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Gibts "Spätberufene" unter den Hobbyisten hier?

 
Redaktion
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Redaktion

 ·  #1
Was ist denn so das Durchschnittsalter für einen Hobbyisten, der grad so am Anfang der Beschäftigung mit dem Goldschmiedehandwerk steht?
Gibts da Leute, die seit Kinderzeit gerne Schmuck gebastelt haben, aber vielleicht nicht vor dem Rentenalter genug Zeit oder Geld hatten, um so richtig ins Goldschmiedehandwerk einzusteigen?
Haben eigentlich alle Hobbyisten mal von einer Ausbildung zum Goldschmied geträumt oder kam die Leidenschaft erst als die Frage nach der Ausbildung lang beantwortet war?

erzählt doch mal was zu dem Thema :)
Kornelia Sch
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Kornelia Sch

 ·  #2
Ich habe schon als kleines Mädchen alle möglichen Perlen aufgefädelt, aus versilbertem Kupferdraht, Sicherheitsnadeln und Rocailles Ohrringe gebastelt.
Ausbildung zur Goldschmiedin durfte ich nicht machen, gelernt habe ich dann Einzelhandelskauffrau für Uhren und Schmuck, da war ich dann bei jeder sich mir bietenden Gelegenheit in der Goldschmiedewerkstatt und habe den Goldschmieden über die Schulter geguckt.
Aber erst vor 6 Jahren machte ich dann meinen ersten Goldschmiedekurs bei der VHS und dann wollte ich auch zuhause was machen. Die erste Bestellung betrug etwa 250,00 €, damit kann man dann schon was anfangen.
Irgendwo in den Tiefen meiner Festplatte oder der einen externen oder der anderen externen habe ich eine Liste, was ich damals gekauft habe .... :oops:
capcuadrate
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capcuadrate

 ·  #3
irgendwann vor ein paar Jahren erwachte das Interese für Steine/Mineralien und daraus wurde der Wunsch, diese auch zu schleifen. Und was machen mit den Steinen? Verarbeiten aber wie? Also ab zur VHS. Das alles hat Suchtpotential aber das hab ich erst zu spät erkannt. Zufällig hab ich dann mal einen transparenten Cabochon umgedreht und die durch die Reflektionen viel schönere Farbe entdeckt. So geht es jetzt weiter mit Facettieren. Frau möchte dann einen Ring und so schließt sich der Kreis.

die Rente rückt näher und dann hoffentlich auch genug Zeit für alles mehr Routine zu entwickeln denn sauberes Arbeiten geht nur mit viel Üben :oops:

Danke ans Forum Team, hab hier schon viel gelernt.

herzliche Grüße
Cap
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Redaktion

 ·  #4
Zitat geschrieben von capcuadrate

Danke ans Forum Team, hab hier schon viel gelernt.


wir haben Dich sehr gern hier.
capcuadrate
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capcuadrate

 ·  #5
wir haben Dich sehr gern hier.[/quote]

:oops: Merci
Kea
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Kea

 ·  #6
Ich fühle mich angesprochen!
Ich habe vor knapp vier Jahren im hohen Alter von über sechzig bei einer Freundin und Goldschmiedemeisterin (die noch viiiel älter ist) in Portugal das allererste Mal Silberblech gesägt.
Am meisten Bammel hatte ich vor dem Löten und dass ich mit dem "Flammenwerfer" die Werkstatt in Brand setzen könnte.
Aber, kaum wieder zuhause, stand ich bei Wieg in HH vor der videoüberwachten Tür und habe mir die ersten Werkzeuge gekauft. Mein Mann hat mir einen Werktisch gebaut. Und seitdem hat mich das Goldschmiedefieber nicht mehr los gelassen.
Dazu muss ich sagen, dass ich selbst bisher eigentlich kaum Schmuck getragen habe.
Meine Schwestern und Freundinnen sind dankbare Opfer meiner "Bastelleidenschaft" ...
LG Kea (die mal wieder im Lande der Keas ist...)
K-Heinz
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K-Heinz

 ·  #7
Na ja, meine Geschichte dürfte hinreichlich bekannt sein, steht auch in meiner Vorstellung.

Schmuck hat mich nie interessiert. Ich musste erst 56 Jahre werden, bis meine Frau mit einem Schmuckstück von der Reparatur antanzte. Das war so potthäßlich und diletantisch gemacht, dass ich meinte ich könnte das besser.

