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riesige Glasperlen - alter Schrott oder wertvoll?

 
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mein_Liebling
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mein_Liebling

 ·  #1
Liebe Spezialisten und Sammler

vor Jahren hatte ich auf einem Antikmarkt 3 riesige Glasperlen erstanden, die mir vorhin beim Durchstöbern in die Hände gefallen sind.
Der Verkäufer konnte damals keine konkreten Angaben zu den Perlen machen. Da diese sehr alt aussahen hatte ich sie zusammen für 50€ erworben.

Die größte Perle hat einen Durchmesser von 3,4 cm und wiegt 47 Gramm, die anderen Perlen sind geringfügig kleiner.

Nun will ich diese verkaufen, möchte jedoch nach Möglichkeit schon nähere Angaben machen können.

Hat jemand eine Idee wie alt die Perlen sind, woher diese stammen können und haben die überhaupt einen realen Wert?

Danke schon einmal für eure Hilfe.

Grüße

Irmin
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Luci
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Luci

 ·  #2
Wenn es um vermeintlich antike Perlen geht, bist du vermutlich in folgendem Forum richtiger:
http://www.sucherforum.de/smf/index.php?www
Dort sind sowohl Archäologen als auch Goldschmiede und andere Experten vertreten, teilweise sehr spezialisiert. Ich selbst könnte nicht sagen, ob die Perlen aus der Wikingerzeit sind oder moderne Mitbringsel aus einem afrikanischen Land.
Heinrich Butschal
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Heinrich Butschal

 ·  #3
Redaktion
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Redaktion

 ·  #4
Heinrich Butschal
Moderator
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Heinrich Butschal

 ·  #5
mein_Liebling
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mein_Liebling

 ·  #6
Hallo Luci und Heinrich

vielen Dank für die Links und die Info.

Immer wieder bin ich aufs Neue erstaunt, welches Fachwissen in diesem Forum vorhanden ist.

Habe mir das Buch "The History of Beads" bestellt und werde mich da mal einlesen.

Einen schönen Tag euch allen.

Irmin
stefanS
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stefanS

 ·  #7
hier schon mal eine vor ab grobe zeitbestimmung

http://www.afrikart.de/perlen-info/millefiori.html

ich zitiere
Die meisten Millefiori, die sich heute noch im Handel befinden, stammen aus einer Zeitspanne zwischen 1850 - ca. 1920. Gut erkennbar an dem schwarzen Kern! Millefiori ohne oder mit farbigem Kern sind in der Regel älteren Ursprungs.
ich habe mal eine meiner glasperlenketten fotographiert. foto 2 , da kann man dann den schwarzen kern und einen farbigen kern erkennen

schönen tag noch

gruß
stefan
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Silberfrau
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Silberfrau

 ·  #8
Es handelt sich bei den vorgestellten Perlen allerdings nicht um Millefiori sondern um gezogene Ornamentierung.
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Guestuser

 ·  #9
Hier habe ich fälschlich meine Einschätzung platziert!

http://www.dieschatzkisteimnet…3-s10.html


Hoffe der Moderator wird das am Dienstag ins Lot bringen!

Sorry,
Jürgen

[Modedit/Heinrich]
Hallo Jürgen,
hier sind Deine Antworten zu der obigen Frage:
15.9.14 - 22:58 Uhr

Hallo Heinrich, hallo Glasperlenbesitzer,
freue mich, dass mir Gelegenheit gegeben wird etwas "zurück zu zahlen" von den Informationen, die ich in anderer Sache (kein Glas) selber erhalten habe.

Ich habe mir die Fotos genau angesehen. Bessere "Bilder" - speziell was die Vergrößerungen angeht - kann man eigentlich nicht machen. Nichtsdestotrotz, Du wirst mir zustimmen, Heinrich, ist es immer riskant eine verbindliche Auskunft zu geben, wenn man die Spezimen nicht mit den eigenen Augen und im Original begutachten kann. Da es sich hier nicht um Preziosen aus der Schatzkammer der Mogulen handelt, wäre es ja wahrscheinlich nicht tragisch, wenn meine Einschätzung korrigiert werden müßte!

