Edelsteine & Perlen
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Edelsteinkenner, könnt ihr mir was erklären?

 
K-Heinz
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K-Heinz

 ·  #1
Ich komme mit der Wärmebehandlung von Edelsteinen nicht klar.

Den Kristall färbt doch das enthaltene Mineral.
Chrom färbt "grün" (Chromdiopside)

Nehmen wir mal den Topas, der eigentlich farblos ist. Man kann ein Kristall doch nicht "durchfärben".

Den Topas gibt es aber in allen möglichen und unmöglichen Farben, die Palette ist enorm.

Ist es nun so das verschiedene Temperaturen verschiedene Minerale motiviert eine bestimmte Farbe zu zeigen? Ich kann das eigentlich nicht glauben.
Glücksache wird es aber wohl auch nicht sein.

Wie werden die Quarze gefärbt, die es ja auch in allen Varianten gibt, bis hin zu Diskofarben.
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 ·  #2
Die bunten Topase und Quarze, die unter Namen wie "mystic", "rainbow", "paraiba", "aqua aura" u.ä. angeboten werden, sind nicht hitzebehandelt sondern bedampft.

Das Verfahren nennt sich chemische Gasphasenabscheidung. Dabei wird eine ultradünne Metallschicht z.B. aus Titan oder Gold aufgebracht. Die Farben derartig behandelter Steine reichen von Rosa bis Rot, Grün und Petrol.

Allen gemeinsam ist, dass die Farbschicht nur wenige Mikron dick ist. Die Erfahrung zeigt, dass die Farbe sehr leicht wieder entfernt werden kann. Zumeist genügt als Werkzeug der Fingernagel.
Bergkristall
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Bergkristall

 ·  #3
Das ist ein sehr komplexes Thema. Ich versuche das mal kurz anzureißen.

Es gibt zwei verschiedene Arten, wie die Farbe in Edelsteinen zustanden kommt.

Idiochromatisch - durch farbgebende Ionen oder
Allochromatísch - durch Gitterbaufehler oder Farbzentren

Beide Varianten können auch durchaus zusammen vorkommen. Bei den idiochromatischen Farben kann man durch eine reduzierende oder oxidierende Hitzebehandlung die farbgebenden Ionen verändern, was dann zu einer anderen Farbigkeit führen kann. Bei den Farben die auf Gitterbaufehlern und Farbzentren beruhen können diese durch Hitze oder radioaktive Strahlung aktiviert oder ausgeschaltet werden.

Beispiele
schmuck-foren/viewtopic.php?t=19100&highlight=farbzentren

oder an anderer Stelle


Um die Färbung der Farbquarze zu erklären, muss man sich vergegenwärtigen, dass in diesen Quarzen ein Teil des sichtbaren weißen Lichts absorbiert wird. Reiner Bergkristall erscheint durchsichtig, weil das Licht ihn in allen Frequenzen passieren kann. Bei den farbigen Quarzen geht ein Teil des passierenden Lichts verloren, es wird absorbiert und dadurch entsteht die Färbung. Dieser Effekt entsteht durch Störungen im Kristallgitter. Das kann z.B. der Einbau von Fremdionen sein, wie z.B. Eisen beim Amethyst. Das Eisenion wird an Stelle des Siliciumions eingebaut, passt aber nicht von der Größe und der chemischen Wertigkeit. Dadurch wird das regelmäßige Kristallgitter gestört, was dann wiederum durch die Lichtbrechung an dieser Störungsstelle zu der Lilafärbung führt. Diese Gitterbaufehler nennt man Farbzentren und je mehr davon in einem Kristall enthalten sind, um so intensiver wird die Farbe. Wenn man Amethyste erhitzt, fällt bei 450-500°C das Eisen als zweiwertiges Eisen aus, was die gelbe Färbung des gebrannten Amethysts ausmacht, der damit quasi ein Pseudocitrin ist. Bei natürlichem Citrin ist die Farbe durch den Einbau von Aluminiumionen in das Kristallgitter verursacht. Bei den Rauchquarzen findet man auch Aluminiumionen, die aber im Gegensatz zu denen in den Citrinen, erst einer Aktivierung bedürfen, um die typische rauchgraue Farbe zu entwickeln. Diese Aktivierung erfolgt durch ionisierende Strahlung, die entweder aus radioaktiven Nebengesteinen oder aus der natürlichen Höhenstrahlung stammt. Farbzentren für Citrine und Rauchquarze können auch nebeneinander vorkommen und dann braune Tönungen der Kristalle hervorrufen.

