Hallo Ulrich,
in der Zwischenzeit gehöre ich zu denen, die "tote" Gegenstände in der Wohnung trostlos finden und nicht schätzen, weil ich glaube, dass alle, aber gerade alte Gegenstände nicht nur Respekt verdienen sondern auch eine emotionale Wertschätzung. Die andere Phase mit dem Alles-Aufbewahren hatte ich auch mal, aber beim vorletzten Umzug und einem zusammenbrechenden gewerblichen Umzugshelfer habe ich dann beschlossen, dass 5000 Bücher reichen und ein Buch, dass ich zwar mal gelesen habe, aber nie wieder brauchen werde, einen anderen Besitzer verdient hat, der es wirklich braucht. Überflüssiger Pröhl im Werkzeugkasten ist nämlich nicht nur lästig, sondern auch gefährlich, wie jeder weiß, der mal in ein Teppichmesser gefasst hat. Diese Bücher-Entscheidung war jedenfalls folgenreich für viele Dinge bzw. Ex-Dinge ...
Heute verkaufe ich konsequent jedes Stück, das mir nichts sagt, und das möglichst an jemanden, dem es wirklich etwas bedeutet, weil es dort "lebt". (Ich würde nun gern sagen "und der Preis ist mir dann nicht wichtig", aber das wäre glatt gelogen, denn soviel Großzügigkeit kann ich mir schlicht nicht leisten.) Bereut habe ich das nicht in einem Fall. Das, was bleibt, bis nichts mehr bleibt, sind doch nie die "Stücke" selbst, sondern immer nur die Begegnungen, in denen Leben und eben genau der Funke ist, den seit Jahrhunderten Menschen erfolglos an den Dingen festzumachen versuchen, in der verzweifelten Hoffnung, es möge sich wenigstens anfassen lassen, wenn wir es schon nicht begreifen können.
Jade