Mich erinnert das Stück sowohl in der Ausführung, als auch in der Gestaltung an die Arbeiten der argentinischen Hersteller. Das geht es auch heute noch ausgesprochen klassisch zu. Auch dieses Stück hier ist von Hand montiert, was in D. in dieser Form, seit den 60-ern fast niemand mehr macht. Eingesetzte Schnörkel und Bögen ebenso. Sehr oft sind diese Schmuckstücke auch in Platin gefertigt, wobei sich die Verarbeitung kaum von dem hier gezeigten unterscheidet. Es ist erstaunlich, wie sich, gerade in Argentinien, diese alten Techniken gehalten haben. So etwas in Deutschland zu fertigen, daran ist kaum zu denken. Derartiges war schon zu meiner Lehrzeit fast ein Anachronismus und konnte, selbst in den 50-ern, nur von wenigen Liebhabern bezahlt werden.
Dass die Steine altschliffmäßig aussehen, dürfte daran liegen, dass iele Diamanten, vor allem jedoch brasilianische sehr verwachsen sind. Die Schleifer probieren oft sehr lange bis so ein Stein auf der Scheibe greift. Viele werden im Dop eingespannt, greifen dann nur sehr schlecht und werden dann mit Bleiplatten beschwert und auf der Scheibe "geparkt". Von Zeit zu Zeit schaut der Schleifer dann nach, ob sich was getan hat.
Diese Steine erkennt man an den charakteristischen, tiefen Schleifspuren, weil sie auf der Scheibe nicht bewegt werden konnten. Sie sind die Hölle für jeden Diamantschleifer, werden in Südamerika jedoch immer noch verarbeitet. In alten deutschen Schmuckstücken, sind sie häufig zu finden. Aus diesem Grund wurden sie oft gar nicht fertig gemacht, d.h. sie wurden nicht brillantiert weil sie so schlecht zu schleifen waren und kamen als Achtkant (8/8) in den Handel. Heute gibt es 8/8-Diamanten nur noch aus Altbeständen, oder aus Altgold. Allerdings wandern die Meisten mit den Ringen in die Schmelztigel, wo sie sich dann matt und blind in der Schlacke, oder im Borax wiederfinden. Bei den chem. Verfahren, bleiben sie allerdings unbeschädigt.
Du hast ein sehr dekorativer und interessantes Teil erstanden, was Dir hierzulande niemand auch nur für einenhalbwegs ähnlichen Preis hätte machen können. Die Verarbeitung entspricht zwar nicht unbedingt den hierzulande geltenden Normen, aber ich finde, dass es darauf auch nicht immer ankommt. Schmuck soll (muss) schmücken und das tut dieses schöne Stück mit Sicherheit. Das ist seine Hauptaufgabe. Die ganzen Alleinstellungsmerkmale (Verarbeitung, Material usw) spielen für mich eine nachgeordnete Rolle.