Zum Prasiolith - Eisen kommt zweiwertig und dreiwertig von. Zweiwertiges kann dabei auch blaue Farbtöne verursachen. Dreiwertiges Eisen ergibt Gelbtöne. Je nach dem Vorhandensein der Ionen, kann daher auch eine grüne Farbe beim Brennen erscheinen. Bei Mineralen, wie Korund und Spinell, verursacht das gleichzeitige Vorkommen von zwei- und dreiwertigem Eisen ebenfalls eine grüne Färbung.

Das Dumme ist halt nur, dass man sich da für jeden Stein kundig machen muss, welcher Wirkmechanismus zur Veränderung der Farbe führt.

Lis
K-Heinz
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K-Heinz

 ·  #4
Bravo Lis

Als Techniker verstehe ich deine Antwort. In der Halbleitertechnik hat man ja auch mit 3 -bzw. 4 -und 5wärtigen Kristallgittern zu tun.
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Guestuser

 ·  #5
... wertig ;)
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #6
Zitat geschrieben von K-Heinz
Nehmen wir mal den Topas, der eigentlich farblos ist. Man kann ein Kristall doch nicht "durchfärben".
Topas blau behandelt gibt es bombardiert (radiokativ bestrahlt), diffussionsbehandelt und TCF-behandelt, um nur die 3 gängigsten am Markt erhältlichen Blautopase zu nennen. Bombardierte farbdurchgängig blau sind namentlich bekannt als Sky Blue, Swiss Blue und London Blue. Diffussionsbehandelte sind u.a. als Ice Blue und Aqua Blue auf dem Markt.

Daß ein Blautopas beh. Sky Blue auch auf "weiß" heruntergebrannt werden kann, habe ich in einem älteren Thread auch mal erwähnt. Mit Temperaturen kann mal also durchaus auch die Farbe verändern.

Zitat geschrieben von K-Heinz
Den Topas gibt es aber in allen möglichen und unmöglichen Farben, die Palette ist enorm.
Topas gibt es in der Natur vorkommend nicht nur in weiß, sondern auch in gelbbraun, blau, violett und rot. Nur mal als Beispiel der Imperialtopas oder der Pyknit. Dann gibt es noch den tatsächlich in der Natur blau vorkommenden blauen Topas, welcher oftmals als Edeltopas beschrieben wird, aber sehr selten ist. Diese sind dann weder gebrannt noch behandelt.

Zitat geschrieben von K-Heinz
Ist es nun so das verschiedene Temperaturen verschiedene Minerale motiviert eine bestimmte Farbe zu zeigen? Ich kann das eigentlich nicht glauben.

Zwecks der Temperaturveränderung wäre der Bergkistall, der Rauchquarz, Amethst und Citrin zu nennen. Es ist nicht selten, daß Amethyste und Rauchquarze zu Citrin gebrannt werden (bei ca. 500°C).

Quarze "färben" würde ich das nicht nennen, das wirkt für mich irreführend. Quarze werden behandelt (deklarationspflichtig) oder gebrannt (nicht deklarationspflichtig). Das wurde vorhin bereits gut erklärt. Wobei ich auch Quarze kennen (finde den entsprechenden Thread nicht auf Anhieb), die gecrackt wurden, damit sie leicht gelblich oder leicht rosa oder leicht grünlich mit Innencracks herauskommen.

Achate sind gefärbt, beispielsweise die Handelsnamen Grünachat, Blauachat, Onyx und Carneol. Eben die Achate sind ein Beispiel, daß man durchaus "durchfärben" kann. Die Beize rostiger Eisennägel bringt den Carneol beh. zu seinem Handelsnamen und in gebrannter Zuckerlösung eingelegter Achat bringt den Onyx beh. den Handelsnamen ein.

Die CIBJO unterscheidet daher in "unbehandelt" und in "behandelt".
1.) Unbehandelt sind gewachste, geölte und gebrannte Steine.
- dies ist nicht deklarationspflichtig

2.) Bei Behandlungen erst wird wiederum unterschieden in die verschiedene Behandlungen ansich wie gefärbt, bombardiert, diffussionsbehandelt, bedampft, beschichtet, stabilisiert und/oder rekonstruiert.
- dies ist deklarationspflichtig!

@ K-Heinz: Mit Deinem Beitrag hast Du Wärmebehandlung (erhitzen, brennen), Färben und die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten (wie beim blauen Topas bombardieren, diffussionsbehandeln und beschichten/bedampfen) in einen Topf geworfen. 😉

Was war denn nun eigentlich gezielt Deine Frage?
K-Heinz
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K-Heinz

 ·  #7
Na ja Ingrid, unbedarft wie ich bei den Edelsteinen nun mal bin, wollte ich nur wissen, wie man Edelsteinen gezielt eine attraktive Fabe geben kann.

Durch eure Antworten habe ich nun eine Ahnung davon, wie es vonstatten geht.