Nach Form, Farbe, Design und Gewicht handelt es sich hier zweifelsfrei um Glasperlen aus Indonesian. Von der Insel Java, um genauer zu sein. Die Handwerker waren und sind Muslime, was typisch, aber nicht zwingend der Fall sein muß. Natürlich gab es auch nichtmuslimische Glasperlen-Künstler, wie u.a. Murano, Gablonz, Neu-Galonz, Lauscha etc. beweist.

Solche Glasperlen wurden ab dem 16. Jahrhundert in (oder auf) Java produziert und sind unter Sammlern geschätzt. Preise von bis zu 200 Dollar/Stück waren normal und wurden bis ca. 2000 bezahlt!

Heute nicht mehr! Der Markt für diese Perlen - die es auch in anderen Designs und Techniken gibt (die hier gezeigten Stücke sind in "feather-technique" hergestellt, wie man das auch von anderen alten und neuen Gläsern, also Nichtperlen, kennt - ist toter als tot!

Die Gründe dafür sind moderne Nachbildungen der authentischen Vorgänger - nicht immer "Fakes" - die heutzutage zu Preisen zwischen ca. 5 und 10 Dollar in verschiedenen Designs - aber immer rund und von einer Größe, wie hier vorgestellt - angeboten werden.

Im Januar diesen Jahres besuchte ich wie jedes Jahr die "Tucson Gem and Mineral Show" in Arizona, die weltgrößte Messe ihrer Art, die in einigen Hallen auch "Ethnoschmuck" anbieten, worunter diese "Beads" (=Glasperlen) eingeordnet werden auf solchen Messen. Ein langjähriger Freund, der seine Sammlung aufgelöst hatte, bot u.a. auch seine "JATIM-Sammlung" (so die Bezeichnung dieser Perlengattung) an. Circa 80-100 Spezimen hatte er zum Verkauf angeboten zu Preisen zwischen 20 (!!) und 40 Euro! Verkauft hat er nicht eine EINZIGE und das obwohl fast alle Interessierten wussten, dass seine "beads" authentisch, also alt (und sowieso in perfektem Zustand, inkl. Patina) waren. Der einzige Grund für dieses Disaster? DER MARKT IST ABSOLUT TOT! Diese Perlen sind nicht mehr zu verkaufen - zu viele "FAKES" haben den Markt überschwemmt, die Kunden und Sammler sind nicht nur skeptisch, sie sind absolut unwillig zu kaufen und das selbst zu den genannten Preisen. Wie bereits erwähnt - 10, 20, 30 Jahre zuvor - also ca. zwischen 1970 und 2000 hätte Freund Bill dafür jederzeit 200+ Dollar erzielen können. Auf der Messe sagte er zerknirscht, dass er in den 1980-er Jahren in Indonesien selbst ähnlich viel bezahlt hatte. Alle Interessierten kannte seine Story, wußten dass seine "beads" echt und alt waren und..."no thanks, Bill - you know why!"

Die drei hier vorgestellten Perlen sehen derart perfekt aus - in allen, wirklich allen wichtigen Parametern - das es nicht möglich ist eine 100% seriöse Aussage zu machen. Das sähe evt. nicht mal dann anders aus, wenn ich die Perlen persönlich begutachten könnte. Selbst die "gecrackelte" Oberfläche (deutlich zu sehen auf der vorderen Perle im oberen Bereich) kann von diesen ABSOLUTEN SPITZEN-BEADMAKERN - "Javanese Jonge", wie der Tabakraucher sagen könnte - heutzutage PERFEKT nachgeahmt werden, ganz abgesehen von der roten, eisenhaltigen Erde - die einen archäologischen Fund unterstellen soll.

Und genau damit kommen wir zu meinem ersten handfesten Argument, das am Ende und per Saldo auf "Fake" hinaus laufen wird.

1.) Glasperlen in Indonesien waren fast immer s.g. "HEIRLOOM" beads. Das heißt Erbstücke, die innerhalb der Familie weiter gegeben wurden, also niemals "unter Tage" in Gräbern gelegen haben. Von all den JATIM, die ich im Laufe der Jahre gesehen habe, zeigten nur ganz wenige die hier vorhandene "archäologische" Patina. Weniger als 5%, würde ich sagen.

