Hobby & Azubi-Forum
Sie befinden sich im Benutzerbereich unseres Forums.

Cobalt-Chrom - Zahntechnik

 
  • 1
  • 2
AnikaS.
Benutzer
Avatar
Beiträge: 9
Dabei seit: 09 / 2016

AnikaS.

 ·  #1
Hallo Ihr Lieben,

ich bin im wirklichen Leben Zahntechniker und mir BRENNT es förmlich unter den Nägeln ein paar Fragen zu stellen.

Ich habe mich nun ein paar Tage hier aufgehalten - als stiller Mitleser. Wirklich sehr interessant hier. (Vorgestern von 0:00 bis 5:00 UHr.. dann MUSSTE ich noch 2h schlafen...)


Da sich die Handwerke des Zahntechnikers und der Goldschmiede ähneln, wir lieben ja die Kreativität, die winzigen Details und die Herausforderung :) und ich etwas für den Ausgleich brauchte, habe ich begonnen Schmuck zu fertigen. Natürlich aus den für mich zur Verfügung stehenden Werkstoffen. Und ja, ich habe auch den Brepohl! :D Versuche mich da immer mehr reinzulesen... Ich sauge alles auf.

Ich wollte erstmal probieren, bevor ich Silber ins Nirvana vergieße.
Ausserdem hat diese Legierung sehr gute Eigenschaften, die die anderen einfach nicht vorweisen können.

Ich habe dann, vorgestern, einen Beitrag gelesen, der mich sehr, SEHR verunsichert hat. Wobei, es war eher eine Antwort.

Es ging um Co-Chr-Mo Legierung bzw. um deren Härte. Es war die Rede davon, dass sie nur im Ausnahmefall für Allergiker verwendet wird und ja nicht so einfach wie Au oder Ag trennbar wären. Augrund der Härte scheint sie hier nicht sehr beliebt zu sein. Es ist mein täglich Brot und mich stört es nicht im geringsten.

GedankenProblem 1:

Aufgrund der Härte, die ja mit dem Titan oder Wolframcarbid (spröde) in etwa vergleichbar ist, wird es von Euch abgelehnt. Im Falle eines Notfalls kann dieses Material, wie T und WC nicht einfach so durchtrennt werden. Ich habe auch sehr viel diesbezüglich gelesen. Mehrfach habe ich gelesen, dass die Härte und das damit verbunden Problem, für Kunden definitiv ein Ausschlusskriterium bzgl. des Kaufes ist.

Frage: Gibt es eine rechtliche Grundlage, auf die ich bzgl der Härte und den damit verbundenen Problemen hinweisen muss????

Diese Frage lässt mich echt nicht schlafen.

Ich habe bis jetzt 2 Webseiten (Goldschmied und Juwelier) gefunden, die darauf hinweisen. Bei Titan wird sich ja diesbezüglich komplett ausgeschwiegen. Warum eigentlich? Wer haftet im Schadenfall?

Ich bin so ein Menschlein, der alles versucht sicher zu machen.


Würde mich sehr über Antworten freuen.

Liebe Grüße Anika

(muss jetzt erstmal weiter Zähne bauen und NEM missbrauchen...)



:twisted: :twisted:
tatze-1
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 21616
Dabei seit: 01 / 2009

tatze-1

 ·  #2
Zitat geschrieben von AnikaS.
Ich habe mich nun ein paar Tage hier aufgehalten - als stiller Mitleser. Wirklich sehr interessant hier. (Vorgestern von 0:00 bis 5:00 UHr.. dann MUSSTE ich noch 2h schlafen...)

sich vom Forumsinhalt den Schlaf rauben lassen? Nicht schlecht. Zeugt von guter Lektüre :D Willkommen im Forum, Anika. Hoffentlich kriegst Du die nächste Zeit wieder etwas mehr Schlaf ;)

Zitat
Aufgrund der Härte, die ja mit dem Titan oder Wolframcarbid (spröde) in etwa vergleichbar ist, wird es von Euch abgelehnt.

ich denke mal, eine Ablehnung kann man nicht so direkt pauschalisieren. Fakt ist, daß viele Goldschmiede einfach nicht das Equipment und know how haben wie z.B. Uli, um dieses Material zu verarbeiten. Uli macht aus dem Material ja durchaus immer wieder Trauringe.

