Goldschmiedeforum
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Platin Iridium Legierung 900/100

 
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 ·  #1
Hallo,
auf der Suche nach Trauringen bot uns unser Goldschmied Trauringe aus einer Platin Iridium Legierung (900/100) an. Da mein Verlobter schon immer von Iridium schwärmte (er ist Chemiker und wenn man hier so liest, scheint das eine klassische "Chemiker-Krankheit" zu sein), fanden wir, das wäre das Optimale für uns.
Allerdings findet man im Internet hauptsächlich etwas zu Platin Iridium in 800/200. In den USA und Kanada ist wohl 900/100 gebräuchlicher. Kann hier irgendjemand etwas zu der 900/100 Legierung sagen? Gibt es wesentliche Nachteile ggü. der 800/200 Legierung oder fahren wir auch mit 900/100 ganz gut? Ist es eventuell sogar zu weich für Eheringe?

Viele Grüße
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #2
Rechnerisch müsste es weicher sein als das Platin/Iridium 800/200 das ich ab und zu verarbeite.
Euer Goldschmied müsste doch ein Muster der 900/100 er Legierung da haben das sollte er Euch vorführen können ob es zu weich ist.
Ansonsten ist es bei einem genügend massiven Ehering egal ob die Legierung weicher oder härter ist. Man macht ja auch Eheringe aus Feingold, die sind auch relativ weich aber trotzdem ausreichend stabil. http://butschal.de/goldschmied…-feingold/

Wichtig wird eine höhere Härte nur bei dünnen oder besonders filigranen Konstruktionen oder bei Spannringen.
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 ·  #3
Hallo,
vielen Dank für die schnelle Antwort. Er hat uns auch ein Muster gezeigt (allerdings schon vor Weihnachten bei der ersten Beratung) aber auf die Idee eines "Kratztestes" kam ich nicht. Am Wochenende haben wir dann die Bestellung fest gemacht und nun kommen die Zweifel, ob man wirklich ein wertiges Material hat, dass auch die Bedeutung der Ringe unterstreicht. Mein Ring wird 4,2mm breit und 2,1mm dick sein. Der meines Verlobten entsprechend etwas breiter, ich glaube 4,5mm. Ich denke, dass ist schon relativ massiv. Die Ringe selbst werden sehr schlicht (sollen zeitlos sein).
Härter als eine Standard Platin-Legierung dürfte das 900/100 aber trotzdem sein, oder?
Hat es einen Grund warum in Deutschland wenn überhaupt eher 800/200 Legierungen verarbeitet werden?
Tilo
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Tilo

 ·  #4
ist auf jeden fall weicher als mit 20% Ir
nun die interessante Frage: ist es wenigstens härter als die für Trauringe übliche PtW-Legierung?

nach mir vorliegenden technischen Angaben leider nicht
http://www.wieland-edelmetalle…pxproducts[id]=515&L=0
ist der einzige mir bekannte Anbieter von 90/10
Glühhärte 110

während übliche PtW
http://www.wieland-edelmetalle…pxproducts[id]=394&L=0
mit Glühhärte 150 angegeben wird und wegen der Härte bei diesem Anbieter für Trauringe empfohlen wird

die 80/20 wird dagegen mit 190er Glühhärte angegeben
http://www.bruno-welz.de/index…erung.html

von daher kann ich die beratungsleistung des Kollegen nicht verstehen

es gibt aber dennoch eine mögliche Erklärung:
der Kollege hat keine Erfahrung mit Pt-Schweißen und möchte deshalb fugenlose Rohlinge verwenden
und die gibts in pt 80/20 leider nicht, obwohl die Legierung an sich als Stab bei mehreren Lieferanten verfügbar ist
in der 90/10 evtl. eben bei Wieland
Tilo
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Tilo

 ·  #5
PS:
daß eine höhere Härte nur bei dünnen Ringen wichtig ist, kann ich nach meinen Kundenerfahrungen nicht bestätigen, weil es ja nicht nur ums Verbiegen geht
die Kunden möchten möglichst kratzerarmen Schmuck
ich hatte sogar mal einen "Kunden", der von mir ein Gutachten wollte, das seinen (zum Glück) woanders gekauften Gold-trau-Ringe schlechte Qualität bescheinigt, weil sie verkratzten, was aber ganz normal ist, insbesondere bei zarter Mattierung sehr auffällig

und sogar die 800/200er- Leg. bekommt Kratzer
ich habe eine Kundin, die als fahrlehrerin arbeitet und deren Ring mächtig zerschrammelt aussieht

zusammengefaßt: 900/100 wird sich bei Kontakt mit ätzenden Chemikalien als sehr widerstandsfähig erweisen, gegen Kratzer durch Türklinken, Keramikgegenstände usw. aber nicht
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 ·  #6
Also einen Rohling verwendet er wohl nicht. Er hatte uns einen Stab gezeigt, aus dem dann der Ring geschmiedet wird.
Macht es aus Ihrer Sicht Sinn nochmal nachzufragen, ob unser Goldschmied auch eine 800/200 Legierung bestellen und verarbeiten kann? Hier habe ich nur die Befürchtung, dass er damit dann nicht umgehen kann (wenn die Erfahrung fehlt).
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #7
Es gibt eine Kundengruppe die sich an Kratzern stört und Ringe haben will die nicht verkratzen. Denen kann keine Legierung gut genug sein, egal welche man nimmt. Diese Fraktion habe ich jetzt mal aussen vor gelassen bei meinen Überlegungen, weil so hart kann kein Metall sein um die zufrieden zu stellen.

