Vor vielen Jahren habe ich diesen Artikel verfasst, der das leidige Thema Achtkarat behandelt. Hier ist er noch mal:
Warum wird 333-er Gold brüchig?
Eine leidige und altbekannte Erscheinung, ist das Brüchigwerden von achtkarätigen Goldlegierungen. Leider lässt sich nie genau voraussagen wann es auftritt. Eines allerdings, ist sicher: Wenn die Legierung Zink enthält, wird es auftreten. Und zwar je eher, je höher der verwendete Zinkanteil ist. Eine weitere Verschiebung tritt durch die unterschiedlichen Eigenschaften der Schmuckträger auf.
Kommt ein mit Zink legiertes Gold mit Salzsäure in Kontakt, kommt es alsbald zu dessen unvermeidbare Zerstörung. Dazu bedarf es keineswegs etwa größerer Mengen, vielmehr reicht schon eine mikroskopisch feine Verteilung um diesen Prozess auszulösen.
Wie wenig bereits ausreicht, wird an folgendem Experiment (vorgestellt von der DEGUSSA) deutlich: In einem luftdicht schließenden Tresor, werden zwei Holzrollen mit aufgewickeltem, blankem, weichgeglühtem Golddraht deponiert. Der 0,3 mm starke Runddraht auf der einen Rolle hat den Feingehalt von 585/000, der auf der anderen Rolle besteht aus 333/000 Gelbgold einer handelsüblichen, blassgelben Legierung mit Zinkbeimengung.
Auf den Boden des Tresors kommt eine Tasse mit Wasser, in welches 1 Tropfen Salzsäure gegeben wird. Die Säure wird mit dem Wasser verrührt, der Tresor verschlossen.
Wenn man nun am anderen Tag den Tresor öffnet, wird man den zinkfreien 585-er Draht völlig unversehrt auf der Rolle vorfinden. Ganz anders aber die 333-er Legierung. Der Draht ist völlig matt und dunkel gewordener und an vielen Stellen zerbrochen. Beim Berühren zerfällt er in weitere Einzelteile. Das Material ist vollkommen morsch und brüchig geworden, zerstört, unbrauchbar. Was ist passiert?
Dem Phänomen liegt zugrunde, dass sich in dieser Legierung die zunächst homogenen Kristalle entmischt haben. Beim Abkühlen der Schmelze bilden sich in der Flüssigkeit homogene Kristallkeime aus den Metallen Gold, Silber, Kupfer und Zink. Bereits recht früh wird das Kupfer aus dem Kristallkeim ausgeschieden. Es lagert sich auf der Oberfläche des Kristalls an. Als nächstes Metall verlässt der Zinkanteil das Innere des Kristalls. Auch er lagert sich auf der Oberfläche an. Der Kristall besteht nun aus einem homogenen Innenkern (Silber und Gold), sowie den schichtförmig aufgelagerten Metallen Kupfer und Zink. Wenn man das Metallgefüge mit einem Mauerwerk vergleicht, bildet der Zinkanteil sozusagen den Mörtel zwischen den Steinen.
Das Fatale an der Angelegenheit ist nun Folgendes: Zink hat eine geradezu unglaubliche Empfindlichkeit gegenüber Chlor. Mit ihm verbindet es sich sofort zu Zinkchlorid, einem Metallsalz, welches der wirksame Bestandteil im Lötwasser ist. Ein ätzendes, unangenehmes, giftiges Produkt. Unser "Mörtel" wird ein Opfer der Chloratome, das Gold ist kaputt. Es kann zwar durch Einschmelzen völlig wiederhergestellt werden, aber das hilft dem betroffenen Verbraucher nicht weiter.
Wo kommt nun das Chlor her? Ganz einfach, wir tragen es in uns, in unseren Körpern. So ist z.B. die Magensäure ein recht konzentriertes Salzsäuregemisch, und wir scheiden immer auch etwas davon durch die Haut aus. Der Eine mehr, der Andere weniger.
Und Schmuckstücke aus 333-er Gold, die auf der Haut getragen werden, leiden da natürlich als Erste. Je dünner, je schneller und gründlicher! Am schlimmsten macht sich das bei dünnen
Halsketten bemerkbar, hier ist die Haltbarkeit oft nur auf Stunden begrenzt!
Und so erklärt es sich auch, dass in früheren Jahren, als die Fabrikanten noch kein messinggelbes Material zur Herstellung von Schmuck verwendeten, dass gerade das 333-er Gold sich vor allem im Strapazierbereich allerhöchster Wertschätzung erfreute und dass so manch alter Rotgoldring mit 333-er Feingehalt bis in unsere Zeit hinein ununterbrochen getragen werden konnte, ohne den geringsten Schaden genommen zu haben.
Bei dem zinkhaltigen Material, wie es heute verwendet wird, ist eine derart lange Lebensdauer unvorstellbar, hier hat die Industrie die Zeitbombe eingebaut. Und sie funktioniert zuverlässig!
Urheber und Verfasser: Ulrich Wehpke (alle Rechte vorbehalten!)