2.) Diese drei Perlen wurden (wann...?) auf dem Flohmarkt zu kleinem Preis erworben. Auch das spricht eindeutig für Kopien, es sei denn der Besitzer hätte diese Perlen vor 1990, besser noch früher, erworben. Wäre das der Fall, müßte ich meine Einschätzung zur Authenzität überprüfen. Ich gehe davon aus, der Besitzer hat diese drei Perlen nach 2000 erworben, möglicherweise sogar nach 2005 oder später!

3.) Perlen dieser Art - die Rede ist jetzt von Authentischen, nennen wir sie hier mal "echt", was natürlich eigentlich eine falsche Bezeichnung ist - sind selten genug, um NICHT im Dreierpack aufzutreten. Allein diese Tatsache ist verdächtig, auch weil es sich dem dem Verkäufer mit großer Wahrscheinlichkeit nicht um einen "Glasperlen-Profi" gehandelt hat, darf vermutet werden. Hätte der heutige Besitzer hingegen ein Einzelstück erworben, könnte diese Tatsache, speziell im Zusammenspiel mit anderen Beobachtungen und Tatsachen - z.B. einer nicht (!) vorhandenen "Untertage-Patina" u.a. - für alt, also für "echt" sprechen. All das ist hier aber nicht der Fall!

4.) Der Preis ist auf den ersten Blick verdächtig. 50 Euro für drei Beads dieser Art...? Einerseits durch das Auftreten der vielen Fakes zwar denkbar - wie zuvor geschildert - jedoch kaum in Deutschland, wo "Bead Collecting" nicht den Stellenwert hat, wie z.B. in USA, Japan und neuerdings auch China und Russland. Deutsche Sammler - auch die gibt es natürlich - sind nicht so gut informiert wie z.B. die Amis, die in Bead Societies organisiert sind und über viel "lokale Literatur" (Newsletter etc.) verfügen. In einer solchen Umgebung verbreiten sich Nachrichten - gerade auch schlechte - natürlich viel schneller, als bei uns. In Deutschland und unter den (wenigen) geschilderten Umständen sprechen die gezahlten 50 Euro/Mark eindeutig für Kopien der alten, zwischen dem 16. + 18. Jahrhundert hergestellten Originale.

Wahrscheinlich ist ein Perlensammler im Anfangsstadium seiner Leidenschaft auf "Fakes" herein gefallen, eine Tatsache die er mit vielen Pro's teilt (diese indonesischen Kopien sind einfach so XXXtrem perfekt gefälscht - ganz im Gegensatz zu "Fakes" aus anderen Workshops, die der erfahrene Sammler relativ leicht erkennt). Möglicherweise hat dieser Käufer auch relativ viel Geld für die Stücke bezahlt, nur um dann am Ende aufgeklärt zu werden, dass er "mit Zitronen gehandelt" hat. Danach könnte er seine "Fakes" zu kleinem Preis einem Flohmarkthändler angeboten haben. Dieser - da bin ich fast sicher - wußte genau, was er verkauft und dass es sich nicht um Originale handeln würde.

Könnte ich sehen, ob beide Perllöcher den gleichen Durchmesser haben, wäre das eine sehr wichtige Zusatzinformation. Auch die gäbe keine 100%ige Gewissheit, würde jedoch helfen meine Hypothese - Fake - zu erhärten. Sind beide Perllöcher gleich gross, würde das auf Nachbildungen neuen Datums verweisen. Aufgrund der alten Herstellungstechnik sollte ein Perlloch 2-3 Millimeter größer sein als das andere.

De Fakto ändert sich jedoch nicht am Wert der Perlen. Ob sie im 16., dem 17., dem 18. Jahrhundert oder im Zeitraum zwischen 2000 + 2014 gefertigt wurden - der heute zu erzielende Preis bliebe mit unter 10 Euro pro Stück der gleiche!

Das Ganze ist eine traurige Entwicklung und ein Beweis dafür was "Fakes" anrichten können, auf einem Markt. Ich, an Stelle des derzeitigen Besitzers, würde die Perlen behalten. Es ist durchaus möglich, dass ihr Wert in einigen Jahrzehnten wieder den alten Stand erreicht!