Ich bin vom Normalfall ausgegangen, von Kunden die nicht Ihr erstes echtes Schmuckstück im Leben kaufen und daher wissen das Ringe im täglichen Gebrauch verkratzen.

Eine weiche Gold- oder Platinlegierung schmiert stärker und durch Schlag oder Stoß entstandene Dellen werden durch den nächsten wieder geschlossen und zugeschmiert. Der Abrieb bleibt gering und nach einen Jahr sieht die Oberfläche eines ursprünglich glatten Ringes genau so seidig matt verschrammelt aus wie nach 30 Jahren.

Nur wenn man gröbere Muster wie Hammerschlag oder wie Baumborke als Oberfläche erstellt bleibt diese lange erhalten, weil fast alle Kratzer dann an den erhabenen Stellen abgefangen werden.
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 ·  #8
Vielen Dank für die bisherigen Hilfestellungen.

Wir haben jetzt nochmal beim Goldschmied nachgefragt. Er verarbeitet angabegem. 900/100 und 800/200 Legierungen.
Wenn ich Sie richtig verstanden habe, ist 900/100 weicher, so dass Kratzer durch neue Kratzer "überlagert" werden. 800/200 ist härter, so dass Kratzer zwar schwerer entstehen, dafür dann aber länger bleiben (weil keine Übrlagerung durch neue Kratzer, Abnutzung).
Gibt es sonst noch Unterschiede? Zu welchem würden Sie uns raten?
Tilo
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Tilo

 ·  #9
mein Favorit ist eindeutig 800/200
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 ·  #10
Gibt es hierfür eine speziellen Grund und einfach "nur" so?
Sind Gravuren auch bei 800/200 möglich?
Tilo
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Tilo

 ·  #11
den Grund habe ich doch in aller Deutlichkeit ausgeführt: die Härte
und ja, es ist natürlich gravierbar, denn der Gravurdiamant ist nochmal viel härter

Heinrich Butschal hat die Weichheit halt etwas beschönigt und im negativen was positives entdeckt, was die Sache aber nicht besser macht
mehr Härte bedeutet weniger Kratzer und wird nach meiner Erfahrung von den meisten Kunden als schöner empfunden als ein Kratzer über dem anderen
schlimmer noch: bei sehr weichen Ringen gibts nicht nur Kratzer, sondern bei manchen Kunden richtige Einschläge/Dellen
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 ·  #12
Danke für die Antworten!
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #13
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #14
Ich lesediesen Thread aus Zeitgründen erst jetzt. Wir verarbeiten regelmäßig Pt/Ir 800/200 und das seit Jahrzehnten. Bis heute haben wir noch nie eine Klage, oder gar eine Reklamation bekommen. Das Material hat gegenüber den herkömmlichen Platinsorten, wie Tilo schon sagte, tatsächlich einige Eigenheiten. Die wichtigsten beiden sind die Farbe (hoch weiß) und die Härte (etwa wie ein guter Edelstahl). Mit Säure ist es nicht zu beeindrucken, es ist sehr, sehr verschleißfest, kurz, es ist die Königsklasse der Schmuckmetalle. Momentan ist es recht billig, was jedoch mit Sicherheit nicht so bleiben wird.

Wir sind in der Lage jedes gewünschte Ringprofil herzustellen und daraus fugenlose Ringe von beliebigem Aussehen zu machen. Es können auch Edelsteine oder Brillanten mit verarbeitet werden.

Durch unsere lange Erfahrung mit diesem Werkstoff und speziellen Verarbeitungsverfahren-u. Einrichtungen, können wir neben einer absolut einwandfreien, fugen-u. porenfreien Verarbeitung, auch sehr vorteilhafte Preise garantieren. Selbstverständlich können solche Ringe auch graviert werden (innen/außen oder mit Fingerprints usw, poliert oder seidenmatt im Finish).

Wir garantieren für Schmuckstücke aus Pt-Ir 800/200 für die Dauer von fünf Jahren.

Auch andere Schmuckstücke werden bei uns in Platin-Iridium gefertigt. Mehr Infos per Mail oder Pn, aber auch gern telefonisch (1130 bis 14.00Uhr).
Aus unserem Shop


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