Ich bin im großen und ganzen der gleichen Ansicht wie Heinrich: Gut gemachtes Goldgehäuse mit drei goldenen Deckeln, hochwertiges schweizer Brückenwerk mit Kompensationsunruh und Breguetspirale. Ich nehme an, dass hier 17 Steine (bereits synth. Rubine) verbaut wurden.
Diese Uhr ist offensichtlich sehr fleißig benutzt worden, denn man sieht von der ursprünglichen Guillochierung des vorderen Deckels nur noch ansatzweise Reste. Das deutet auf eine ordentlich bemessene Materialstärke hin, wie auch die Bauweise des Gehäuses sehr solide ist. Anscheinend wurden diese Uhren in nicht allzu großer Stückzahl hergestellt, denn der Innendeckel des Gehäuses trägt sehr reklameträchtig die Aufschrift "Remontior" eine Aufzugart, die zur Herstellungszeit der Uhr eigentlich schon lange Standard war und nicht mehr auffällig herausgestellt wurde. Vergleiche: Incablock-Stißsicherung beri schweizer Armbanduhrwerken. Ab 1960 verschwand die Werbungauf dem Zifferblatt allmählich, weil es zum Standard wurde. Das Uhrwerk selbst, wurde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in der Schweiz gebaut. Hierbei handelt es sich anscheinend um ein sehr altes Kaliber, welches aber von den Herstellern den jeweiligen Neuerungen angepasst wurde. Das Minutenrad mit langem, sehr dicken Zapfen ist ein Relikt aus der Zeit der Schlüsseluhren. Dazu wurden die Zapfen mit einem Vierkant versehen, auf wwelchen der Schlüssel zum Einstellen der Uhrzeit geteckt werden musste. Der Innendeckel hatte an dieser Stelle ein Loch für den Scjlüssel. Ein anderes zum Aufziehen der Zugfeder, war an anderer Stelle vorhanden. Diese wurden jedoch nur bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts gebaut. Aber nicht überall, denn im arabischen Raum ließen sich Uhren mit Kronenaufzug nicht verkaufen. So hat die Fa. Billordes (später Zenith) noch Schlüsseluhren für den arabischen Kulturbereich bis etwa 1917 gebaut, die in großem Umfang von Serkishoff & Cie im damaligen Konstantinopel in die Türkei eingeführt wurden. Dabei jandelte es sich um fast gleichartige Uhrwerke.
Bei dem vorliegenden Werk wurde der Schlüsselaufzug jedoch zugunsten eines Kronenaufzuges (frz. Remontoir) verändert, und etwa ab 1912 wurden die Kronenaufzüge mit einer integrierten Zeigerberstellung versehen, wie sie auch diese Uhr hat. Die Verwendung von Rubinen für Lagerzwecke (Erfindung von A. Verneuil 1902) ist ein weiterer Hinweis auf spätere Entstehungszeit des Uhrwerkes. Deshalb datiere ich sie auf die Zeit um 1910 bis 1915.
Da die Uhr noch gut erhalten daher kommt und keinerlei schlimme Fehler zu entdecken sind (vielleicht sind auch die Bilder nur nicht gut genug) würde auch ich vorschlagen, sier in der Schublade zu belassen und nicht zu veräußern, denn dazu sind momentan die Preise zu kaputt.
Wenn die Uhrensammler erst einmal mitgekriegt haben dass der Altgold-Boom auch jeder Menge schöner, goldener Uhren das Leben gekostet hat, werden die Preise vermutlich explodieren.