Wie wir gelesen haben: Diese JATIM-Beads aus Java/Indonesien sind s.g. "HEIRLOOM-Beads", die nur innerhalb der Familie weiter gegeben werden.
Auch wenn es sich hier mit hoher Wahrscheinlichkeit um Nachbildungen der alten Stücke handelt, sos ist ihr künstlerischer Wert hoch. Ich glaube nicht, dass einer der amerikanischen oder japanischen glass-bead artists - echte Super-Cracks der Szene, jene die 100-300 Dollar für eine "Perle" verlangen und erhalten, in der Lage wäre, diesen Beads eine solch perfekte Patina zu verpassen! EINMALIG und das alleine ist eine im Westen unerreichte Kunstfertigkeit!

Jürgen
15.9.14 - 23:56 Uhr

Das ist jetzt die dritte Stelle, an der ich meine Einschätzung platziere. Ich blicke' einfach nicht mehr durch - finde auf einmal meinen eigenen Text nicht wieder - verstehe nicht in welchem Forum (diesem hier oder einem anderen) die Urpost (mit Fotos) gepostet wurde und andere Probleme (PW funktionierte nicht mehr - neues kam nicht etc.).

Ich bitte den Moderator meinen Text in den richtigen Raum zu setzen und meine 2 Kopien zu löschen!

In diesem "Schmuck und Uhren" Forum - ich hatte bisher weder die Ruhe noch die Zeit heraus zu finden, inwieweit das hier involviert ist - wurde noch vor meiner Post auf "MILLEFIORI" verwiesen!

Diese Perlen aus Venedig (Murano) - hergestellt in der gezeigten Form zwischen ca. 1880 und 1950 - sind Re-Importe aus West-Afrika und haben nur gaaaaaaaant am Rand etwas mit den ursprünglichen JATIM zu tun.

Weder die Herstellungstechnik, noch der Herstellungsort noch der Herstellungszeitpunkt hat etwas mit "unseren Jatims" (die zudem nie nach Afrika verhandelt wurden) zu tun. Ein Strang Millefiori - wie hier gezeigt - hat einen Wert von ca. 70-80 Euro in Europa - ein Drittel dieser Summe in Afrika, Ghana hauptsächlich!

Eine Perle ist jedoch nicht wie die Andere - wie jeder sehen kann. Und diese Unterschiede im Design machen neben dem Erhaltungszustand den großen Unterschied im Preis aus. Es gibt einzelne MILLEFIORIS ("tausend Blumen", an die das Design erinnern soll) die durchaus 50+ Euro kosten können, während oft gefertigte Designs auch nur 2,3,4 Euro kosten können/jeweils pro Stück. Man das das ALLES (!) nicht über einen Kamm scheren. Murano allein hat hundertausende Designs hergestellt, islamische Künstler ebenfalls - ganz zu schweigen von den vielen anderen Workshops zu verschiedenen Zeiten, seit ca. 2500 BC/Egypt, als Glas als Material erfunden wurde und recht schnell die ersten "BEADS" hergestellt wurden ("Glasperlen" oder auch "Perlen" sagt man eigentlich nicht [mehr] - wegen der phon. Verwechslung mit s.g. echten Süsswasserperlen). Die Amis und anderen englisch sprechenden Länder sagen daher auch nicht "pearls" oder "glass-pearls", sondern "beads" oder "glass-beads".

Die Posterin hat Recht, wenn sie die geschilderte Herstellungstechnik kritisiert, die Millefiori mit den Jatim gleich setzen wollte. Die Techniken sind sehr unterschiedlich. Bei den JATIMs handelt es sich um eine s.g. "FEATHER-TECHNIK". Die wird mittlerweile schon beim "LATTE-MACCHIATO" eingesetzt. Genau so (!!!) wird das auch bei semi-flüssigem Glas gemacht. Man fährt mit einem dünnen, spiitzen Metallgegenstand durch eine Reihe feiner paralleler Linien. Daraus ergibt sich dann zwangsläufig dieses Federmuster. Geht ganz leicht - im Gegensatz zur Gesamtherstellung einer Glasperle!

Bei weiteren Fragen, auch mit Fotos werde ich gerne weiter Auskunft geben!

