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Rhodinieren auf galvanischem Wege seit wann?

 
Granat
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Granat

 ·  #1
Werte Kollegen,
trotz Suche konnte ich nirgends finden, wann das
galvanische Rhodinieren erfunden wurde. Meines
Wissens waren z.B. bei Art-Deco-Schmuck die
Diamantfassungen meist aus Platin .... seit wann
werden Diamantfassungen denn galvanisch rhodiniert?
Und wurde früher ein eher anthrazitfarbener Rhodiumüberzug
verwendet, der in den letzten Jahren in einen immer helleren,
weisseren Rhodiumüberzug fortentwickelt wurde?
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #2
Schwarzrhodium wurde Ende der 80er Jahre entwickelt. Da gab es das weiße Rhodiumbad schon lange. Wann allerdings letzteres entwickelt wurde weis ich nicht weil es von meiner Ausbildungszeit schon da war. Also vor den 70ern.

Diamantfassungen wurden meist in Silber schon im 18ten Jahrhundert ausgeführt. Das Silber wurde dann meist mit Gold verbödet. Im 19ten Jahrhundert wurde dann Platin gefunden, galt zuerst als relativ wertlos. Erst zu Ende des Jahrhunderts hat es dann größeren Eingang in die Schmuckherstellung gefunden. Zuerst als Ersatz des Silbers. Die Fassungen wurden dann in Platin mit Gold verbödet ausgeführt und später im 20sten Jahrhundert auch ganz in Platin.
Granat
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Granat

 ·  #3
Herzlichen Dank für die ausführliche Auskunft.
Während man für Weissgold ungefähr 1912 als Entstehungsdatum
festlegen kann, fehlen mir für das Rhodinieren die Daten.
https://blog.c-hafner.de/weiss…arbeitung/
Rhodium wurde vermutlich erst zusammen mit Platin
entdeckt aber ab wann es auch zum Galvanisieren verwendet
wurde (vor oder nach WW1) habe ich noch nirgends gefunden.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #4
Granat
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Granat

 ·  #5
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #6
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #7
Rhodium kennt man schon lange. Es wurde 1803 von einem Engländer namens Wollaston entdeckt. Eines der seltensten Metalle dieses Planeten. Es ist hell weiß und sehr hart, als eines der wenigen Metalle nicht in Säuren löslich, reagiert nicht mit der Luft, kann nur in geschmolzenen Alkalien gelöst werden. Daher auch seine unvergleichlichen Eigenschaften als Beschichtungsmaterial.
Granat
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Granat

 ·  #8
Zitat geschrieben von Ulrich Wehpke
Rhodium kennt man schon lange. Es wurde 1803 von einem Engländer namens Wollaston entdeckt.

.... und seit wann wird es galvanisch eingesetzt?
Meine Frage zielt dahin, dass bspw. Original Art-Déco-Diamant-
Schmuckstücke im Originalzustand kaum rhodiniert sein können,
wenn das Verfahren erst 1950 entwickelt wurde.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #9
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #10
Zur Beantwortung dieser Frage, kann ich folgendes beitragen:

Bei G. Buchner, München "Elekrolytische Metallabscheidungen",
erschienen 1912 im Verlag M Krayn Berlin,

habe ich die folgende Rezeptur für ein Rhodiumbad gefunden, anscheinend vom Verfasser aber nicht persönlich ausprobiert. Das ist die älteste Erwähnung des Rhodinierens die mir bekannt ist. Die Quelle der Rezeptur wird bei B. nicht erwähnt


Zitat

"Rhodium.

Da das Rhodium (ein Metall der Platingruppe) ein sehr
hartes, schwer schmelzbares Metall ist und von den gewöhnlichen
Reagenzien nicht angegriffen wird, so hat man versucht, eiserne
und kupferne Gefäße mit einem Rhodiumüberzug auf galvani-
schem Wege zu überziehen. Das hierzu verwendete Bad wird
bereitet :

100 g Rhodiumsulfat,
100 g Ammoniumfluorsilicat,
100 g Salmiak,
50 g Ammoniumzyanid,
1 l Wasser.

Kupfer soll sich besser als Eisen überziehen."


Zitat ende

Heute verwendet man stark saure Bäder, (z.B. Schwefelsäure Phosphorsäure). Zyanidische Rhodiumbäder sind mir nicht bekannt.