Vielleicht noch etwas:
Hydrothermalsteine sind ja aus der Rethorte. Unter Einfluss von Hitze und Druck kristalliert der Stein um einen Initialkern. Richtig???
Das Material ist aufgeriebenes Mineral von gewöhnlich schlechter Qualität Richtig??
Kann man die Farbgebung schon bei der Zucht bestimmen und wie geschieht das denn?
(synth. Spinell)
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #8
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #9
Zum Hydrothermalverfahren hat osirisgems mal eine ganz tolle Erklärung gebracht.
Siehe Seite 2 vom Thread schmuck-foren/ftopic15343-15.html

Metalloxide werden bei der Züchtung egal ob Zirconia oder Hydrothermalquarz oder Synthesen zur Farbgebung beigefügt. Auch hier finde ich den entsprechenden Thread momentan nicht auf die Schnelle, aber hier im schmuckportal unter "Wissen" (Leiste ganz oben), Kategorie Steine und Perlen; Cubic Zirconia mineral/cubic-zirconia-1373221866 findest Du eine interessante Auflistung, welche Metalloxide zu welchen Farben führen.
Zitat
Cäsium: gelb, orange, rot
Kupfer, Eisen, Nickel, Praseodym, Titan: gelb, braun, champagner
Erbium, Eurosium, Holmium: pink
Chrom, Thulium, Vanadium: grün
Kobalt, Mangan, Neodym: amethyst, lavender, violett, blau


Weitere Rezeptangaben unterliegen dem Betriebsgeheimnis des jeweiligen Kristallzüchters. 😉
stoanarrischer uhu
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stoanarrischer uhu

 ·  #10
K-Heinz,
die korrekte Beantwortung Deiner Frage würde ein Buch füllen. Grob kann man unterteilen in Herstellung aus der Schmelze und das Hydrothermalverfahren, wo aus einer Lösung auskristallisiert wird. In beiden Fällen kann man durch Einlagern farbgebender Metall- Ionen in das Kristallgitter
verschiedene Färbungen hervorrufen. Der Dreh ist, dass man bei beiden Methoden Kristalle (Einkristalle ) züchten muß, sonst bekommt man aus der Schmelze ein Glas - was beim Hydrothermalverfahren heraus kommen würde, weiß ich nicht, vermutlich maximal "Grießbrei". Wenn Du Dich schlau machen willst, bleibt Dir nichts anderes übrig, als Dich mit ausführlicher Literatur zu beschäftigen. Z.B. Hydrothermalsteine kristallisieren nicht durch Hitze und Druck, sondern das Ausgangsmaterial wird durch Hitze, Druck und Lösungsvermittler in Lösung gebracht. Durch die Konstruktion des Reaktors gibt es ein Temperaturgefälle und in der minimal kälteren Gegend kristallisiert das Mineral ( oft mit Hilfe eines "Kernes"(der auch eine Platte sein kann) gaaaanz langsam aus, weil dort die maximale Lösungskonzentration überschritten wird. Du kannst so etwas vereinfacht selber mit einer gesättigten Kochsalzlösung machen. Wenn Du das Wasser langsam verdunsten lässt, erhöht sich die Kochsalzkonzentration und das Salz kristallisiert aus.
So gewinnt man schon seit Jahrtausenden das Speisesalz aus dem Mittelmeer. Da sich aber z.B. Quarz (Sand) nur höchst ungern in kochendem Wasser löst, muß man halt die Temperatur kräftig erhöhen - und das geht nur unter Druck und die Lösung etwas alkalisch machen usw...
Obiges nur als Denkanstoß- das Thema ist zu umfangreich.
uhu
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #11
Wir hatten mal als Auftrag eine Sonderdotierung. Statt einer Vollbirne (Verneuilkristallzüchtung) kam ein Etwas heraus, was ähnlich wie eine Sprechblase aussah. Auch innerhalb einer Kristallzüchtung wächst eine neue Dotierung nicht immer wie gewünscht. Nur ein chemisches Element verändert (bzw. dazugemischt) und schon kann die Form von Aussehen her anders aussehen. Schade, daß ich das Foto nicht mehr davon habe.
Bergkristall
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Bergkristall

 ·  #12
Der Hauptzweck für die Herstellung von HT-Quarzen lag in der Herstellung von Einkristallen, da für den technischen Einsatz z.B. bei Schwingquarzen Gitterbaufehler im Kristall nicht vorhanden sein dürfen. Seitdem aber immer mehr Schmucksteine aus der Retorte kommen, wird von diesem Prinzip wohl auch abgewichen. So sollen inzwischen auch schon verzwillingte Keimplatten in die Autoklaven eingesetzt werden, um dem natürlichen Vorbild näher zu kommen. Die Zuchtkristalle sehen eh ganz anders aus als normal gewachsene, wichtig ist halt nur genügend schleifwürdiges/verarbeitbares Material zusammen zu bekommen.

Lis

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