Jürgen
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Redaktion

 ·  #10
hallo Jürgen
ich würd das gerne in Ordnung bringen, aber im anderen Forum hab ich keine Rechte :)
Aber eben, ich war ja wohl glaub ich auch nicht gemeint. :)

Magst Du Dir vielleicht einen Account zulegen und hier bei uns öfter mitschreiben? Account erstellen geht schnell und ist kostenlos und Du kannst dann auch Deine eigenen Beiträge jeweils ganz schnell wieder finden. Wir helfen Dir hier auch gerne jeweils bei technischen Problemen und bei der Bedienung des Forums.
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 ·  #11
Ich will ja hier nicht auf "Papst" machen, wo ich nicht mal Papa bin, geschweige denn religiös!

Heinrich:
Der Link zu meinem Artikel führt nicht zu einem Buch, sondern zum ältesten und besteb amerikanischen (Ethno-)Schmuck-Magazin "ORNAMENT MAGAZINE" (wie auch der Link selbst sagt), das in Kalifornien heute noch existiert und aufstrebende, aber auch alteingesessene Künstler featured!

Mein Liebling:
Per Saldo weder Schrott (wie könnte so kunstvolle Handarbeit "Schrott" sein...?) noch wertvoll - so relativ "der Wert an sich" einzuschätzen ist. Siehe meine Gesamtbeurteilung unter dem angegebenen Link!

Die Anschaffung von Louis Sher Dubin's Buch "THE HISTORY OF BEADS" war eine sehr-sehr weise Entscheidung. Du kannst Dich auf einen großes "Glasperlenfest" einstellen, auch wenn der Text selbst überarbeitet werden müßte. Sie sind trotzdem per Saldo gut, wobei die Fotos eines japanischen "Meisterschützen" einfach nur großartig sind! Wußte garnicht, dass das Buch übersetzt wurde. In USA wurde es weit über 100.000x verklauft. Eine unfassbare Zahl für ein Kunstbuch. Dubin - die soeben (!!!) ein neues Werk über "BEADWORK der INDIANER" auf den Markt gebracht hat, gilt als Begründerin der BEAD-COLLECTOR Szene in USA und weltweit! Ein tolles Buch für den Anfang - perfekter Überblick!

stefanS:
Zitat: " Millefiori ohne oder mit farbigem Kern sind in der Regel älteren Ursprungs"...

Das bedarf einer Erklärung. "Mit und ohne"...? Zutreffend ist, das venezianische Millefioris in den meisten Fällen einen "schwarzen" Kern haben. Immer ist das jedoch nicht zutreffend! Im Übrigen: die Farbe Schwarz existiert nicht beim Material Glas. Statt schwarz wird in der Regel dunkelblau oder dunkelgrün eingesetzt. Seltener sind auch dunkellila und dunkelrot möglich. Wenn mal eine kleine Ecke abbricht, kann man diese Tatsache im Gegenlicht gut sehen!

Ein weiterer (mit jetzt unbekannter ) Poster:
Der schrieb von Fachleuten wie Goldschmieden oder Archäologen, die etwas zum Thema "antike Glasperlen" beitragen könnten! Es sei denn eine der beiden genannten Berufsgruppen ist im Privatleben langjähriger Glasperlensammler/In haben weder Archäologen und schon gar keine Goldschmiede irgend eine Ahnung von dieser Materie. Was z.B. Christie's, aber auch Sotheby's zum Thema zum Besten gibt, wenn sie antike Glasperlen auktionieren, ist...der (Auktions-)HAMMER! Die haben im Grund keine, ich meine fast GAR KEINE Ahnung!

Selbst Archäologen die auf ausgewiesenen Gräberfeldern graben, sind zu 90% unbedarft, was ihre Glasperlenfunde angeht.

Goldschmiede haben ja nun auch wenig mit Glas zu tun. Woher sollten die sich mit alten und antiken Glasperlen auskennen? Undenkbar - es sei denn sie wären zudem Sammler!

