Hallo zusammen!
Nachdem ich nun schon viele Threads hier gelesen habe, aber trotzdem noch unsicher bin, möchte ich mich nun mit einem eigenen Frage-Thema an euch wenden.
Ich fürchte, es könnte ein wenig länger werden, aber da hier im Forum ja auch oft generell nach den Beweggründen und Gedankengängen von potentiellen Kunden gefragt wird, möchte ich ein wenig ausführlicher schreiben. Vielleicht hilft es ja so auch dem ein oder anderen, die Kundenseite besser zu verstehen.
Wer sich nicht durch die volle Länge quälen möchte, kann sich auf die fett markierten Bereiche beschränken.
Wie der Titel besagt, geht es um die Auswahl der für uns richtigen Trauringe, und diese scheint schwieriger als ursprünglich gedacht.
Ein Grund ist der, dass wir sehr unterschiedliche Schmuckvorlieben haben. Während mein Liebster die weiß-graue Optik (also Palladium, Weißgold, etc.) bevorzugt, die ihm auch definitiv besser steht, trage ich, sofern es Edelmetall sein soll, ausschließlich Gelbgold, da silberfarbener Schmuck an mir nicht schön aussieht.
Ein anderer Grund ist der, dass wir gerne qualitativ hochwertige Ringe hätten, die uns auch wirklich ein Leben lang begleiten können. Die Qualität ist aber für einen Laien zunächst nicht so leicht zu beurteilen, und die Tatsache, dass wir im Freundes- und Bekanntenkreis schon Ringe gesehen haben , die bei Schreibtischtätern nach 1 Jahr schlimmer aussahen als der nicht gerade geschonte Ehering meiner Mutter nach über 40 Jahren, gibt uns da schon zu denken!
Wegen des qualitativen Aspekts sind wir auch sehr schnell bei dem Gedanken gelandet, unsere Ringe bei einem Goldschmied fertigen zu lassen. Wir sind generell Fans von Handarbeit, und gerade bei den Ringen gefiel uns der Gedanke, dass sie eben nicht aus großer und anonymer Fertigung stammen. Außerdem, so dachten wir, könnte uns ein Goldschmied dann auch genaue Auskunft über die verwendeten Legierungen (Stichwort Allergie) geben und wüsste auch bei später eventuell notwendigen Änderungen, womit er es zu tun hat.
Da wir vorher noch nie etwas bei einem Goldschmied haben fertigen lassen und somit auch nicht einschätzen konnten, mit welchen Kosten man hier rechnen müsste, wollten wir also zunächst einmal unsere Ring-Vorstellungen festigen, um dann auch eine genauere Preiseinschätzung einholen zu können. (An dieser Stelle möchte ich betonen, dass es uns nicht um die niedrigpreisigsten Ringe geht! Wichtig ist uns aber ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, welches sich für uns nicht nur aus dem Materialwert, sondern eben auch aus der Verarbeitungsqualität und der ehrlichen Beratung ergibt.)
Wir hatten zwar zu Hause bereits mit einem bekannteren Ring-Konfigurator herumgespielt, sind dann aber an einem Tag auch noch in die nächstgrößere Stadt mit mehreren Juwelieren gefahren, um unsere Vorstellungen zumindest ansatzweise auch mal an den eigenen Händen zu sehen. Neben den bisherigen Erfahrungen (siehe Schmuckvorlieben) haben wir somit noch die Erkenntnis gewonnen, dass Roségold (also nicht das sehr kupferig-rosane Rotgold, sondern dieser nette apricot-orangefarbene Zwischenton) zumindest an keinem von uns beiden schlecht aussieht.
Diese Erkenntnis haben wir dann zu Hause in unseren bisherigen Entwurf eingearbeitet, da das Roségold eine schöne Verbindung von zwei ansonsten farblich unterschiedlichen Ringen wäre. Auch symbolisch gefällt uns das, denn obwohl wir in den entscheidenen Bereichen des Lebens absolut gleich ticken, sind wir an sich sehr unterschiedliche Typen; dennoch lassen wir den Partner sein, mit all seiner Andersartigkeit und Individualität, ohne ihn ändern zu wollen, weil wir eben um die gemeinsame Basis Wissen und die Andersartigkeit eher als Bereicherung und Ergänzung der eigenen Defizite sehen.
