Zitat geschrieben von Silberfrau
Ein weiterer Unterschied, der mir eingefallen ist zu neu und alt ist die Denke.
Die alten Kiffas sind dekoriert wie es jemand machen würde, der sich z. B. auch mit Teppichweben/knüpfen beschäftigt
Dein "train of thought" - wie soll man das auf Deutsch sagen? OK - Deine Gedankengänge weisen eindeutig auf erhebliches Nachdenken hin. ODer machst und kannst Du das "mal eben so" - dann hättest Du mir vielleicht viele Jahre des nachdenkens ersparen können!
Ich muß schon wieder sagen (zum Thema schwarz/weiss): Du hast den richtigen Gedanken, aber kannst garnicht die richtigen Antworten haben. Das hört sich alles so simpel an. "Sind ja nur Glasperlen" ist das Motto. Das sie hingegen wichtige Boten sind, die die Vergangenheit mit der Neuzeit verbinden, kommt bei oberflächlicher Betrachtung meist zu kurz. Anhand dieser Perlen lassen sich gewaltige historischen Zusammenhänge erklären und definieren. Es ist wirklich ein FASZINIERENDES Thema und das wäre es auch für jeden der absolut nichts mit Glasperlen am Hut hat! OK - das steht aber auf einem anderen Blatt!
Der Knackpunkt der ganzen Sache liegt in der Siebziger Jahren und ist so profan wie geschichtsträchtig, auch wenn quasi niemand im Westen damals Notiz nahm von den Aumaßen der Katastrophe (der Spiegel hatte jedoch eine Story dazu - versuche mal zu googlen mit den Suchworten >> Mauretanien, Dürre, Umweltkatastrophe, Hunger, 1974 und 1970-er Jahre.
Ich kann hier nicht zu sehr ins Detail gehen - kannst ja mein Buch kaufen, wenn es erscheint (kleiner Scherz - schreibe ich jetzt immer dazu, oder empfiehlst Du ich solle ein kindliches Gemüt aufsetzen und mit Smileys auszudrücken versuchen, was mir mit Worten nicht gelingen will?! - "kleiner Scherz-2")
Also: Mauretanien ist ein Wüstenland. Niemand der das noch nicht mit eigenen Augen gesehen hat, kann sich wirklich vorstellen, was das alles bedeutet. U.a. Wassermangel - logisch! In den 70_ern des letzten JH sind in mehreren Jahren hinter einander die sommerlichen Regenfällt (dünn und kurz genug) augeblieben. Kein Tropfen fiel vom HImmel!
Zuerst sterben die Tiere - in einem Ausmaß, der nur mit apokalytisch zu nennen ist. Dann sterben die Alten und die Babies. Am Ende überleben nur die Starken, die mobilisierten Reichen und die MORFIA-Besitzerinnen (!!). Als diese Dürre gegen Ausgang dieses Jahrzehnte überwunden war, wurde der kulturelle Bruch in dieser Feudal-, Sklaven-, und Nomadengesellschaft sichtbar. Mauretanien hat als letztes Land der Erde 1980 die Sklaverei abgeschafft. Allerdings nur pro forma. Es gibt nach wie vor hundertausende Abhängige! Selbst das spielt für die KB eine teilweise wichtige Rolle!
Die relativ kleine Bevölkerungszahl von damals ca. 2 Millionen (in einem Land größer als Deutschland) konzentrierte sich nun in der Hauptstadt. In Nouakchott, einer Stadt die in den Fünfzigern einmal für 40.000 Beamte konzipiert war, lebten nun plötzlich 650.000 Menschen. Das Kaos ist vorstellbar. Aber Nouakchiott hat einen Hafen und nur hier kamen westliche Hilfsgüter an. Auf einmal versprach die Stadt - nicht mehr die Weite der Wüste - Sicherheit und garantierte Überleben!
Nur - die Legbensweise hier war eine völlig andere. Wer vorher sein Leben lang frei und ungebunden mit Kamelherden durch die Sahara gezogen war, mußte sich nun als Putzfrau, Taxifahrer und anderen Jobs auf der unteren sozialen Leiter zufrieden geben.
Ich möchte hier enden. Du kannst Dir sowie denken, dass dies natürlich auch das Ende aller klassischen Künste und Handwerkstechniken war. Wer brauchte das jetzt noch...?
Die Schmiede (Mallem) zogen damals als wichtige Vertraute und noch wichtigere Handwerker mit den Nomadenclans mit diesen durch die Wüste, stellten Werkzeug und Schmuck her - deren FRauen flochten die wichtigen Matten und bearbeiteten alle "weichen" Materialien - darunter Glaspulver! Von ihren Männern, den Schmieden, kannten sie den Gebrauch des Feuers, was allgemein mit dem Teufel (DJINN) in Verbindung gbebracht wurde. Ein Grund, warum Schmiede gefürchtet und sogar verachtet wurden - andererseits wurden sie aber auch von ihren Herrn geachtet - wer sonst konnte Schmuck für die Angebetete herstellen?
Das alles ist sehr vage erklärt mit Rücksicht auf Platz und das Image des Schwätzers, mit dem man offenbar schnell bei der Hand ist, wenn mehr als drei Worte fallen (oder zwei..."kleiner Scherz-3").
Bei diesem jahrelangen Naturdrama starben vor allem auch die alten und erfahrenen KB-Makerinnen. Sie hatten ihre Kunst immer und traditionell geheim gehalten und erst auf dem Sterbebett an ihre Töchter weiter gegeben. Das war nun nicht mehr möglich - sie waren alle den Unbilden der Natur zum Opfer gefallen!
Zudem gab es nun keinen Bedarf mehr - eine neue Zeirechnung war angebrochen oder wer KB trug, outete sich plötzlich als "Landei" (sozusagggen, Scherz-4). Die Zeitspanne ohne KB-Produktion wurde immer länger und reichte bis in die Neunziger! Dann hatten die Hippies auf einmal auch die Sahara entdeckt! Die Perlen wurden anfangs zu moderaten, am Ende zu Traumpreisen verkauft. Heute, so man noch ein Stück findet (auf der letzten Reise/2013 konnte ich weniger als 10 Stücke erwerben) zahlt man selbst in Mauretanien 50-70 Dollar für eine Perle. Diese Summe reicht mindestens für einen ganzen Monat für eine Normalfamilie in Nouakchott - dem einzigen verbliebenen Handelsplatz - 600 km entfernt von Kiffa!
In einem Satz gesagt:;
Die modernen KB-Herstellerinnen haben niemals die Geheimnisse der Herstellung erfahren. Ich war es, der versucht hat, dieses Geheimnis wieder auszugraben oder anderweitig zu entschlüsseln.
Ich bin damit bis heute gescheitert!
Nicht nur schade für meinen ganzen Aufwand, schade auch für das Buchprojekt und vor allem die Nachwelt, die möglicherweise nie mehr erfahren wird, wie die alten Perlen einmal hergestellt wurden!
Analysen, wie einmal erwähnt, haben zu keinem Ergebhnis geführt - natürlich habe ich auch das versucht. Das und VIELES-VIELES mehr!!!
FRUSTRIEREND!
Meine Hoffnung liegt nun bei einem wirklich sehr erfahrenen Emailleur, denn was ich weiß ist warum die "modernen Frauen" nicht die alten Muster hinkriegen!
Zwar liegt das auch an Nachlässigkeit - aber nur deshalb, weil auch sie es nicht schaffen, die alte Qualität zu erreichen. Daher geht es heute nur noch um Masse uznd den Billigverkauf in die USA - siehe EBAY!
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