Zitat
Frage: Gibt es eine rechtliche Grundlage, auf die ich bzgl der Härte und den damit verbundenen Problemen hinweisen muss????

die rechtliche Grundlage ist Dein eigenes moralisches Gewissen, die Kunden sorgfältig aufzuklären.

Die kaum mögliche Ringgrößenveränderungsmöglichkeit von Stahl und Titan erwähne ich gebetsmühlenartig jedes mal wieder, genauso die Problematik des Entfernen des Rings vom Finger. Stahlringe lassen sich eigentlich gar nicht mit unserer Ringsägezange durchsägen, denn das Sägeblatt ist aus Stahl. Stahl auf Stahl = ziemlich schnell stumpf. Bei Titan ist die harte Oxidschicht der Knackpunkt, sollte aber leichter trennbar sein. Hatte glücklicherweise noch nie das Vergnügen. Im Gegensatz zu Stahl, wo ich mal mit einem Mädchen und einem 1,8mm starken Stahlring eine 3/4 Std. mit meiner Trennscheibe saß, bis der Ring durch bzw. auf der Gegenseite so angeschliffen war, daß ich ihn aufbiegen konnte.

Daher ist Aufklärung da A und O, denn der Kunde sieht nur die tolle Optik des Schmucks, aber nicht den Sinn oder Unsinn des verwendeten Materials dahinter.
AnikaS.
Benutzer
Avatar
Beiträge: 9
Dabei seit: 09 / 2016

AnikaS.

 ·  #3
Hey Tatze,

danke für Deine Antwort.

Ja, aus diesem Material kann man tolle Sachen zaubern. Die Härte ist ja auch dann und wann ein Vorteil wenn es um filigrane Arbeiten geht.

Wo ist der Uli, wir vertragen uns bestimmt gut!!! :D


Aufklärung:

Also ist es letztendlich meine Aufgabe, das ist ja in der Zahntechnik genau das gleiche, auf diese Sachen hinzuweisen. Der Kunde entscheidet dann, ob er es mit dieser "Gefahr" leben kann oder nicht. Gut, dass habe ich von Anfang an so gehalten.

Dann frage ich mich auch nicht mehr, wieso im Internet niemand darauf hinweist, weil die Kunden das sonst nicht mehr kaufen. Würde ich ja schon als großb fahrlässig einstufen. Ohne Aufklärung ist man im Schadensfall sicherlich belangbar. --> "Hätten Sie mir das gesagt, hätte ich es nicht gekauft!"

Aufklärung also das A und O. 😉
Silberfrau
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 20465
Dabei seit: 07 / 2011

Silberfrau

 ·  #4
AnikaS.
Benutzer
Avatar
Beiträge: 9
Dabei seit: 09 / 2016

AnikaS.

 ·  #5
von TATZE :

Bei Titan ist die harte Oxidschicht der Knackpunkt, sollte aber leichter trennbar sein. Hatte glücklicherweise noch nie das Vergnügen.

(bekomme grad die Kopierfunktion nicht hin....

Die Oxidschicht (Alpha-Case-Schicht) entfernst Du doch beim bearbeiten des Stückes.
Die Härte des Titan bleibt doch dennoch bestehen.
tatze-1
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 21616
Dabei seit: 01 / 2009

tatze-1

 ·  #6
Zitat
(bekomme grad die Kopierfunktion nicht hin....

einfach oben rechts auf "Zitat" klicken bei dem zu zitierenden Text. Oder copy & paste machen und vorne quote in [] und hinten /quote in [] manuell hinschreiben.

Zitat
Die Oxidschicht (Alpha-Case-Schicht) entfernst Du doch beim bearbeiten des Stückes.
Die Härte des Titan bleibt doch dennoch bestehen.

ja schon, aber es hat sicherlich einen Grund, wieso Titanbearbeiter sich nach der Bearbeitung von ihrem Werkzeug verabschieden. Es ging ja hier in meiner Bemerkung darum, daß ein Ring vom Finger gesägt werden muß, der nicht mehr freiwillig ab will. Und in dem Fall bearbeite ich nicht erst extra die Oberfläche des zu entfernenden Rings.
Tilo
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 29896
Dabei seit: 09 / 2006