Die Ringe nach dieser Idee hätten dann in etwa die folgenden Eckdaten, wenngleich wir uns bei der Breite noch nicht 100% sicher sind und auch die Ringgrößen noch um eine halbe Nummer abweichen könnten:
ER: Größe 58, Breite 0,55cm, Profilstärke 2mm, Aufteilung 1:3 (750er Roségold:950er Palladium eismatt), getrennt durch V-Fuge, außen und innen leicht bombiert
SIE: Größe 54, Breite 0,55cm, Profilstärke 2mm, Aufteilung 1:3 (750er Roségold:750er Gelbgold eismatt), getrennt durch V-Fuge, außen und innen leicht bombiert
Mit dieser Idee im Gepäck haben wir dann anhand der Innungsseite zwei Goldschmiede ausgesucht und je einen Termin vereinbart. (Nur der eine Goldschmied ist in der Innung, auf den anderen sind wir anderweitig aufmerksam geworden.)
Beide Schmiede nehmen Auftragsarbeiten an, geben allerdings auch Kurse, in denen Paare ihre Ringe unter Anleitung selbst anfertigen können. Wider Erwarten begeisterte sich meine bessere Hälfte plötzlich doch für dem Gedanken, hier evtl. selbst Hand anzulegen (ich hatte diese Möglichkeit anfangs mal erwähnt, aber schnell wieder verworfen, da er darauf eher mit Abwehr reagierte). Mir als kreativer und gerne handwerklich arbeitender Mensch gefällt die Idee als solche natürlich sehr, allerdings denke ich auch, dass Goldschmied ja nicht umsonst ein Ausbildungsberuf ist. Ich frage mich daher, ob man in dem Fall trotz der Arbeit unter fachkundiger Anleitung am Ende spürbare Qualitätseinbußen hätte.
Aber unabhängig davon, ob wir nun selber fertigen oder fertigen lassen:
Schmied A ist ein netter, bescheidener und ruhiger Mensch, der sich Zeit nahm und nicht versuchte, uns etwas aufzuschwatzen. Das fand ich an sich sehr sympathisch. Er war von unserer Vorbereitung recht angetan und machte auf Basis der mitgebrachten Zeichnung und Angaben auch direkt von sich aus ein preisliches Angebot. Er stellt seine Ringe mittels gesägten Metallstreifen und somit gelöteter Querfuge her. Laut eigener Aussage sei das für ihn das Verfahren der Wahl, nur bei außergewöhnlichen Formen würde er (woanders) gießen lassen. In den Kursen wird auch prinzipiell mit den Streifen gearbeitet.
Schmied B ist ebenfalls nett und empfing uns unkompliziert und in eher lockerer Atmosphäre. Die ausgestellten Ringe gefielen uns hier besser, wobei wir den Grund nicht genau benennen können. Sie wirkten evtl. etwas weniger "grob"?
Der Schmied lenkte das Gespräch allerdings immer wieder deutlich mehr in Richtung "Anfertigung im Kurs" und weg von einer Anfertigung durch ihn.
Das Atelier war sehr schön heimelig, und wenn es ums Selbermachen gehen würde, würden wir uns hier rein von der Atmosphäre wohler fühlen als bei Schmied A. Weniger gut gefiel uns allerdings, dass hier kaum auf unsere mitgebrachte Ringvorstellung und somit auch nicht auf den Preis eingangen wurde. Wir kennen zwar die Kursgebühren und erhielten die Info, dass der Ring nach Endgewicht angerechnet würde, dennoch hätten wir zumindest eine grobe Schätzung wünschenswert gefunden (man stelle sich vor, ein Paar werkelt einen ganzen Tag am vermeintlichen Traumring und stellt am Ende fest, dass die Ringe doch deutlich teurer werden als gedacht).