Seit damals läßt mich die Goldschmiede-"Kunst" nicht mehr los. Auch wenn es eine brotlose "Kunst" ist, weil das Handwerk nicht bezahlt wird.
dilettantus12
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dilettantus12

 ·  #8
Hier noch ein Spätnachtrag zum Jahresende 2015:
Ich wollte mit 14 unbedingt Goldschmied lernen. Der Antrag wurde von der Familie aber abschlägig beschieden, da gemäß der Familientradition eine Lehre in der "schwarzen Kunst", also Buchdrucker (mein Vater war Meister), Buchbinder (mein Großvater war Meister) zu machen war. Ich habe dann Schriftsetzer (Onkel war Meister) 3 1/2 Jahre gelernt und die Gehilfenprüfung inkl. Gautsch abgelegt. War nicht mein Traumberuf, es war aber damals halt so in den frühen 60er Jahren und der Verdienst war seinerzeit hoch. Nach zwei Jahren als Gehilfe und drittem Bildungsweg erfolgte dann ein abrupter Berufswechsel. Heute gibt es diese Handwerkswelt eigentlich nicht mehr.
Jetzt habe ich mit Mitte 60 gerade meinen ersten Goldschmiedetag hinter mir und richte mir gerade eine Zwergwerkstatt ein. Einfach aus Spass an der Freude, auch wenn ich sicher nie eine Konkurrenz für die Profis darstellen werde. :bounce:
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 ·  #9
RWeigel
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RWeigel

 ·  #10
Ich bin seit über 25 Jahren Hobbygoldschmied. Hier kurz (hahaha...) mein Werdegang:

Ich bekam zum 12. Geburtstag meinen Brehpohl (bin jetzt 50 und nutze ihn immer noch), da ich unbedingt Goldschmied werden wollte und meine Eltern mitgedacht haben. Mit 15 die Enttäuschung: die Lehrstelle soll in unserem Kreis weiblich besetzt werden (in meiner Hälfte Deutschlands wurde 50/50 Männlein und Weiblein in den technischen Berufen angetrebt), damals war ich noch obrigkeitsgläubig und fügte mich, und zu Hause fiel der folgenschwere Satz "Lern doch erst mal Elektriker, was
Vernünftiges kannst Du ja später immer noch machen..."
In der Schulzeit noch Ringe aus Messing, später Ohrschmuck aus dünnem Kupferrohr (mit AgNO3 in Fixiersalz-Lösung tauchversilbert, hat nicht gut gehalten) mit Stegen aus Zahntechnik-Draht, ausserdem geätzte und mit Lack ausgelegte Messing-Ohrhänger (der Zaponlack griff den Einlegelack immer wieder an). Dann erst mal ein paar Jahre Ruhe, statt Schmuck privat 6V-12V Wandler für Trabant&Co produziert, Angebot und Nachfrage usw...

1990 Wende, 1991 Übersiedlung von Thüringen nach Franken. In unserem Institut lag so ein komischer gelb-schwarzer Katalog aus Pforzheim, wo ich dann gleich mal ein paar Traumwerkzeuge, (E)Metall und Steine bestellt habe. Vorsichtige Versuche in Richtung Anhänger und Ringe. Hilfe wg. Löten bei lokalen Juwelieren angefragt, jedoch glatt abgeblitzt. Aber auch Juweliere brauchen mal einen Elektriker. Danach 2. Versuch, Smaragd soudé beim Juwelier bestellt, damit gefertigen Silberring wie gewünscht beim selben Juwelier vorgezeigt, und plötzlich Anerkennung. Mehr Ringe und Anhänger gemacht, sehr viel Hilfe mit
Nutzung von Maschinen und praktischen Tips von den Juwelieren bekommen. Vielen Dank, Frau und Herr Gloyer, ohne Sie wäre ich
nie so weit gekommen.

Ein paar Jahre später, nächste Zäsur: Nase voll von deutschem Forschungsbetrieb und der mageren Bezahlung, Umzug nach
Südfrankreich. Nach einem Jahr erstes Werkbrett mit Brettfell gebaut, Proxxon biegsame Welle angeschafft. Kurz drauf erster (Eigen)Auftrag in 750 Gold: unsere Eheringe. Tragen wir heute noch.

Es kam da noch ein großes Haus in der Nähe vom Grenoble mit einer Waschküche, die meine nächste Werkstatt wurde. Ich glaube
heute, daß ich da meine kreativste Zeit hatte. Sehr viele Entwürfe, erste Versuche mit Colorit, Härtelampe Geschenk vom örtlichen Zahnarzt. Ich glaube, ich habe immer wieder sehr viel Glück mit Ausrüstung gehabt. Bühler-Walze für einen fairen Preis von einer Werkstattauflösung in Pforzheim, auf die ich zufällig bei meinem Weihnachtstrip nach Deutschland stieß. Poliermaschine aus Motor von defekter Kugelmühle gebaut, mit extra Thyristor von 100-3000 U/min regelbar. Bin halt auch
Elektriker. In diese Zeit fallen auch meine ersten Versuche mit Ag-Cu-Ge Legierungen.

