Man muss auch noch folgendes in Betracht ziehen: Gold-Kraemer ist eine, aus kleinsten Verhältnissen entstandene
Kette von Filialgeschäften. Paul Kraemer hat durch seinen Fleiß und seine Weitsicht sein Geschäft kontinuierlich vergrößert. Dabei produzierte er in seinen Anfangsjahren seine Erzeugnisse fast alle im eigenen Haus. Er war einer der Ersten, die den damals aufkommenden Schleuderguss zu nutzen wussten. Dies versetzte ihn in die Lage, kostengünszig und rationell Schmuck herzustellen und ihn, an die durch die Kriegsereignisse weitgehend schmucklos gewordenen Menschen in Köln und Umgebung zu verkaufen. Krämer war nie der hochgestochene Juwelier, sondern einer der leistungsfähigsten Anbieter von kuranter Goldware.
Käufer die sich für große Brillanten, womöglich sogar für Lupenreine und mit leicht blauer Fluoreszens behaftete (diese kosteten seinerzeit etwa 20% mehr als Feinweiße !) intressierten, das waren nicht die typischen Kunden von Kraemer. Von daher ist es also unwahrscheinlich, dass der Stein besser als Top Wesselton war und es ist nach meiner Ansicht auch nicht anzunehmen, dass er größer als ein Karat war.
Dadurch dass er angibt den Ring bei Kraemer gekauft zu haben, schließt er nach meiner Ansicht einen größeren Stein selbst aus. So etwas habe ich bei Kraemer nie gesehen und die haben damals den Schmuck zu Weihnachten wirklich bald in Waschkörben transportiert. Was die verkauft haben ist heute einfach unglaublich.
Wenn wir die Ware zum Ändern abholten (und lange nicht jedes Teil wurde geändert), war die Tasche oft so schwer, dass meine Frau, damals durchaus nicht schwächlich, sich weigerte den Weg zu machen, weil ihr die Tasche zu schwer war.
Breite Armbänder, Goldbanduhren, Halbkaräter-Ringe, ungezählte Herrenringe mit Onix oder Lagensteinen, 0,33-er oder halbkarätigen Brillis, oder auch viele Alianz-Damenringe mit großen Achtkant-Diamanten,
Ketten mit und ohne Anhänger, ungezählte Sternzeichen, Uhrketten fürs Knopfloch, das war die typische Ware dieser Geschäfte.
Übrigens waren alle, wirklich alle Artikel mit Kr+ und Herstellernummer gekennzeichnet und Inventur machte man jeden Monat! Das waren ganz straff geführte Läden, wo jeder Artikel genauestens mit Lagerzeiten, Preisnachlässen (maximal 3% so weit ich mitbekommen habe), Verarbeitungsmängel, Zustand usw benotet und weitergemeldet wurde. Alle Verkaufsetiketten gingen täglich an die Zentrale. Da war ein kolossaler Zug drin und trotzdem war das Verhältnis der Mitarbeiter untereinander richtig gut. Die hatten damals alles, aber keine hochgestochene Ware. So etwas war mehr in Düsseldorf zu finden. Das rundet das Bild vielleicht etwas ab. Ich halte die Sache für einen wahrscheinlichen Irrtum.