Zitat geschrieben von Silberfrau
Weil man für so eine 3-4 mal so lange braucht?
Weil es in religiöser Entrückung geschah, auch Meditation genannt?
Sherlock Silvergirl II...?
Gut kombiniert, Silver-Mam - Kompliment! Du bist auf jeden Fall auf der richtiger Fährte oder sagen wir besser. Auf einer absolut logischen Fährte. Obwohl sie nicht falsch ist, fehlt das wesentlichste Element!
Was ich noch sagen wollte - wenn das nicht wieder das falsche UF (Unter-Forum) ist - ist auch nur ein kurzer Einwurf. Ich habe mir eben eher zufällig die s.g. TROLLBEADS angesehen und gelesen, dass sie das Stück 28 Euro kosten sollen. Ich will hier keinen madig machen, aber ich bin selbst "Beadmaker" in "Muranotechnik" (die ja auch von den Amis benutzt wird - in Abwandlung auch von den Japanern, auch wenn die KEIN Oxygene benutzen, weil ich sehr schönes Glas so viel weicher ist) - hobbymäßig. Von einer der gesehenen "Lampen-Beads" für unfassbare 28 Euro, könnte ich pro Tag gewiss 50 Stück herstellen - vielleicht auch 100. An Gas, Sauerstoff und Glas würde mich das vielleicht 10 Euro Material kosten. Rechnet mal 8 Arbeitsstunden a 25 Euro dazu, wäre man total bei 210 Euro. Verkaufspreis wäre hingegen 2800 Euro. Einzig die "silbernen" Perllochverstärker (und Verschönerer) wären nicht eingerechnet - Massenware, die nicht viel kosten kann. Ich frage mich wirklich, wer das kauft und was man damit macht! Vom technischen Aspekt sind das ALLES! Anfängerbeads! Shocking!!!
Die Herstellung einer authentischen KB im s.g. "triangular shape" (die gibt es immer nur in duo-chrome Blau (mit weissen Punkten/Augen) in monochrome Rot und dann in polychrome. Diese drei in gleicher Form und Größe werden grundsätzlich als Set getragen. Sie werden in die Haare geflochten und auf Höhe der linken Schläfe getragen (Fotos später). Die fast uni-blauen und einfarbigen Roten sind relativ schnell hergestellt, bzw. schnell(er) mit ihrem ein- und zweifarbigen "Design" überzogen. Diese Herstellung dauert in etwa 3-4 Stunden/Perle. Mittig, also zwischen diesen beiden (der blauen und der roten) wird die Polychrome getragen. Das ist die aufwendigste und heute auch am höchten bezahlte aller KB. Top-Exemplare kosten je nach Zustand zwischen 100 und 300/400 Euro, was maßgeblich vom Aufwand für das DEsign abhängt! Solche Perlen sind sehr-sehr zeitaufwendig herzustellen und brauchen teilweise bis zu einer Woche Arbeitszeit für ein EINZIGES STÜCK. Die Designs sind jedoch sehr unterschiedlich. Alle sind aufwendig - manche halt viel mehr als andere. Weniger als 2 Tage Arbeitszeit ist auch für weniger aufwändige Stücke unbekannt. Die Rede ist hier immer von den alten Perlen - NICHT den ab ca. 1990 hergestellten neuen Beads!
Folgende sechs Formen sind bekannt!
- triangular (3 Typen - rot, blau, bunt)
- rund (viele Typen=Designs)
- lozenge (das ist rautenförmig - 2 Typen - für
Armbänder benutzt - rot,
blaue, bunt)
- hemispheric (3 Typen - rot, blau, bunt)
- conical (viele Typen=Designs)
- tubes (viele Designs)
Die Designs kreisen immer wieder um das gleiche Thema und sind immer in den gleichen Farben hergestellt:
blau-weiss-rot-grün/o. schwarz-gelb-rot
Grün und/oder schwarz werden alternierend eingesetzt - nie gemeinsam!
Alle Farben entsprechen typischen Eigenschaften, die sich nach meiner Hypothese bis zu den Ägyptern der Pharaozeit nachweisen, bzw. von ihnen ableiten lassen!
Die zentrale Perle in der Süd-Sahara ist die s.g. "MORFIA" (phon.) - eine seltene und teure Glasperle aus den islamischen Werkstätten von al-Fustat, um 800 AD (Scanlon, 1980). Foto - einer meine Morfias - folgt die Tage.
Diese Glasperle hatte bereit vor 1.200 Jahren einen ERHEBLICHEN Wert in der Sahara, aber auch weit darüber hinaus. Von "billigem Glas", wie heute oft gesagt wird, kann bei Glasperlen ÜBERHAUPT keine Rede sein - im Gegenteil. Auch vor hunderten von Jahren war das nicht anders! Natürlich hatte aber auch nicht jeeede Glasperle erheblichen Wert. Etliche jedoch schon - was an verschiedenen Umständen lag.
Die meisten mauretanische Frauen würden heute noch ihren "Hubby" eintauschen, gegen eine Original-Morfia. Mir wurden Bruchstücke von zerstörten Perlen dieser Art angeboten: für 200 Dollar (2012).