Tilo

 ·  #7
ich glaub nicht, daß beim Titanringabsägen (nur) die Oxidschicht das Problem ist
das Dentalcromozeugs fin ich interessant
und bei Ohr-und Halsschmuck gibts ja nicht das Absägeproblem

bei Ringen ist die hohe Härte beim Tragen sehr gut
in den seltenen Fällen, wo er abgemurkst werden muß, ist sie natürlich ungünstig (nett formuliert)
Raustland
PostRank 10 / 11
Avatar
Beiträge: 998
Dabei seit: 06 / 2008

Raustland

 ·  #8
@AnikaS. erzähl doch mal wie verarbeitest du den diesen Stahl ? Guß? Und wenn ja mit welcher Anlage. usw.
Tilo
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 29896
Dabei seit: 09 / 2006

Tilo

 ·  #9
Stahl ist es ja grad nicht, weil ohne Eisen
und nicht plastisch verformbar
AnikaS.
Benutzer
Avatar
Beiträge: 9
Dabei seit: 09 / 2016

AnikaS.

 ·  #10
@raustland

hallöchen,
wie schon von Tilo gesagt, die Legierung ist ohne Eisen.
Kobalt-Chrom-Molybdän. Also ein Hartmetall. Vickershärte 350 HV10

Ich modelliere übrigens in Wachs vor. Muffel, Vorwärmofen, ausbrennen und gießen.

Gegossen wird die Legierung mit einem Vakuum-Druckgußgerät.

Der Nachteil, wie die Goldschmiede ihn vielleicht empfinden mögen, liegt wohl in der Nachbearbeitung. Wie ich herausgelesen habe, möchtet Ihr das so wenig wie möglich tun. (Wer möchte das nicht).

Das hast Du halt bei dieser Legierung. Es bildet eine ordentliche Oxidschicht. Allerdings ist das auch von Metall zu Metall unterschiedlich. Manche bilden mehr Oxid, manche weniger.

Die strahle ich mit dem Sandstrahler ab. Dann gehts los mit der Bearbeitung. Ich bearbeite mit Fräsen. Feile und Hammer brauche ich nicht, denn das Metall ist nicht schmiedebar. Die könnte ich quasi aus ihrem Dienste danach entlassen... also Feilen.

Ich empfinde die Härte nicht schlimm. Ich arbeite mit diesem Metall jeden Tag. Wenn ich Gold mangt den Fingern hätte beim Schmuck, ich denke ich würde Butter bearbeiten ^^ Aber GENAU darin liegt der Vorteil der Legierung. Ein wunderbarer Glanz der bestehen bleibt. Ich habe mal einen normalen Edelstahlring (10€), einen Silberring (925) und eine Kobalt-Chrom Ring alle zur gleichen Zeit getragen. Habe vorher alle aufgearbeitet. KO-Chr. hab ich gegossen. Die Bedingungen waren also für alle gleich. Ratet, wer beim Tragen (tägliche Gebrauchsspuren) die Nase vorn hatte.....

Allerdings muss ich sagen, dass mich Silber auch reizt. Gerade wegen der Härte meiner Legierung und deren Problematik damit. Hier wiederum besteht mein Problem. Das muss ich punzen und legieren. Aber es gibt ja auch fertige Legierungen für unseren Bereich.
Bei vielen Scheideanstalten besteht eine Mindestabnahmemenge. Und ich mache das ja nur wirklich nebenbei. So werde ich wohl bei meiner Legierung bleiben und mit der Härte leben müssen und aufklären aufklären aufklären.....

Toll wäre so eine Art Mentor hier :D Aber wer gibt schon gern Fachkenntnis an jemand ungelerntes... Ich habe hier quasi alle Möglichkeiten. Ich habe hier alle Geräte die ich brauche.
Vermutlich kann man mich als so eine Art Quereinsteiger bezeichnen. Aber inzwischen bin ich auch zu alt um noch einen Beruf von der Pieke auf zu lernen. Eigentlich ist es nicht mein Stil. Ich will wissen was ich tue... Von Grund auf. Deshalb versuche ich mir auch viel selbst anzueignen aber irgendwann stößt man auch im Internet auf seine Grenzen.

