Goldschmiedeforum
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Resin vergießen

 
Christian Koch
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Christian Koch

 ·  #1
Normalerweise ist ja Ulrich immer der, der zum Theme "Vergießen von Resins" immer etwas zu erzählen hat.

In unserer Werkstätte arbeiten wir seit vielen Jahren mit Silidscape Druckern und seit neuestem auch mit einem Stereolythographen.


Ich habe mich ehrlicherweise einige Zeit dagegen gewehrt.
Aber nur solange, bis ich begriffen habe, dass wieder Schmuckstücke möglich sind (auch für den Otto-Normalverbraucher) die in reiner Handarbeit so nicht mehr rentabel herstellbar sind.

Weiters ermöglicht uns die CAD-Technik viele Designs, di e von Hand so nicht umsetzbar sind.
Aufwändige feine, detailierte Fassungen, filigran-durchbrochene Ringe, Siegelringe die nach mehr aussehen. Bewusst wird darauf geachtet dass nicht 0815 Schmuck hergestellt wird.

Kein Drucker oder Stereolythograph der Welt kan etwas aufbauen/drucken, was noch nicht konstruiert werden... und das macht man am PCmit einer Maus. udn richtig.. auch die liegt in der Hand!

Man kann sich darüber streiten.... ich glaube jedoch mittlerweile, dass Michelangelo der erste gewesen wäre der sich einen oder mehrere 3D-Drucker angeschafft hätte, wären Sie in seiner Zeit schon erfunden worden.
Es wird immer Schmuckstücke geben, die naach purer "Handarbeit" verlangen.. wobei man den Begriff wie gesagt ausdehnen muss.


Anbei ein Feinguss in 750, Palladiumweißgold.
Die meisten von euch wissen wie schwer es ist Resins immer und immer wieder erfolgreich vergießen zu können. Nach mehreren Monatan, und durch Hilfe von guten Freunden vergießen wir nun Resins ohne Probleme.

Die oberfläche ist unglaublich!
Der Guss wurde nur mit Glasperlen gestrahlt!


Lg :)
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Titel: Mein Film 1.mp4
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #2
Zitat geschrieben von Christian Koch
Bewusst wird darauf geachtet dass nicht 0815 Schmuck hergestellt wird.
0-8-15 schmuck gibt es eh genug, da lohnt der Aufwand wohl nicht.
Zitat geschrieben von Christian Koch

Kein Drucker oder Stereolythograph der Welt kan etwas aufbauen/drucken, was noch nicht konstruiert werden... und das macht man am PCmit einer Maus. udn richtig.. auch die liegt in der Hand!
Entscheidend ist, was hinten raus kommt.
Zitat geschrieben von Christian Koch

Man kann sich darüber streiten.... ich glaube jedoch mittlerweile, dass Michelangelo der erste gewesen wäre der sich einen oder mehrere 3D-Drucker angeschafft hätte, wären Sie in seiner Zeit schon erfunden worden.
Es wird immer Schmuckstücke geben, die naach purer "Handarbeit" verlangen.. wobei man den Begriff wie gesagt ausdehnen muss.
Für jeden Zweck das pasende Mittel
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #3
Das Problem des kreativen Goldschmiede-Handwerks, scheint mit allerdings weniger bei den techn. Möglichkeiten, als bei der Akzeptanz der Ausübenden zu liegen. Viele haben Angst, dass ihr Können, ihre Leistung durch moderne Technik überflüssig wird. Je weniger davbon in der Waagschale liegt, um so leichter geschieht das natürlich auch.

Neben dieser, besteht ein weiterer Grund der Ablehnung, aus einer weiteren Angst: Der Angst diese Technik nicht bedienen zu können und so möglicherweise eine Ausgabe und Mühe in den "Sand" zu setzen. Angst ist immer ein schlechter Ratgeber!

