ein der Wertminderung unterworfenes Wirtschaftsgut ist, und er lernt, dass die Welt nun mal nicht nur aus eigenen Interessen und Wünschen besteht. Ich staune immer wieder, was es für Ansichten und Vorstellungen gibt.

Gruß, Ulrich
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Guestuser

 ·  #9
Ein derartiges Staunen

resultiert zu einem Großteil aus einer Vermarktungsstrategie des (westlichen) Schmuckgewerbes: Schmuck ist kein Wirtschaftsgut, sondern irgendetwas zeitloses. Er ist der Wert an sich. Goldene Kälber für Fortgeschrittene. DeBeers' genialer Slogan mit der Ewigkeit (denn Ehre, wem die Ehre - und das Urheberrecht - in dem Fall gehört!) hat es ebenso geschafft, künstliche Verknappungen zu tarnen, wie die Hoffnung des kaufenden Menschen auf bleibende Werte zu bedienen. Nicht zufällig wurde daraus eine der erfolgreichsten Illusionen der Weltgeschichte.

Wäre der Schmuckhandel immer so transparent in der Preiskalkulation, wie Du, Ulrich, es als Möglichkeit entwirfst, dann wäre vieles anders. Allerdings keineswegs für alle besser. Schon gar nicht für die armen kleinen Preisschildchen in den Schaufensterchen ...

Trotzdem bin auch ich bekanntermaßen ein Verfechter der Transparenz, denn nur, weil Menschen sich gern selbst betrügen, heißt das ja nicht, dass man langfristig gut daran tut, ihnen das noch leicht zu machen. Allerdings kann ich mir das auch leisten, denn ich bin auf den irrationalen Schmuckbegriff nicht angewiesen, weil ich nicht Teil des Schmuckgewerbes bin, noch nicht mal mehr als Kunde.

Alle Transparenzverfechter, insbesondere die, die so tun, als wenn es sie auch jetzt für Kunden schon gäbe, wenn die nur wollen, müssen sich auch die Frage gefallen lassen, was sich langfristig am Kaufverhalten und westlichen Schmuckbegriff ändern würde, wenn wir Heinrichs unübertroffen klare (und allenfalls ein wenig zu optimistische) Diagnose in goldenen Lettern mit in jedes Schaufenster hängen:

Zitat geschrieben von Heinrich Butschal
Der Wiederverkaufswert sinkt am stärksten in den ersten Sekunden nach dem Kauf, danach kaum mehr.

{...}

Gehe einmal beim Verkauf an Händler von 25 % Restwert und bei Verkauf an Privat von 50 % Restwert aus.


Man kann vieles von deBeers lernen, vor allem aber eines: Diamenten verpasst man Facetten vor allem deshalb, weil die perfekte Transparenz wenig Spielraum für Träumereien und andere optische Täuschungen lässt.

Jade
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #10
Hallo Jade

Zitat
Nicht zufällig wurde daraus eine der erfolgreichsten Illusionen der Weltgeschichte.


Diese Illusion hat unzähligen Flüchtlingen aus Hitler-Deutschland nicht nur das Leben gerettet, sondern einen neuen Start in der Fremde ermöglicht. Dank der klugen Politik von Oppenheimers Erben ist der Diamant nicht nur die härteste Währung der Welt, sondern auch die komprimierteste. Wenn unser Staat allerdings für mitlerweile 19% Verlust sorgt, braucht sich der Ijnvestor nicht zu ärgern: Sein Verlust kommt denen zugute, die auf gepolsterten Sessel darüber nachsinnen, wie der letzte Rest aus den kleinen Leuten herausgepresst werden kann. Die Größeren finden ohnehin Mittel und Wege die Mehrwertsteuer zu umgehen. Aber die bekommen ja sogar in Strafprozessen seit Schröder Urteile nach ihrem Einkommen gestaltet.

Wenn ich als Händler bei einem größeren Stein an Verdienst so viel berechnen wollte wie die Steuer ausmacht, dann finde ich keinen Kunden mehr. Leider die Realität. Und dann bleibt selbst die Illusion einer Illusion Illusion.

Gruß, Ulrich
pappdonna
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pappdonna

 ·  #11
@all: Ich danke vielmals und habe viel gelernt.

