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Platin gießen

 
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Tilli123
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Tilli123

 ·  #1
Hallo!

Ich bin ein Künstler. Manchmal kommen Leute die sind begeistert von meinen riesigen Goldarbeiten.
Nun will jemand ein etwa 300 Gramm schweres Objekt haben - aus Platin!

Ich habe daher mal geschaut wie man Platin schmelzen kann. Dabei habe ich verschiedene Filme bei Youtube angesehen und man schmilzt dabei mitunter mit einem Schweißbrenner. Das scheint zumindest bei kleinen Mengen gut zu gehen aber kein Film zeigte eine größere Menge die damit geschmolzen wird und keiner reines Platin sondern nur 950er.
Einen Indutionsofen habe ich zum einen nicht, zum anderen hat meine Werkstatt die in einem Uralthaus ist keine solche Stromleitung die so viel Kilowatt verträgt wie so ein Ofen braucht.
Die Wasserstoffgeräte die es gibt scheinen mir alle eine zu kleine Flamme zu haben und ein solches habe ich auch nicht, würde mir aber vielleicht eines kaufen wenn man damit 350 Gramm reines Platin schmelzen kann.

Ich muss aber reines Platin verarbeiten und frage mich ob man so viel Platin mit einem ausreichend großen Schweißgerät schmelzen kann so dass man es auch gießen kann.

Echt spannend, oder?

Vielleicht weis ja jemand wieviel Platin man damit schmelzen kann. Ich könnte das Objekt auch aus zwei Teilen machen und zusammenschweißen, dachte ich. Also muss ich dann jeweils etwa 200 Gramm Platin schmelzen und gießen. Ob das mit reinem Platin und Sauerstoff/Propan geht?

Vor diesem großen Objekt fertige ich für den selben Interessenten erst mal einen Platinring an, der wird etwa 70 Gramm wiegen. Auch das ist eine Herausforderung für mich weil es das erste Stück aus Platin sein wird.

Ich weis das man zum Verarbeiten von Platin bestimmte und viele extra Sachen braucht. Wenn jemand Tipps dazu für mich hat freue ich mich sehr. Wenn das Objekt einst fertig ist zeige ich es hier gerne. Mit Sicherheit wird es etwas einzigartiges...

Ich grüße alle sehr herzlich und wünsche euch immer gutes Gelingen
Tilmann :)
Juwelfix
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Juwelfix

 ·  #2
30 Gramm sind mit offener Flamme vermutlich schon kaum zu bewältigen.
Platin ist ein anderes Kaliber als die üblichen Metalle.
Ich würde dir raten auf eine Gießerei zurück zu greifen, die sich damit auskennt und entsprechende Geräte hat.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #3
Reines Platin ist nicht nur sehr weich sondern bringt beim Guss in eine größere Form auch unangenehme und unerwartete Effekte mit sich. Ich kenne es vom Guss mit Feinsilber oder Feingold. Da sind manchmal riesige Hohlräume unter dem Eingusskegel entstanden und erst nach mehreren Güssen kam ein brauchbare Modell raus.

Man kann kleine Mengen (so bis 30 Gramm) mit einem Spezialbrenner mit Sauerstoff und Acetylen oder noch kleinere Mengen mit Sauerstoff und Propangas schmelzen. Die Gefahr durch falsche Brennereinstellung die Güte des Platins zu runieren ist groß.

Größere Mengen wie 70 Gramm netto ( Der Gusskanal und Gusskopf kommt ja noch dazu) wird man kaum mehr damit schaffen.

Mit den üblichen Lichtbogenschmelzen ist hier auch schon der obere Bereich angekratzt. Größere Mengen gehen dann nur noch mit Induktionsschmelzanlagen.

Mit eigenen Geräten wirst Du als damit nicht weiter kommen und musst ebenfalls mit Fehlgüssen und deutlich höheren Kosten rechnen als Du vermutlich veranschlagt hast.
Tilo
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Tilo

