Nordlicht, Tilo, manam, Redaktion, cap und wen ich sonst noch vergessen habe!
Mit windows explorer ist es mir nun gelungen, das video vom Lochbrettschleifen "Steps in Lapidary Progress" anzusehen. Nochmals vielen Dank für eure Hilfestellung!
Nun zum Video: was da gezeigt wird, ist kein Lochbrettschleifen.( Wer darüber ein paar spots sehen möchte, google "footage.framepool.com" 2. Eintrag auf der Webseite und dann Lochbrett eingeben).
Im Prinzip haben wir auch hier einen Facettenkopf mit Teilerscheibe und einen Mast zur Winkeleinstellung - hier mit vielen Löchern. Für beide Teile sind Feinsteller vorhanden. Damit der Facettenkopf sich bei der Arbeit nicht verdrehen kann, wird er gegen einen Anschlag festgehalten. Ich kenne die Einrichtung nicht im Original, sie wurde mir aber von einem alten Facettierer beschrieben und soll hauptsächlich in der Schweiz verwendet worden sein. Auffallend bei der Anwendung ist die häufige Kontrolle des Steines. Daraus schließe ich, dass man mit dieser Einrichtung nicht "auf Anschlag" des Facettenwinkels schleifen kann, wie dies bei den modernen Maschinen möglich ist.
Gehen wir das Video mal der Reihe nach durch und ich sage etwas zu den Dingen, die mir aufgefallen sind.
Volcanic crystal ist wohl ein Kunstprodukt, vermutlich Quarzglas.
Das Sägen mit der Bandsäge bringt bei kleinen Steinen wohl keinen Vorteil gegenüber der Kreissäge.
Das Vorschleifen des Steines zwischen den Fingern vor dem Aufkitten auf einer saugroben Diamantscheibe bei niedriger Drehzahl mache ich genauso.
Beim Aufkitten arbeite ich nicht mit offener Flamme. Empfindliche Steine springen da leicht, bis man die nötige Erfahrung hat. Ich verwende eine Heißluftpistole. Die Dopstifte sehen anders aus und auch die Kittvorrichtungen. Das hat aber keine Bedeutung. Unsere "modernen" Umkittvorrichtungen ermöglichen das z e n t r i e r t e Umkitten des zur Hälfte fertigen Steines, was die Arbeit sehr erleichtert.
Die preform des Steines mit den Hauptfacetten mache ich genauso- nur auf Anschlag- und bekomme so einen zentrierten Stein. Ich schleife auch meist zunächst die Oberseite, da sie meist mehr oder kompliziertere Facetten aufweist. Man muss natürlich aufpassen, dass man genügend "Fleisch" für die Unterseite hat.
Auffallend beim Schleifen und Polieren in dem Video ist, dass der Schleifer sehr häufig den Schliff kontrollieren muss. Dies wird bei den modernen Maschinen mit kontrolliertem Anschlag sehr reduziert und vereinfacht. Dadurch sind diese Maschinen auch schneller.
Das Poliermittel würde ich nicht in einer offenen Schale stehen lassen, wenn ich nicht in zwei getrennten Räumen mit zwei Maschinen arbeiten könnte.
Freihändig den Stein umkitten. Das mache ich lieber nicht, denn dann muss ich beim Schleifen und Polieren der Unterseite mit Sicherheit sehr häufig den Feinsteller gebrauchen und das kostet Zeit oder Genauigkeit.
Es ist kein Problem, die Tafel freihändig zu polieren, wenn der Stein groß genug ist, dass man ihn gut
festhalten kann. Bei großen Tafeln ist das freihändige Arbeiten sogar von Vorteil. Ist der Stein jedoch so klein, dass man ihn nur mit dem Dopstick festhalten kann, so besteht die Gefahr, dass man verkantet, der Stein eine Rille in die Polierscheibe reißt oder vom Dop abgebrochen wird. Dabei kann er kaputt gehen oder Auf Nimmerwiedersehen in den Weiten der Werkstatt verschwinden. Man glaubt nicht, wie weit und in welche Richtung solche Steine fliegen können...
Gegenüber dem echten Lochbrett aus alten Zeiten ist die gezeigte Einrichtung schon sehr fortschrittlich. Der alte Lochbrettschleifer musste den Facettenwinkel nach Erfahrung und Augenmaß bestimmen. Die "Indexnummer" hat er aus dem Handgelenk gedreht und genauso beim Polieren wieder gefunden. Das ist Präzisionsarbeit wie virtuoses Geigenspielen! Seine Feinsteller waren Augenmaß, Gefühl und jahrelanges Training. Da hat man als Amateur kaum eine Chance.
Bei den modernen Maschinen für den Amateur kann man für viel Geld Bequemlichkeit und Zeitersparnis kaufen- aber die Genauigkeit des Schliffes ist abhängig von der Übung und der Geduld des Schleifers und dass er seine Maschine durchschaut und beherrscht.
Frohes Schaffen!
uhu