Liebe Grüße
Tilo
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 29896
Dabei seit: 09 / 2006

Tilo

 ·  #11
du mußt Silber weder punzen,
noch selbst legieren
klar, feinsilber zu vergießen, macht keinen Sinn
bei jeddeloh gibts für 925er keine Mindestmengen (allerdings könnte dir der Grammpreis zu hoch erscheinen, sodaß andere Anbieter mit Mindestmenge doch günstiger sind)
was für Einbettmasse verwendest du da?
Erwärmung der Legierung elektrisch oder mit (welcher?) Flamme?
nach dem Fräsen dann schmirgeln und polieren?

Silber (925) ist ja noch weicher als Goldschmucklegierungen
insofern ist die Bearbeitung schon anders
dazu noch manchmal so nervige Effekte wie Blausilber (dunkle Oxidation ein Stück unterhalb der Oberfläche. hauptsächlich beim löten/glühen, aber vielleicht auch beim Guß)
und das Anlaufen im Gebrauch

du müßtest doch auch Edelsthal vergießen können, was dann härte-und bearbeitungsmäßig zwischen Silber und CoCrMo liegt?
AnikaS.
Benutzer
Avatar
Beiträge: 9
Dabei seit: 09 / 2016

AnikaS.

 ·  #12
Zitat geschrieben von Tilo
du mußt Silber weder punzen,
noch selbst legieren
klar, feinsilber zu vergießen, macht keinen Sinn
bei jeddeloh gibts für 925er keine Mindestmengen (allerdings könnte dir der Grammpreis zu hoch erscheinen, sodaß andere Anbieter mit Mindestmenge doch günstiger sind)

Ist das bei Jeddeloh nicht auch Feinsilber? Da musst man doch noch Kupfer zulegieren oder? Feinsiber an sich ist ja viel zu weich.

was für Einbettmasse verwendest du da?

Phosphatgebundene EBM - ich weiß, ich lass es ist Overkill ^^ aber die ist ja nunmal hier.. Der Preis ist ok

Erwärmung der Legierung elektrisch oder mit (welcher?) Flamme?

IM Gußgerät direkt wird das erwärmt.

nach dem Fräsen dann schmirgeln und polieren?

Polieren mit Gummipolierern, Bürstchen, Filz etc und sich dann am total geilen Glanz erfreuen ^^

Silber (925) ist ja noch weicher als Goldschmucklegierungen
insofern ist die Bearbeitung schon anders

Ich weiß....

dazu noch manchmal so nervige Effekte wie Blausilber (dunkle Oxidation ein Stück unterhalb der Oberfläche. hauptsächlich beim löten/glühen, aber vielleicht auch beim Guß)und das Anlaufen im Gebrauch

löten brauche ich nicht, da alles aus einem Stück


du müßtest doch auch Edelsthal vergießen können, was dann härte-und bearbeitungsmäßig zwischen Silber und CoCrMo liegt?

Du findest nirgends die Zusammensetzung von zB Edelstahlringen und FE-Legierungen werden in der Zahntechnik nicht angeboten, bzw nur ganz wenig weil wenig Biokompatibilität.



Keine Ahnung ob das mit dem Kopieren geklappt hat ^^

a.
AnikaS.
Benutzer
Avatar
Beiträge: 9
Dabei seit: 09 / 2016

AnikaS.

 ·  #13
Erhitzung der Legierung geschieht über Induktion. Ist ein geschlossenes System welches sehr gute Gussergebnisse erzielt! Ist ja auch in der ZT sehr wichtig. Ich glaube, Ihr Goldschmiede würdet Euch sehr wohl fühlen hier bei mir :D
Tilo
PostRank 11 / 11
Avatar
Beiträge: 29896
Dabei seit: 09 / 2006

Tilo

 ·  #14
AnikaS.
Benutzer
Avatar
Beiträge: 9
Dabei seit: 09 / 2016

AnikaS.

 ·  #15
Oh ja, ich habe auch schon überlegt, ob sich diese bleche vergießen lassen.
da muss doch trotzdem noch was zu.... Wobei da scheint ja was drin zu sein, wenn es 935 Silber ist.

PS
Es ist toll hier so zu reden!! Wirklich!
  • 1
  • 2
Aus unserem Shop


Empfohlen von Kathrin
Schmuck
Uhren
Gewählte Zitate für Mehrfachzitierung:   0