 ·  #4
ich denke, daß 30g mit Propan-Sauerstoffbrennern kein Problem sind, flüssigzubekommen
und auch mehr, wobei ich
aber:
die üblichen Gold-Tiegel gehn dafür nicht
leider nichtmal die so wirklich, die z.B. von Fischer als Platintiegel verkauft werden
das Platin frißt sich regelrecht ins Material und macht es sich in der selbst erschmolzenen Minikuhle gemütlich
und hat dabei so viel Kontakt mit der Tiegelwand, daß der ganze Tiegel sehr heiß sein muß
und will aus der Kuhle nur sehr ungern raus, sodaß man den Tiegel sehr steil ankanten muß, bis das Platin dann plötzlich rausfließt
aber es sollte in der Dentalbranche teurere Keramiktiegel geben, die das besser abkönnen
(meine Experimentierlust war dann doch begrenzt, weil ich nicht einfach einen Guß brauche, sondern ein dehnbares/walzbares Gefüge für Trauringe, und eben das hat mich nicht wirklich überzeugt)
notfalls welche, die für Schleuderguß gebaut wurden, zweckentfremden
also gehn wir mal davon aus, daß die 70g des Ringes noch recht einfach geschmolzen werden können mit dem größtmöglichen Brenner
bloß wird ja noch ein Gußkopf, also Zusatzmaterial gebraucht
das ist nicht mehr feierlich, könnte aber auch noch gehn
während man mit nem Elektroschmelzofen problemlos 3kg Goldlegierung im Graphittiegel händeln kann, ist das flüssige Platin so unfaßbar grell, daß man nur mit Schweißerbrille mit starker Tönung arbeiten kann
damit man dann auch noch was von dem Bereich sieht, wo man das Platin hingießen will (Sandguß?), muß der sehr hell beleuchtet sein
und das flüssige Platin verhält sich irgendwie anders als flüssiges Gold
das Projekt Ring finde ich noch mit Fehlversuchen realisierbar
aber 350g?
wow, wenn das Platin etwas spritzt beim Ausgießen, wirds echt unlustig
sowohl was die notwendige Schutzkleidung angeht, als auch, das Platin dann in der Arbeitsumgebung eingebrannt zu haben, wo man es schwer wieder rausbekommt
Tilli123
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Tilli123

 ·  #5
Na danke für die Hinweise, dachte ich mir schon und ja es klingt sowieso irr so ein riesen Ding aus reinem Platin. Platin ist zwar relativ weich als reines Metall, aber immer noch härter als Gold. Meinem Kunden ist es sowieso egal wie weich und empfindlich es ist, er ist ein Sammler von Objekten aus reinem Gold und Platin. Zum Vergleich:

Platin
Mohshärte
4 - 4.5
VHN (Härte n. Vickers) 318

Gold
Mohshärte
2.5 - 3
VHN (Härte n. Vickers)
68 (100g)

Gold st also wesenttlich weicher.

Einige Gussversuche habe ich in Videos gesehen, dabei traten aber keine solchen großen Fraßstellen am Einguss auf.

Also habe ich bei so großen Stücken aus Gold statt Luftpfeifen etwas anderes erfunden. Ich schnitt in die luftgetrocknete Einbettmasse mit einem Messer am Gusskegel seitliche Schlitze bis zum Gussobjekt. Dabei entsteht dann ein Gussstück, bei dem der eventuelle oben liegende Fraß nicht am Objekt auftritt, sondern wenn in die Schlitze sich verlagert. Kein Stück war nicht gelungen weil dann das Gold in den Schlitz steigt, statt dort am Einbettmassenrand einen Fraß zu verursachen. Der Nachteil ist das man diese 'Schlitzgussstellen' vom Objekt entfernen muss die ja etwas länger sind und etwas mehr Gold schmelzen muss als wenn man nur Luftpfeifen abnehmen muss.

Ich fand einmal etwas heraus das Leute interessiert, die damit zu tun haben das ein Gussstück, das in der längsten Weite länger ist, als der oben nachfolgende Rest mitunter oben in der Eingussgegend Fraß aufweist.
Dabei ist die weiteste Stelle für das Metall auch die weiteste Weite die es läuft. Dann kommt nach oben weniger Laufweite, hier ist aber Hitze durch die längere Stelle darunter! Diese bewirkt, dass der noch weiter oben liegende Bereich zu heiß wird obwohl es darunter beim Metall schon kälter ist und dadurch kommen strömungsbedingte Störungen zu Stande, sozusagen blockiert die heiße Luft das Ausfüllen am Rand oben, die Luft wird an den Rand gedrängt weil das Metall ja mittig von oben nach fließt, in der Mitte dadurch das Metall höher steht, und kann dann nicht entweichen, das Gold lagert sich davor ab, kollabiert mit der Luft am Rand des weniger Weite aufweisenden Bereichs, dieses bewirkt das Problem. Um dieses zu vermeiden brachte ich die Schlitze an, was besonders hilfreich war. Dann muss die ganz heiße Luft in die Schlitze entweichen, lässt das Ausfüllen der ganzen Form zu und man hat einen wunderbaren Guss und - strahlt, weil es so gut gelungen ist.

Ich weis das es blendet, das Platin wird glühend strahlend hell. Das man dann die Form nicht sieht wegen dem schwarzen Sichtschutz habe ich nicht bedacht, echt vielen Dank für diesen Hinweis!
Also ich habe ich mich für einen Induktionsofen entschieden.

Ich finde das Projekt so spannend das ich grad ganz erfüllt davon bin und grüße sehr herzlich
Tilmann :)
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #6
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #7
Wirklich interessante Angabenn die Du da machst. Ich persönlich würde zwar eine Scheideanstalt wegen der beachtlichen Menge des teuren und empfindlichen Materials kontaktieren, aber Du bist ja richtig auf der Erfinderfährte und wirst das Problem sicher selbst in den Griff bekommen wollen. Die Kollegen haben Dich ja schon gewarnt, da brauche ich das dann nicht mehr zu tun, stattdessen wünsche ich Dir viel Glück, denn Spaß genug wirst Du mit Sicherheit bekommen! :)
Tilo
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Tilo

 ·  #8
na wenn Geld beim Kunden keine Rolle spielt und genau für den Auftrag sogar ein Induktionsofen angeschafft werden kann, sollte sich das lösen lassen
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #9
Bleibt die Frage wer für die Scheidekosten für das Metall und den nicht unerheblichen Verlust aufkommt, denn ein sauberes Ergebnis ist nicht zu erwarten.