Im Übrigen:
DEEEN Glasperlensammler gibt es schon lange nicht mehr. Das hat sich genau so aufgesplittet, wie in jedem anderen Bereich, z.B. beim Schmuck (Biedermeier, Jugendstil, Art Deco etc.). Sammler sammeln entweder "römisches Gläser" oder "frühislamische beads", oder ägyptisch, phönizisch, italienisch, französisch, Gablonz, Lauscha etc. Kaum einer ist wirklich Fachmann für alle Arten - auch ich nicht, natürlich. Die zuvor besprochenen "JATIM" sind z.B. nicht meine Spezialität.

Ich sammle neben frühislamischen beads hauptsächlich alte Pulverglasperlen aus der Sahara/Mauretanien, genannt "MURAQAT", landläufig auch "KIFFA BEADS" genannt. Was in Ebay unter diesem Namen angeboten wird, hat jedoch NICHTS (!!!) mit den von mir gemeinten Perlen gemeinsam. NICHTS!!!

Gruß,
Jürgen
stefanS
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stefanS

 ·  #12
meine hochachtung !!!!!!!!!!!!!
ich habe selten einen so fundierten bericht gelesen, wie deinen.
obwohl so lang habe ich ihn 2 mal gelesen.
ich ziehe meinen hut
ich würde mich ehrlich freuen, wenn du mehr über deine sammlung bzw
dieses sammelgebiet schreiben könntest.
gruß
stefan
Baer
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Baer

 ·  #13
Zitat geschrieben von Redaktion
hallo Jürgen
ich würd das gerne in Ordnung bringen, aber im anderen Forum hab ich keine Rechte :)
Aber eben, ich war ja wohl glaub ich auch nicht gemeint. :)


Alles repariert. :)
Redaktion
Redaktion
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Redaktion

 ·  #14
Guestuser
 
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Guestuser

 ·  #15
16.9.2014

Hallo Forumites,
vielen Dank für die Blumen (stefanS) - freut mich, wenn meine Einschätzung Euer Interesse gefunden hat.

Mit Glasperlen ist es ungefähr so wie auch mit anderen Sammelgebieten, zum Beispiel...."Märklin-Eisenbahn der 50er/60er Jahre". Solche Menschen, denke ich mir, wissen Vieles über Märklin, aber nicht alles über "Fleischmann" und oder "Trix" (hieß diese Firma nicht so?). Dennoch haben sie gewiss auch gutes Wissen, was die beiden Letztgenannten Anbieter angeht!

Ergo: Ich kenne mich natürlich recht gut aus mit (fast) allen Glasperlentypen - wie jeder andere ernsthaft interessierte Glasperlensammler auch - aber auch ich habe m/ein Fachgebiet (MURAQAT aka "Kiffa Beads" > Wikipedia), auf dem ich spezielle Kenntnisse habe.

Ich wollte das noch einmal erwähnen, im Rückblick auf meine gestrige Einschätzung der drei "Jatims", und meine Einlassung, dass sie mit höherer Wahrscheinlichkeit modernen Ursprungs sind. Verdeutlichen möchte ich aber ebenfalls, dass es sich um nahezu unfassbar gut gemachte Kopien handelt - was einen Wert an sich darstellt. Es gibt Sammler aus dem Bereich "antike Glasperlen", die ausnahmslos "Fakes" sammeln. Gerade letzte Woche - welcher Zufall - habe ich für 100 Euro eine "Kiffa Bead" erworben (ebenfalls in Indonesien gemacht und als 2000 Jahre römische Perle angeboten. Der Verkäufer kam aus Dubai (!!) - ein Land weit weg von Mauretanien, denn nur dort wurden "Kiffas" gefertigt), die ebenfalls fantastisch gefälscht wurde, was technisch noch anspruchsvoller ist, als das Fälschen der drei Jatims. Ich habe seit Jahren keine Original "Kiffa Perlen" mehr erworben (meine komplette Sammlung habe ich auf sieben Reisen in die Sahara ausschließlich im Land selbst erworben, keine meiner "Kiffas" kommt von Ebay oder Händlern), aber nun gerade vor einigen Tagen diese Fälschung gekauft. Will sagen: gerade auch Fälschungen können von Wert sein. Das gilt meines Erachtens auch für die drei hier in Rede stehenden "Jatims".