In beiden Fällen würden die Schmiede den Vorgang begleiten und - wenn nötig - eingreifen. Beide Schmiede würden im Falle von Steinen (momentan eher nicht mehr beabsichtigt) selbst fassen, die Fuge würde nur bei Schmied B vom Fachmann ausgeführt werden. Bei Schmied A würde ein Kurs-Tag veranschlagt, was meine bessere Hälfte trotz der Zusicherung, dass das ausreiche, abschreckt ("zwei linke Hände"), bei Schmied B wären in den Kursgebühren auch mehrere Nachmittage enthalten, an denen man frei in der Werkstatt arbeiten könnte.
Auf die Frage der Weitenänderbarkeit der Ringe erwähnten beide keinerlei Schwierigkeiten, was mich gerade nach Lesen einiger Beiträge hier stutzig machte, zumal anfangs auch deutlich mehr als nur ein Stein im Gespräch stand und es sich ja immerhin um Bicolor-Ringe handeln würde. (Ich hatte nicht nur nach der Möglichkeit gefragt, sondern auch, ob diese wenn einem wirtschaftlichen Totalschaden gleichen würde.) Diese Aussagen haben mein Vertrauen etwas geschmälert. Man darf und soll uns auf dumme Ideen bei der Gestaltung hinweisen, damit wir eben nicht nur am Anfang Freude an unseren Ringen haben.
Insgesamt stellten sich nach diesen Besuchen mehr Unsicherheiten und weitere Fragen bzgl. der Ringe und - neuerdings - eben auch Fertigungsweisen, weshalb ich mich - vor allem auch hier - intenstive eingelesen habe.
Ich fasse mal stichpunktartig die ingesamt gefundenen Infos und Gedanken zusammen und würde mich freuen, wenn ihr mich im Zweifel korrigieren würdet und uns evt. generell Hilfestellung bei der Wahl geben könntet!
Bicolor:
- sei grundsätzlich nachteilig zu einfarbigen Ringen
- sei bestenfalls gesintert, was dann aber nur in der Industrie gemacht würde. Hier komme es allerdings auch darauf an, wer das machen würde, da bei einigen Firmen die vorher dennoch notwendigerweise zwecks Fixierung zu setzenden Lötpunkte unsauber gesetzt würden und hinterher dennoch nicht die gewünschte Verbindung beim Sintern zustande käme.
- wenn Sintern nicht möglich, dann sei Schweißen besser als Löten, da haltbarer und auch ohne optische Veränderung möglich
- bicolor sei immer eher negativ bei Weitenänderungen. Nur schwieriger und somit teurer als Änderungen an einfarbigen Ringen oder ohne optisch bleibende Schäden nicht möglich? Falls ersteres: Von welchen Kosten kann man hier sprechen?
- widersprüchliche Aussage, die ich fand: bei Bicolor mit einer geraden Längsfuge und ohne Querfuge sei die Gefahr vernachlässigbar
Widerstandsfähigkeit der Eheringe (Kratzer, Weitenänderung etc.):
- Stanzen aus verhärteten Platten sei besonders widerstandsfähig; dieses Verfahren würde aber nur in der Industrie verwendet, beim Goldschmied würde das aufgrund des Materialaufwands nicht gehen.
- Schmieden sei von den beim "kleinen Schmied" durchführbaren Methoden an sich elastischer und härter, wobei nicht gesagt sei, dass der Schmied auch im Zustand maximaler Aushärtung mit dem Schmieden aufhören würde. Im Falle eines Bicolorringes würde die erhaltene Härte jedoch aufgrund des Lötvorgangs eh wieder zunichte gemacht werden
- Für das Gießen würden in der Regel härtere Legierungen verwendet (wie darf ich mir das im Gegegensatz zum Bandschmieden im Falle von 750er Gelbgold vorstellen?), jedoch sei der fertige Ring spröder und könne leichter zerspringen. Im Falle einer Weitenänderung durch Stauchen/Dehnen könnten außerdem Artefakte entstehen (wie sieht so etwas aus?). Die Fugenlosigkeit sei jedoch von Vorteil. Schmied B würde und könnte auf Verlangen den gegossenen Ring übrigens auch walzen; im Falle von Bicolor würde allerdings dann allerdings bzgl. des erneuten Härteverlusts dasselbe gelten. Ich vermute, dass bei beiden Schmieden "nur" gelötet würde, nicht geschweißt.
