Zitat geschrieben von Ulrich Wehpke
Ich glaube aber nicht, und es war auch nicht die Absicht jemand auf den Fuß zu treten, dass Jade sich in irgend einer Form angegriffen fühlt.
tut sie nicht, aber danke der indirekten Nachfrage. Wenn ich mich auf den Fuß getreten fühle, merkt man das mit sehr viel Sensibilität und Fingerspitzengefühl daran, dass ich zurücktrete. Ganz sanft natürlich. Und ich zieh dann auch extra die ganz spitzen 10cm-Pumps an. Merkt man kaum ...
Zitat geschrieben von pitbum
Ich denke, die Schärfe liegt auch daran, das Schmuck und Antiquitäten zu den Gütern gehören, bei denen der Kunde nach Abschluss des Geschäfts aus dem Laden kommt und das Gefühl haben will, das gute Stück am nächsten Tag mit Gewinn weiterverkaufen zu können. Eine Tatsache, die anscheinend ein Phänomen unserer Branche ist und mich regelmäßig auf die Palme klettern lässt. Würde mich wirklich mal interessieren, wo diese Ansicht wohl herkommt und vor allem, warum die sich exklusiv auf unsrere Branche zu reduzieren scheint, vielleicht noch Münz und Briefmarkenhändler eingeschlossen.
Hallo pitbum! Schöner Senf
Wo das herkommt? Na, daher wo die meisten menschlichen Eigenarten kommen: Aus unserer Geschichte. Gold, Geld und Papierwährungen (zu denen auch Briefmarken gehören) unterliegen insbesondere im christlich-nördlichen Abendland einer besonderen ... hm ... Obacht, hätte man früher gesagt. Münz- und Prägerecht haben beinah etwas Heiliges - wenn man mal davon absieht, dass Handel natürlich des Teufels ist, so für sich betrachtet. (Darum wirft man irgendwelchen Nichtchristen ja auch so gern Raffgier und Wucher vor samt dem ganzen Rattenschwanz an Mist, den man beispielweise in antisemitischen oder antichinesischen Klischees findet, je nachdem, an welcher Ecke der Welt man sich befindet.)
Die Goldschmiedezunft hat sich diesen unschönen Senf auf eine gewisse Weise selbst eingebrockt: Einerseits bringt es ja Profit, wenn man den Menschen einreden kann, dass sie absolut gar nichts riskieren, wenn sie Schmuck kaufen (und noch mehr, wenn man dann nach und nach die Legierungen billiger macht). Andererseits ist der Goldschmied ein Handwerker, manchmal ein Künstler, der alles Recht der Welt hat, als solcher ernstgenommen und für seine Technik und Kunstfertigkeit bezahlt zu werden, egal, ob er nun 916er oder 333er Gold verarbeitet. Wenn Du Dir die Geschichte der Goldschmied-Selbstdarstellung ansiehst, dann schwankt sie ständig zwischen den Extremen "Goldhändler" (eine Art Bank für Fortgeschrittene) und reinem "Handwerker". Speziell in Deutschland ist "Goldhändler" heute aber keine soooo gute Image-Idee, da wir so gern niedrige Goldlegierungen verkaufen, dass der Schwindel immer gleich auffliegt. Leider hat sich hier nie die Variante durchgesetzt, dass man (im Unterschied zu anderen Weltgegenden) Anlagegold in Schmuckform kaufen kann. Andere Kulturen unterscheiden da klarer: Dort gibt es einerseits statt Goldbarren Armreifen oder Ketten. Nichts schickes oder toll gemachtes. Einfach nur Gold in Reifenform für die, die Anlagegold kaufen wollen. Und andererseits gibt es Schmuck, also das, wo der Handwerks- und Künstleranteil zählt und auch mit Stolz als solcher ausgezeichnet wird. Diese klare Trennung ist zwar weniger geeignet für Werbesprüche und die, die so gern betrogen werden, aber es erspart auch ein paar Schwierigkeiten.
Du bist also ein armes kleines Opfer einer Jahrhunderte alten Vermischung von Erwartungen, christlichem Misstrauen, Hoffnungen, Geschäften und Illusionen. Aber wie das mit Menschen so ist: Solange etwas so große Vorteile bringt, wird es nicht geändert. Und wenn Du mich fragst: Ich traue dem hiesigen Kunden für die nächsten 10 Jahre nicht zu, genug Druck aufzubauen, um eine Veränderung von unten zu erzwingen. Dafür meckern sie nämlich viel zu gern. Und dann können sie auch für den Anlass zum Meckern bezahlen. Freizeitanimation für Fortgeschrittene sozusagen ...
Jade