Umzug in den Elsass, da Familie das Leben in und um Grenoble doch nicht so toll findet. Erstes Haus: Werkstatt in Garage, ungeheizt, zugig, im Winter nur mit Dieselheizer auf die Füße auszuhalten. Stahlgestell für Werkbrett geschweißt und mit der Wand verschraubt, Werkbrett mit hohem Rand aus Küchenplatte (bitte nicht schmähen, hält & benutze ich immer noch) gebaut.
Nachbar flippt beim Ringschmieden auf dem Riegel aus, Schallübertragung auf die Wand ist zu gut. 2006 erste Ausstellung von
Schmuck und abstrakten Grafiken in Stuttgart. Lerne ein paar professionelle Goldschmiede und Goldschmiedinnen in Karlsruhe
kennen. Das bekannte Muster wiederholt sich: 50% verachten mich als Bastler, da ich keine Ausbildung habe, die andere Hälfte
erkennt das Niveau an, das ich mir selbst angeeignet habe.

Problem mit Nachbar löst sich auf unerwartete Weise: nach Wassereinbruch 2010 durch plötzliche Schneeschmelze neues Haus
gesucht und gefunden. Wieder Heiz- und Waschraum, trocken, warm, als Werkstatt. Ein Traum-Raum. Habe nach vielen guten Tips
aus deutschen Foren und Ganoksin meine Werkstatt immer wieder umgerüstet und erweitert. 2010 auf dem Flohmarkt mein Leitz-
Mikroskop gekauft (da waren die Augen noch OK, aber seit 2 Jahren brauche ich es zum Fassen), 2014 Hydrozon geschenkt
bekommen. 2015 Fußpedal-Regelung mit Umschalter für 3 biegsame Wellen (1 Proxxon Bohrschleifer, 2 langsame 24V DC Motoren)
gebaut. Biegsame Wellen und Umschalter mit farbigen Aufklebern kodiert, für Arbeit am Mikroskop muß ich die Brille abnehmen,
da ist Farbe einfach besser als Schrift. Habe das Selbe mit Fasserwerkzeugen und Sticheln angefangen. Kornblumen-Blau für
Korneisen war ja noch einach, am Rest hirne ich noch.

2014 habe ich mir auch einen Colorit-Härter mit vielen royalblauen LED gebaut. Der liefert knapp 20W Strahlung (das Kunststoffgehäuse wurde anfangs heiß davon, bis ich es mit dünnem Al-Blech isoliert habe), das härtet schnell und tief. Nur Reinschauen sollte man nicht, deswegen hat er einen Sicherheitsschalter im Deckel bekommen.

Seit einem reichlichen Jahr kenne ich nun auch Steinfroilein und ihren Mann, was meiner Versorgung mit Farbsteinen sehr gut getan hat. Auch hier ein riesengroßes Dankeschön!

2014/15 habe ich viel Aufwand in die Organisation der Werkstatt gesteckt. Bei meinem Arbeit-geb-Bär (bin da Ingenieur im Grenzbereich Physik-HF-Elektronik) sah es immer wieder so aus, als dürften wir demnächst in der Fußgängerzone Singen gehen, da wir alle viel zu teuer und ganz leicht ersetzbar seien. Also warum nicht die Werkstatt für Produktion fit machen? Besser jetzt als zu spät... Ich habe da aber auch einen Kollegen, dem ich viel verdanke. Dieter ist Goldschmiedemeister und hat mich sehr viel unterstützt. Er hat von Schmuck zu Elektronik gewechselt, ich bin auf dem umgekehrten Trip...

Ich habe inzwischen auch Fasserkurse genommen, wenn auch auf unorthodoxe Weise: im Urlaub in der Türkei beim Hoteljuwelier. Fragen kostet nichts, und war erfolgreich. Tessekür ederim, Mugo, bei Dir habe ich sehr viel gelernt. Wir kommen wieder, wenn die Bauarbeiten bei Euch vorbei sind...

Die letzte Ergänzung zur Werkstatt war heute ein Air Eraser, mit dem man für wenig Geld sandstrahlen kann. Dazu mehr in einem anderen Beitrag.

Leider hat der ganze Aufwand zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Ausrüstung irgendwie an der Kreativität genagt. Mir fallen weniger schöne Sachen ein als früher, und ich fühle mich weniger erfolgreich bei der Umsetzung. Allerdings habe ich mich inzwischen auch in Bereiche vorgewagt, die so gar nicht mehr "Hobby"-Goldschmied sind: Filigran, Granulation, eingeriebene und Verschnitt-Fassungen, Spannringe, antiklastisches Schmieden u.v.a.m.

Vielen Dank für Eure Geduld, wenn Ihr bis zu Ende gelesen habt!

Viele Grüße


Ralf
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Silberfrau

 ·  #11
Yvonne Sterly
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Yvonne Sterly

 ·  #12
steinfroilein
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steinfroilein

 ·  #13
Zitat geschrieben von RWeigel
Vielen Dank für Eure Geduld, wenn Ihr bis zu Ende gelesen habt!
Es war mir eine Freude.

Ich komme ab und zu in den Genuß, Stücke von Dir sehen zu dürfen und kann nur eines sagen: wenn Du Dich als Hobbyist ausgibt, dann untertreibst Du ganz gewaltig!
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #14
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