Steine:
- ein Ring mit Stein sei generell schwieriger und somit kostenintensiver in der Weite zu ändern. Die Bohrlöcher stellen gerade beim Stauchen/Dehen eine Schwachstelle dar, weshalb bei Steinringen eher geschnitten und eingesetzt/rausgenommen würde. Im Zweifel müsste auch noch ausgefasst und wieder eingefasst werden, was teuer werden kann.
Von einem oder gar mehreren Steinen habe ich mich somit gedanklich schon zu 99% verabschiedet, obwohl ich so ein bisschen Gefunkel schön fände.
Schwieriger fällt es uns beiden hingegen in Sachen bicolor, da die Zweifarbigkeit einfach die Verbindung zwischen den beiden Ringen schaffen würde. Er kann sich nicht vorstellen, Gelbgold zu tragen, ich möchte kein Weißgold oder Palladium tragen und einfarbige Ringe komplett aus Roségold wären eher der faule Kompromis. Erstens, weil das Roségold eben an uns beiden ok aussieht, aber eben nicht toll; zweitens, weil wir zwar beide nicht auf die total modischen und aufgeprotzten Moderinge stehen, aber zumindest ich generell einfarbige klassische Eheringe ohne alles noch nie besonders reizvoll fand. Eheringe sollten doch eigentlich auch zumindest ein bisschen mehr gefallen, oder?
Sollten wir uns trotzdem von dem Bicolor-Gedanken entfernen, selbst wenn sonst keine weiteren komplizierten Details (Steine, Muster, Garvur,...) angedacht wären?
Welche Möglichkeiten würdet ihr in dem Fall - abgesehen von dem Eismatt - sehen, um zwei unterschiedliche Uni-Ringe (also einer weiß/grau, einer gelb) offensichtlich als zueinandergehörig zu gestalten? Wir haben in einem Geschäft (einige werden wissen, welches Unternehmen wir meinen) ergonomische 20°-Ringe gesehen, die uns von der Idee her ganz gut gefielen. So eine Form wäre natürlich eine Möglichkeit für eine weitere Gemeinsamkeit, ich fürchte allerdings, dass diese sich dann selbst im Uni-Fall auch nicht einfach so dehnen oder stauchen lassen würden, richtig?
Und unabhängig vom Design: Machen wir uns bzgl. der Widerstandsfähigkeit und Herstellungsverfahren zu viele Gedanken? Lesen sich die Unterschiede nur so riesig, sind es aber im Endeffekt nicht und wir sollten dort fertigen (lassen), so wir uns wohler fühlen? Wozu würdet ihr uns raten?
Da wir zwar beide Schmiede nett fanden, aber es im Nachhinein nun doch zumindest seltsam finden, dass trotz Nachfrage wirklich kein einziger Einwand in Bezug auf die hier oft als schwierig geltenden Merkmale (bicolor, Steine, Weitenänderungen,...) genannt wurde, sind wir verunsichert.
Irgendwie seltsam: Beim Rest der Hochzeit sind wir mehr als tiefenentspannt (Klamotten haben wir noch nicht, das Kleid nähe ich evtl. sogar selbst; Blumen sind noch nicht geklärt, nur Location, Essen und Musik stehen), aber die Ringentscheidung fällt uns schwer. Irgendwie ist das - neben der Liebe natürlich - die einzige Sache, die wirklich auch noch lange nach und von dem Hochzeitstag bleibt und damit die - für uns - wichtigste Entscheidung unter den "materiellen Listenpunkten".
Danke an jeden, der bis hier durchgehalten hat, denn das ist nun wirklich extrem lang geworden!
Naja, wenigstens seht ihr, dass wir uns mit dem Thema beschäftigt haben und nicht einfach aus Bequemlichkeit heraus einen Fragethread starten...