Jedenfalls darf sich niemand aus dieser Fraktion beschweren, wenn seine Erfolge immer weiter zurück gehen.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #4
Daher versuche ich für beide Seiten offen zu bleiben. Je nachdem was günstiger in Preis und Qualität gefertigt werden kann.
Entweder in Gold direkt zu montieren oder in Wachs zu spritzen und zu giessen (in letzten Jahrzehnten das häufigste Allheilmittel auch wenn man Teile schon in Wachs montiert hat) oder in 3D zu konstruieren und dann zu giessen (das kommt immer mehr weil sich mit der typischen Gestaltung auch der Geschmack und die Anforderungen ändern).
Auch wenn ich selbst nicht in 3D konstruiere so habe ich Helfer die sich da eingearbeitet haben und mir zuarbeiten.
In einer arbeitsteiligen Wirtschaft muss man nicht alles selber machen, aber als Goldschmied muss man den Partner sagen können wie lang die Krappen sein müssen und wie stark der Unterbau damit der Ring hält und giessbar bleibt. Da geht dann ein Entwurf schon mal 3-4 mal hin und her.
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #5
Genau so ist es. Auch das allgem. Schönheitsempfinden hat sich, wie Du ganz richtig bemerkst, mit dem Einsatz der Computer-unterstützten Technologien, ganz deutlich verändert. Betriebe, welche diesem Umstand nicht angemessen Rechnung tragen, haben mit den Folgen zu leben: Oft sind so gen. Computerdesigns von Hand gar nicht herzustellen. Versuche sie trotzdem von Hand zu erzeugen, enden zwangsläufig in einem Fiasko.

Handarbeit ist dort gefragt, wo diese Produktionsmittel nicht eingesetzt werden können. Allerdings sterben auf diesem Gebiet die Freaks schnell aus, denn die Jugend ist in den meisten Fällen an "höheren" Dingen interessiert und nicht gewillt sich zu plagen. Designerische und geschäftliche Interessen gehen meist vor handwerkliche. Wobei diese Jugend teilweise bereits auch schon stark ergraut ist und sie als Ausbilder den Nachwuchs für morgen produziert.

Wie Du schon sagtest: Je nachdem was günstiger in Preis und Qualität gefertigt werden kann. Im Moment ist das sicher die richtige Betrachtungsweise. Jedoch muss man auch dazu wenigstens so viel Sachkenntnis besitzen, dass man Anforderungen und Möglichkeiten aller möglichen Herstellungsprozesse überschauen kann. Erst dann lassen sich auch derartige Zulieferer problemlos einsetzen.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #6
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #7
Ich weiß nicht, ob ich es noch habe, aber wir haben mal den Entwurf eines echten Diplomdesigners für ein Kettenglied mit Scharnierteilen, farbigen Aplikationen zum Einsetzen und einer Fassung bekommen, sowie die Kostruktion eines Gliedes mit einem Schloss.

Fazit: Der oder die Betreffende hatte kene Ahnung von der Materie, das Ganze passte hinten und vorne nicht zueinander und funktionierte deshalb auch nicht. Wir haben den Auftrag dann zurück gegeben mit der Bitte um Überarbeitung des Entwurfes und danach nie mehr etwas davon gehört.
Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #8
Solche Leute sitzen leider überall, von der höchsten EU-Politik bis in die untersten Verwaltungsebenen.
Schlimm ist, wenn sie einem reinreden dürfen. Was wunderst du dich da über den "Designer".

Wenn du willst, dass etwas gut gemacht wird, tu es selber.

(alte Weisheit)
Granat
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Granat

 ·  #9
Zitat geschrieben von Ulrich Wehpke
Allerdings sterben auf diesem Gebiet die Freaks schnell aus, denn die Jugend ist in den meisten Fällen an "höheren" Dingen interessiert und nicht gewillt sich zu plagen. Designerische und geschäftliche Interessen gehen meist vor handwerkliche. Wobei diese Jugend teilweise bereits auch schon stark ergraut ist und sie als Ausbilder den Nachwuchs für morgen produziert.