@Ulrich Wehpke: Ich danke ebenfalls, verstehe jedoch nicht ganz, was die Schärfe der Ausführungen soll.

Wie gesagt: Ich bin absoluter Laie, hatte schlicht keine Ahnung vom Wertverhältnis Material:Arbeit und mißgönne ganz bestimmt auch keinem Juwelier einen angemessenen Stundensatz.

Es hätte aus Laiensicht ja aber auch durchaus sein können, dass ein Juwelier Ringe aus vorgefertigten Unterteilen, Fassungen und Steinen zusammensetzt und für einen Ring nicht länger als 3 Stunden benötigt.

Dies kann man als Laie schlicht nicht beurteilen und deshalb habe ich nachgefragt. Und solange die Juweliere ihre Profession nicht in der Presse/Schule oder dem WWW vorstellen, muss sich der Juwelier nicht über das amateurhafte Unwissen der Konsumenten ärgern... :mrgreen: :mrgreen:
Goldie
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Goldie

 ·  #12
ein grund, warum es dieses forum gibt :)

die schärfe der ausführung kommt wahrscheinlich wegen des "immer wieder predigen" und hat meiner meinung nach nichts böses mit dir persönlich zu tun 😉

freut mich, dass du hier was lernen konntest :)

lg
martin
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #13
Hallo Pappdonna

Schärfe der Ausführung?? Es gibt Themen und Begriffe, die man nur meim Namen zu nennen braucht, um Unbehagen hervorzurufen. Da bedarf es dann keiner weiteren Schärfe mehr. Im Übrigen bin ich mir vollkommen sicher, dass Jade, an die diese Zeilen gerichtet waren, auch keine Schärfe in meinen Ausführungen bekrittelt. Was ich genannt habe, sind ganz einfach feststehende Fakten, allerdings aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Ich glaube aber nicht, und es war auch nicht die Absicht jemand auf den Fuß zu treten, dass Jade sich in irgend einer Form angegriffen fühlt. Warum sollte ich auch?

Falls Dir eine derartige Unterhaltung ungewohnt vorkommt, liegt das vielleicht auch daran, dass wir in diesem Forum ohne große Scheu auch heikle Themen anfassen. Allerdings immer sachbezogen und nicht persönlich. :-)

Gruß, Ulrich
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Guestuser

 ·  #14
Ich weis besonders die Interaktionen hier zu schätzen: Heinrich ist fachlich-sachlich, Jade beleuchtet den historischen und gesellschaftlichen Hintergrund und Ulrich mit seinem Temperament veranschaulicht plastisch die aktuelle Wirtschaftslage.

Besser kann eine Frage kaum beantwortet werden als mit so vielen Facetten.
pitbum
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pitbum

 ·  #15
Hallo Leute,
da muss ich meinen Senf auch noch dazugeben. Ich denke, die Schärfe liegt auch daran, das Schmuck und Antiquitäten zu den Gütern gehören, bei denen der Kunde nach Abschluss des Geschäfts aus dem Laden kommt und das Gefühl haben will, das gute Stück am nächsten Tag mit Gewinn weiterverkaufen zu können. Eine Tatsache, die anscheinend ein Phänomen unserer Branche ist und mich regelmäßig auf die Palme klettern lässt. Würde mich wirklich mal interessieren, wo diese Ansicht wohl herkommt und vor allem, warum die sich exklusiv auf unsrere Branche zu reduzieren scheint, vielleicht noch Münz und Briefmarkenhändler eingeschlossen. Mir klingt da immer diese unsägliche "Geiz ist geil" Einstellung unserer lieben Mitmenschen im Ohr. Jeder Erwerb muss mit max. Profit weiter zu verkaufen sein und jeder Kauf wird mit schamlos geforderten Rabatten ausgefochten, Rabatte, die in anderen Branchen nur mitleidiges Kopfschütteln hervorrufen würde. Oder hat einer schon mal erlebt, dass sich jemand beim Metzger getraut hätte zu sagen. "Ich biete Ihnen die Hälfte für Ihre 100gr. Parmaschinken. Sie können ja mal drüber nachdenken". (Liebe/r pappdonna, bitte nicht angesprochen fühlen.) So das musste mal raus und ist auch schon reichlich OT.
Grüsse
pitbum
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