Liebe Grüße,
Solveigh
Nachdem ich nun schon viele Threads hier gelesen habe, aber trotzdem noch unsicher bin, möchte ich mich nun mit einem eigenen Frage-Thema an euch wenden.
Ich fürchte, es könnte ein wenig länger werden, aber da hier im Forum ja auch oft generell nach den Beweggründen und Gedankengängen von potentiellen Kunden gefragt wird, möchte ich ein wenig ausführlicher schreiben. Vielleicht hilft es ja so auch dem ein oder anderen, die Kundenseite besser zu verstehen.
Wer sich nicht durch die volle Länge quälen möchte, kann sich auf die fett markierten Bereiche beschränken.
Wie der Titel besagt, geht es um die Auswahl der für uns richtigen Trauringe, und diese scheint schwieriger als ursprünglich gedacht.
Ein Grund ist der, dass wir sehr unterschiedliche Schmuckvorlieben haben. Während mein Liebster die weiß-graue Optik (also Palladium, Weißgold, etc.) bevorzugt, die ihm auch definitiv besser steht, trage ich, sofern es Edelmetall sein soll, ausschließlich Gelbgold, da silberfarbener Schmuck an mir nicht schön aussieht.
Ein anderer Grund ist der, dass wir gerne qualitativ hochwertige Ringe hätten, die uns auch wirklich ein Leben lang begleiten können. Die Qualität ist aber für einen Laien zunächst nicht so leicht zu beurteilen, und die Tatsache, dass wir im Freundes- und Bekanntenkreis schon Ringe gesehen haben , die bei Schreibtischtätern nach 1 Jahr schlimmer aussahen als der nicht gerade geschonte Ehering meiner Mutter nach über 40 Jahren, gibt uns da schon zu denken!
Wegen des qualitativen Aspekts sind wir auch sehr schnell bei dem Gedanken gelandet, unsere Ringe bei einem Goldschmied fertigen zu lassen. Wir sind generell Fans von Handarbeit, und gerade bei den Ringen gefiel uns der Gedanke, dass sie eben nicht aus großer und anonymer Fertigung stammen. Außerdem, so dachten wir, könnte uns ein Goldschmied dann auch genaue Auskunft über die verwendeten Legierungen (Stichwort Allergie) geben und wüsste auch bei später eventuell notwendigen Änderungen, womit er es zu tun hat.
Da wir vorher noch nie etwas bei einem Goldschmied haben fertigen lassen und somit auch nicht einschätzen konnten, mit welchen Kosten man hier rechnen müsste, wollten wir also zunächst einmal unsere Ring-Vorstellungen festigen, um dann auch eine genauere Preiseinschätzung einholen zu können. (An dieser Stelle möchte ich betonen, dass es uns nicht um die niedrigpreisigsten Ringe geht! Wichtig ist uns aber ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, welches sich für uns nicht nur aus dem Materialwert, sondern eben auch aus der Verarbeitungsqualität und der ehrlichen Beratung ergibt.)
Wir hatten zwar zu Hause bereits mit einem bekannteren Ring-Konfigurator herumgespielt, sind dann aber an einem Tag auch noch in die nächstgrößere Stadt mit mehreren Juwelieren gefahren, um unsere Vorstellungen zumindest ansatzweise auch mal an den eigenen Händen zu sehen. Neben den bisherigen Erfahrungen (siehe Schmuckvorlieben) haben wir somit noch die Erkenntnis gewonnen, dass Roségold (also nicht das sehr kupferig-rosane Rotgold, sondern dieser nette apricot-orangefarbene Zwischenton) zumindest an keinem von uns beiden schlecht aussieht.
Diese Erkenntnis haben wir dann zu Hause in unseren bisherigen Entwurf eingearbeitet, da das Roségold eine schöne Verbindung von zwei ansonsten farblich unterschiedlichen Ringen wäre. Auch symbolisch gefällt uns das, denn obwohl wir in den entscheidenen Bereichen des Lebens absolut gleich ticken, sind wir an sich sehr unterschiedliche Typen; dennoch lassen wir den Partner sein, mit all seiner Andersartigkeit und Individualität, ohne ihn ändern zu wollen, weil wir eben um die gemeinsame Basis Wissen und die Andersartigkeit eher als Bereicherung und Ergänzung der eigenen Defizite sehen.
