Ich liebe es garnicht hier als "Rächer der Enterbten" aufzutreten. Ich würde auch lieber bessere Nachrichten verbreiten.
Ob ich mich auch täuschen kann in meiner Einschätzung...? Theoretisch ja, praktisch gibt es dafür eher nur eine kleine Chance!
Was ich anbieten kann ist mich "auf Heller und Pfennig" bei denen zu erkundigen, die gegebenenfalls als Käufer in Frage kämen. Das würde jedoch voraussetzen, dass ich mich getäuscht hätte, was den Wert als Sammlerwerte Perle angeht. Das hingegen ist schwer vorstellbar, ist doch gerade das mein Metier (auch wenn Murano, wie nun bekannt, nicht mein zentrales Sammelgebiet ist).
Es handelt sich auch hier nicht um Spezielkenntnisse. So wenig wie gestern bei den besprochenen JATIMs. Stattdessen ist es eher Allgemeinwissen eines Perlensammlers, was ich hier zum Besten gebe.
Was zudem Sammler als Interessenten ausschließt, ist die total fehlende afrikanische Patina. Nehmen wir an - unabhängig von den gezeigten Perlen und nur zur Erklärung des Wertes von "afrikanischer Patina" - wir hätten zwei Millefiori aus dem 1880-er Anfangsjahren dieser Produktion in Murano! (die Römer haben bereits vor 2000 Jahren Millefiori hergestellt).
Beide Perlen wären deckungsgleich in allen Parametern.
Die eine hätte seit 1880 in einer deutschen Schmuckkiste oder einem deutschen Keller gelegen - die andere wäre 1881 nach Ghana verschifft worden (übrigens auch als Ballast der (Segel-)Schiffe eingesetzt und tatsächlich auch im Austausch gegen Sklaven, aber auch viele andere afrikanische Güter, wie Palmöl, Goldstaub, Straussenfedern, ORYX-Leder etc.), in Afrika getragen worden, hätte "afrikanische Patina" angenommen (ja, die kann man sowohl sehen, als auch riechen!!) und wäre dann 1975 aus Afrika re-importiert worden von darauf spezialisierten Händlern (viele davon sind heute Millionäre, im Übrigen).
Welche dieser beiden ursprünglich einmal 100% identischen Perlen hat den höheren Preis?
Ihr ahnt natürlich die Antwort!
Während die Millefiori aus dem deutschen Keller fast wertlos ist, kostet die "Afrikanische", die re-importierte "Mille" 10-20 Euro - je nach Zustand und Dekor. Pro Stück natürlich. Millefiori sind nicht "sooo" teuer - Ausnahmen bestätigen diese Regel.
Damit ist auch erklärt, warum "unsere Perlen" hier nicht den Wert haben als jene, die den "Muttertag in Afrika" erlebt haben. Die hier gezeigten Perlen konnten jedoch auch garnicht nach Afrika geschickt worden sein. Dafür sind sie viel zu jung. Der Export italienischer Perlen nach Ghana und Togo (weniger in andere Länder West-Afrikas, jedoch teilweise auch nach Kamerum, Benin und Nigeria - obwohl gerade die Nigerianer eigentlich LIEBHABER von Karneolen - aus Indien - waren. Diese Karneole, diese gefärbten Achate aus Gujarat/Indien (ich habe die Minen dort besucht, aber auch die Workshops in Cambay, die heute noch tätig sind - ein unvergleichliches Erlebnis im Übrigen. Eine indische Stadt ohne Touristen, eine Stadt wie sie vor 200 Jahren wohl schon ausgesehen hat. Ich mußte die Fahrt dorthin - von "Ahmedabad", der Geburtsstadt Gandhi's kommend, mit einer Dampflok anreisen und das ware keine "Touri-Attraktion". Diese Fahrt in sternenklarer Nacht hoch auf dem Dach einer der drei Waggons sitzend, war ein Erlebnis für sich. Sorry, fiel mir gerade zu "KARNEOL" ein) wurde durch den Ausbruch von WW-2 zwangsläufig unterbrochen und nach dem Krieg nicht wieder aufgenommen.
Ergo: Es handelt sich hier um nagelneue Perlen aus Murano, weder um (design-)typische Murano-Perlen noch um re-importierte "Venezianer" aus Afrika.
Was deren tatsächlichen Wert im Jahre 2014 angeht - nach meiner Meinung liegt der um oder unter dem Preis neuer indischer Beads, sofern überhaupt verkäuflich - melde ich mich in kurzfristig. Da ich mich mit USA kurzschliessen müßte, könnte es auch 2-3 Tage dauern.
Ist das vom Besitzer gewünscht? Oder ist er von meiner Einschätzung so vielleicht frustriert, dass er von mir keine weiteren Aussagen mehr hören will. Kann es ja auch geben!
Damit ich hinterher nicht als Besserwisser dastehe, schätze ich den aktuellen VK-Wert auf 500 Euro - abhängig vom tatsächlich vorhandenen Gewicht. Das zu wissen wäre wichtiger als die Stückzahl!
In diesem Sinne,
Jürgen