Die heilige Stadt CHINGUETTI - in Zentral-Mauretanien - war seit hunderten Jahren zentraler Sammelplatz für den HADJ nach Mekka und wie Mekka selbst ein bedeutender Handelsplatz. Kein Wunder - kamen doch die Muslime der Welt in Mekka zusammen. Jeder brachte aus seinem Heimatland wertvolle Dinge mit, um sie in Mekka zu verkaufen bzw. zu tauschen. Nirgendwo gab es bessere Koralle (vom Mittelmeer) oder schöneren Bernstein (Himalaya, Afrika oder von der Ostsee - klar, auch der Himalaya-Bernstein ist Ostsee-Bernstein), hochwertigeres Gold oder feinere Silberarbeiten. Durch Geschäfte auf dem Bazaar von Mekka konnten die Pilger die hohen Kosten für den HADJ im besten Fall wieder hereinholen oder minimieren.
Ähnliches galt für den HADJ-Sammelplatz Chinguetti (damals reisten die Pilger ja noch zu Fuß oder per Kamel-Karavane für die Betuchteren). Nach der Rückkehr aus Mekka, wurde in Chinguetti ebenfalls ein Flohmarkt abgehalten, der auch vielleicht damals schon ein Antikmarkt war!
Diese Pilger waren teilweise auch Perlenimporteure. Natürlich lohnte es sich nur besonders teure Glasperlen einzuführen (Gewicht + Risiko, denn marodierende Tuaregs lauerten hinter vielen Dünen und Raub und Mord waren an der Tagesordnung - eine Tatsache die sich bis ins 20. Jahrhundert gehalten hat).
Es ist wieder spät - Ihr müßt mir die Wahl meiner Worte bitte nicht auf die Goldwaage legen. 24-Karatsprache ist jetzt nicht mehr drin, zumal ich prinzipiell nichts verbessere und selten editiere. Also eher "Doublé", was ich hier schreibe!
Diese eingeführte MORFIA - ich will mich auch deshalb kurz fassen, weil ich eigentlich ungerne den "Lehrmeister" spiele, der ich ja auch nicht bin und sein kann und will - kam auf diesen Wegen, aber auch auf anderen (marokkanische Kaufleute, die in Karavanen mit bis zu 20.000++ Kamelen die Transsaharareise antraten, um bei "Mansa Musa", dem König von Gana (nicht mit dem heutigen Ghana zu verwechseln) und damals dem reichsten Mann der Erde, Goldstaub einzutauschen. Verschiedene arabische Autoren dieser Zeit (1100-1300 AD - al-Bakri, Yaqut, Ibn Khaldun z.B.) haben Erste-Hand Berichte aus dieser Zeit hinterlassen. Schon damals wurde diese Gebiet bereist und Aufzeichnungen gemacht, die hinterlassen wurden und heute zugänglich sind - spannender als jeder Krimi aus Schweden, soviel kann ich versichern!!!!!!). Diese Marokkaner - auch viele Juden und sogar einige Venizianer darunter. brachten Luxusgüter an die Nordgrenze zu Schwarzafrika (=Südgrenze der Sahara - genau dort liegt "Kiffa") im Tausch gegen Gold und Sklaven, die beiden hauptsächlich gesuchten "Waren". Aber auch vieles-viels Andere aus Afrika fand auf diesem Weg auf die Märkte Europas. Ohne dieses afrikanische Gold, hätte es z.B. keine Goldmünzen gegeben im Maße wie bekannt. Fast 80% des gesamten Goldes (in Form von Goldstaub, nicht Nuggets) erreicht aus dieser Quelle Europa. Selbst die Stadt Solingen hat bereits im Mittelalter von diesem Handel profitiert. Schwertklingen aus der Klingenstadt waren bei den mörderischen Tuareg extrem beliebt (und ich bin in Solingen geboren...!)
So - jezt sind die MORFIAs in der Sahara angekommen - wir schreiben das 9. Jahrhundert. Man kann die eingeführte Menge nur vermuten, aber es können nur einige wenige Tausende gewesen sein - wenn übehaupt so viele!
Schnell wurde die MORFIA zu einer KULTPERLE, die schon damals Höchstpreise (im Tauschhandel) erzielte. Glas ist bekanntlich nicht sehr geduldig. Das fällt auch gerne schon mal runter und...genau, zherspringt in 1000 Teile. Irgendwann wurden diese Perlen im seltener und immer teuerer! Lokale Frauen hatten viel Zeit auf den Wanderungen mit ihren Ziegen- und Kamelherden. Außerdem war man extrem religiös und schätzte alles Schöne eund Bunte - kein Wunder in der farbarmen Sahara!
Die FRauen begannen darüber nachzudenken, wie man diese "MORFIAs" mit den eigenen Händen imitieren konnte!
- Teil-2 folgt, wenn gewünscht -
Kann aber gut sein, das ich erst am Montag wieder dazu komme, da mein Wochenende meistens anderweitig verplant ist. Andererseits "kränkele" ich derzeit mit Fieber u.ä. Sollte ich das Haus nicht verlassen können oder wollen, mache ich - AUF WUNSCH - weiter. Nein, ich will nicht gebeten werden, ich will nur sicher stellen NICHT zu langweilen und Euch was zu erzählen, was keiner wirklich wissen will.
j