Die Ringe nach dieser Idee hätten dann in etwa die folgenden Eckdaten, wenngleich wir uns bei der Breite noch nicht 100% sicher sind und auch die Ringgrößen noch um eine halbe Nummer abweichen könnten:
ER: Größe 58, Breite 0,55cm, Profilstärke 2mm, Aufteilung 1:3 (750er Roségold:950er Palladium eismatt), getrennt durch V-Fuge, außen und innen leicht bombiert
SIE: Größe 54, Breite 0,55cm, Profilstärke 2mm, Aufteilung 1:3 (750er Roségold:750er Gelbgold eismatt), getrennt durch V-Fuge, außen und innen leicht bombiert
Mit dieser Idee im Gepäck haben wir dann anhand der Innungsseite zwei Goldschmiede ausgesucht und je einen Termin vereinbart. (Nur der eine Goldschmied ist in der Innung, auf den anderen sind wir anderweitig aufmerksam geworden.)
Beide Schmiede nehmen Auftragsarbeiten an, geben allerdings auch Kurse, in denen Paare ihre Ringe unter Anleitung selbst anfertigen können. Wider Erwarten begeisterte sich meine bessere Hälfte plötzlich doch für dem Gedanken, hier evtl. selbst Hand anzulegen (ich hatte diese Möglichkeit anfangs mal erwähnt, aber schnell wieder verworfen, da er darauf eher mit Abwehr reagierte). Mir als kreativer und gerne handwerklich arbeitender Mensch gefällt die Idee als solche natürlich sehr, allerdings denke ich auch, dass Goldschmied ja nicht umsonst ein Ausbildungsberuf ist. Ich frage mich daher, ob man in dem Fall trotz der Arbeit unter fachkundiger Anleitung am Ende spürbare Qualitätseinbußen hätte.
Aber unabhängig davon, ob wir nun selber fertigen oder fertigen lassen:
Schmied A ist ein netter, bescheidener und ruhiger Mensch, der sich Zeit nahm und nicht versuchte, uns etwas aufzuschwatzen. Das fand ich an sich sehr sympathisch. Er war von unserer Vorbereitung recht angetan und machte auf Basis der mitgebrachten Zeichnung und Angaben auch direkt von sich aus ein preisliches Angebot. Er stellt seine Ringe mittels gesägten Metallstreifen und somit gelöteter Querfuge her. Laut eigener Aussage sei das für ihn das Verfahren der Wahl, nur bei außergewöhnlichen Formen würde er (woanders) gießen lassen. In den Kursen wird auch prinzipiell mit den Streifen gearbeitet.
Schmied B ist ebenfalls nett und empfing uns unkompliziert und in eher lockerer Atmosphäre. Die ausgestellten Ringe gefielen uns hier besser, wobei wir den Grund nicht genau benennen können. Sie wirkten evtl. etwas weniger "grob"?
Der Schmied lenkte das Gespräch allerdings immer wieder deutlich mehr in Richtung "Anfertigung im Kurs" und weg von einer Anfertigung durch ihn.
Das Atelier war sehr schön heimelig, und wenn es ums Selbermachen gehen würde, würden wir uns hier rein von der Atmosphäre wohler fühlen als bei Schmied A. Weniger gut gefiel uns allerdings, dass hier kaum auf unsere mitgebrachte Ringvorstellung und somit auch nicht auf den Preis eingangen wurde. Wir kennen zwar die Kursgebühren und erhielten die Info, dass der Ring nach Endgewicht angerechnet würde, dennoch hätten wir zumindest eine grobe Schätzung wünschenswert gefunden (man stelle sich vor, ein Paar werkelt einen ganzen Tag am vermeintlichen Traumring und stellt am Ende fest, dass die Ringe doch deutlich teurer werden als gedacht).