Was glauben die Leute eigentlich, was in den verschiedenen Gewerken geleistet wird? In diesem Fall wohl: Loch in den Sand buddeln, Schlitze rein und das flüssige Metall reinkleckern! Die werden sich wundern. Na ja, vielleicht bin ich auch nur zu beschränkt in meiner Sichtweise. Aber ich bin ja auch kein Künstler. ;)

(Seit vielen Jahren vergieße ich Platin und weiß so ein ganz kleines Bisschen wovon ich rede. Warum versucht es der Auftraggeber nicht in reinem Iridium? Härte 6,5 nach Mohs, Gewicht 22.56, Liquidus 2466C° und absolut das widerstandsfähigste Metall auf diesem Planeten. Das wäre doch was. Alles andere ist doch Killifitt, oder?
Tilo
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Tilo

 ·  #10
naja
ganz so pessimistisch würde ich es nicht sehn
Tilman hat ja in der Vergangenheit schon das eine oder andere Stück hier vorgestellt, was wir von einem Learningbydoing-Quereinsteiger so nicht erwrtet hätten
und wenn dann beim Kunstobjekt vielleicht nicht unbedingt die perfekte Oberfläche oder so erwartet wird........
wie auch immer, für Tilman wäre noch wichtig, daß man für Platin andere Einbettmasse verwendet als für Gold normalerweise verwendet wird
und beim Budget scheints ja auf ein paar(hundert) Euro fuffzich für Scheidekosten nicht anzukommen
Ulrich Wehpke
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Ulrich Wehpke

 ·  #11
Na ja, die Anschaffung eines 10KW- MF-Induktionsofens, die Tiegel, Küvetten aus 4571. Ausbrennofen 1200 bis 1400° C, Platin geeignete Einbettmasse, ein Sandstrahlgebläse für Edelkorung 200my und wir sind noch lange nicht am Ende, all das ist natürlich auch wesentlich billiger als das Modell gießen zu lassen, von Leuten die täglich damit zu tun haben. Aber wie gesagt, ich bin sehr gespannt auf das oder vielmehr die Ergebnisse. "Jugend forscht" war schon immer ein faszinierendes Thema und wenn jemand die Kosten übernimmt, kann so was doch einen gewaltigen Spaß machen. :)
Tilli123
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Tilli123

 ·  #12
Na zu den Anworten von Ulrich Wepke fällt einem nicbts mehr ein so das man hier wohl nicht fragen muss, man wird sowieso nicht ernst genommen sondern etwas verhöhnt also bleibt nur viel Erfolg zu wünschen mi dem Platin,
Til
Juwelfix
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Juwelfix

 ·  #13
Na, sie es doch mal so.
von den Leute hier, die sich mit Platinguß gut auskennen, würde niemand ein solches Projekt so angehen.
Man könnte es auch so auffassen, dass du hier das gesamte Fachwissen unsere Gießtechnik-Spezialisten verhöhnst, in dem du ihre Ratschläge ignorierst.

Mal eben einen Induktionsofen zum schmelzen kaufen, wird wohl kaum genügen.
Uli hat dir im Grunde nur den Einkaufszettel ein wenig erweitert.

Was spricht denn eigentlich dagegen die Gießarbeit von jemandem machen zu lassen, der dafür eingerichtet ist und ohne große Experimente ein brauchbares Ergebnis liefert ?

Die künstlerische Arbeit ist doch nicht der Gießprozess an sich .
Tilo
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Tilo

 ·  #14
ich finds gut, daß er sich als Kunsthandwerker sieht, der nicht nur eine simple Idee ohne jede eigene Arbeit dabei liefert wie z.B. http://www.welt.de/kultur/kuns…Kunst.html
sondern richtig es echt sebst machen will, auch wenns eigentlich schon recht anspruchsvoll ist
gut, ein Induktionsofen ist nun auch nicht mehr richtig viel Handarbeit, aber trotzdem seine Produktion
ich sehe auch nicht, daß er das Fachwissen der Antworter verhöhnt
klar ist es ein ambitioniertes Projekt, aber nicht nur Ulrich hat auch niemanden gehabt, der ihm Platinguß beigebracht hat
Tilo
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Tilo

 ·  #15
hab grad mal kurz auf YT geschaut
meist wird ja zum Guß Schleudergußanlage verwendet
hier
https://www.youtube.com/watch?v=ZWIY3o7JXCE
wird eine Pt-Einbettmasse gezeigt, die mit Wasser abbindet und sich scheinbar recht gut ablöst nach dem Guß
siehe ab 7:00
zur Oberflächenqualität kann ich bei der Aufnahmequalität natürlich nichts sagen
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