Man kann jedoch feststellen, dass es höchstwahrscheinlich bereits vor 1912 zumindest erfolgreiche Versuche auf diesem Gebiet gab, denn der Verfasser berichtet, dass sich Kupfer besser als Eisen überziehen lassen soll. Eine Tatsache wie wir heute wissen.
Granat
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Granat

 ·  #11
@ Ulrich
Das Jahr 1912 scheint ja ein sehr innovatives Datum zu sein :D
( siehe oben mit der Erfindung von Palladium-Weissgold).
Dann kann es also durchaus sein, dass original alter
Art-Déco-Schmuck auch mal im Entstehungsjahr mit einem
galvanischen Rhodiumüberzug verschönert wurde. :idea:
Sehr interessant. Dann schließt eine vorhandene Rhodinierung
bei einem antiken Ring folglich nicht aus, dass er von Anbeginn
an so in den 1920er Jahren hergestellt wurde.
Wieder was dazugelernt. Danke.
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #12
Vollkommen ausgeschlossen ist das wohl nicht. Aber wenn ich wetten wollte: 0,5 zu 99,5. Dazu kann man aber auch noch was sagen: die alten Weißgoldlegierungen waren mit Nickel und Zink legiert. Das machte sie sehr weiß und auch sehr hart. Die verfügbaren Lote wollten auch nicht so richtig. Ich kann mich erinnern, dass ich als Lehrling unzählige Male Draht aus der Walze gezogen habe, der beim Walzen quer zur Walzrichtung, wellenförmig aufgerissen war. Wir öffneten unsere Arbeitskisten und fanden öfter zersprungene Ringe in der Schublade vor, die wegen der reichlichen Eigenspannung durch die Lötprozesse u. dgl. über Nacht einfach auseinander gesprungen war. Da es damals auch noch angesagt war, dass ein Gelbgoldstück bis auf die Fassungen gelb zu sein hatte, wurde viel doubliert. Entweder mit Platin oder Rein-Palladium. Das waren die reinsten Wundertüten. Da sie sich wie echte Bi-Metalle verhalten, war schon einer geringen Temperaturveränderung "Leben in der Bude". Die Teile verwanden sich als ob ihnen Leben eingehaucht wäre. Die Haltbarkeit der Lötverbindungen war rein zufallsgeneriert.

Zurück zum Art deco: Du kannst also mit einer RFA-Untersuchung sehr leicht feststellen, aus welcher Zeit Dein Stück stammt. Nickel, Zink, Gold, Platin, Palladium, Kupfer, sowie Kadmium.
Her nun einige, mir vorliegende Rezepte zu damals gebräuchlichem Weißgold. Anhand der Zusammensetzungen, kannst Du bei der RFA-Auswertung sicher leicht bestimmen, um welche Legierungen es sich handelt, da sich die Zusammensetzungen im Vergleich mit neueren Legierungen, doch erkennbar verändert haben.

Au Ag Cu Ni Cd Zn Farbe
----------------------------------
585 - 200 145 - 70 weiß
585 - 290 125 - - grauweiß
333 - 450 160 - 57 weiß


Au Ni Cu Zn Cd Farbe
---------------------------------
750 135 115 - - weiß
750 135 85 30 - weiß
667 138 145 50 - silberweiß
585 153 258 4 - silberweiß
585 145 200 70 - silberweiß
583 150 10 40 - silberweiß
500 180 220 100 - weiß

AU Pt Pd Cu Ni Zn Farbe
----------------------------------
750 10 30 120 70 20 silberweiß
585 10 20 180 150 55 silberweiß
585 - 20 205 135 55 silberweiß
333 160 450 - - 57 weiß

Das sind einige der Legierungen, die in der Art deco-Zeit verwendet wurden. Wie gesagt, mit den heutigen Methoden kann man den Fälschungen rel. leicht auf die Spur kommen. Was damals gar nicht auftauchte, war Mangan. Findet sich Mangan im Ausdruck der Analyse, braucht man gar nicht erst weiter zu suchen. Und nun: Guten Erfolg!
Granat
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Granat

 ·  #13
@ Ulrich
Wirklich super umfangreiche Antwort :shock:
Ich drucke es mir aus und nehme es gerne zu
meinen Unterlagen. RFA könnte ich allerdings nicht
selber machen mangels Gerätschaften. Was müsste
man denn ungefähr für eine RFA bei einem Altgoldaufkäufer
als Preis für die Dienstleistung grob rechnen?
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #14
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