In beiden Fällen würden die Schmiede den Vorgang begleiten und - wenn nötig - eingreifen. Beide Schmiede würden im Falle von Steinen (momentan eher nicht mehr beabsichtigt) selbst fassen, die Fuge würde nur bei Schmied B vom Fachmann ausgeführt werden. Bei Schmied A würde ein Kurs-Tag veranschlagt, was meine bessere Hälfte trotz der Zusicherung, dass das ausreiche, abschreckt ("zwei linke Hände"), bei Schmied B wären in den Kursgebühren auch mehrere Nachmittage enthalten, an denen man frei in der Werkstatt arbeiten könnte.
Auf die Frage der Weitenänderbarkeit der Ringe erwähnten beide keinerlei Schwierigkeiten, was mich gerade nach Lesen einiger Beiträge hier stutzig machte, zumal anfangs auch deutlich mehr als nur ein Stein im Gespräch stand und es sich ja immerhin um Bicolor-Ringe handeln würde. (Ich hatte nicht nur nach der Möglichkeit gefragt, sondern auch, ob diese wenn einem wirtschaftlichen Totalschaden gleichen würde.) Diese Aussagen haben mein Vertrauen etwas geschmälert. Man darf und soll uns auf dumme Ideen bei der Gestaltung hinweisen, damit wir eben nicht nur am Anfang Freude an unseren Ringen haben.
Insgesamt stellten sich nach diesen Besuchen mehr Unsicherheiten und weitere Fragen bzgl. der Ringe und - neuerdings - eben auch Fertigungsweisen, weshalb ich mich - vor allem auch hier - intenstive eingelesen habe.
Ich fasse mal stichpunktartig die ingesamt gefundenen Infos und Gedanken zusammen und würde mich freuen, wenn ihr mich im Zweifel korrigieren würdet und uns evt. generell Hilfestellung bei der Wahl geben könntet!
Bicolor:
- sei grundsätzlich nachteilig zu einfarbigen Ringen
- sei bestenfalls gesintert, was dann aber nur in der Industrie gemacht würde. Hier komme es allerdings auch darauf an, wer das machen würde, da bei einigen Firmen die vorher dennoch notwendigerweise zwecks Fixierung zu setzenden Lötpunkte unsauber gesetzt würden und hinterher dennoch nicht die gewünschte Verbindung beim Sintern zustande käme.
- wenn Sintern nicht möglich, dann sei Schweißen besser als Löten, da haltbarer und auch ohne optische Veränderung möglich
- bicolor sei immer eher negativ bei Weitenänderungen. Nur schwieriger und somit teurer als Änderungen an einfarbigen Ringen oder ohne optisch bleibende Schäden nicht möglich? Falls ersteres: Von welchen Kosten kann man hier sprechen?
- widersprüchliche Aussage, die ich fand: bei Bicolor mit einer geraden Längsfuge und ohne Querfuge sei die Gefahr vernachlässigbar
Widerstandsfähigkeit der Eheringe (Kratzer, Weitenänderung etc.):
- Stanzen aus verhärteten Platten sei besonders widerstandsfähig; dieses Verfahren würde aber nur in der Industrie verwendet, beim Goldschmied würde das aufgrund des Materialaufwands nicht gehen.
- Schmieden sei von den beim "kleinen Schmied" durchführbaren Methoden an sich elastischer und härter, wobei nicht gesagt sei, dass der Schmied auch im Zustand maximaler Aushärtung mit dem Schmieden aufhören würde. Im Falle eines Bicolorringes würde die erhaltene Härte jedoch aufgrund des Lötvorgangs eh wieder zunichte gemacht werden
- Für das Gießen würden in der Regel härtere Legierungen verwendet (wie darf ich mir das im Gegegensatz zum Bandschmieden im Falle von 750er Gelbgold vorstellen?), jedoch sei der fertige Ring spröder und könne leichter zerspringen. Im Falle einer Weitenänderung durch Stauchen/Dehnen könnten außerdem Artefakte entstehen (wie sieht so etwas aus?). Die Fugenlosigkeit sei jedoch von Vorteil. Schmied B würde und könnte auf Verlangen den gegossenen Ring übrigens auch walzen; im Falle von Bicolor würde allerdings dann allerdings bzgl. des erneuten Härteverlusts dasselbe gelten. Ich vermute, dass bei beiden Schmieden "nur" gelötet würde, nicht geschweißt.