Eine moderne Nachbildung ist ja nicht immer zwingend eine Fälschung. Wie ich bereits gestern ausführte, werden diese eigentlich sehr schönen Java-Beads mittlerweile auch als Neuware angeboten. Zum unglaublichen Preis von 5-10 Euro/Stück (auf Wunsch sende ich einen Link). Diese Perlen unterscheiden sich technisch und auch äußerlich NICHT von "unseren" drei Beads - sind sie doch aus dem gleichen Workshop in Indonesien. Was die hiesigen Exemplare EINDEUTIG als "Fakes", also bewußte Fälschungen ausweist, ist ihre "Patina" - das Zufügen der roten Erdreste, was von tatsächlichen Ausgrabungsperlen kaum oder garnicht zu unterscheiden ist. Ich selbst habe derart perfekt gemachte Kopien noch nicht gesehen. Gleiches gilt für einen "Perlenfreund" aus den USA, mit dem ich mich heute noch einmal beraten habe. Er teilt meine Einschätzung, ohne dass ich ihm zuvor das Ergebnis meiner optischen und logischen Analyse mitgeteilt hatte.

Ich persönlich würde die "Beads" auf keinen Fall weggeben. Sie sind nicht nur schön und erstklassig gemacht, sondern gewinnen gerade deshalb an (ideellem) Wert WEIL es offensichtlich bewußte Fälschungen sind.

Die ureigentliche Herkunft dieser islamischen Perlen liegt in der Levante - im Bereich des heutigen Syrien und Libanon etc. Von den dortigen historischen Glaszentren ausgehend, hat sich die Technik in einige andere Länder verbreitet. Darunter Ägypten (Kairo, Afghanistan (Herat), aber auch Palästina und Indien. Letztendlich sogar bis in die weiter westlich liegende Sahara, also zu meinen "Kiffas", hier aber nur was die benutzten Farben, Farbkombinationen und Designs insgesamt angeht - die Herstellungstechnik in Mauretanien ist eine völlig andere und zudem indogene, also eine die ausserhalb Mauretaniens unbekannt ist, von Ghana abgesehen. Aber das wiederum ist eine noch viel weiterführende Geschichte!

Das Schöne am Perlensammeln ist die Verbindung von Kunst mit Geschichte und Archäologie - aber auch Disziplinen wie Ethnologie und Sozial- und Handelsgeschichte spielen eine wichtige Rolle. Das alles in Verbindung mit (eigenem) Reisen und dem dazu gehörenden Jagdfieber macht dieses Sammelgebiet für mich so interessant. Wenn nur die Preise nicht wären, die sich mittlerweile fast überall etabliert haben. In Deutschland mag "bead-collecting" eine Randerscheinung des Sammelns sein, in USA (aber auch Japan und mit zunehmender Tendenz China und Moskau) ist es ein echtes Massenphänomen (bedingt sicher auch durch die Indianer-Kultur, die ja bekanntlich viele ihrer rituellen Werkzeuge sowie Dinge des täglichen Bedarfs plus religiöse Dinge mit (kleinen) Perlen (= Seedbeads) verziert haben. Auch das amerikanische "Multi-Kulti" hat beigetragen zu dieser Leidenschaft, die nicht zuletzt die Hippies aus San Francisco in den 1960-er Jahren ins Rollen gebracht haben. All das fehlt natürlich in Europa, speziell Deutschland.

Interessierten kann ich nur das bereits erwähnte Standardwerk "HISTORY OF BEADS" (Dubin) ans Herz legen. Eine perfekte Einführung! Für weiterführende Literatur teile ich auf Wunsch gerne mit. Meine diesbezügliche Bibliothek umfasst mittlerweile über 200 Exemplare von Primär- und Sekundärliteratur (die teilweise auch in den allgemeinen [Ethno-]Schmuckbereich übergreift, da Glasperlen seit Jahrhunderten atürlich auch im Zusammenspiel mit Silber, Gold und anderen Materialien Verwendung fanden).

In diesem Sinne,
Jürgen

PS
Ein Link zu m/einem Artikel (Ornament Magazin, 2013) über "Kiffa Beads" (aka MURAQAD im Arabischen) ist im "anderen Forum" zu finden. Ich habe immer noch nicht kapiert, in welcher Wechselbeziehung diese beiden Foren - oder ist es am Ende doch ein und dasselbe - zu einander stehen!
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