Goldschmiedeforum
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Flussmittelalternative ganz dringend gesucht....

 
Yvonne Sterly
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Yvonne Sterly

 ·  #1
Vielleicht weiß jemand ja einen Rat, ich habe schon rumgesucht, aber (wie zu erwarten war) nichts gefunden:
Mein Lehrling hilft gerade ein paar Wochen bei einem Goldschmiedeausbildungsprojekt in Lalibela/Äthiopien mit. Dort kann man nix kaufen und denen ist das Flussmittel ausgegangen! Ganz doof. Zehn Schüler im äthiopischen Hochland ohne Flussmittel.
Gearbeitet wird vorwiegend in Messing. Vorhanden ist Borax- Schmelzpulver, was natürlich so nicht funzt. Gefunden habe ich die Mischung Borax/ Salz/ Pottasche (Borax mit Flamme aufschäumen. zermörsen und mit Salz und Pottasche als Streuborax für Lötungen verwenden). Aber Pottasche gibt es auch nicht...
Hat jemand bitte irgendeine tolle Idee?! Muss nichts Perfektes sein, wie wir das kennen, aber zum Behelfen, bis in einigen Wochen Nachschub da ist. Daswäre es ganz groß, wenn wir etwas fänden.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #2
Die Pottasche dient zum reduzieren des Schmelzpunkte des Borax. Die kann man dort auch selbst herstellen. wenn es mit Borax allein nicht gehen sollte. Eigentlich sollte Messing löten mit Borax gehen.

Asche wird sich doch finden lassen und mit Wasser aufgesetzt, kurz aufgekocht und abgeseiht. Das abgeseihte dann eintrocknen lassen, voila. Das Pulver dann mit Borax mischen und fertig.
Yvonne Sterly
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Yvonne Sterly

 ·  #3
Echt, "normale" Asche geht? Klar, davon gibt es genug.

Und Du würdest kein Salz mit reingeben? Borax vorher aufschäumen oder würdest du es einfach so verwenden? (ehrlich gesagt habe ich nicht ganz den Sinn verstanden mit dem Aufblähen lassen - steht so in Diebeners Werkstattrezepte. Wird da was umgewandelt oder dient es nur dazu, das Aufblähen beim Löten zu vermindern?

Danke erstmal!
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #4
Yvonne Sterly
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Yvonne Sterly

 ·  #5
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #6
Ralph G
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Ralph G

 ·  #7
Was wir als "pottasche" kennen bezeichnet heutzutage meist reines Kaliumcarbonat. Das heisst aber nicht umsonst pottasche, da die ursprüngliche herstellung so war das man Holzasche in einem "Pott" auslaugt , filtert und eindampft. Das ergibt keine reines Kaliumcarbonat sondern ein Salzgemisch aus hauptsächlich Natriumcarbonat, Kaliumcarbonat und geringen mengen weiterer wasserlöslicher salze aus der Pflanzenasche.

Im Video von Guido Graeff https://youtu.be/hbYEXNeuL3M macht er sich am Anfang (1.00min-2,00m)eine alkalische "pottaschelösung". Wie man an der braunen Farbe erkennt kommen auch einige Anteile an Kohlenstoff durch den stofffilter. Dampft man dieses Filtrat einfach ein erhält man eine mit feinen kohlenstoffpartikeln durchsetzte "pottasche"die man dann mit dem borax mischen kann. Sollte für den gewünschten Zweck wohl genügen.
Guido graeff kocht ja im video traditionellen "goldleim" , die alkalische Pottaschelösund dient in diesem Fall wohl dazu die verseifung der Fette des zugegebenen Specks zu unterstützen( scheint aber er raspelt da auch noch zusätzlich etwas Kernseife rein) Zur zusätzlichen Zugabe von Salz kann ich aber leider auch nichts beitragen.
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #8
Bezüglich "Goldleim": Dieser Begriff rührt weder von Pottasche, noch von Kernseife her. Auch hat er nichts mit Speck zu tun. Er ist die Übersetzung des für ein Mineral namens "Chysokoll". Die Bezeichnung stammt aus dem Griechischen und bildet sich aus den beiden Worthälften Chryso (Gold) und Kolla (Leim), also Goldleim

Die Lötarbeiten in der Antike wurden im Mittelmeer-Raum mit einem Kontaktlot durchgeführt. Zwar war aufgrund des Namens klar um welches Mineral es sich handelte, aber die Anwendung wurde im späten Mittelalter vergessen. Um die exzellenten Granulationsarbeiten z.B. der Etrusker nachempfinden zu können, hat Frau Prof. Elisabeth Treskow umfangreiche Forschungen durchgeführt. Sie entdeckte, dass sich mit Kupferhydroxid Reaktionslötungen vornehmen lassen und stellte in ihrem Kölner Atelier eine große Menge zahlreicher Granulationsarbeiten her. Eine ihrer besten Mitarbeiter, die damals noch junge Gertrud Vogel, die umfangreiche Teile des Gesamtkataloges von Treskow hergestellt hat, arbeitet noch heute in ihrem Krefelder Atelier und wendet ihr umfangreiches Wissen an.

Guido Graeff hingegen, hat im Rahmen seiner mittelalterlichen Goldschmiedetechniken, die ursprüngliche Verwendung des Minerals Chrysokoll wieder entdeckt und zeigt die Zubereitung der Tinktur auch in seiner Webseite. Darüber hinaus kann man seiner Seite eine Unmenge an Wissen entnehmen. Immer wieder erstaunt ist man von den schier unglaublichen Tricks und Methoden der "Alten". Der Besuch seiner Seite und vor allem die Lektüre der zahlreichen guten Artikel und Videos, sollte für jeden Interessierten eine Pflichtübung sein.
Ralph G
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Ralph G

 ·  #9
Goldleim = Reaktionslot, schon klar. In früheren videos hat Herr Graeff viel mit chrysocoll experimentiert, den hat er geglüht, zerstoßen und mit nem Magneten dann teile rausgefischt und weiterverarbeitet. Leider sind diese videos nicht mehr alle verfügbar. Chrysocoll ist ja ein kupfermineral aber wenn er nur die magnetischen teilchen rausfischt kann das kein kupfer sein bzw nur geringe anteile an kupferverbindungen haben....

Seine aktuelle prozedur scheint mittlerweile etwas anders zu sein. Er glüht entweder einen Draht (sieht für mich wie eisen aus) oder eine eisenplatte schreckt in wasser ab und sammelt das abplatzende oxid. dieses wird zerstoßen, mit Salz gemischt und mehrfach geglüht. danach gibt er fett/schmalz/speck)in eine pottaschelösung mit etwas kernseife und kocht das ein. Zum schluss wird die geglühte eisenoxid/salz mischung dazugegeben und nochmal kurz aufgekocht. Fertig Diese prozedur findet sich in kleineren variationen in allen seinen goldleim videos.


Von Kupfer bzw kupferverbindungen seh ich da keine Spur, das basiert auf (schwarzem)Eisenoxid....

https://youtu.be/S3GLBDSdNB0
https://youtu.be/HMizsbo7ziY
https://youtu.be/hbYEXNeuL3M
Yvonne Sterly
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Yvonne Sterly

 ·  #10
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #11
Früher haben wir gar nichts anderes gekannt als reinen Borax. Der wurde auf flachen Steinen mit Wasser gerieben, bis das Wasser sich weiß färbte. Damit ließ sich erstklassig löten. Nur bei Silber lag die Arbeitstemperatur von Borax etwas zu hoch. Man muss es nach dem Löten halt nur in s
chwefelsaurer Beize abkochen. Aber funktionieren tut das prima.
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