Steine:
- ein Ring mit Stein sei generell schwieriger und somit kostenintensiver in der Weite zu ändern. Die Bohrlöcher stellen gerade beim Stauchen/Dehen eine Schwachstelle dar, weshalb bei Steinringen eher geschnitten und eingesetzt/rausgenommen würde. Im Zweifel müsste auch noch ausgefasst und wieder eingefasst werden, was teuer werden kann.
Von einem oder gar mehreren Steinen habe ich mich somit gedanklich schon zu 99% verabschiedet, obwohl ich so ein bisschen Gefunkel schön fände.
Schwieriger fällt es uns beiden hingegen in Sachen bicolor, da die Zweifarbigkeit einfach die Verbindung zwischen den beiden Ringen schaffen würde. Er kann sich nicht vorstellen, Gelbgold zu tragen, ich möchte kein Weißgold oder Palladium tragen und einfarbige Ringe komplett aus Roségold wären eher der faule Kompromis. Erstens, weil das Roségold eben an uns beiden ok aussieht, aber eben nicht toll; zweitens, weil wir zwar beide nicht auf die total modischen und aufgeprotzten Moderinge stehen, aber zumindest ich generell einfarbige klassische Eheringe ohne alles noch nie besonders reizvoll fand. Eheringe sollten doch eigentlich auch zumindest ein bisschen mehr gefallen, oder?
Sollten wir uns trotzdem von dem Bicolor-Gedanken entfernen, selbst wenn sonst keine weiteren komplizierten Details (Steine, Muster, Garvur,...) angedacht wären?
Welche Möglichkeiten würdet ihr in dem Fall - abgesehen von dem Eismatt - sehen, um zwei unterschiedliche Uni-Ringe (also einer weiß/grau, einer gelb) offensichtlich als zueinandergehörig zu gestalten? Wir haben in einem Geschäft (einige werden wissen, welches Unternehmen wir meinen) ergonomische 20°-Ringe gesehen, die uns von der Idee her ganz gut gefielen. So eine Form wäre natürlich eine Möglichkeit für eine weitere Gemeinsamkeit, ich fürchte allerdings, dass diese sich dann selbst im Uni-Fall auch nicht einfach so dehnen oder stauchen lassen würden, richtig?
Und unabhängig vom Design: Machen wir uns bzgl. der Widerstandsfähigkeit und Herstellungsverfahren zu viele Gedanken? Lesen sich die Unterschiede nur so riesig, sind es aber im Endeffekt nicht und wir sollten dort fertigen (lassen), so wir uns wohler fühlen? Wozu würdet ihr uns raten?
Da wir zwar beide Schmiede nett fanden, aber es im Nachhinein nun doch zumindest seltsam finden, dass trotz Nachfrage wirklich kein einziger Einwand in Bezug auf die hier oft als schwierig geltenden Merkmale (bicolor, Steine, Weitenänderungen,...) genannt wurde, sind wir verunsichert.
Irgendwie seltsam: Beim Rest der Hochzeit sind wir mehr als tiefenentspannt (Klamotten haben wir noch nicht, das Kleid nähe ich evtl. sogar selbst; Blumen sind noch nicht geklärt, nur Location, Essen und Musik stehen), aber die Ringentscheidung fällt uns schwer. Irgendwie ist das - neben der Liebe natürlich - die einzige Sache, die wirklich auch noch lange nach und von dem Hochzeitstag bleibt und damit die - für uns - wichtigste Entscheidung unter den "materiellen Listenpunkten".
Danke an jeden, der bis hier durchgehalten hat, denn das ist nun wirklich extrem lang geworden!
Naja, wenigstens seht ihr, dass wir uns mit dem Thema beschäftigt haben und nicht einfach aus Bequemlichkeit heraus einen Fragethread starten...
Liebe Grüße,
Solveigh