Treffend ausgedrückt. Deshalb arbeite ich immer noch zur
beiderseitigen Freude mit meinem 73-jährigen Goldschmied :shock:
zusammen, weil ich davon ausgehen kann, keinen mitdenkenden
handwerklich orientierten Ersatz zu finden.
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #10
In meiner nun fast 50-jährigen (offiziellen), Praxis als selbständiger Goldschmied, habe ich genau das erfahren. Schwierig ist es mit dem Nachwuchs. Zwar ist mein Sohn Wolfram, ebenfalls Goldschmiedemeister und mit unserem Betrieb eng verwachsen, ein unersetzlicher Teil, aber er kann nicht alles. Der Tag hat nur 24 Stunden und er hat auch eine Frau, die ihn mal sehen will. ;-)

Wolfram ist ein überaus gut ausgebildeter und erfahrener Praktiker, der zudem unsere ganze High Tec-Schiene "schmeißt", d.h. er macht die CAD's auf diversen Profi-Programmen incl. der CAM's, er bedient alle Maschinen, also STL-Drucker (Laser), die 3D-Fräsmaschinen, sowie die Drucker die mit einem Beamer betrieben werden (z.B. Envisiontec). Er hat fast alle auf dem Markt befindlichen Resins, Wachse und Investmentpowders getestet und beherrscht das direkte Vergießen der hergestellten Gussmodelle aus dem FF. Die von uns verwendeten Legierungen in Gold, Silber oder Platin, stellt er selbst her und gießt diese in sehr hoher Qualität im Druckdifferenzverfahren, Schleuderguss und statischem Vacuumguss. Je nach den Erfordernissen. Dies nicht etwa aus Kostengründen, sondern wegen der angestrebten Qualität.

Darüber hinaus ist er sogar am Werkbrett hin und wieder zu finden. Für diesen weit gestreuten Tätigkeitsbereich suchen wir Mitarbeiter um ihn zu entlasten, jedoch scheint es keine zu geben. Was sich bei uns in den letzten Jahren an Goldschmieden vorgestellt hat, waren meist junge, intelligente Frauen, die ganz andere Interessen hatten. Die meisten haben sich recht schnell für einen Studienplatz entschieden und einige haben auch geheiratet. Bei uns war ihnen das Leben wohl zu hart, die gestellten Anforderungen zu hoch. Unsere Stamm-Mitarbeiter sind fast alle "Eigengewächse". Sie bilden eine feste Gemeinschaft. Werkstall-Schmuckfreaks eben.

Ich selbst habe die 70 auch schon länger hinter mir, bin jedoch noch immer so begeistert wie an ersten Tage. Mein großes Handycap waren die Augen. Um eine Strecke von einem Meter optisch zu beherrschen, brauchte ich tatsächlich 3 Brillen und ein Mikroskop, Kopflupe inklusive. Dazu kam, dass die Bude (für mich) immer vernebelt war und ich immer mehr Licht brauchte. Den grauen Star bin ich nun los und mit ihm auch die lästigen Brillen. Meine optische Wahrnehmung ist vergleichbar geworden, mit der meiner Jugend. Das Leben ist jetzt wieder hell, bunt und klar.

Und so hoffe ich noch recht lange meinem Hobby nachgehen zu können, meiner Werkstatt.

Doch das Grundproblem kann ich nicht beheben: Begeisterte, junge, talentierte Mitarbeiter zu finden. Nicht dass es keine entsprechenden Leute mehr gäbe, aber wer glaubt, dass er mit unserem Beruf eine Spielwiese zur künstlerisch-kreativen Erbauung vorfindet, auf der Selbstverwirklichung und freies Ausleben der eigenen Ideen, die Hauptkomponenten beruflicher Tätigkeit sind, der muss schmerzhaft erfahren, dass - zumindest bei uns hier - die Götter vor dem Erfolg eine Menge Schweiß erwarten!

Und genau das ist der Punkt: Die Begabung ist oft da, aber der Wille, die Kraft und die Begeisterung für Leistung im weitesten Sinne, sie fehlen leider in den meisten Fällen. Das handwerkliche Können entpuppt sich in vielen Fällen als Bastelei, ist zurück getreten hinter die Idee. Und das ist für einen Beruf, wie den des Goldschmiedes einfach nicht ausreichend. Das dekadente Fiasko unserer Zeit!
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